„Nosferatu“ neu verfilmt im Kino: Selten war Dracula so eindrucksvoll

  • „Nosferatu“ neu verfilmt im Kino: Selten war Dracula so eindrucksvoll

    01.01.2025 | Stand 01.01.2025, 11:00 Uhr |

    Denkwürdiges Schauspiel: Lily-Rose Depp – 1999 geborene Tochter von Johnny Depp und Vanessa Paradis – spielt die frisch verheiratete Ellen Hutter. In „Nosferatu – Der Untote“ wird sie vom toten Grafen Orlok heimgesucht – dem weltbekannten Blutsauger. − Foto: Universal, Focus Features, dpa

    Für diesen Film darf man zu Superlativen greifen: Die Schauspieler sind grandios, das Filmset und die Kostüme wunderschön, die sinfonischen Streicherklänge zum Niederknien, jede Einstellung wie ein eigenes Kunstwerk. Es klingt übertrieben, ist es aber nicht: Regisseur Robert Eggers („The Northman“, „The Witch“) ist mit seinem neuen Film „Nosferatu“ ein Meisterwerk gelungen.

    Der Vampirfilm ist ein Remake des legendären Stummfilmklassikers „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922. Im Gegensatz zu vorherigen Filmen steht in Eggers düsterer Neuinterpretation die frisch verheiratete Ellen Hutter (Lily-Rose Depp) im Mittelpunkt. Sie wird im Jahr 1838 vom toten Graf Orlok (Bill Skarsgård), dem Vampir Nosferatu, heimgesucht.

    „Ich bin nicht verrückt“, versucht Ellen den Menschen um sich herum klarzumachen. Sie verstehen Ellen nicht und halten ihre krampfartigen Anfälle, ihr Augenrollen, ihre Visionen, ihre Alpträume für eine Form der Hysterie. Doch Ellen ist von Orlok besessen und führt eine obsessive und leidenschaftliche Beziehung zu dem Vampir. „Träume von mir, nur von mir“, flüstert das Monster ihr nachts zu.

    Fatalerweise ist Ellens Ehemann Thomas (Nicholas Hoult) geradewegs auf dem Weg nach Transsilvanien, um mit dem Vampir ein Immobiliengeschäft abzuschließen – Orlok will in die Nachbarschaft der Hutters ziehen. Sein dunkler Schatten legt sich über den Ort und mit ihm das Grauen. Bringt der Wissenschaftler Albin Eberhart von Franz (Willem Dafoe) die Rettung? Um das zu erfahren, sollten Zuschauerinnen und Zuschauer 132 Minuten lang starke Nerven bewahren können.

    Die Schauspielerinnen und Schauspieler füllen ihre Rollen toll aus. Vor allem Depps Leistung ist ebenso furchteinflößend wie beeindruckend. Ellens innere Zerrissenheit, ihr Leid, aber auch ihre Begierde verkörpert Lily-Rose Depp so überzeugend, dass es Kinozuschauer förmlich in ihre Sessel drückt. Die Rolle dürfte der Schauspielerin noch einiges an Beachtung schenken.

    Mindestens ebenso beachtlich ist die Performance des schwedischen Schauspielers Bill Skarsgård, der den Vampir spielt. Monster gehören zu Skarsgårds Spezialität. In der Neuverfilmung des Horrorfilm-Klassikers „Es“ spielte er den kinderfressenden Clown Pennywise. In seiner Rolle als Graf Orlok ist der Schauspieler nicht mehr wiederzuerkennen. Er trug am ganzen Körper Prothesen, wie er erklärte. Die Verwandlung habe mehrere Stunden gedauert. „Ich erinnere mich, dass ich am letzten Drehtag dachte: Ich mache das nie wieder“, sagte er lachend.

    Der Aufwand hat sich gelohnt. Orlok sieht absolut furchteinflößend aus und bereitet den Zuschauern bereits in den ersten Filmminuten einen heftigen Schreckmoment. Mit Unterstützung einer Opernsängerin trainierte Skarsgård seine Stimme, damit sie besonders tief klingt.

    Die Ästhetik ist brillant. Manche Einstellungen wirken wie Gemälde, etwa als Thomas nachts allein auf einem verschneiten Waldweg steht und nur vom Mond beleuchtet wird. Eggers ist für seinen Perfektionismus bekannt. 60 Filmkulissen wurden für den Film gebaut, es gibt nur wenige reale Drehorte. Außerdem kamen mehrere Tausend Ratten zum Einsatz. „Herzog hatte mehr echte Ratten als wir“, sagte Eggers. Der deutsche Regisseur Werner Herzog schuf mit „Nosferatu – Phantom der Nacht“ 1979 ebenfalls eine Version des Stummfilmklassikers.

    Für ihn sei die wichtigste Inspiration aber das Original von 1922, so Eggers. Als kleiner Junge habe er den Film zum ersten Mal gesehen. „Das hat quasi mein Leben verändert. Auch wenn ich diesen Film nie gemacht hätte, wäre Nosferatu ein extrem wichtiger Teil von mir als kreativer Mensch geworden.“

    Mia Bucher


    • USA 2024, von Robert Eggers, mit Lily-Rose Depp, Willem Dafoe, Bill Skarsgård, 132 Minuten, frei ab 16 Jahren

    • Trailer auf pnp.de/kultur

    Dieser Anblick wurde zur Film-Ikone: Max Schreck spielte 1922 Graf Orlok alias Nosferatu. − Foto: Prana-Film

    Quelle: https://www.pnp.de/nachrichten/ku…ksvoll-17722085

  • … vielleicht meldet sich demnächst mal jemand, der sich eine eigene Meinung gebildet hat.
    Was mich stutzig macht ist die Tatsache, dass ich diese Rezension schon vorher in zwei unterschiedlichen Tageszeitungen gelesen und gesehen habe (erkennbar an den aufgelisteten Superlativen am Textanfang). Ist er wirklich so gut, oder hat das Marketing zum Film soviel Geld und Einfluss?

  • Das dürfte ein Agentur-Artikel sein, der von Zeitungen übernommen wird, die keine eigene Kinoredaktion haben. Viele kleinere Tageszeitungen füllen ihren überregionalen Teil generell mit Agenturmaterialien und nur die Lokalbeiträge sind originale Texte.