Beiträge von Ronny Schmidt

    Er studierte Betriebswirtschaft, war Unternehmensberater bei McKinsey, promovierte über die KI, Künstliche Intelligenz und ist hauptberuflich Unternehmensberater: Karl Olsberg. Daß sich hinter diesem Namen das brilliante Gehirn steckt, welches einen der fesselndsten und ja, auch angsteinflößendsten Thriller der letzten Jahre ersann, mag man bei diesem Werdegang kaum vermuten. Doch Olsberg gelang es, den Begriff "Thriller" nach all den Schlitzern, Maskenmördern und sonstigen Psychopathen aus Fleisch und Blut der letzten Jahre, in eine Richtung zu lenken, der sich bislang eher Autoren und Regisseure wie Stanislaw Lem, James Cameron, den Wachowski Brüdern, William Gibson oder Philip Kerr verschrieben haben. Und diese Richtung ist für viele gewiss beängstigender als der in seiner Jugend misshandelte Psychopath mit dem Messer, der wahllos Schlachtvieh serviert...


    "Das System" konfrontiert mit Fokus auf Hamburg, die Menschheit mit einer ihr überlegenen Intelligenz. Pandora heißt das global vernetzte Programm, welches sich seiner selbst bewußt wird. Ohne zuviel zu spoilern: Es entbrennt ein bis zur allerletzten Minute packender Kampf ums Überleben zweier Spezies, wobei der Überlebenstrieb der künstlichen Intelligenz in seiner rein logischen Konsequenz und daraus resultierenden Gefühlskälte, dem Hörer in einem zwar fiktiven, indes nicht unrealistisch geschilderten Umfeld regelrechte Gänsehautattacken den Rücken hochjagt. Unerbittlich deckt Olsberg die Abhängigkeit der Menschen von Maschinen auf und nutzt diese für ein albtraumhaftes Szenario, das hier und heute stattfinden könnte.
    Zu Beginn erwähnte ich "mit Fokus auf Hamburg". Die Haupthandlung spielt sich in der Tat in der Hansestadt ab, die Auswirkungen jedoch sind globaler Natur und eben dies wird immer wieder eingebunden und belegen die Übermacht der KI und die Ohnmacht der Menschen gegenüber selbiger.


    Fast könnte man meinen, Olsberg habe hier eine hochaktuelle Version von Mary Shellys "Frankenstein" geschaffen: Die Kreatur, die sich gegen ihren Schöpfer wendet, ihn als Gefahr ansieht, die beseitigt werden muss. Nur, daß der Schöpfer hier keinem Wesen aus Fleisch und Blut gegenüber treten muss, sondern es mit einer dezentralen, global agierenden Gefahr zu tun hat, der man nicht "mal eben das Lebenslicht ausknippst".


    Das Finale entlässt den Hörer dann auch nicht mit der "Heile-Welt-Lüge", sondern hinterlässt ein ganz, ganz böses Gefühl und ist durchaus dazu angetan, über das Thema KI kritisch nachzudenken. Nicht jede Entwicklung ist ein Segen und man sollte sich zweimal überlegen, ob man/mensch in seiner Überheblichkeit tatsächlich Schöpfer spielen möchte.



    Die Lesung wird von Hans-Werner Meyer vorgetragen (u.a. ausgezeichnet mit dem Bayerischen Fernsehpreis für seine Hauptrolle in "Die Cleveren", sowie zweimalige Nominierung zum Deutschen Fernsehpreis). Wobei "vorgetragen" der Leistung nicht ganz gerecht wird: Meyer ist ausgebildeter Schauspieler mit langjähriger Bühnen-, TV- und Filmerfahrung (u.a. unter der Regie von Joseph Vilsmaier) und genau das lebt er hier aus: Er spielt. Er macht aus der Lesung einen schlichtweg packenden High-Tech Thriller mit den unterschiedlichsten Charakteren, gibt ihnen Charakter und Einzigartigkeit ohne sich dabei stimmlich zu "verbiegen" und ins Overacting abzudriften. Selten habe ich bei einem Hörbuch weniger den Eindruck gehabt, einer Lesung als zu lauschen, als bei "Das System". Meyers Leistung ist beachtlich und präzise wie ein Uhrwerk. Auf den Punkt genau springt er zwischen den einzelnen Stimmungen, Figuren, Situationen hin und her und fackelt hier ein regelrechtes Feuerwerk an Lesekunst ab.



