Beiträge von exlibris


    Es geht in diesem Buch um die Ratte Firmin, die in den 60er Jahren in Boston im Keller einer Buchhandlung geboren wird. Da Futter knapp und die Geschwister stärker sind, beginnt Firmin irgendwann Bücher zu fressen. Kurz darauf stellt er fest, dass er lesen kann, und von da an ist kein Buch mehr vor ihm sicher. Neugierig geworden auf die Menschen und ihre Welt, sucht er ihre Freundschaft.
    Ich wurde durch das Umschlagbild auf den Roman aufmerksam. Eines muss ich gleich sagen, der Roman handelt nicht über eine Ratte wie in dem Film „Ratatouille“. Die Geschichte handelt nicht vom Kochen, sondern von Büchern, der Leidenschaft des Lesens, und des nie Aufgebens. Die Geschichte ist oft traurig und ernst, brachte mich aber auch hin und wieder zum Schmunzeln. Immer wieder überraschte mich der Autor mit Ausflügen in die Phantasien der Ratte, ohne ins Lächerliche zu geraten und im rechten Moment wieder auf das „normale“ Leben einer Ratte zu schwenken. Die Charaktere sind gut beschrieben, auch die Schauplätze am Scollay Square, in Boston, kann man sich gut vorstellen. Selten war ich in der letzten Zeit von einem Buch so gefesselt, und so habe ich es fast in einem Stück gelesen. [Stefan Dieban]


    Sam Savage: Firmin - Ein Rattenleben
    Gebunden | Dtsch. v. Susanne Aeckerle u. Marion Balkenhol Originaltitel: Firmin. A Metropolitan Lowlife 216 S. | 2008 Ullstein HC | ISBN 978-3-550-08742-4
    16.90 EUR


    Eine absolut spannende Abenteuergeschichte mit Fantasykomponenten. Schauplatz ist der hohe Norden, mit viel Eis und Schnee. Eine machthungrige Schneehexe beherrscht, durch Zauberei, schon fast das ganze Land. Zwei Kinder versuchen dem entgegen zu wirken. Die Geschichte ist so toll erzählt, dass man richtig eintauchen kann und das Buch erst ganz am Schluss wieder weglegt. [Ulrike Pensel]


    Catherine Fisher: Schneewanderer
    Gebunden | Roman. Deutsche Erstausgabe. Aus d. Engl. v. Beate Brammertz Originaltitel: The Snow-Walker Trilogy (The Snow-Walker's Son/The Empty Hand/The Soul Thieves) 655 S. m. Übers.-Kte. | 2007 Heyne | ISBN 978-3-453-52311-1
    14.00 EUR


    Es geht um die Zwillinge Sophie und Josh, die einen Überfall auf einen Buchladen miterleben. Der Unbekannte attackiert den Ladenbesitzer Nick Fleming, alias Nicholas Flamel, mit purer Magie. Von diesem Moment an ändert sich das Leben der Zwillinge schlagartig. Auf der Flucht vor Dr. John Dee begegnen sie uralten Legenden, Prophezeiungen die sich nach und nach erfüllen und Magie.


    Mit Ausnahme der Zwillinge fußen alle Figuren auf historischen Persönlichkeiten und Mythologie Wesen.


    Die Geschichte ist von Anfang an, bis in die letzten Seiten total spannend. Historische Ereignisse werden verändert dargestellt und lassen so eine völlig neue Evolutionsgeschichte entstehen. [Zora Klaus (14 J.)]



    Michael Scott: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der unsterbliche Alchemyst
    Gebunden | Originaltitel: The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel - The Alchemyst 415 S. 23,5 cm ab 12 J. | 2008 cbj | ISBN 978-3-570-13377-4
    17.95 EUR


    Ein Mira-Valensky-Krimi. Mira Valensky ist Journalistin und dabei, eine Reportage über ein erfolgreiches kleines Wiener Weingut zu schreiben. Kurz nachdem sie den Winzer kennengelernt hat, wird dieser beim Joggen erschossen. War’s Selbstmord, oder doch ein gehörnter Ehemann? Mira versucht mit ihrer Haushaltshilfe den Fall aufzulösen. Neben einem großen Wissen über Wein und Weinanbau bekommen wir auch noch einige richtig leckere Rezepte und nützliche Küchentipps.
    Ein schöner Krimi, weder arg blutig noch grausig, aber spannend bis zum Schluss. [Ulrike Pensel]


    Eva Rossmann: Wein & Tod
    Kartoniert, Ein Mira-Valensky-Krimi. Bastei Lübbe Taschenbücher Bd.15791 284 S. | 2007 Lübbe | ISBN 978-3-404-15791-4
    7.95 EUR


    Dies ist ein unglaublich spannendes Buch, sogar für Leser, die nichts von Computern verstehen und sich eigentlich auch nicht dafür interessieren. Ähnlich wie Crichton es für wahrscheinlich erscheinen ließ, dass aus jahrmillionen alter DNS wieder Dinosaurier entstehen könnten, so verwickelt Olsberg den Leser in ein atemberaubendes Geschehen, in dem die geballte Intelligenz vieler Computer ein Eigenleben entwickelt und zur weltweiten Bedrohung mutiert.
    Während der Protagonist des Romans auf der Flucht ist und versucht, seine Unschuld am Tod eines Mitarbeiters zu beweisen, gerät das Computerprogram Pandora außer Kontrolle, löst auf der ganzen Welt Katastrophen aus und sucht sich Verbündete.
    Technik, die ein bösartiges Eigenleben entwickelt, übt eine eigenartige Faszination aus, wie schon in Kerrs Roman "Game Over", der einem bei einigen blutrünstigen Szenen dieses Buches automatisch in den Sinn kommt.
    Wie Mensch und Maschine letztendlich aus dem Schlamassel herauskommen ist sehr lesenswert und nicht zuletzt das Nachwort des Romans gibt zu denken. [Charlotte Keller]


