Ein bisschen Jules Verne in Dresden

  • Dresden. Hätten Sie gewusst, was das ist? WochenKurier hat ein ungewöhnliches Relik im Gewerbepark Niedersedlitz mal genauer unter die Lupe genommen.



    Wer am Gewerbepark Niedersedlitz vorbeikommt, der entdeckt dieses Relikt – eine aus Eisenblech zusammengenietete Hohlkugel mit einem riesigen Stirnzahnrad, das allerdings nicht zum Öffnen der Kugel gedacht war, sondern zum Drehen. Mit ihren gewaltigen Nieten und kleinen Mannlöchern zum Hineinkriechen mutet die rostige Kugel heute wie ein Fantasie-Gefährt aus der Welt von Jules Verne an.



    Tatsächlich wurden in diesem Apparat jedoch Lumpen gekocht. Drinnen sitzen Schienen, die die »Wäsche« ordentlich durchwalken, fast so wie bei den ersten Waschmaschinen. Doch diese Lumpen wurden mit Zusätzen zu einem Brei verkocht, aus dem Papier hergestellt wurde. 2.000 bis 3.000 Kilo »Hader« – so nannte man vielerorts übrigens auch alte Wischlappen – passten in den Kocher.


    Entwickelt wurde das Gerät für die Papierherstellung von den Brüdern Louis und Prosper Joseph Maria Piette und zwar schon 1838.


    Wie kam die Kugel nach Niedersedlitz?

    Die Chemische Fabrik Schamottewaren und Mosaikplatten-Fabriken von Otto Kaufmann war eine der ersten großen Fabrikanlagen im Dresdner Osten, seit der Vorort im Jahr 1848 an die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn angeschlossen wurde. Hergestellt wurden hier chemische Rohstoffe für die Papierfabrikation über Schamotte und Schmucksteine bis hin zu Steinzeug-Röhren und Viehtrögen. Zuletzt fertigte das Unternehmen maschinell Fliesen und die damals angesagten Mosaik-Platten für ganz Sachsen. Letztere sind bis heute im Dresdner Stadtbild zu sehen.


    Dabei wäre Otto Kaufmann fast nach Königstein gegangen. Er wollte die Papierfabrik seines Onkels in der Sächsischen Schweiz übernehmen. Weil ihm aber dafür das Geld fehlte, kaufte er ein 2,7 Hektar großes Grundstück in Dresden an der Zschachwitzer Straße für 4.916 Taler und 20 Groschen, um hier eine eigene Fabrik aufzubauen.


    Quelle: https://www.wochenkurier.info/…en-jules-verne-in-dresden