    "Das System" bringt somit zwei Komponenten zusammen, die diese Lesung zu einem Erlebnis werden lassen: Zum einen die brilliante und erschreckend "unfiktive" Fiktion von Karl Olsberg, zum anderen das unglaublich intensive Spiel eines Hans-Werner Meyers, der diese Lesung schlicht und einfach zu einem "Earvent-Movie" macht. Selten habe ich eine derart packende Produktion erlebt.

    Jean-Christophe Grangé: Der Flug der Störche
    Gelesen von: Joachim Kerzel
    Bearbeitete Romanfassung


    Spielzeit: 425 Minuten
    78 Tracks
    6 CDs
    Preis: ca. 10 EUR


    Erschienen bei LÜBBE AUDIO
    Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Lübbe Audio
    Scheidtbachstr. 23-31
    51469 Bergisch Gladbach


    Inhaltsangabe des Verlags:
    Jedes Jahr im Spätsommer versammeln sich die Störche und brechen nach Süden auf. Und jedes Jahr im Frühling keren sie zurück in ihre alten Nester. Doch diesmal bleibt die Rückkehr der Zugvögel aus. Ein Schweizer Ornithologe schlägt Alarm. Er erteilt Louis Antioche den Auftrag, den Weg der Störche von Europa nach Zentralafrika zu verfolgen. Seine Nachforschungen werden zu einer Reise ins Grauen…


    Rezension:
    Suggeriert der Titel einen Öko-Thriller, entpuppt sich der Erstling aus der Feder Jean-Christophe Grangés, den Thrillerkenner unter anderem als Autoren der “Purpurnen Flüsse” kennen, als brillianter Thriller der härteren Gangart, in dem die Zugroute der Störche “lediglich” als Aufhänger dient, denn primär geht es um ungeklärte, regelrecht bestialische Morde entlang dieser Flugroute, die irgendwie mit Antioches mysteriösen Auftraggeber, dem verstorbenen Vogelkundler Max Böhm, und dessen unbekannter Vergangenheit in Verbindung stehen. Weshalb ist in keiner Kartei, in keiner Krankenakte etwas von Böhms Herztransplantation zu finden? Was hat es mit den grausamen Fotos in Böhms Haus auf sich, die ein wortwörtlich “menschliches Schlachthaus” zeigen?


    Grangé legt von Beginn an ein wahrhaft atemberaubendes (Erzähl-)Tempo vor, verliert dabei nie den roten Faden und driftet nicht in Belanglosigkeiten ab. Die Spannung wird konstant aufrecht erhalten, es gibt reichlich böse Wendungen und Enthüllungen, die Charaktere sind nicht bis zum Exzess, aber glaubwürdig geschildert. Geradezu galant schafft es Grangé zudem, auf politische Brennpunkte einzugehen, wie etwa den Palästinenserkonflikt oder die Lage der Roma in Bulgarien, ohne dabei lehrerhaft zu erscheinen.


    Was man sich indes vor dem Hören klar machen sollte: Grangé geht nicht zimperlich zu Werke. Es gibt Szenen, die sind hart an der Grenze des Zumutbaren, was Brutalität angeht. Dies ist nicht falsch zu verstehen: Diese schonungslose Darstellung ist im Werk wichtig, allerdings sollte man hier wirklich *einiges* abkönnen. Wer also bei Filmen wie “Saw” oder “Hostel” bereits Probleme hat, sollte hier vorsichtig sein.


    Joachim Kerzel als Erzähler - was kann ich hier groß schreiben? Perfekt. Fesselnd. Mitreißend. Brilliant. Kerzel hat sich nicht nur als Synchronsprecher von beispielsweise Jack Nicholson, Dustin Hoffman, Dennis Hopper oder Sir Anthony Hopkins (in “Hannibal”, “Das perfekte Verbrechen, “Roter Drache”) in die oberste Riege gespielt, sondern in den vergangenen Jahren auch durch seine beindruckenden Interpretationen vieler Hörbücher. Daß Kerzel nach wie vor zu den besten Erzählern gehört, beweist er mit “Der Flug der Störche” einmal mehr auf beeindruckende Weise.


    Äußerst positiv überrascht bin ich von dem Fakt, daß hier sowohl von einer stimmungsvollen Musikuntermalung vieler Szenen, als auch vom passenden Einsatz von Geräuscheffekten Gebrauch gemacht worden ist.
    Sowohl Musik, als auch Effekte verstärken an den jeweiligen Stellen die ohnehin schon bedrohliche Atmosphäre des Werkes noch um ein Vielfaches.


