Science-Fiction-Literatur begann im 17. Jahrhundert – Weltall als Ort der Freiheit

  • Science-Fiction-Literatur begann im 17. Jahrhundert – Weltall als Ort der Freiheit

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    Das Weltall und besonders der Mond waren in der Literatur des 17. Jahrhunderts der Ort, wo man mehr lernte, freier dachte und frei publizieren konnte. Auf der Erde herrschten zu der Zeit strenge Dogmen. Erst ab den 1960er-Jahren kehrte mit den ersten echten Raumfahrten Ernüchterung ein.


    Kepler beschrieb sein heliozentrisches Weltbild mit einer Traumerzählung

    Beginn des 17. Jahrhunderts versuchte der deutsche Astronom Johannes Kepler zu beweisen, dass die Erde sich um die Sonne dreht. ,,Er ist derjenige, der erkannt hat, dass man dafür auf den Mond gehen muss”, sagt Philipp Theisson, Literaturprofessor an der Universität Zürich und Autor der „Einführung in die außerirdische Literatur“.


    Aus diesem Grund habe Kepler die Traumerzählung ,,Somnium”, auch bekannt als „Der Traum vom Mond“, geschrieben, in der er eine Menschenseele von einem Dämon auf den Mond entführen lässt.


    Die Reise zum Mond als Flucht des freien Geistes

    ,,Man lernt eigentlich im All immer mehr, als man auf der Erde lernen kann, weil auf der Erde damals bestimmte Dogmen bestehen, die Freigeister im All umgehen können”, erklärt Theisson.


    Von der Erde verbannte Theorien durften demnach auf dem Mond publizieren werden und Ketzer dort ihre Lehren vortragen. Das finde man zum Beispiel auch in den Romanen ,,Die Reise zu den Mondstaaten und Sonnenreichen” des französischen Schriftstellers Cyrano de Bergerac (1619 - 1655) wieder, die gerne als erste Science-Fiction-Romane der Literaturgeschichte beschrieben werden.

    Jules Verne: Von der Erde zum Mond (Foto: IMAGO, United Archives International)

    Jules Vernes 1865 veröffentlichter Roman „Von der Erde zum Mond“ gilt als eine der akkuratesten literarischen Beschreibungen einer Mondreisen vor dem Apollio-11-Mission mehr als hundert Jahre später.


    Mit dem ersten Mann auf dem Mond kommt die Ernüchterung der Literatur

    Mit den ersten Reisen ins Weltall sei dann jedoch Ernüchterung eingetreten. ,,Dass der Weltraum erst mal kalt und unwirtlich ist und der Weg zum Mond keine lustige Reise ist”, sagt Theisson, ,,das wusste man schon”.


    Aber dass dort im All auch wirklich nichts ist, man einsam sei, zum Beispiel auf dem Mars keine Fremden, bewohnten Dschungel und Abenteuer warten, das war die große Ernüchterung der Literatur in den 1960er-Jahren, als mit Juri Gagarin und der Apollo-11-Mission die ersten Menschen im Weltraum und auf dem Mond einen Blick ins Unbekannte jenseits der Erde erhaschten.


    aus der Sendung vom

    Di., 3.1.2023 18:40 Uhr, SWR2 Kultur aktuell, SWR2


    Quelle: https://www.swr.de/swr2/litera…t-der-freiheiten-100.html