Wird Bridgestone 2006 zum heißen Geheimtipp?

  • (F1Total.com) - Fast alle Experten sind sich einig, dass Michelin in diesem Jahr bessere Formel-1-Reifen baut als Bridgestone. Dafür spricht auch das recht klare Punkteverhältnis von 512 zu 109 zugunsten des französischen Pneuherstellers. Allerdings könnte sich das schon bald ändern, denn neben Ferrari, Midland und dem Juniorteam von Red Bull werden nächstes Jahr auch Toyota und WilliamsF1 auf japanischen Walzen rollen.


    'F1Total.com'-Experte Marc Surer kann sich daher einen Umschwung im Reifenkrieg vorstellen: "Bridgestone wird davon profitieren, denn jetzt müssen sie nicht mehr ihre Reifen für das Auto bauen, sondern jetzt werden die Autos mal für die Reifen gebaut", analysiert er. "Bisher hat Ferrari immer gesagt: Wir haben dieses Auto, wir haben diese Gewichtsverteilung - und ihr müsst uns den besten Reifen dafür bauen! Jetzt wird es wieder vermehrt umgekehrt laufen."


    Der Schweizer kann zwar "eigentlich nicht nachvollziehen", dass Toyota und WilliamsF1 das derzeit eindeutig konkurrenzfähigere Fabrikat verlassen, "aber wenn jemand mal unten ist, strengt er sich doppelt an", meint er. "2004 war es so, dass Michelin zwar den schnelleren Reifen hatte, aber auf die Distanz nicht konstant genug war. Da war Bridgestone besser. Die schnelle Runde war bei Michelin schon immer gut - und an der Konstanz haben sie erfolgreich gearbeitet. Der, der ins Hintertreffen gerät, gibt sich doppelt Mühe - und das könnte der große Knüller werden!"


    Davon abgesehen sprechen auch ganz trockene Zahlen dafür, dass Bridgestone 2006 besser aufgestellt sein müsste als 2005, weil Toyota und WilliamsF1 viel testen werden und damit Ferrari mehr helfen können als Jordan und Minardi. Letztere Teams treten ja außerdem kommende Saison unter neuen Namen und mit größeren Budgets an, weshalb zu erwarten ist, dass Bridgestone insgesamt mehr Daten zum Auswerten zur Verfügung haben wird.


    Seit dem Auftaktrennen in Australien haben die Michelin-Teams zusammen über 140.000 Testkilometer absolviert, während Bridgestone nur auf deren 50.000 kommt. Dies entspricht einem Verhältnis von ungefähr drei zu eins. Surer: "Bridgestone behauptet ja immer, zu wenig Informationen zu haben, weil sie nur ein Topteam ausrüsten. Michelin überlässt ein wenig dem Gegner das Feld, wenn man so will", so der 54-Jährige.


    "Michelin sagt: Es kann nicht sein, dass immer gegen die Reifen gewettert wird und sie immer die bösen Buben in allem sind oder als solche dargestellt werden. Vom Reglement her müssen sie ja nur 60 Prozent des Feldes auszurüsten bereit sein, und darauf berufen sie sich jetzt. Das verstehe ich irgendwie", fährt er fort. Außerdem glaubt er, dass sich die wahren Kräfteverhältnisse künftig besser einschätzen lassen werden.


    Das Gleiche gilt nach Meinung des 'F1Total.com'-Experten auch für Ferrari, denn "wenn in Belgien ein Monteiro auf Platz acht fährt, heißt das, dass die Bridgestones im Regen ganz gut waren. Monteiro und Karthikeyan waren ja recht konkurrenzfähig, also kann es an den Reifen nicht gelegen haben. Ferrari war trotzdem nur mittelmäßig", erklärt Surer. Für ihn ist daher klar: "Wir wissen jetzt endgültig, dass der Ferrari momentan nicht das Maß der Dinge ist."