Zonta vor Schumacher im zweiten Freien Training

  • 07. Oktober 2005 - 08:14 Uhr


    (F1Total.com) - Fast alle Zuschauer hatten heute in Suzuka ihre Regenschirme dabei - und etwa 20 Minuten vor Schluss des zweiten Freien Trainings wurden diese dann auch ausgepackt: Anfangs nur leichter Regen befeuchtete den Asphalt immer stärker, sodass die letzte Viertelstunde der Session fast nur noch für sporadische Ausfahrten mit Intermediates genutzt wurde. Dadurch ging die Bestzeit an Ricardo Zonta.


    Der Brasilianer erholte sich rasch von seinen Getriebeproblemen am Morgen, absolvierte 21 Runden auf dem 5,807 Kilometer langen Kurs und setzte eine tadellose Marke von 1:30.682. Damit blieb er zwar knapp hinter Pedro de la Rosas Zeit vom Vormittag zurück, aber er konnte sich und die vielen Toyota-Fans wenigstens mit der Höchstgeschwindigkeit in der Mutkurve 130R trösten: Mit 315 km/h war er schneller als Alonso und Montoya, die am Morgen je 312 km/h erzielt hatten.


    Schumacher profitierte von schlechten Bedingungen am Ende


    Auf Platz zwei landete überraschend Michael Schumacher (Ferrari/+ 1,034/16 Runden), der früher als die meisten Konkurrenten einen neuen Reifensatz zückte und damit vom Regen in den letzten 20 Minuten weniger beeinträchtigt wurde, obwohl er sich in der Spoon-Kurve einen Dreher genehmigte. Insgesamt jedoch wirkte Ferrari wesentlich stärker und konstanter als in der ersten Session, wenngleich anzumerken ist, dass die Nachmittagszeiten nur mit äußerster Vorsicht zu genießen sind.


    McLaren-Mercedes-Testfahrer de la Rosa (3./+ 1,139/26 Runden) musste diesmal auf seine traditionelle Bestzeit verzichten, weil er anfangs auf einem konservativen Programm unterwegs war und am Ende sein Potenzial wetterbedingt nicht mehr aufdecken konnte. Immerhin zählte er aber zu den wenigen Piloten, die auf feuchter Strecke noch einmal mit einem Satz Trockenreifen auf die Strecke gingen, um die Bedingungen genau auszuloten.


    Vierter wurde Rubens Barrichello (Ferrari/+ 1,585/15 Runden), gefolgt von Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes/+ 2,167/13 Runden), dessen Motor nach dem Triebwerksschaden am Vormittag gewechselt werden musste, Ralf Schumacher (+ 2,235/13 Runden), Jarno Trulli (beide Toyota/+ 2,440/13 Runden), Fernando Alonso (Renault/+ 2,577/7 Runden), Jenson Button (BAR-Honda/+ 2,771/20 Runden) und Mark Webber (BMW WilliamsF1 Team/+ 2,838/14 Runden) in den Top 10.


    Liuzzi rollte mit technischem Defekt früh aus


    Aufgefallen sind ansonsten nur Vitantonio Liuzzi (19./Red-Bull-Cosworth/+ 4,295/7 Runden) mit einem technischen Defekt - Verdacht auf Motorschaden - nach 14 Minuten, Giancarlo Fisichella (14./Renault/+ 3,718/7 Runden) mit einem abgewürgten Motor bei einer Startübung in der Boxengasse und eben Schumacher mit seinem Dreher im Regen. Ansonsten verlief die Session relativ ruhig, obwohl heute für einen Freitag ungewohnt viel gefahren wurde.


    Aus japanischer Sicht verlief der Tag durchaus erfreulich - vor allem Jordan-Toyota-Gasttester Sakon Yamamoto überzeugte voll und ganz: Der Lokalmatador war schon am Morgen Schnellster der Nachzügler und belegte auch im zweiten Freien Training mit 4,147 Sekunden Rückstand nach 19 Runden den erstaunlichen 17. Platz. Damit war er deutlich schneller als seine beiden Teamkollegen, was selbst bei einer geringeren Benzinlast beachtlich ist.


    Nicht überbewertet werden darf der auf den ersten Blick miserable 22. Platz von Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes/+ 6,689/5 Runden), denn der Kolumbianer sitzt wahrscheinlich im schnellsten Auto des Wochenendes - bislang wirkte der "Silberpfeil" jedenfalls ähnlich souverän wie zuletzt. Renault, BAR-Honda und Toyota sind dem anglo-deutschen Team aber auf den Fersen, während die guten Ferrari-Zeiten wohl erst einmal bestätigt werden müssen.