    Fazit:
    War 2007 ein *ganz* heißer Anwärter auf mein persönliches Hörbuch des Jahres. Grangés Erstling entpuppt sich in der vorliegenden Lesung als wahnsinnig packender, irrwitzig schneller Thriller, der neben aller nervenzerfetzenden Spannung auch authentisch auf politische Brisanz eingeht - dem Hörer allerdings auch ein “menschliches Schlachthaus” serviert.
    Brillianter Thriller, fantastisch vorgetragen durch einen grandiosen Joachim Kerzel, durch akzentuierenden, brillianten Einsatz von Musik und Geräuscheffekten bestechend. Allerdings sollte man erzählerischer Härte und explizierter Beschreibungen nicht abgeneigt gegenüberstehen.
    Klare Empfehlung für Thrillerfans.


    Titel: Untraceable
    Regie: Gregory Hoblit
    mit: Diane Lane, Billy Burke, Colin Hanks, Joseph Cross u.a.


    Länge: ca. 100 Minuten
    FSK-Freigabe: Ab 16 Jahren



    Inhalt:
    Die Secret Service Agentin Jennifer Marsh (Diane Lane) hat in ihrer langjährigen Karriere eigentlich schon alles gesehen. Doch der neueste Fall, an dem sie und die Sondereinheit des FBI für Internetkriminalität arbeiten, ist ein schwerer Brocken: Ein Serienmörder foltert auf einer nicht lokalisierbaren Webseite seine Opfer öffentlich zu Tode. Je mehr Besucher zuschauen, desto schneller sterben die Gefangenen. Während Jennifer die Zeit davon läuft, wendet sich der Täter an sie persönlich.



    Kritik:
    Spätestens seit die kleine Produktion „Saw“ eine Reihe von immer grausameren Thrillern lostrat, ist dem gemeinen Kinopublikum bekannt, daß dem Ersinnen möglichst perfider Tötungs- und Foltermechanismen kaum Grenzen gesetzt sind. Es wird geschnetzelt, verbrannt, zerstückelt, aufgerissen, zerfetzt, in Säure gebadet, erschossen, unter Schweinemuß begraben und ausbluten gelassen was das Zeug hält. Und natürlich findet diese Art von Filmen durchaus regen Zuspruch, denn Splatter und Gore feierten bereits in den 70er Jahren Hochkonjunktur und da der Großteil der Gesellschaft de facto dem Beiwohnen von sensationsträchtigen Spektakeln seit jeher zugetan ist, wird auch gewiss Gregory Hoblits Thriller eben jene Schicht ansprechen, denn die Grausamkeiten, die die Drehbuchautoren ihren fiktiven Charakteren hier zugedacht haben, lassen „Jigsaw“ streckenweise wie einen Anfänger und die „The Hills Have Eyes“ Hillybilly-Debili-Family mit Hang zu frischem Menschenhack wie Familie Meier-Peters von nebenan erscheinen.


    Dennoch unterscheidet „Untraceable“ ein gewichtiger Punkt von Werken wie „Hostel 2“, „The Hills Have Eyes 2“ oder „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“: Der Spiegel, dem Hoblit den Zuschauern entgegenhält. Tatsächlich entpuppt sich „Untraceable“ als deutliche Warnung an die Gesellschaft und der bittere, der wirklich bittere Beigeschmack, den ich hatte, ist, daß man dieses (hoffentlich noch) fiktive Szenario der heutigen Gesellschaft ohne weiteres zutraut.


    Hoblit gelingt ein eigentliches Paradoxon. Es geht in diesem Film gewiss nicht um die Neuerfindung des Rades, respektive die Neuschöpfung des Genres, nein, dafür ist die Geschichte, bzw. ihr Verlauf, zu vorhersehbar. Und es geht auch nicht um das erneute Brechen des Grausamkeitenrekords. Vielmehr spielt der Regisseur mit den Dingen, die er kritisiert, zeigt an Hand drastischer (und wirklich kranker) „Live-Ermordungen via Internet“, wie der menschliche Drang zum Voyeurismus in der Anonymität des Webs ungeahnte Auswüchse an Gewaltbereitschaft und Entmenschlichung treiben und fördern kann. Hoblit nutzt eben die abschreckenden Vorgänge um den Zuschauern deutlich zu machen: So krank könnt auch ihr sein!