    Karl Olsberg: Das System
    Kartoniert | Thriller. Aufbau Taschenbücher Bd.2367 403 S. | 2007 Aufbau TB | ISBN 978-3-7466-2367-2
    9.95 EUR


    Dieses Buch erzählt eine furchtbare Geschichte: auf einem Schulausflug verschwindet ein kleiner Junge und hinterlässt eine verzweifelte Familie.
    Der Roman ist aus Sicht des neunjährigen Bruders Henry geschrieben, der sich die Schuld gibt, nicht auf Daniel aufgepasst zu haben. Wie Henry den Leser an den ganzen schrecklichen Ereignissen teilnehmen lässt, ist herzzerreißend traurig. Henry hat keinen Platz mehr in einer Familie, in der die Mutter vor Trauer und Verzweiflung fast umkommt, und der Vater flüchtet. Zum Glück für alle Beteiligten gibt es Otis, den Schwager und Onkel, der sich um Henrys verwundete Seele kümmert.
    Dies ist keine einfache Lektüre, doch die einzigartige Schilderung aus der Sicht eines Neunjährigen ist es wert, gelesen zu werden [Charlotte Keller]


    Care Sambrook: Der Freitag NACH DEM Freitag nach dem SONNTAG
    Kartoniert | Übersetzung: Rademacher, Anne rororo Taschenbücher Bd.24089 Originaltitel: Hide & Seek 285 S. | 2007 Rowohlt TB. | ISBN 978-3-499-24089-8
    8.90 EUR


    Chloe Schiwago, Anfang 40, Psychotherapeutin und Mutter zweier Teenager ist mit Greg verheiratet, der Gedächtnistraining betreibt, indem er Gegnstände an den unmöglichsten Orten versteckt und später versucht, sich daran zu erinnern, wo sie sind.
    Nicht nur damit zermürbt er Chloes Nerven, die sich Hals über Kopf in einen attraktiven Russen verliebt.
    Neben einer turbulenten Story, gut und witzig erzählt, enthält das Buch vor jedem Kapitel ein passendes Rezept.
    Die Idee ist nicht neu, originell sind jedoch die Rezepte für eine glückliche Ehe oder für Zoff, sehr schön auch der höllenscharfe Drink Schiwagos Rache oder der fettarme Apfel-Haschisch-Kuchen für Diabetiker.
    Manche Rezepte ließen sich sogar nachkochen, wenn frau Lust hätte, das Buch aus der Hand zu legen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass die Leserin das Buch in einem Rutsch durchliest und anschließend Lust auf Blinis, Kaviar, Champagner, Wodka und einen jungen Russen verspürt. Dann empfiehlt es sich, noch einmal das Rezept für Zoff durchzulesen. [Charlotte Keller]


    Olivia Lichtenstein: Seitensprung rückwärts
    Gebunden | Roman. Aus d. Engl. v. Isabel Bogdan Originaltitel: Mrs Zhivago of Queen's Park 350 S. | 2007 Krüger, Frankfurt | ISBN 978-3-8105-1932-0 |
    16.90 EUR


    Wer Gavaldas "Zusammen ist man weniger allein" gelesen hat, findet hier eine ähnliche Geschichte: Zwei Menschen, die wenig gemein haben, ziehen zusammen und geben ihren komplizierten, unglücklichen Leben dadurch eine neue Wende.
    Die 75-jährige Margaret, die in einem riesigen Haus inmitten der wertvollen Porzellansammlung ihres Vaters lebt, nimmt die junge Schauspielerin Wanda als Untermieterin auf. Margaret leidet an einem Gehirntumor, Wanda an gebrochenem Herzen. Anfangs leben beide zwar unter einem Dach, doch erst im Laufe der Zeit finden sie zueinander.
    Aus den trümmern der Porzellansammlung, die Margaret zerschmettert um sich vom schweren Erbe ihres Vaters zu befreien, schafft Wanda Neues und findet endlich auch den Weg aus der Endlosschleife, in der sie steckt.
    Im gemeinsamen Zertümmern des Porzellans entsteht Gemeinsamkeit. "Wusste sie mit einem Mal, dass sie ein Zuhause bei jemandem gefunden hatte, der ebenso von Kummer erfüllt und verrückt war, wie sie."
    Natürlich gesellen sich zu Wanda und Margaret noch jede Menge anderer interessanter Menschen mit ähnlich verworrenen Lebensgeschichten, so dass am Ende statt der zwei Frauen eine ganze Gruppe von Menschen das Haus bevölkert und immer mehr Porzellan zu Bruch geht. [Charlotte Keller]


    Stephanie Kallos: Die Porzellansammlerin
    Kartoniert | Roman. Deutsche Erstausgabe. Dtsch. v. Andrea Brandl btb Bd.73473 Originaltitel: Broken For You 477 S. | 2006 btb | ISBN 978-3-442-73473-3 | 9.50 EUR


