Tiny Epic Cthulhu im Test: Das kompakte Lovecraft-Grusel-Brettspiel

  • Tiny Epic Cthulhu im Test: Das kompakte Lovecraft-Grusel-Brettspiel

    Stand:25.07.2025, 04:43 Uhr

    Von: Sebastian Hamers

    Tiny Epic Cthuhlhu erscheint über Asmodee und kostet 30-35€. © Asmodee

    Die beliebte Tiny-Epic-Reihe wird fortgesetzt. Mit Tiny Epic Cthulhu geht es diesmal in die düster-schaurige Welt von H.P. Lovecraft.

    Die Tiny-Epic-Reihe hat binnen weniger Jahre bereits unzählige Variationen durchlebt. Es gibt so ziemlich alles, was der Nerd-Herz begehrt, zumindest in einer englischsprachigen Ausgabe. Crimes, Dungeons, Mechs, Piraten, Western, Zombies, Galaxien, Game of Thrones und und und… In den deutschen Vertrieb von Asmodee haben es inzwischen immerhin auch eine Handvoll der Editionen geschafft. Mit der frisch erschienenen Neuheit Tiny Epic Cthulhu, inklusive der Erweiterung Cult of Chaos, kommt nun ein weiter Vertreter der Serie in den deutschsprachigen Handel. Diesmal dreht sich also alles um die düstere Saga aus der Feder von H.P. Lovecraft, die schon die Grundlage für etliche Brett-, Video- und Pen-and-Paper-Rollenspiele gewesen ist. Wir haben uns für euch an den Küstenort New Arkhamoore begeben, wo sich seit einiger Zeit seltsame Dinge ereignen…


    Schlurfende Monster ziehen bei Tiny Epic Cthulhu durch die Straßen

    Bei Tiny Epic Cthulhu ist es ganz ähnlich wie bei anderen Brettspielen, die auf dem Lovecraft-Universum (wie etwa das grandiose Abgrundtief) aufbauen. Ein düsterer Kult hat seine Mitglieder zusammengerottet, um mit einem düsteren Ritual einen Großen Alten ins Diesseits zu befördern. Die Vorboten des Verderbens sind bereits deutlich sichtbar. Seltsame schlurfende Monster machen die Straßen in der kleinen Küstenstadt unsicher, um zu verhindern, dass ihr die kryptischen Schriften des Necronomicons entschlüsselt. Denn nur auf diesem Weg lässt sich das unheilvolle Ritual stoppen und die Portale für den Großen Alten schließen.


    Das Spielfeld wird bei Tiny Epic Cthulhu immer wieder neu aus Ortskarten zusammengebastelt. © Asmodee

    Ihr steht als Gruppe also ziemlich unter Druck. Die Mächte des Bösen wachsen ständig weiter an, denn das Unheil droht euch in Tiny Epic Cthulhu aus allen Ecken. Fast könnte man meinen, ständig irgendwo neue Brandherde löschen zu müssen, um dann festzustellen, dass man die eigentliche Aufgabe, das Entschlüsseln der dämonischen Schriften, total vernachlässigt hat. In kooperativer Arbeit steht ihr vor der Aufgabe, beides unter einen Hut bringen zu müssen. Dem Bösen muss Einhalt geboten, gleichzeitig jedoch das Rätsel des Necronomicons geknackt werden.

    Name des SpielsTiny Epic Cthulhu
    Spielerzahl1-4 Personen
    Altersempfehlungab 14 Jahren
    Spieldauer30-45 Minuten
    AutorScott Almes
    VerlagGamelyn Games/Asmodee
    Preis30-35€


    Tiny Epic Cthulhu und das Regelwerk des Horrors

    Zunächst stellen aber gar nicht mal die unheimlichen Schlurfer oder der Große Alte das größte Problem dar. Es ist vor allem das Regelwerk, das euch vor eine nicht unerhebliche Herausforderung stellt. Die Schriftgröße hätte gerne ein paar Nummern höher ausfallen dürfen, doch selbst dann wäre die Lektüre des Regelhefts nicht gerade geschmeidig ausgefallen. Im Spielverlauf hantiert ihr mit einer Vielzahl von Ressourcen und Bedrohungsfaktoren, die es erst einmal zu verstehen gilt. Wo es so viel zu beachten gibt, da verliert man schon einmal das eigentliche Ziel etwas aus den Augen. Das Verschließen der sechs Portale solltet ihr also immer im Blick behalten und genau dazu müsst ihr zunächst die geheimen Schriften dechiffrieren.

