WM-Kampf spitzt sich langsam zu

  • (F1Total.com) - Die Fahrer-WM wurde vor dem Grand Prix von Kanada eigentlich nur noch über die Zuverlässigkeit definiert, doch just als Fernando Alonso schon alle Zügel in der Hand zu halten schien, warf er seine Vormachtstellung mit einem unnötigen Fahrfehler in Montréal wieder weg. Mit nunmehr nur noch 22 Punkten Vorsprung und dem im Vergleich zu Kimi Räikkönen im Moment schlechteren Gesamtpaket ist zu Saisonhalbzeit jedenfalls wieder alles offen.


    Das weiß auch McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh: "Wir haben immer gesagt, dass der Titel möglich ist. Es waren immer die Anderen, die gesagt haben, dass der Zug abgefahren ist", erklärte der 47-Jährige. "Die Weltmeisterschaft kann sich noch drehen, und sie wird es auch noch ein paar Mal tun. Es wird diese Saison so weiterlaufen. Wir haben ein konkurrenzfähiges Auto, zwei konkurrenzfähige Fahrer, wir kennen unser Entwicklungsprogramm und sehen die Dinge langsam durchscheinen."


    Whitmarsh: "Glaube, dass wir stärker sind"


    Whitmarsh kündigte in diesem Zusammenhang weitere Verbesserungen für die Europarennen nach Indianapolis an, und er ließ eine Kampfansage vom Stapel: "Renault fightet auch so hart es geht um diese Weltmeisterschaft, sie machen einen guten Job, aber ich glaube, dass wir stärker sind und uns am Ende durchsetzen werden", so der Brite.


    Renault-Teamchef Flavio Briatore zeigte sich davon unbeeindruckt: "Die Weltmeisterschaft ist jetzt wieder offener, aber sie ist ohnehin noch lang", gab er in Kanada zu Protokoll. "Es stimmt, Alonso hat einen Fehler gemacht, aber er ist auch erst 23 Jahre alt. Zumindest verlassen wir Montréal im Wissen, ein konkurrenzfähiges Auto zu haben."


    Darin, dass selbst der coole Alonso plötzlich nicht mehr perfekt ist, sieht Whitmarsh eine Chance für seinen "Iceman": "Ich denke, dass Alonso fehleranfälliger ist", sagte er. "Man muss Kimi auch zugute halten, dass wir alle nach dem Nürburgring sehr niedergeschlagen waren, aber er selbst hat es schnell weggesteckt. War er frustriert und enttäuscht? Ja, natürlich, aber er hat die Sache analysiert und entschieden, dass er daraus auch etwas lernen kann."


    Lob an Räikkönens positiver Einstellung


    "Er fragte sich: Was hätte noch passieren können? Was hätte ich tun können, um den Unfall zu verhindern? Und wenn er das alles analysiert hat, kann er die Sache abhaken. Das ist das Bemerkenswerte an ihm. Er ist außergewöhnlich philosophisch dafür, dass er so wettbewerbsorientiert ist. Wenn die Dinge mal schief gehen, lässt er sich nicht von der negativen Stimmung erfassen, sondern er blickt in die Zukunft", gab Whitmarsh zu Protokoll.


    Indes ist bei Renault die Harmonie im Team ein wenig vergiftet: In Montreal forderte Alonso erst am Boxenfunk energisch, dass man ihn an Fisichella vorbeiwinken sollte, dann schleuderte Fisichella nach seinem Hydraulikdefekt wutentbrannt die Handschuhe auf die Werkzeugbank. Briatore lässt dies aber kalt: "Wir bezahlen ihn für das Rennfahren, nicht für Zornausbrüche. Wenn er nicht happy ist, dann kann er jederzeit zu einem anderen Team wechseln", kritisierte er.