    Der Originaltitel heißt "Family and other accidents" und fasst damit besser zum Inhalts des Buches als der deutsche Titel. Sicher hat das Buch auch witzige Passagen, dennoch ist es eine eher schwierige Geschichte über die komplizierte Beziehung zweier Brüder.
    Der Ältere – Jack – wird nach dem Tod der Eltern plötzlich damit konfrontiert, für seinen 15-jährigen Bruder Connor sorgen zu müssen.
    Jack ist grenzenlos überfordert, kommt schon mit seinem eigenen Leben nicht zurecht. Für Connor ist Jack seine Familie, doch Jack ist kein Familienmensch und enttäuscht den Jüngeren ständig.
    Erst als Connor Laine heiratet und mit ihr zwei Töchter bekommt, kriegt er die Familie, nach der er sich immer gesehnt hat. Wer das Buch bis zum Ende liest, wird mit einem wirklich schönen Schluss belohnt. [Charlotte Keller]


    Shari Goldhagen: Wir können es schaffen, wenn wir rennen
    Gebunden | Roman. Aus d. Amerikan. v. Susanne Goga-Klinkenberg Originaltitel: Family and other accidents 283 S. | 2007 Scherz | ISBN 978-3-502-10096-6 | 16.90 EUR


    Von der gleichen Autorin, die auch die Charlie Bone Reihe geschrieben hat, gibt es noch eine weitere Reihe. Auch hier ist ein Junge die Hauptperson, der im Laufe des Buches herausfinden muss, ob er ein Zauberer ist. Dabei stürzt er in heftige Abendteuer.Mir gefällt es genauso gut wie die Charlie Bone Bücher. Wenn du Fantasiebücher magst, musst du unbedingt Gwyn mit seiner silbernen Spinne kennenlernen. von unserem Testleser Roland Pensel


    Jenny Nimmo: Die silberne Spinne
    Gebunden | Originaltitel: The Snow Spider | 175 S. ab 10 J. 2007 Ravensburger Buchverlag | ISBN 978-3-473-34712-4 | 12.95 EUR


    Wer ihren ersten Roman "Zähne zeigen" mochte, wird auch dieses Buch lieben, und wer es nicht kennt, wird sich trotzdem mitreißen lassen von Zadie Smiths Erzählweise.
    Wieder schreibt sie einen Familienroman, wieder verquickt sie verschiedene Kulturen und ethnische Hintergründe, jongliert zwischen Einwanderermillieu und Campusleben.
    Der Roman erzählt die Geschichte zweier verfeindeter Professoren und ihrer Familien. Beide sind Rembrandtforscher, berufliche Rivalen und politische Erzfeinde. Der linkliberale Weiße, Howard Belsey, unterrichtet an einem College in der Nähe von Boston. Ursprünglich aus England stammend, führt er nun mit seiner schwarzen Frau Kiki und seinen drei Kindern ein unkonventionelles, lässiges, buntes, multikulturelles Familienleben.
    Der konservative Schwarze, Monty Kipps, lehrt an einer Londoner Universität. Als sich Belseys Sohn bei einem Besuch in london in Kipps Tochter verliebt, beginnen die Probleme. Doch das wirklich Chaos und die Gefühlsverwirrungen entstehen, als Kipps mit seienr ganzen Familie für ein Gastsemester nach Boston kommt...
    Zadie Smith ist eine umwerfende Erzählerin, die ihre detailliert geschilderten Charaktere in Situationen voller Komik und Tragik schliddern, jedoch nie darin untergehen lässt.
    Auch wer E. M. Forsters "Wiedersehen in Howards End", dessen Geschichte hier neu erzählt wird, nie gelesen hat, wird an Zadie Smiths Roman viel Vergrnügen haben. [Charlotte Keller]


    Zadie Smith: Von der Schönheit
    Gebunden | Roman. Ausgezeichnet mit dem Orange Prize 2006. Nominiert für den Man Booker Prize 2005. Aus d. Engl. v. Marcus Ingendaay Originaltitel: On Beauty 517 S. | 2006 Kiepenheuer & Witsch | ISBN 978-3-462-03716-6 | 22.90 EUR


    Dies ist die Geschichte einer Kindheit, wie man sie zuletzt in McCourts "Asche meiner Mutter" gelesen hat.
    Rückblickend berichtet die amerikanische Journalistin Jeannette Walls über ihre ungewöhnliche Kinderzeit. Sie und ihre Geschwister wachsen bei kreativen, ungewöhnlichen, fantasievollen und chaotischen Eltern auf. Ständig ist die Famiele auf der Flucht vor der Polizei oder den Behörden. Das Leben ist von Hunger und bitterster Armut geprägt. Dennoch sind die Eltern, insbesondere die Mutter, unerschütterlich in ihrem Optimismus.
    Obdachlosigkeit im Winter? So what: "Der Winter ist meine liebste Jahreszeit."
    Es regnet durchs Dach? Dann schläft das Kind eben unter einem Schlauchboot!
    Die Lebensmittel sind verdorben? Scharf würzen, Nase zuhalten und durch!
    Dennoch gibt es auch beglückende und schöne Momente, wenn der Vater, mangels Geldes, jedem Kind zu Weihnachten einen Stern am Himmel schenkt oder ein Leben lang ein Schloss aus Glas plant.
    Mit den Jahren werden die Verhältnisse immer unerträglicher, der Vater verfällt mehr und mehr dem Alkohol. Die Kinder verlassen eines nach dem anderen das Elternhaus und werden erfolgreich, während die Eltern in die Obdachlosigkeit abgleiten.
    Lange hat die Autorin ihr früheres Leben geheim gehalten. Nun erzählt sie in wunderbaren kleinen Episoden von ihrer Jugend, so fesselnd, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. [Charlotte Keller]