    Gott sei Dank geschieht dies jedoch nicht übermäßig mittels des erhobenen Zeigefingers, sondern ist in die Handlung integriert. Seitenhiebe auf die stetig steigende Sensationsgeilheit (exemplarisch der durch Gaffer entstehende Verkehrsstau) und tatsächlich existierende, äußerst fragwürdige Webangeobte entpuppt sich gemeinsam mit den äußerst drastischen Darstellungen der Hinrichtungen als bitterböse Gesellschaftskritik, die durchaus dazu angetan ist, den Zuschauer mit einem äußerst mulmigen Gefühl zurück in die „heile Welt“ zu entlassen.



    Daß die Filmbewertungsstelle Wiesbaden, die die begehrten Prädikate „wertvoll“ und „besonders wertvoll“ in Deutschland vergitbt, „Untraceable“ in ihrem Gutachten als „besonders wertvoll“ bewertet, zeigt zudem, daß es hier definitiv nicht um ein erneutes Saw-Derivat geht, sondern um ein Werk, welches zum Nachdenken und Reflektieren bewegt.




    Link-Tipps:
    » www.KillWithMe.com
    » www.untraceable-film.de

    Gewiss liegt der Fokus bei den Potter-Filmen auf Effekten und Blockbustertum, aber: Auch Blockbuster wie etwa "Face/Off" zeichneten sich nicht nur durch die geniale Choreographie eines John Woo, sondern insbesondere durch das brilliante Spiel der Herren Cage und Travolta aus.


    Deshalb hab ich im Nachhinein auch einen noch "dickeren Hals" auf Mike Newell, weil er eben nicht nur ein grausam unpassendes Ende an HP4 geklatscht hat, sondern auch lieber auf Effekte setzte.
    Deshalb ist wohl auch HP3 bislang mein Favorit der Reihe, weil Alfonso Cuaron nicht nur ausgezeichnet mit Farbgebung, Kameraarbeit, Winkeln und Beleuchtung umzugehen vermochte, sondern weil er trotz der Effekte den Charakteren auch Emotionen zugestand - nimm als Beispiel mal Prof. Lupin und Harrys Unterhaltung in diesem Brückendurchgang. Solche Szenen bleiben hängen, nicht ob jetzt ein Drache 5 oder 15 Minuten feuerspeiend durch die Gegend flattert. Aber selbst wenn: Der Regisseur trägt dennoch dazu bei, wie und ob er seine Schauspieler wirklich spielen lässt. Denn egal wie "effektig" der Film ist, tragen trotzdem immer noch dazu bei, ob der Film überzeugt oder nicht.


    Extrembeispiel: "Uns Uwe", Dr. Uwe Boll. Bloodrayne. Da wirkte selbst ein Oscarpreisträger wie Ben Kingsley völlig neben der Spur, weil Boll in meinen Augen einfach null Ahnung davon hat, wie er mit solchen Leuten umzugehen hat, wie er Schauspielleistungen einzusetzen hat. An Kingsley wird es kaum liegen, das hat man in zig anderen Produktionen gesehen, somit muss sich diesen Schuh Herr Boll anziehen.

    Vorab ein kurzer Rückblick:
    Vor gut einem halben Jahr fand die Boulevardpresse einen quotenträchtigen Aufhänger, der nicht nur im Printbereich gern bis zum albernen Exzess getrieben wurde:
    Daniel Radcliffe, nein, Harry Potter wird nackt Theater spielen!
    Ja wie kann er sich nur unterstehen, die ganzen Kinder, die ihn als Idol sehen, werden doch geradezu verschreckt dadurch. Unredliches Verhalten, pfui!


    Natürlich kann man nachvollziehen, daß diese „nackte Tatsache“ für eine Menge Aufsehen sorgte und wem das anno 1973 uraufgeführte Stück „Equus“ (noch) geläufig ist, alternativ der Film oder natürlich die Vorlage von Peter Shaffer (u.a. Regie des Oscarprämierten „Amadeus“), der weiß, daß sich Radcliffe mit dieser Rolle so ziemlich das Schwierigste ausgesucht hat, was man in solch jungen Jahren an Rollen bekommen kann – und obschon sicherlich besagte Szene eine ungeheure Überwindung kosten mag, ist der „Rest“ der Rolle nicht minder schwierig.
    Dazu später mehr. Wir waren erstmal bei der "lustigen" Maul-zerreiss-Phase der Klatschmedien.
    Nachdem man die Stimmung dank mehr fragwürdiger, indes umso reißerischerer Schlagzeilen schon gut „angeheizt“ hatte, kam nach den Preview-Vorstellungen die Pressenacht – und getreu dem Tony Montana Motto „I'll bury those fuckin' cock-a-roaches“, hat Radcliffe den Pressehyänen gezeigt, wo der Hufkratzer hängt und sogar berüchtigte Revolverblätter wie „The Sun“, neben rennomierten Kritikern und unzähligen Theaterbesuchern, überschlugen sich seither mit Lobeshymnen seiner Darstellung.


