Fundsache: "Mutter"

  • Da meine Eltern ein neues Bücherregal haben, werden jetzt nach und nach alle Bücher darein sortiert. Bei stöbern in den diversen Kisten kam dann ein Buch zum Vorschein was mir weniger duch den Titel als eher durch den Verlag aufgefallen ist :D


    Titel: "Mutter"
    Inhalt: Gedichte, Geschichten, Lieder zum Thema Mutter
    geschrieben von: Prof. Alb.Holl
    Erschienen: 1940

  • .... das kann ich nach vollziehen. Beiträge von Jo Stotz als Buchautor kannst du vom Verlag TAZZELWURM übrigens preiswert erhalten:


    gefunden bei ANTQUARIO:

    1. Gastmahl Gottes - Gespräche freier Geister
    Autor: Stotz, Jo; Verlag/Jahr: Der Tazzelwurm Verlag, Stuttgart<br>1941; Preis: € 6,00
    2. Mutter - Gedichte über die Mutter von verschiedenen Dichtern
    Autor: Stotz, Jo; Verlag/Jahr: StuttgartStuttgart: Tazzelwurm, 1940; Preis: € 4,00


    Der 2. von dir eingespiegelte Autor gehört aber bestimmt nicht zu den Autoren, auf die wir Stolz sein sollten (Infos v. Dt. Hist. Museum):


    HANNS JOHST:
    1935-1945 Johst hat als Präsident die Leitung der Reichsschrifttumskammer (RSK) inne,die für die Säuberung des Schrifttums von allen "artfremden" und "volkschädlichen" Schriftstellern verantwortlich ist. In dieser einflußreichen Position besitzt Johst im literarischen Bereich eine Machtposition, die es ihm erlaubt, entscheidend bei der Gleichschaltung der deutschen Literatur- und Theaterszene mitzuwirken.
    1942 Er erhält den Ehrenrang eines Gruppenführers der Schutzstaffel (SS).
    1949 Von einer Münchner Spruchkammer wird er zunächst als "Mitläufer" eingestuft, dann aber wird Johst in einem von ihm selbst angestrengten Berufungsverfahren als "Hauptschuldiger" zu dreieinhalb Jahren Arbeitslager verurteilt und mit zehnjähriger Berufsbeschränkung belegt


    Das sind die Geschichten hinter den Geschichten ... irgendwie hatte ich den Namen schon mal gehört.


    PS: Hast du Rechte am Verlag erworben?

  • Also die meisten im Buch erwähnten Namen sagen mir überhaupt nichts, das Buch hab ich auch nur in einer Kiste mit mengenweise alten Büchern gefunden. Die Kiste ist noch aus dem Nachlass meiner Oma, ansonsten hab ich nichts mit dem Verlag oder sonstwem was zu tun :D


    Die Texte in dem Buch sind u.a. von Nietzche, Jo Stolz, Hans Johst, Schiller, Storm, Käthe L.Kamossa, Richard Dehmel, Mathias Claudius, Hebbel, Georg Stammler, Mörike, Eduard Koelwel, Paul Barsch.


    Ich denke auch das in Anbetracht des Erscheinungsjahres der Inhalt nicht ganz unumstritten sein dürfte ;)

  • ... jede Veröffentlichung ist immer ein Spiegel der Zeit. Und wenn man wie Johst (den Namen hatte ich von einer TV-Doku in Erinnerung) alles nicht gewünschte oder gerade in die Zeit passende vernichtet, dann tiglt man immer Spuren. Aus diesem Grunde bedauere ich es auch, dass Vieles der braunen selbstentlarvenden Literatur nicht mal mehr zu Studienzwecken zur Verfügung steht (für uns als Laien). Denn auch diese Ergüsse sind Geschichte und sie kennzeichnen eine besonders schlimme Vergangenheit.
    Ich glaube deshalb sollte man Bücher die nicht mehr unserer Auffassung entsprechen auch nicht gleich vernichten. Irgendwann ist es viellicheicht mal nützlich den Kindern und Enkeln zu zeigen: Und so sah das damals im Alltag aus. So funktionierte ein totales und gleichgeschaltetes System. (Ich denke da z.B. an Fibeln in denen der Führer und seine Visionen als Lesestoff für junge Schüler drin ist).
    Ich denke wir können mit unserer Vergangenheit umgehen. Tatzel - es war also keine Kritik in Richtung eurer Familie oder so.... und der Verlagsname ist wirklich geil!

  • Zitat

    Original von Andreas Fehrmann
    Tatzel - es war also keine Kritik in Richtung eurer Familie oder so.... und der Verlagsname ist wirklich geil!


    Hab ich auch nicht so empfunden :nö: :)
    Ich bin über das Buch auch nur wegen dem Verlag gestolpert und musste erst mehr als 3 mal hinsehen als ich das las :D
    Und dein Kommentare/Ergänzungen zu dem Buch fand ich außerdem Interessant, da ich keine Leseratte bin und mich mit Büchern nur beschäftigt habe wenn ich musste, daher sind mir solche Hintergründe meist unbekannt.