    Jeannette Walls: Schloss aus Glas
    Kartoniert | Aus d. Amerikan. v. Ulrike Wasel u. Klaus Timmermann Heyne Bücher Nr.35135 Diana-Taschenbücher Originaltitel: The Glass Castle 382 S. | 2006 Heyne | ISBN 978-3-453-35135-6 | 8.95 EUR


    Percy Jackson in: Diebe im Olymp von Rick Riordan ist das erste Buch aus der Percy-Jackson-Reihe. Das Buch ist besonders für Jugendliche geeignet, da es in der modernen Jugendsprache geschrieben ist (Zitat: ...also zwang Zeus Chronos seine Geschwister auszukotzen. Es geht um den 12-jährigen Percy, der mit seiner Mutter und seinem Stiefvater Gabe der Stinker in New York lebt. Percy ist hyperaktiv und Legastheniker. Er geht auf die Yancy Acadamy für Problemkinder und ist bereitsnach jedem Schuljahr von der Schule geflogen. Er findet dort seinen besten Freund Grover. Grover hat (das sagt man zumindest) eine Behinderung in den Beinmuskeln und ist deshalb vom Sportunterricht befreit. Sein Lateinlehrer Mr. Brunner sitzt in einem Rollstuhl und erwartet von Percy immer beste Leistungen. Doch auf einem Schulausflug verwandelt sich seine Mathelehrerin Mrs. Dodds in eine stinkende Furie. Percy ahnt, dass da irgendetwas schief läuft. Doch durch Grover, der eigentlich ein Satyr ist, gelangt er nach Camp Halfblood Hill, wo die Kinder der großen 12 olympischen Götter Zeus, Poseidon, Hera, Hades, Ares, Athene, Apollo, Hephaistos, Dionysos, Hermes, Demeter, Artemis leben. Dort lernt er Annabeth, eine Tochter der Athene, und Luke, ein Sohn von Hermes, kennen, mit denen er sich anfreundet. Doch viel Zeit zum Entspannen gibt es dort nicht, denn Percy erfährt bald, dass er auch Sohn einer Gottheit ist, und dass jemand den Blitz des Zeus gestohlen hat. Also machen sich Percy, Annabeth und Grover auf, um den Blitz zu finden und den Dieb ausfindig zu machen. Unterwegs begegnet er allen möglichen Ungeheuern aus griechischen Sagen und Mythen. Das Buch ist spannend, zugleich aber auch sehr, sehr, sehr humorvoll (wobei das noch sehr, sehr, sehr untertrieben ist) und ansprechend geschrieben, sodass man sich wie im 3D-Kino fühlt und sich perfekt in die Lage hineinversetzen kann. [Vitus Steyer]


    Riordan, Rick: Percy Jackson in: Diebe im Olymp.
    Gebunden | 447 S., ab 11 J. , in deutscher Sprache | 2006 Carlsen | ISBN 978-3-551-55417-8 | 16.00 EUR


    Das Buch handelt von zwei Jungen, Lorenzo und Will, die aus einem Waisenhaus stammen. Es liegt am Rande einer Stadt und in seiner Nähe befindet sich eine magischer Walde. Alle Kinder aus dem Waisenhaus und der Stadt, bis auf Lorenzo, besitzen magische Kräfte. Häufig treffen Sie sich mit anderen Kindern zum Spielen auf dem Fussballplatz hinter dem Waisenhaus, so auch mit den Monster Soccers. Bei diesem Spiel treffen magische Kräfte aufeinander, so dass es ein sehr prickelndes Fussballspiel wird. In einem Freundschaftsspiel sollen die Rotznasen (Waisenkinder) gegen die Monster Soccers antreten. Dabei geht es um viel Geld, denn die Zuschauer, so auch der Präsident der Monster Soccers schließen Wetten auf das Spielende ab. Daher will der Präsident auch, dass seine Mannschaft gewinnt. Um den Ausgang positiv zu beeinflussen will er einen Schlägertrupp zur Taverne schicken, in der Lorenzo und Will des Nachts ihr Geld verdienen.
    Ariana, eine Sirene, die zu den Fans der Monster Soccers gehört, warnt Will und Lorenzo und bringt sie zur Blutburg. Die Rettung stellt sich als eine Falle heraus, aus der die beiden nur mit Hilfe eines Kobolds und eines Trolls entkommen können. Die Sirene folgt ihnen bis zur Taverne und bringt dort Will um, der nun als Geist sein Dasein fristet. Um seinen Körper wiederzuerlangen muss Will nach einem Buch (Macronomicon) in Fantasmania suchen. Lorenzo begleitet ihn und sie bestehen viele Abenteuer. Werden Sie das Buch finden?
    Lest selber, aber fangt nicht nur an, spannend wird das Buch erst nach den ersten 60 Seiten.
    Schulnote: 2+
    [Pascal Reh]