    Nun hatte ich am Wochenende (nicht viel) Zeit, mich von diesem Hype selbst zu überzeugen und wenn eines feststeht: Der junge Mann KANN schauspielen, und wie. Natürlich streunte irgendwo im Hinterkopf immer noch der „liebe kleine Harry“ rum, und obschon es eigentlich die gleiche darstellende Person ist, war das auf der Bühne nicht eine Millisekunde lang „Harry Potter“.


    Nach dem großartig vorgetragenen, einleitenden Monolog von Richard Griffiths, kommt es nach Ankündigung kurz darauf zum ersten Treffen zwischen Patient und Psychiater. Alan, Racliffes Charakter, hat in einer Nacht sechs Pferden mit einem Hufkratzer die Augen ausgestochen. Gewiss kein gewöhnliches Hobby für einen 17jährigen und statt nicht über Los zu gehen und nicht 400 GBP einzuziehen, soll er nun zu Dr. Martin Dysart (Richard Griffiths) in einer Klinik „für besondere Fälle“ auf die Couch. Spätestens wenn Radcliffe auf die Bühne geschlurft kommt, ist jeglicher Gedanke an „Harry“ verschwunden, und es sollte die ganze Zeit über so bleiben: Wenn der Junge in drei Sachen verdammt gut geworden ist, dann sind es Mimik, Körpersprache und der Einsatz seiner Stimme – somit das gesamte Reppertoire, das auf der Bühne wortwörtlich überlebenswichtig ist.


    Es folgt die erste Begegnung zwischen Patient und Psychiater, und obwohl eine gewisse Komik in dieser zu finden sein mag, mutet sie doch im Kontext sehr bizarr an: Dysart richtet einige einfache Fragen an Alan, die er gekonnt mit bloßem Schweigen „beantwortet“ - Erinnerungen an das berüchtigte „Interview“ zwischen Aktuelle Sportstudio-Moderator Rainer Günzler und Wilhelm von Homburg wurden wach. Bis dahin „einfache“ Taktik. Als Dysart „weiterbohrt“, bekommt er und mit ihm die Zuschauer eine Reihe äußert aggressiv vorgetragener Werbesongs als „Antwort“. Allein diese erste Begegnung war bereits brilliant von beiden gespielt, wobei Griffiths für einige seltsamerweise nicht deplatziert wirkende Lacher verantwortlich war.


    Im weiteren Verlauf bringt Dysart seinen jungen Patienten natürlich trotzdem zum Reden, wenngleich die Distanz zwischen beiden immer noch spürbar ist – und auch in diesem Punkt leistet Radcliffe exzellente Arbeit: Sein Charakter ist vollkommen „zerrissen“, er weiß nicht wem er vertrauen, wem er sich ANvertrauen soll, schlimmer noch: Er liegt im Streit mit sich selbst, oder sagen wir es anders: Mit einem Teil von sich und gerade die darauf basierende Szene, die ihn nächtens von Albträumen gepeinigt zeigt, geht einem schon ziemlich nahe.


    Somit weiß er natürlich nicht, wie er sich wem gegenüber verhalten soll. Der Schwester brüllt er gern mal ein freundliches „Fuck Off!“ entgegen und nur zu Dysart scheint er langsam Vertrauen zu fassen. Wobei die Betonung auf langsam liegt, denn auch dieser bekommt das eine oder andere „leicht anmaßende“ zu hören. Und gerade dieses Spiel der beiden, dieses vorsichtige „Abtasten“, wirkt absolut glaubwürdig, wobei Griffiths freundliche, offene Art perfekt mit Radcliffes mal schüchtern-zurückhaltender, mal aufbrausender, gar obszöner Art harmoniert. Erwähnenswert ist definitiv die Szene, in der Alan ausrastet, weil er sich von Dysarts Fragerei in die Ecke gedrängt fühlt. Nach dem erwähnten Totalausraster ('Tell me, tell me, tell me - on and on. It never stops. Answer this, answer that! Tell me! Tell me! Tell me!') entwickelt sich zwischen den beiden eine Art „Quid pro quo“ - bei dem nun Alan den Psychiater ganz gut in die Ecke drängt als er ihn mit dessen Seitensprüngen konfrontiert, worauf es an Dysart ist, die Beherrschung zu verlieren.


