In 80 Tagen um die Welt (Radio - MDR)

  • Vorbemerkung:
    Zum 100. Todestag von Jules Verne produziert der MDR eine dreiteilige Hörbuchreihe. Teil 1 "20 000 Meilen unter dem Meer" ist fertig und Teil 2 "In 80 Tagen um die Welt" ist gerade produziert worden und erscheint im August. Eine Vorabversion dieses auch in 5.1 produzierten
    Hörspiels wurde vor kurzem im Radio ausgestrahlt.


    Inhalt:
    Ja... mhhh... zum Inhalt brauch ich ja wohl nicht mehr viel zu schreiben: Ein reicher, exentrischer Engländer geht anno 1872 in einem elitären adligen Club eine verrückte Wette ein: Er will in 80 Tagen die Welt umrunden. Zu damaliger Zeit ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Phileas Fogg macht sich auf den Weg, das Unmögliche durchzuführen... und erlebt auf seiner Reise viele spannende Abenteuer.


    Kritik:
    Dumm! Äußerst Dumm! Da vertont man schon eine Jules Verne Geschichte
    und wählt gerade Diejenige aus, von der es bisher bereits wohl die Meisten Hörspiel- und Hörbuchumsetzungen gibt.


    Dumm, da versucht man schon es besser zu machen als alle anderen (ich unterstell einfach mal diese Intention, denn warum sonst sollte wohl jemand dieses Hörspiel produzieren, wenn es doch genug alternative hochwertige Hörspiel-/ Hörbuchumsetzungen des gleichen Stoffes gibt) und platziert justamente einen französischen Diener in die Geschichte, der stimmlich nur im Ansatz mit einem französischen Akzent aufwarten kann und zu allem Überfluss anstatt originalgetreu französisch merde zu fluchen, mit diversen deutschen Schimpfwörtern hausiert.


    Dumm, da intoniert man den höchst gefühlsarmen, zwangsneurotisch die Etikette beachtenden britischen Snob Phileas Fogg nicht nur übergebührlich und damit unpassend leger und emotional, sondern lässt ihn doch wirklich und wahrhaftig in einer Szene quasi als Pendant zum ruhrpöttlerischen Proleten die Rotznase hochziehen.


    Dumm, wenn dazu die doch ach so elitär englisch erzogene Aouda, in das gleiche prollige Schema wie ihr Retter verfällt in dem Sie in Teilen doch recht umgangsprachlich und äußerst gewöhnlich daherquasselt.


    Dumm, wenn der liebe Olli ziemlich altklug und mit der der Vehemenz eines Korinthenkackers diese wenigen "Fehler" aufführt, um die Produktion damit schlechtzureden.


    Tja, das wird mir dann wohl auch nicht recht gelingen. Denn diese Produktion bietet in der Tat die Beste Umsetzung dieses verneschen Stoffes in Hörspielform, die mir bisher untergekommen ist. Und so ein wenig kann ich da durchaus vergleichen ;-). Die Symbiose aus Erzählung, gespielten Dialogen, hinterlegter Musik und eingespielten Geräuschen schafft ein Hörerlebnis, das auch dem verwöhnten Verne Fan in dieser bildhaften Intensität bis dato wohl noch nicht zu Ohren gekommen ist. Augen zu und durch heißt da die Parole. Mit geschlossenen Augen jedenfalls lässt sich das Hörspiel am besten miterleben!


    Und mitzuerleben gibt es in der Tat eine Menge. Ein Buntes Gemisch diverser außergewöhnlicher Lokalitäten, Gefahren und Hindernisse, skurrile Charaktere und man lese respektive höre und staune auch einige Szenen, die es bisher so noch nicht vertont gab.


    A pro pro Charaktere. Hier sind es wieder erwarten nicht Passepartout oder Mr. Phogg himelf, die mich am meisten beeindruckt haben. Nein, die Titelhelden wollen hier nicht so richtig tollpatschig oder stocksteif britisch erscheinen. Begeistert haben mich der Erzähler der Geschichte und der durchtriebene Mr. Fix, justamente jener Kommissar, der unsere kleine Reisegruppe verzweifelt begleitet um den angeblichen Bankräuber Phogg in einem erst zum Ende der Geschichte eintretenden "richtigen Moment" festzusetzen.


    Fazit:
    Es ist schon komisch, wie oft man mit Jules Vernes "in achtzig Tagen um die Welt" gut unterhalten kann. Irgendwann, so sollte man meinen, muss dieser Stoff doch auch dem passioniertesten Hörspiel- und Hörbuchfan zu den Ohren herausquellen und unabhängig von der Qualität nichts anderes als bloße Langeweile bieten. Mhhh... tja, möglich, dass dies irgendwann mal zutrifft. Bei mir ist der Punkt jedenfalls noch nicht erreicht und ich habe mich auch bei dieser Neuvertonung der formidablen Geschichte erneut wunderbar amüsiert...


    © Oliver Schulte


    -> Die Originalrezi gibt es hier: http://www.hoerspiel-rezension…ontent.php&contentid=1041

  • Uff, und ich dachte schon, das Hörspiel gefällt Dir nicht... :D Hatte ich also doch den richtigen Riecher mit meiner Meinung, daß Dir das Hörspiel gefallen wird! :] :DD Volle Übereinstimmung, mir hat es ebenfalls sehr gut gefallen. Ich freue mich auch schon auf die 5.1-Version im August, die wieder (wie auch 20000 Meilen unter dem Meer) beim Hörverlag erscheinen wird.


    Und noch eines, Olli: :!: MERKE: Ein Verne-Stoff wird niemals langweilig! :lach: