Große Literaten und ihre Missgeschicke

  • Große Literaten und ihre Missgeschicke

    Kathrin Spaleck von der Buchhandlung M. Jacobi‘s Nachfolger in Aachen empfiehlt die Episodensammlung: „111 Actionszenen der Weltliteratur“.

    Buchhändlerin Kathrin Spaleck von der Aachener Buchhandlung M. Jacobi‘s Nachfolger Foto: Spaleck

    04.12.2024

    Wer denkt, dass sich hinter dem Titel „111 Actionszenen der Weltliteratur“ besonders actionreiche Textpassagen aus den großen Werken der Weltliteratur verbergen, der irrt – zumindest ein bisschen. Denn in diesem Buch geht es nicht um weltbekannte Texte, sondern um deren Verfasserinnen und Verfasser, genauer gesagt um biografische Anekdoten – von kriminell über romantisch bis abenteuerlich, auf jeden Fall spektakulär.

    Eine im wahrsten Sinne des Wortes „actionreiche“ Episode hat Jules Verne zu bieten, der 1877 mit einer zweimastigen Dampfsegelyacht zur Einweihung der ersten dänischen Achterbahn fuhr.

    Mara Delius, Marc Reichwein (Hrsg.): „111 Actionszenen der Weltliteratur", 384 Seiten, 26 Euro, Die Andere Bibliothek. Foto: Die Andere Bibliothek

    An anderer Stelle hielt Agatha Christie tagelang die Polizei in Atem, weil sie spurlos verschwand. Tolstoi überlebte den Angriff eines Bären. Mary Shelley verfasste nach einer Begegnung mit Lord Byron ihren Roman „Frankenstein“. Anna Seghers, die Grande Dame der DDR-Literatur, wurde am FKK-Strand wüst beschimpft, ausgerechnet von Johannes R. Becher, dem späteren Kulturminister der DDR (der hatte sie allerdings zunächst nicht erkannt).

    Am traumatischsten ist wohl die Episode um Joseph Conrads Kongo-Aufenthalt. Die kolonialen Verbrechen verarbeitete der einstige polnische Flusskapitän in Novellen und in seinem Roman „Herz der Finsternis“.

    Genau 111 Anekdoten finden sich in dieser etwas anderen Literaturgeschichte, herausgegeben von Mara Delius und Marc Reichwein und unter Beteiligung etlicher Autorinnen und Autoren. Denn das Buch basiert auf einer Kolumne der „Literarischen Welt“, die seit 2019 erscheint. Hintergrund dieses Projekts ist die Überzeugung, dass die klassische Literaturgeschichte zu trocken sei.

    Nur über die Beschäftigung mit den Schriftstellerinnen und Schriftstellern, also mit lebendigen Personen, werde Literatur erst richtig interessant. Nachvollziehbar, erst recht nach der Lektüre dieser absolut kurzweiligen, teils kuriosen und überwiegend heiteren Episoden.

    Eine Annäherung an Weltliteratur kann eben auch auf dem Weg von biografischen Begebenheiten erfolgen.

    Quelle: https://www.aachener-zeitung.de/kultur/grosse-…e/28451117.html