    Gegen diese vier Großen Alten könnt ihr Tiny Epic Cthulhu antreten. © Asmodee

    Dies geschieht mit Hilfe der Buchseiten, die sich an den unterschiedlichen Orten im Spiel versteckt halten. Ihr reist mit eurer Spielfigur an einen Ort, um die dort befindliche Seite aufzudecken. Um hinter das Geheimnis der Seite zu kommen, müsst ihr farbliche passende Tentakel abgeben, die ihr zuvor auf eurem Charakterblatt gesammelt habt. Als Belohnung kassiert ihr Übersetzungsmarker, die direkt auf dem Necronomicon platziert werden. Sobald alle Fragmente des unheilvollen Buchs übersetzt wurden, geht es in die nächste Phase des Spiels über. Erst jetzt lassen sich die sechs Portale schließen, um den Großen Alten in seine Schranken zu weisen. Die übersetzen Seiten werden an dieser Stelle erneut relevant, weisen sie doch farbige Runen auf, die euch beim Versiegeln der Portale unterstützen. Je mehr passende Runen gesammelt wurden, desto besser stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Versiegelung. Nur wenn alle sechs Portale entschärft werde konnten, geht ihr gemeinsam als Sieger aus der Partie hervor.

    Der Kampf gegen den fortschreitenden Wahnsinn in Tiny Epic Cthulhu

    Möglichkeiten des Scheiterns gibt es hingegen gleich mehrere. Sammelt ihr zu viele Tentakel einer Farbe auf euren Charakterblatt, eskaliert die Lage und eure Figur erleidet einen mentalen Schadenspunkt. Erreicht die mentale Gesundheit den kritischen Punkt, verfällt der Charakter dem Wahnsinn und ihre habt die Partie umgehend verloren. Ein perfides Spiel, auf der einen Seite werden die Tentakel benötigt, um damit den Spielfortschritt voranzutreiben, andererseits ist die Ansammlung einer größeren Anzahl von Tentakeln auch ein Spiel mit dem Feuer.


    Das Übersetzen des Necronomicons dürft ihr bei Tiny Epic Cthulhu auf keinen Fall vernachlässigen. © Asmodee

    Das Böse triumphiert ebenfalls, wenn New Arkhamoore mit Schlurfer-Monstern geflutet wird. Geht der Vorrat von Schlurfern zur Neige, ist der Ort dem Untergang geweiht. Gleiches geschieht, sollte der Große Alte einmal seine volle Stärke entfalten. Blöderweise wird dieser laufend mit sogenannten Mythos-Tentakeln gefüttert, die seine Energieleiste auffüllen und seine Durchschlagskraft verbessern. Die Stärke des Großen Alten legt fest, wie viele Tentakel ihr zu Rundenbeginn aus dem blickdichten Beutel fischen müsst, um diese auf den passenden Einsetzfeldern zu platzieren.

    Tentakel-Wirrwarr bei Tiny Epic Cthulhu

    Das Spiel unterscheidet hier zwischen verschiedenen Tentakel-Familien. Die bereits erwähnten Mythos-Tentakel stärken die Kraft des Großen Alten. Chaos-Tentakel werden auf die Charakterblätter eurer Figuren gelegt, wo sie potenziell geistigen Schaden anrichten können. Bleiben noch die Wahnsinn-Tentakel, die zu den Ortskarten wandern, um zu gegebener Zeit verschiedene machtvolle Spezialfähigkeiten des Großen Alten auszulösen. Wie ihr seht, Ungemach droht bei Tiny Epic Cthulhu von ganz unterschiedlichen Stellen.

    Sechs Ermittler mit unterschiedlichen Fähigkeiten stehen euch bei Tiny Epic Cthulhu zur Auswahl. © Asmodee

    Doch damit sind die Optionen des Bösen noch immer nicht am Ende. Da gibt es schließlich noch die bereits mehrfach erwähnten Schlurfer. Bei ihnen handelt es sich um böswillige Diener des Großen Alten, die sich an den verschiedenen Orten von New Arkhamoore aufhalten können. Ihr solltet sie in regelmäßigen Abständen bekämpfen, damit ihr nicht von ihnen überrollt werdet. Der Kampf mit den Monstern wird umso schwieriger, je mehr sich von ihnen vor Ort befinden. Der tatsächliche Preis für das Bezwingen des Gegners wird allerdings per Würfelwurf ermittelt und in farblich passenden Tentakeln von eurem Charakterblatt bezahlt, die euch dann wieder an anderer Stelle fehlen.

  • Drehendes Tentakel sorgt bei Tiny Epic Cthulhu für Gefahr

    Wo Schlurfer erscheinen und welche weiteren Gemeinheiten sonst noch in jeder Runde ins Spiel gebracht werden, wird über ein kleines Drehrad in der Mitte der Spielfläche ermittelt. Mit dem Drehen des Tentakelzeigers müsst ihr euch in jeder Runde aufs Neue von den Plänen des Großen Alten überraschen lassen. Erst wenn das Böse sein Werk vollendet hat, dürft ihr selbst endlich aktiv werden, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Ihr bewegt euch auf einem Rundkurs durch den Ort, bekämpft Monster, sammelt Tentakel ein und vernachlässigt dabei hoffentlich auch nicht die Übersetzung der Buchseiten und das Versiegeln der Portale. An den Orten stehen euch außerdem Sonderaktionen zur Verfügung, die ebenfalls sehr hilfreich sein können. Zu eurem Leidwesen ist die Anzahl der durchführbaren Aktionen jedoch auf drei Handlungen begrenzt. Ihr solltet daher gut planen und eure Pläne aufeinander abstimmen.