    Mike Maurus: Mittelsturm.
    Gebunden | Fantasmania 397 S. ab 11 J. | 2006 Coppenrath, Münster | ISBN 3-8157-6754-7 | 16.95 EUR


    "Das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können, ist die Erinnerung"
    Dieses berühmte Zitat Jean Pauls kommt einem unwillkürlich in den Sinn bei der Lektüre des Romans von Debra Dean.
    Was aber, wenn die Erinnerung selbst einen im Stich lässt?
    Marina, eine ältere Russin, die jetzt in Amerika lebt, ist an Alzheimer erkrankt.
    Während sie Schwierigkeiten hat, ihre eigene Tochter zu erkennen, oder wahrzunehmen, dass ihre Enkeltochter heiratet, sind immer wieder Personen, Farben oder Gegenstände Auslöser für lebhafte Erinnerungen an den Hungerwinter, den Leningrad 1941 unter deutscher Belagerung durchlitt.
    In dieser Zeit war Marina Führerin in der Leningrader Eremitage und damit beauftragt, die Kunstwerke vor der Zerstörung oder dem Raub durch die Nazis zu retten. Die Gemälde wurden aus den Rahmen entfernt und verpackt. Die Bilderrahmen blieben an den Wänden zurück. In Gedanken füllt Marina sie mit den verschiedenen Kunstwerken, baut einen Palast der Erinnerungen, um der unerträglichen Gegenwart zu entkommen.
    Die Handlung wechselt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In einer der Stärksten Szenen verknüpft die Autorin die zum Bersten gefüllten Büffets der Hochzeitsfeier und das Grauen des Hungerwinters in Leningrad durch die Schilderung der von Früchten, Gemüse, Geflügel und Wildbret überbordenden Stilleben flämischer Künstler im Snyders-Saal der Eremitage.
    Die Junge Marina rekonstruiert in ihrer Vorstellung die Säle der Eremitage und konnte so das Elend bewältigen. Als alte Frau kann sie sich aus einer Welt, die ihr immer unverständlicher wird, ebenfalls in den Palast der Erinnerungen flüchten- dem einzigen Paradies, aus den sie nicht vertrieben werden kann. [Charlotte Keller]


    Debra Dean: Palast der Erinnerungen.
    Gebunden | Roman. Dtsch. v. Judith Schwaab Originaltitel: The Madonnas of Leningrad | 299 S. | 2006 Droemer/Knaur | ISBN 3-426-19713-8 | 19.90 EUR


    Im Cover des Romans liegt schon seine ganze Tragik.
    Die Bostoner Eliteschule Ault, die sich Lee, die Tochter eines Matratzenhändlers aus Indiana ausgesucht, und die ihr ein Stipendium gegeben hat, ist nicht die Schule, die sie sich erträumt hat.
    Angelockt von den Hochglanzprospekten des Internats, stellt sie sich vor allem gut aussehende Jungen vor, die in Wollpullis Lacrossse spielen, gerne lesen und mit ihr Hand in Hand spazieren gehen...
    Doch Ault entpuppt sich nicht als das Paradies, das sich Lee erträumt hat und für das sie ihre Familie verkauft hat. Es ist die Hölle, in der langbeinige Mädchen mit geblümten Tagesdecken und honigblonden Haaren das Sagen haben. Alle benutzen das gleiche wunderbar duftende Shampoo, für Lee der "Duft der Beliebtheit" Sie alle haben-im Gegensatz zu Lee- einen zweiten Vornamen und unvorstellbar reiche, kultivierte Eltern.
    Immer mehr schämt sich Lee ihrer Herkunft, ihrer Eltern, ihres Stipendiums. Obwohl sie sich danach sehnt, dazuzugehöre, macht sie sich selbst unsichtbar, stößt durch ihr Verhalten sogar die vor den Kopf, die nett zu ihr sind.
    Ihren Eltern spielt sie vor, dass Ault das Ziel ihrer Träume ist, begegnet ihnen mit Arroganz, anstatt endlich einmal ihren Kummer raus zu lassen. Als sie schließlich ihr Herz ausschüttet, tut sie es ausgerechnet bei einer Reporterin der New York Times, die einen Artikel über Ault schreibt...
    Ein großartiger Roman über die Schwierigkeiten des Teenagerdaseins und gleichzeitig - bei aller Tragik- eine amüsante Lektüre. [Charlotte Keller]


    Curtis Sittenfeld: Eine Klasse für sich.
    Roman. Aus d. Amerikan. v. Verena von Koskull | Gebunden | Originaltitel: Prep | 532 S. | 2006 Aufbau-Verlag | ISBN 3-351-03080-0 | 19.90 EUR


    "Wenn ihr mit Fragen zugesetzt wird, gleicht die Erinnerung einer Zwiebel, die gehäutet sein möchte, damit freigelegt werden kann, was Buchstab nach Buchstab ablesbar steht: selten eindeutig, oft in Spiegelschrift oder sonst wie verrätselt. Unter der ersten, noch trocken knisternden Haut findet sich die nächste, die, kaum abgelöst, feucht eine dritte freigibt, unter der die vierte, fünfte warten und flüstern. Und jede weitere schwitzt zu lang gemiedene Wörter aus, auch schnörkelige Zeichen, als habe sich ein Geheimniskrämer von jung an, als die Zwiebel noch keimte, verschlüsseln wollen. Aber auch Die Zwiebel hat viele Häute.Kaum gehäutet erneuert sie sich. Gehackt treibt sie Tränen. Erst beim Häuten spricht sie wahr".


