Fan von Karl May spielt sogar Winnetou-Brettspiel

  • Fan von Karl May spielt sogar Winnetou-Brettspiel

    Stand:27.01.2025, 19:20 Uhr

    Von: Thilo Kortmann


    Mit Ehefrau Cordula spielt er häufig das Winnetou-Brettspiel. © Thilo Kortmann

    Florian Schlepps aus Halver liebt nicht nur die Literatur von Karl May, sondern begibt sich auch spielerisch in die Wild-West-Welt.

    Halver - Michael „Bully“ Herbig dreht gerade „Kanu des Manitou“, die Fortsetzung vom „Schuh des Manitou“. Basierend auf den Winnetou-Romanen von Karl May. „Ich bin kein großer Fan von diesen Ulk-Filmen. Doch eines bringen sie überspitzt auf den Punkt: die Darstellung der Indianer in den Romanen“, erklärt Florian Schlepps. Der Halveraner besitzt eine große Anzahl an Werken von Karl May. Ein ganzes Bücheregal ist dem sächsischen Reiseschriftsteller gewidmet. Dazu gehören Sonderbände wie ein Buch nur über Landkarten.


    Außerdem gibt es da noch das Winnetou-Brettspiel, Figuren und einen Westernhut mit Federn. „Ich mag das sehr, diese Geschichten aus dem Wilden Westen und dem Orient. Schon als Kind habe ich die Werke gelesen“, erklärt der 54-Jährige. Als fanatischen May-Fan bezeichnet er sich nicht, sondern eher als „stillen und ruhigen“ Liebhaber der Abenteuergeschichten des Schriftstellers aus dem 19. Jahrhundert. Immer wieder geraten die Bücher in die Schlagzeilen, wenn es um die Begrifflichkeiten wie Indianer und deren Darstellung geht. „Das muss man kritisch sehen“, findet auch Schlepps. Vieles stehe zwischen den Zeilen geschrieben, das habe er mit der Zeit bemerkt. Karl May, der Amerika und den Orient nie gesehen hat, habe den Helden Old Shatterhand als sein Alterego erschaffen. Die Figur ist auch Schriftsteller in den Büchern. „Die Ich-Form hat May gewählt, weil das bei dem damaligen Lesepublikum gut ankam und realistischer gewirkt hat.“

    Seit seiner Kindheit liest Florian Schlepps die Werke von Karl May. © Thilo Kortmann

    Von einem Eingreifen beziehungsweise redaktionellen Änderungen, wie es auch oft in Kinderbüchern von Ottfried Preußler passiert, hält er jedoch nichts. „Das sind Eingriffe in das künstlerische Werk eines Autors, der die Geschichten frei erfunden hat. Diese Werke sind in einer Zeit entstanden, in der noch ein ganz anderes Weltbild herrschte“, sagt Schlepps. Auch die Karl-May-Stiftung beschäftige sich damit, verfasse Aufsätze wie „Darf man heute noch Indianer sagen?“. Die Stiftung erkläre, dass das Wort Indianer Resultat eines historischen Irrtums sei, der auf Kolumbus zurückgehe. Der Begriff stelle eine Verallgemeinerung dar, vergleichbar mit dem Wort Europäer.

    Natürlich sei auch die Romanfigur Old Shatterhand problematisch, weil sie sich in Sachen Intelligenz stark von den Indianern unterscheidet und wie ein Superheld dargestellt werde. „Der kann einfach alles besser als die Indianer. Besser schießen und reiten.“ Winnetou, mit dem er sich anfreundet, ist der einzige Indianer, der ihm in Sachen Intelligenz das Wasser reichen könne. „So etwas schreiben könnte man heute nicht mehr“, ist Schlepps sicher. Es sei aber damals der Geschmack des Lesepublikums gewesen. Auch schon vor fast 200 Jahren habe man Superhelden gemocht. Heute seien es die Stars aus dem Marvel-Uiversum, damals waren Figuren wie Old Shatterhand oder Tarzan. „In den Büchern gibt es keinen Sex, keinen Alkohol oder Gewaltexzesse. Es ist damals Jugendliteratur gewesen“, weiß der May-Kenner. Der Autor aus Radebeul, der von 1842 bis 1912 gelebt hat, sei in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, „der wollte wie alle anderen Schriftsteller mit seinen Werken Geld verdienen“, ergänzt Schlepps. Begonnen habe May deshalb mit Veröffentlichungen in Zeitschriften. „Auch, um sich einen Namen in der Welt der Zeitungen und Bücher zu machen.“

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    Ich bin kein großer Fan von diesen Ulk-Filmen. Doch eines bringen sie überspitzt auf den Punkt: die Darstellung der Indianer in den Romanen.

    Florian Schlepps

    Der Sachse sei sogar wegen Hochstapelei und Urkundenfälschung im Gefängnis gelandet und später beschuldigt worden, alles nur erfunden zu haben. „Zu Unrecht“, findet Schlepps. Auch wenn sich May in der Öffentlichkeit als Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi verkleidet hat. Es sind Kunstfiguren. „Als Cowboy und Indianer haben wir uns früher ja auch gerne verkleidet.“ Dann müsse man auch Fantasy-Autoren wie Stephen King oder J.K. Rowling verurteilen. „Es ist das Recht jedes Schriftstellers, literarische Welten und Charaktere zu erfinden“, findet der Halveraner, der als Lagerist arbeitet und in seiner Freizeit gerne mal zur Gitarre greift. Es werde immer schwierig, wenn das Lesepublikum von Büchern alles zu ernst nehme. Goethe und Schiller hätten auch vieles erfunden: Schiller sei nie in der Schweiz gewesen und hat dort trotzdem seinen Wilhelm Tell spielen lassen.

    Die Landschaftsbeschreibungen habe er von Karten und nach dem Hörensagen verfasst, so ähnlich hat es auch Karl May gemacht, glaubt Florian Schlepps, Mitglied der SPD-Ratsfraktion, der sich außerdem für den CVJM engagiert. Verheiratet ist er mit Grundschullehrerin Cordula Schlepps. „Meine Ehefrau teilt meine Leidenschaft zu Karl May nicht. Aber sie fährt mit mir nach Elspe zu den Winnetou-Festspielen“, sagt er und lächelt. Und die alten Filme mit Pierre Brice als Winnetou und Lex Barker als Old Shatterhand haben in den 1960er-Jahren ganze Generationen geprägt. „Viel gemein mit den Büchern haben diese Filme allerdings nicht“, weiß er.

    Ein komplettes Regal voll hat Schlepps mit den Büchern des sächsischen Autors. © Thilo Kortmann

    Nicht gerecht werde dem Autor, wenn man ihn nur auf die Winnetou-Werke beschränkt. Sechs Bände zuvor machten allein der Orient-Zyklus aus, mit Mays Alterego Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Viele Werke sind Reisebeschreibungen, „auch der Orient war damals sehr beliebt“. Mit Band sieben erst beginne dann die Winnetou-Geschichte, und nur relativ wenige Werke habe May dazu verfasst. Und Reisen habe der Sachse erst später unternommen, als er zu Geld gekommen sei. Zuvor hat er nur seinen Fantasien freien Lauf gelassen.

    Quelle: https://www.come-on.de/volmetal/halve…n-93534368.html