    Eskalierende Leisten sind eine große Bedrohung in Tiny Epic Cthulhu. © Asmodee

    Für eine Partie müsst ihr ungefähr eine halbe bis dreiviertel Stunde einplanen. Habt ihr die Mission erfolgreich absolviert, wollt ihr es vielleicht mit einer größeren Herausforderung probieren. Insgesamt liegen dem Spiel bereits vier Große Alte bei, die sich doch recht unterschiedlich spielen. Tiny Epic Cthulhu ist für ein bis vier Personen ab vierzehn Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 30-35€ im Handel.

    Fazit: Mit Tiny Epic Cthulhu wird die beliebte Brettspiel-Reihe im Lovecraft-Universum fortgeführt. Von uns kassiert das Spiel diese gruselige ingame-Testwertung.

    Tiny Epic Cthulhu verdient sich diese gruselig-schöne ingame-Testwertung. © ingame.de


    Zugegeben, die ersten Schritte mit Tiny Epic Cthulhu waren wirklich kein großer Spaß. Was passiert nochmal gleich, wenn eine der zahlreichen Leisten eskaliert? Wohin müssen die Tentakelfigürchen verschoben werden? Wirklich intuitiv und zugänglich spielt sich Tiny Epic Cthulhu nun wirklich nicht. Das haben wohl auch die Macher des Spiels erkannt und im Regelwerk ein Schaubild mit Dutzenden Pfeilen veröffentlicht, das euch die Verwaltungstätigkeiten ein wenig erleichtern soll. Bevor ihr das Spiel so richtig genießen könnt, müsst ihr diese erste Hürde überwältigen. Investiert ihr ein wenig Einarbeitungszeit, dann fällt der Verschiebebahnhof im Spielverlauf nicht mehr ganz so arg negativ ins Gewicht. Jetzt fühlt sich Tiny Epic Cthulhu an wie eine stark aufgemotzte Version des modernen Brettspielklassikers Pandemie. Es brennt an so ziemlich allen Ecken. Praktisch ständig ploppt irgendwo eine neue Bedrohung auf, der ihr euch stellen müsst. Konzentriert ihr euch aber nur auf das Löschen der Brände, werdet ihr das Necronomicon niemals entschlüsseln und irgendwann steht der Große Alte im Vollbesitz seiner Kräfte vor eurer Haustür. Es gilt also, einen goldenen Mittelweg zu finden. Dabei nehmt ihr sogar in Kauf, euren Charakter teilweise dem Wahnsinn hinzugeben. Ein bisschen Wahnsinn bringt euch Vorteile in Form von neuen Würfelversuchen ein, jedoch steht ihr dann vermehrt in der Gefahr, in einen kritischen Gesundheitszustand zu gelangen. Dieser wird unter Umständen schnell erreicht. Ihr wollt eigentlich möglichst viele Tentakel in den unterschiedlichen Farben sammeln. Sie verstärken eure Aktionen und helfen euch dabei, die Buchseiten zu übersetzen. Eskaliert die Tentakelleiste jedoch, erleidet der Charakter mentalen Schaden. Damit ist eine Partie Tiny Epic Cthulhu wie ein Ritt auf der Rasierklinge. Triumphaler Erfolg und todbringender Untergang liegen nahe beieinander. Habt ihr den Großen Alten einmal aus der Küstenstadt vertrieben, liegen weitere Herausforderungen vor euch. Dem Basisspiel liegen vier Große Alte bei, die euch mit ganz unterschiedlichen Mächten zu quälen versuchen. Ebenfalls viel Auswahl gibt es auf der Seite der spielbaren Charaktere. Insgesamt stehen euch sechs Ermittler mit individuellen Fähigkeiten zur Verfügung. Trotz der kompakten Spieleschachtel kommt die Langzeitmotivation bei Tiny Epic Cthulhu also nicht zu kurz.

    ProCon
    + viel Spiel in kleiner Schachtel- erfordert etwas Einarbeitungszeit
    + tolles Spielmaterial mit vielen kleinen Holzfiguren- viel Verwaltungsarbeit
    + viele Variationsmöglichkeiten sorgen für Langzeitmotivation
    + kooperative Spielweise
    + inkl. Solomodus

    Quelle: https://www.ingame.de/brettspiele/gr…t-93846145.html