    Günter Grass Autobiografie setzt mit dem 1. September 1939 ein, als mit den Schüssen der deutschen Wehrmacht auf den polnischen Militärstützpunkt Westerplatte der Zweite Weltkrieg begann und dieses Geschehen, das alsbald Tod und Verderben über die ganze Welt bringen sollte, auch das Ende einer behüteten Kindheit für den Autor bedeutete.
    Vom Nazi-Überfall auf Polen, der sich in nächster Nähe zu Grass Wohnort, dem Danziger Vorort Langfuhr abspielte, war wenige Tage später die Grass'sche Familie unmittelbar betroffen, als der Cousin der Mutter, Onkel Franz, der als Briefträger zu den Verteidigern der Polnischen Post gehörte, auf deutschen Befehl standrechtlich erschossen wurde. Von den Eltern wird dieser friedfertige Onkel daraufhin wortlos zur Unperson erklärt, Besuche bei dessen hinterlassener Frau und den vier Kindern unterblieben von nun an. Sein Name blieb ausgespart, als hätte es ihn nie gegeben, als sei alles, was ihn und seine Familie betraf, unaussprechlich.


    Und aus der Distanz von über 60 Jahren fragt sich Günter Grass in selbstquälerischer Annäherung an den ihm fremd gewordenen Jungen, der anscheinend er gewesen war, dies möglicherweise aus Angst vor einer alles auf den Kopf stellenden Antwort, fraglos hingenommen zu haben mein mal nachsichtiger, dann wieder strenger Blick [bleibt] auf einen Jungen gerichtet, der kniefreie Hosen trägt, allem, was sich verborgen hält, hinterdreinschnüffelt und dennoch versäumt hat, "warum" zu sagen.


    Keine Fragen, kein Warum beispielsweise auch, als der Vater eines Schulfreundes, ehemaliger USPD-Abgeordneter im Freistaat Danzig, in KZ-Haft nach Stutthof kam, das bald nach dem Anschluss Danzigs an das Großdeutsche Reich nahe dem Frischen Haff errichtet wurde, und der Freund plötzlich von der Schule verschwunden war. Schweigen auch beim Verschwinden und späteren Wiederauftauchen von Grass Lateinlehrer, der äußerlich unverändert erscheinend, als gebrochener Mensch seine Lehrtätigkeit in St. Johann, dem altstädtischen Gymnasium, wieder aufnahm.


    Grass schmerzhaft bohrendes Nachsinnen über die damals nie gestellten Fragen, denn so beflissen ich im Laub meiner Erinnerungen stochere, nichts findet sich, das mir günstig wäre. Offenbar haben keine Zweifel meine Kinderjahre getrübt. Vielmehr machte ich, leicht zu gewinnen, bei allem mit, was der Alltag, der sich aufgeregt aufregend als "Neue Zeit" ausgab, zu bieten hatte, sind das Hauptthema der ersten Kapitel des Buches.


    Und wahrlich aufregend war diese "Neue Zeit" für das Mitglied der "Hitlerjugend", der in Zeltlagern und im Geländespiel, bei Sonnwend- und Morgenfeiern unterm Sternenhimmel die "miefige" Enge seines kleinbürgerlichen Elternhauses vergessen und mit seinen Schulkameraden an der nahen Ostsee in immer währender Heldenanbetung für den "Führer"; und die Kriegsmarine über die anfänglichen Siege der deutschen Truppen fachmännisch diskutieren konnte.


    Zuhause in dem kleinen Kolonialwarenladen sorgte die geliebte, den schönen Künsten zugewandte Mutter für den Erhalt der Familie, während der gutmütige, aber langweilige Vater; NSDAP-Parteimitglied seit 1936 - für die Beschaffung der Waren und dem Dekorieren des Schaufensters zuständig war. Der sorgsam gehütete Bücherschrank der Mutter, die den Sohn ihren "Peer Gynt" nannte und einmal "Großes" von ihm erwartete, bot vielfältigen Lesestoff für den Jugendlichen, der sich- im Rahmen eines Schreibwettbewerbes für erzählende Prosa - an einem Roman versuchte, der "Die Kaschuben" heißen sollte. Leider waren am Ende des ersten Kapitels bereits alle Helden tot, so dass niemand mehr da war, die toten Helden zu rächen.


    Schließlich meldet Grass sich freiwillig als 15-jähriger in Gotenhafen als U-Boot- Fahrer, wurde zunächst nicht angenommen, geriet aber damit in das Räderwerk der Nazi-Maschinerie, wurde Flakhelfer und landet später beim Reicharbeitsdienst. Auch hier wieder rückblickend die tiefe Trauer, das Unverständnis des Autors für all die damals nicht gestellten Fragen.
    Im Frühherbst 1944, als sich das Ende des "Tausendjährigen Reiches" schon abzuzeichnen begann, erhielt Grass den Einberufungsbefehl zur Wehrmacht und musste zur Musterung in das bereits zerstörte Berlin. In Dresden wurde ihm mitgeteilt, dass er zur SS-Panzerdivision "Jörg Frundsberg" eingezogen sei und sich zur Ausbildung als Panzerschütze auf einem Truppenübungsplatz der Waffen-SS in den böhmischen Wäldern zu begeben habe.


