Verne - Texte 1914 auf dem Index ...

  • Danke, kannst du noch mehr posten? Das sind dann ja auch „Kandidaten“ für die bibliogr. Ergänzungen.

    Ich hab aber sowieso noch eine lange Liste mit Treffern, die ich noch verarbeiten muss. Was den Index betrifft:

    Wiener Allgemeine Zeitung 20.2.1914 https://anno.onb.ac.at/cgi-content/an…seite=2&zoom=33

    Kaschauer 24.2.1914 https://www.difmoe.eu/view/uuid:9048…ules%20verne%22

    Die Vorsehung kommt bei Verne durchaus vor, Gebete ebenfalls, vgl.:

    „Sogar abenteuerlicher Lesestoff für jugendliche Leser wäre denkbar, wenn darin christliche Werte vertreten würden. Zumindest aber müßten die literarischen Helden bei bestehender Gefahr Gott um Beistand bitten. Doch das geschieht in vielen Romanen nicht, auch nicht in denen von Jules Verne, dessen Helden allein auf ihr Wissen und ihre Stärke vertrauen.“

    JV bei Herder sei undenkbar gewesen, doch dann sei das Undenkbare geschehen: JV-Bücher, und dann noch mit Texten aus der unchristlichen DDR, ab 1970.

    Es gab aber mehrere Jahre zuvor schon die 80 Tage bei der Herder-Buchgemeinde (das war der Buchclub von Herder).

    Und, hm, christliche Werte werden nicht vertreten? Bei Verne soll es keine Gebete gegeben haben? Mir fallen da spontan Zwei Jahre Ferien und Der Chancellor ein, auch wenn da vielleicht nicht direkt um Beistand gebeten wird. Das geschieht aber zumindest in der Originalfassung von Leuchtturm am Ende der Welt (in Michels Version gestrichen), und ich gehe davon aus, dass sich da noch weitere Beispiele finden ließen. Muss ich mal drauf achten bei der Lektüre. Oder hat jemand weitere Beispiele parat?

    Der Rest von Thadewalds Erläuterungen ist aber interessant zu lesen. Er erwähnt z. B., dass in der Neues-Leben-Ausgabe von Hatteras das Ende abgeändert wurde.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Die Vorsehung wurde neulich erst erwähnt:

    Das Kryptogramm und die Versuche seiner Entzifferung stehen ja im Mittelpunkt des Romans, und des öfteren ist darauf hingewiesen worden, dass der Roman als Hommage an Edgar Allan Poe gedacht worden sei. Allerdings scheint mir zum Verständnis unerlässlich, dass alle Kombinationsversuche zur Entzifferung im Roman scheitern, sich die Anwendung von Logik und Rationalität als vergeblich erweist und die Lösung schlussendlich nur durch einen Zufall (Verne schreibt von der "Vorsehung" oder eine "göttliche Fügung") erfolgt. Das hat natürlich ideologische Konsequenzen...

    Nautron respoc lorni virch.

  • Nautron respoc lorni virch.

  • Weiß jemand mehr darüber? Welcher "Index"? Hat irgendeine Dorfkirche Vernes Bücher rausgeschmissen, weil da nicht auf jeder Seite gebetet wurde? Herr V. selbst wäre gewiss erstaunt über eine solche Ansicht gewesen, war er doch als konservativer Katholik eigentlich immer darauf bedacht, die Rolle des Lieben Gottes (aka der "Vorsehung", danke Stahlelefant und Volker Dehs ) zu betonen ...

  • Weiß jemand mehr darüber? Welcher "Index"? Hat irgendeine Dorfkirche Vernes Bücher rausgeschmissen, weil da nicht auf jeder Seite gebetet wurde?

    Guckst du hier:

    Ich hab aber sowieso noch eine lange Liste mit Treffern, die ich noch verarbeiten muss. Was den Index betrifft:

    Wiener Allgemeine Zeitung 20.2.1914 https://anno.onb.ac.at/cgi-content/an…seite=2&zoom=33

    Da wird explizit die päpstliche Kongregation erwähnt, das war also der offizielle Index, und nicht irgendeine Dorfkirche.

    Nautron respoc lorni virch.

  • Es handelt sich um die römisch-katholische Kirche, über dessen Verbot die frz. Zeitungen ebenfalls genüsslich-ironisch berichteten, ebenso über das persische Verbot, das "Reise um den Mond" für unzumutbar hielt, weil sich Verne dort in unbotsmäßiger Weise über Mohammeds in der Luft schwebenden Sarg lustig gemacht habe. Ich weiß nicht, wann Vernes Indizierung wieder gestrichen wurde.

    Beanstandungen von Vertretern der katholischen Kirche hat es schon seit Mitte der 1870er Jahre gegeben - völlig zu Unrecht, wie Meiko bereits erwähnt hatte. Aber die römisch-katholische Kirche erwartete die Anrufung Gottes etc. auf jeder Seite wohl mehrmals, und dafür gab es in Frankreich auch einen willfährigen Verleger: Mame in Tours, der ein vergleichbares Angebot wie Hetzel fuhr, nur eben entgegengesetzter ideologischer Richtung.

    Das übernächste Bulletin der Société Jules Verne (ca. Juni 2025) wird übrigens einen Brief Jules Vernes enthalten, in dem er auf einen bekannten Journalisten reagierte, der sich seinerseits über eine entsprechende Klage eines jesuitischen Priesters lustig macht - und den Verne paradoxerweise in Schutz nimmt...

    volker