In 80 Tagen um die Welt: "Einfraustück" im Chambinzky ruft gemischte Gefühle hervor

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    In 80 Tagen um die Welt: "Einfraustück" im Chambinzky ruft gemischte Gefühle hervor


    Foto: Oliver Mack Wuerzburg | Silva Schreiner verkörpert in dem Stück "In 80 Tagen um die Welt" auf der Bühne gleich mehrere Personen.


    Von Katharina Muth

    31.03.2023 | aktualisiert: 04.04.2023


    Einzelne Stühle, ein paar Plakate, eine junge Frau, die im der Wartebereich der Bundesagentur für Arbeit auf ihren Termin wartet und in einer Zeitschrift liest. Anders als der Klassiker von Jules Verne beginnt die Inszenierung im Würzburger Theater Chambinzky nicht im Haus der Hauptperson Phileas Fogg. "Scheiße, dauert es lange!" beschwert sich die junge Frau über ihre Wartezeit und beginnt die Interaktion mit dem Publikum. Sie erzählt Jules Vernes Abenteuergeschichte und nimmt die Zuschauenden mit auf die Reise des Gentlemans, der den Mitgliedern seines Londoner Clubs beweisen möchte, dass es möglich ist, die Erde in 80 Tagen zu umrunden.


    In Begleitung seines Dieners Jean Passepartout und mit 20.000 Pfund in der Tasche, startet dieser seine Reise um den Globus. Unterwegs haben sie mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen und schaffen es dennoch Zeit für gute Tagen zu finden. Zeit, die ihnen am Ende zum Verhängnis wird. Mit fünfminütiger Verspätung kommen sie in London an. Aber ist der Gentleman wirklich zum ersten Mal in seinem Leben unpünktlich?


    Foto: Oliver Mack Wuerzburg | Silva Schreiner schlägt sich allein durch den "Dschungel".


    Im "Einfraustück", das unter der Regie Carsten Steuwers aufgeführt wird, übernimmt Schauspielerin Silva Schreiner alle Rollen. Als schrille Silvia Zimmermann, die sich die Zeit im Wartebereich der Arbeitsagentur mit Geschichtenerzählen vertreibt, schlüpft sie in die unterschiedlichsten Rollen der Geschichte Jules Vernes. Mit wechselnden Akzenten, Mimik und Gestik verdeutlicht sie, in welcher Rolle sie dabei steckt und in welchem Setting sich die Personen befinden. In der Rolle der allwissenden Erzählerin reflektiert sie den Handlungsverlauf der Geschichte. Das ständige Wechseln der Rollen wirkt anstrengend – für die Schauspielerin wie auch für das Publikum. Ohne Spielpartner präsentiert Silva Schreiner den Klassiker der Weltliteratur auf unterstem literarischen Niveau, aber mit großem Einsatz schauspielerischer Möglichkeiten. Einzig Soundeffekte und Hintergrundbilder helfen ihr, die Geschichte auf die Bühne zu bringen.


    Die Stimmen zum Stück aus dem Publikum sind gemischt: "Man hat das Gefühl, man war hautnah auf der Reise dabei – ich war heute Abend im Dschungel, bin mit dem Zug und auf einem Schiff gefahren. Das ist beste Unterhaltung, man kann einfach mal richtig lachen", schildert eine Zuschauerin ihre Eindrücke. Diese Meinung teilen nicht alle Zuschauenden. "Wie kann man einen literarischen Klassiker so verhunzen?", fragt ein anderer Besucher.


    Für alle, die sich selbst ein Bild machen möchten, läuft das Stück noch bis 6. Mai im Kellertheater des Chambinzkys: http://www.chambinzky.com


    Quelle: https://www.mainpost.de/region…uehle-hervor-art-11090209