    Zu fragen ist: Erschreckte mich, was damals im Rekrutierungsbüro unübersehbar war, wie mir noch jetzt, nach über sechzig Jahren, das doppelte S im Augenblick der Niederschrift schrecklich ist? Der Zwiebelhaut ist nichts eingeritzt, dem ein Anzeichen für Schreck oder gar Entsetzen abzulesen wäre. Eher werde ich die Waffen-SS als Eliteeinheit gesehen haben.


    Was nun im Inferno der letzten Kriegsmonate folgte, geschrieben in Günter Grass unverwechselbarer, wortgewaltiger Sprache, kann man nicht schildern, das muss gelesen werden!


    Mit viel Glück und leicht verwundet überlebte der junge Grass die Odyssee seines bereits in Auflösung befindlichen Truppenteils und geriet nacheinander in mehrere Gefangenenlager der Amerikaner in der Oberpfalz und in Bad Aibling.


    Auch jetzt noch kaum ein Reflektieren der erlebten Grausamkeiten des Krieges, eher wird von ihm hinter einem zwecks Umerziehung befohlener Gang durch das befreite KZ Dachau feindliche Propaganda vermutet. Nicht die Argumente des Education Officers und die überdeutlichen Fotos, die er uns vorlegte, haben meine Verstocktheit brüchig werden lassen, vielmehr fiel die Sperre erst ein Jahr später, als ich die Stimme meines ehemaligen Reichsjugendführers Baldur von Schirach aus dem Radio hörte. Um die Hitlerjugend zu entlasten, beteuerte Schirach deren Unwissenheit und sagte, er, nur er habe Kenntnis von der geplanten und vollzogenen Massenvernichtung als Endlösung der Judenfrage gehabt. Ihm musste ich glauben. Ihm glaubte ich immer noch.


    Zunächst galt es, die Aufbesserung der Hungerrationen und das Überleben unter freiem Himmel im Großlager Bad Aibling zu bewerkstelligen und so belegte Grass den, neben anderen von den Gefangenen organisierten Kursen, angebotene "Kochkurs für Anfänger", der von einem ehemaligen Wiener Chefkoch (Kaine Gans ohne Beifuß!) abgehalten wurde. Großartig zu lesen, wie den hungernden Kriegsgefangenen durch bloßes Anhören der Rezepte für Stunden der nagende Hunger vergeht und Grass sich; wie wir es aus den späteren Romanen kennen, Personen der Weltgeschichte an seine imaginäre Tafel lädt.


    Es gibt aber noch unendlich viel mehr in diesem Buch: die Wirren der Nachkriegszeit, die Zeit als Koppeljunge im Untertagebergbau der Burbach-Kali AG bei Hannover, wo ihm die Diskussionen der Kumpels erste politische Einsichten vermitteln, seine Ausbildung zum Bildhauer in Düsseldorf, die wunderbar zart beschriebene Bekanntschaft und spätere Heirat mit seiner ersten Frau Anna, die Übersiedlung nach Berlin, das Entstehen zahlreicher Gedichte und die ersten Begegnungen mit der Gruppe 47. Später dann, ab 1956, in einem Hinterhaus in Paris die Niederschrift der "Blechtrommel".
    Ein packendes, ein bewegendes Buch, das ihn mir beim Lesen immer wieder die Lust geweckt hat, auch Günter Grass bisher erschienene Romane wieder "neu" zu lesen.
    Nachtrag: Der eigentliche Erscheinungstermin dieses Buches sollte laut Verlag der 1. September 2006 sein, dem Datum, an dem seit vielen Jahren der "Antikriegstag" im Gedenken an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und zur Ächtung aller Kriege begangen wird. Eigentlich genau der richtige Tag also, "Beim Häuten der Zwiebel" von Günter Grass den Lesern und Leserinnen erstmals zugänglich zu machen. [Helga Wittkopf]


    Günter Grass: Beim Häuten der Zwiebel
    Leinen | 479 S. m. Illustr. 21 cm 610g | 2006 Steidl | ISBN 3-86521-330-8 | 24.00 EUR


    Beim Blick auf das Cover könnte man denken: Ach, wieder so ein Mystery-Thriller. Aber der erste Eindruck täuscht, im Inneren verbirgt sich ein extrem spannendes Buch, das ganz ohne überirdischen Schnickschnack auskommt.


    Als die junge Kommissarin Marie Kermeur wieder in ihre Heimat Lands‘en fährt, um dort zu heiraten, freuen sie und die Bewohner der kleinen Insel sich auf ein unbeschwertes Fest.
    Doch in der Nacht vor der Hochzeit wird am Strand ihr Bruder tot aufgefunden, Blut fließt aus einem Stein und die Insulaner werden schmerzhaft an eine alte Strandräuberlegende erinnert, die sie neue Tode befürchten läßt.
    Als aus Paris ein Kommissar für Ritualmorde für die Ermittlungen anreist, stößt dies nicht nur bei den Bewohnern der Insel, sondern speziell auch bei Marie auf heftigen Widerwillen. Schließlich sollte es wenigstens eine Einheimische sein, die im Dunkel der persönlichen Geheimnisse der ortsansässigen Familien stochert!
    Nach und nach erfahren nicht nur die beiden Polizisten so manches, was sie lieber nicht gewusst hätten aus der Historie der Anwohner, sondern auch der Leser wird mehr und mehr gepackt von den lebendigen Beschreibung der Insel, ihrer wortkargen Bewohner und deren Leichen im Keller. Die rasant hakenschlagenden Handlung lässt einen nicht mehr los.
    Eine mitreißende Lektüre für zu kalte Sommernächte, in denen man sich am besten mit einem guten Buch unter der Decke verkriecht. [Dagny Stegner]