  • 07. Oktober 2005 - 09:02 Uhr


    (F1Total.com) - Mit 1,034 Sekunden Rückstand belegte Michael Schumacher im zweiten Freien Training in Suzuka den starken zweiten Platz, im Gegensatz dazu kam er aber am Vormittag nicht über Rang 18 hinaus. Erklärbar ist die Differenz durch das Timing der neuen Reifensätze. Im ersten Interview nach den beiden Sessions nahm der - heute etwas wortkarge - Ferrari-Pilot dazu Stellung.


    Frage: "Michael, am Vormittag nur 18., am Nachmittag aber Zweiter. Wie kann das sein?"
    Michael Schumacher: "Am Vormittag haben die anderen Teams neue Reifen ausprobiert, was einen auf dieser Strecke um einiges schneller werden lässt. Am Nachmittag hatten diejenigen dann aber keine mehr zur Verfügung, und wir konnten unseren zweiten Reifensatz ausprobieren. Dadurch konnten wir natürlich wesentlich mehr Zeit gutmachen. Wo wir uns genau befinden, weiß ich auch nicht, das müsste man genau analysieren. Es gibt keinen Grund, optimistischer als in Brasilien zu sein. Aber es ging definitiv besser im zweiten Freien Training, keine Frage."


    Schumacher will sich nicht zu sehr an den Regen klammern


    Frage: "Es soll die nächsten beiden Tage auch regnen..."
    Schumacher: "Morgen soll es wohl regnen, am Sonntag nicht unbedingt. Das kann sehr gemischt werden, und das kann logischerweise ein sehr entscheidender Faktor sein. Wir haben in Spa aber auch auf Regen gehofft, aber dort ist er nicht gekommen, also warten wir ab."


    Frage: "Was ist jetzt das Hauptziel: In der Konstrukteurs-WM vor dem Team des Bruders zu landen oder noch einen Sieg einzufahren?"
    Schumacher: "Letzteres ist wichtiger, weil uns das andere Ziel ziemlich sicher nicht mehr zu nehmen sein wird. Dazu müssten zu gute Resultate bei Toyota herauskommen, was natürlich möglich ist, aber auf der anderen Seite doch eher unrealistisch, wenn man sich den bisherigen Saisonverlauf anschaut. Gleichzeitig ist es unwahrscheinlich, dass wir nicht mehr punkten werden. Platz drei in der Konstrukteurs-WM und ein Sieg wären jedenfalls schon noch schön für die Moral, aber selbst das Podium wäre für uns schon ein Erfolg."


    Frage: "Du hast gestern gesagt, dass du hier wenigstens Spaß haben möchtest. Hattest du heute Spaß?"
    Schumacher: "Ja, schon. Suzuka macht prinzipiell immer Spaß."


    Frage: "Ihr seid gerade bei der Ergründung eurer Langsamkeit, hast du die letzten Tage wiederholt gesagt. Gibt es diesbezüglich nach den Tests in der vergangenen Woche Fortschritte für dieses Wochenende?"
    Schumacher: "Nein."


    Frage: "Das heißt eher ein Rückschritt oder Stillstand?"
    Schumacher: "Stillstand. Rückschritte haben wir hoffentlich keine gemacht."


    Zielsetzung ist ähnlich wie zuletzt in Brasilien


    Frage: "Was ist deiner Meinung nach am Sonntag möglich?"
    Schumacher: "Ähnliches wie in Brasilien. Das Wetter ist natürlich ein großer Faktor."


    Frage: "Auf die Frage, wer für ihn der große WM-Favorit 2006 ist, hat Fernando Alonso gestern dich genannt. Überrascht dich das, freust du dich darüber?"
    Schumacher: "Das ist unwichtig. Wichtig ist, ob wir ein Auto haben, mit dem wir richtig mitkämpfen können oder nicht."


    Frage: "Es heißt, es soll ein elftes Team in die Formel 1 kommen. Was hältst du davon? Wäre das gut für den Sport?"
    Schumacher: "Sicher, auf jeden Fall."


    Frage: "Aber es ist doch hart, so etwas in nur fünf Monaten aufzubauen, nicht wahr?"
    Schumacher: "Ich kenne die Umstände nicht."


    Frage: "Bernie Ecclestone wird Ende des Monats 75. Wie würdest du ihn charakterisieren?"
    Schumacher: "Also Bernie würde jetzt sagen: 'Ich werde noch ein Jahr älter, mir ist das egal!' Ich denke, dass man dazu nicht viel sagen muss. Er ist der Macher der Formel 1, er hat sehr viel erreicht in seinem Leben."


    Frage: "Gibt es irgendein Erlebnis mit ihm, das bei dir hängen geblieben ist?"
    Schumacher: "An unsere letzten Backgammon-Matches erinnere ich mich gerne."


    Frage: "Wer hat da meistens gewonnen?"
    Schumacher: "Das muss man ihn selbst fragen..."