    Jamet, Nicole Jamet, Marie-Anne LePezennec: Dolmen ... vergessen sollst du nie.
    Thriller. Aus d. Französ. v. Susanne Schmitz | Gebunden 508 S. | 2006 Knaur | ISBN 3-426-66221-3 | 19.90 EUR


    Haben Sie mal wieder Lust, ein spannendes Buch zu lesen, aber keinen Bedarf an einem 08/15 Krimi? Dann versuchen Sie es doch mal mit

    P.J. Tracy: Mortifer


    Drei befreundete junge Frauen; zwei Computerspezialistinnen und eine FBI- Agentin - machen sich auf den Weg nach Green Bay, um der dortigen Polizei bei einer Ermittlung unter die Arme zu greifen. Doch leider hat ihr Wagen mitten in der Wildnis eine Panne, und sie müssen sich zu Fuß auf die Suche nach der nächsten Ortschaft machen.
    Das kleine Dorf Four Corners ist schnell gefunden, doch gibt es dort unerwartete Schwierigkeiten: die Telefonleitungen aus dem Ort wurden gekappt, es ist vollkommen menschenleer bis auf einige Männer, die offenbar nur ein Ziel haben: die Frauen umzubringen.
    Während die Geschäftspartner der drei Freundinnen sich mit recht unkonventionellen Methoden auf die Suche nach den Vermissten machen, hat die zuständige Polizeidienststelle Anordnung vom FBI bekommen, jegliche Nachforschungen zu verhindern. Was ist los in Four Corners?
    Auch in ihrem dritten Thriller um die Monkeewrench; Computerfachleute und die beiden Polizisten Magozzi und Rolseth gelingt es dem Autorenduo P.J.Tracy wieder, eine extrem spannende Handlung, die immer wieder überraschende Wendungen nimmt, mit sehr lebendigen Charakteren zu verbinden, die einem regelrecht ans Herz wachsen.
    Der staubtrockene Humor der Protagonisten lockert die Spannung immer wieder kurzzeitig auf, die dann umso gewaltiger mit einer neuen Wendung der Handlung zurückkehrt.
    Leicht süchtig machende Lektüre, die unbedingt empfehlenswert ist! [Dagny Stegner]


    P.J. Tracy: Mortifer.
    Thriller. Deutsche Erstausgabe. Übersetzung v. Axel Merz || 390 S. | Kartoniert | 2006 Rowohlt TB | ISBN 3-499-24203-6 | 8.90 EUR


    Die Autorin, deren Familie vor der russischen Revolution aus Kiew floh, feierte in Frankreich große literarische Erfolge, bevor sie 1940 als Jüdin mit einem Veröffentlichungsverbot belegt, 1942 verhaftet und wenig später in Auschwitz ermordet wurde.
    2004 entdeckte man ihren verschollen geglaubten letzten Roman "Suite Francaise". Nun erscheint erstmals in deutscher Übersetzung "Jesabel".
    Paris im Jahr 1935. Vor dem Gericht steht die 60-jährige überaus elegante Gladys Eysenach. Sie wird beschuldigt, ihren 20-jährigen Liebhaber, einen Literaturstudenten, von dem sie "Jesabel" genannt wurde, erschossen zu haben. Sie bestreitet ihre Schuld nicht. Gladys Eysenach ist eine sehr reiche, verwöhnte und lebenshungrige Frau von großer Schönheit. Fast noch Kind, entdeckt sie die Freuden am Tanzen, an Klängen und Farben, am Bewundertwerden und dann das vermeintliche Glück am Verspüren ihrer weiblichen Macht. Nicht Liebe, sondern die Lust geliebt zu werden. Verliebt ist sie nur in die eigene, alterslose Schönheit. Ein weiblicher Narziss.
    Sie heiratet und bekommt eine Tochter. Gladys verwitwet, reist viel, von einem Vergnügen zum anderen, von einem Liebhaber zum nächsten. Damit sie jung bleiben kann, muss ihre Tochter "Kind" bleiben.
    Mit 40 Jahren gerät Gladys in eine Lebenskrise. Zum ersten Mal wird sie von einem Liebhaber verlassen und ihr "Kind" will heiraten. Dies unterbindet sie, kann aber nicht verhindern, dass Marie Thérèse schwanger wird. Die Schwangerschaft wird verheimlicht. Marie Thérèse stirbt bei der Geburt des Kindes, welches einer Dienerin übergeben wird. Gladys geht wieder auf Reisen, Vergnügen und Befriedigung suchend für die Gier begehrt zu werden, immer auf der Flucht vor der Vergangenheit. Bis sie dann als Beschuldigte vor Gericht steht.
    In schnörkelloser, unsentimentaler Sprache beschreibt Irène Némirowsky das Leben eines weiblichen Dorian Grays. Am großen Lesevergnügen hat sicher auch die Übersetzung von Eva Moldenhauer ihren Anteil. [Karin Holfeld]


    Irene Nemirovsky: Jesabel
    Roman. Dtsch. v. Eva Moldenhauer 224 S. gebunden | 2006 Knaus |ISBN 3-8135-0282-1 | 18.00 EUR