    Und genau ab diesem Zeitpunkt setzen bei Dysart die ersten ernsten Bedenken ein, nicht seiner Patienten, seiner selbst wegen. Er beginnt langsam zu realisieren, wie trist sein Leben geworden ist – ein Prozess, der für den weiteren Verlauf des Stückes von immenser Wichtigkeit sein wird. Je näher er an das Geheimnis, was in den Ställen in jener Nacht wirklich passierte, als Alan die Pferde blendete, desto mehr wird Dysart bewußt, daß er nicht mehr als ein Geist ist, daß die Gesellschaft ihren Tribut von jedem Erwachsenen fordert in dem sie ihre Mitglieder unter dier Herrschaft des einzig wahren Gottes stellt: Der Normalität. Die Normalität, die Menschen dazu verdammt, mit ausdrucklosen Gesichtern ihr Dasein zu fristen, Normalität, die Leidenschaft engste Grenzen setzt, Normalität, die jenseits ihrer engen Grenzen Menschen ausstößt, kurz: Normalität, die Leidenschaft zu töten im Stande ist: „The Normal is the good smile in a child's eyes. It's also the dead stare in a million adults. Both sustains and kills... like a god. It is the ordinary made beautiful. It is also the average made lethal. The Normal is the indispensable murderous God of health. And I am his priest.“ Dysart sieht sich bildlich sogar als Hohepriester dieser Gottheit, der Kinder aufschlitzt und ihnen die Eingeweide herausreißt. Kurz: Der Mann beginnt an sich und seiner Arbeit als Psychiater zu zweifeln, bzw. an dem Sinn, an seinem Werteverständnis...



    Seit ich Equus zum ersten Mal vor etwas über einem Jahrzehnt gelesen habe, fand ich gerade diesen Aspekt herausragend: Shaffer haut der Gesellschaft unverholen Kritik um die Ohren, Ohren indes, die scheinbar taub sind, denn das Stück ist nach wie vor zeitgemäß. Und seit ich „Fight Club“ kenne, ist Equus für mich immer eine Art Prequel zu Fight Club gewesen, da sowohl Shaffer, als auch Chuck Palinhuk sehr ähnliche Punkte kritisieren und in der Wahl ihrer Mittel alles andere als zimperlich zu Werke gehen. Hätte Alan also nicht Dr. Dysart getroffen, hätte er unter Garantie einige Zeit später einen gewissen Tyler Durden kennengelernt...


    Um nun jedoch nochmal zu den Ähnlichkeiten beider Werke zurückzukommen, insbesondere Dysarts Monologe über Normalität und sein eigenes ereignisloses Leben: Hier passt die „Anklage“ Tyler Durdens in „Fight Club“ nun wirklich 1:1:
    „Advertising has us chasing cars and clothes, working jobs we hate so we can buy shit we don't need. We're the middle children of history. No purpose or place. We have no Great War. No Great Depression. Our Great War's a spiritual war... our Great Depression is our lives.“



    Das Fatale der Beziehung zwischen den beiden ist: Je näher Dysart an das schreckliche Geheimnis jener Nacht gelangt, in der Alan die Tat beging, desto mehr versinkt er selbst in Zweifeln an der Richtigkeit seines Handelns und während er versucht seinem jungen Patienten zu helfen -worüber er ebenfalls in Zweifel gerät, ob es überhaupt richtig ist-, versinkt er in einer Dunkelheit, aus der er sich selbst nicht befreien können wird. Und selbst die Heilung Alans wird nicht gerade als positives Ereignis dargestellt; „My desire might be to make of this boy an ardent husband, a caring citizen, a worshipper of abstract and unifying God. My achievement, however, is more likely to make him a ghost. (...) Passion, you see, can be destroyed by a doctor. It cannot be created.“ Und somit schließt sich für Dysart der Teufelskreis: Sein Privatleben ist mehr als trostlos, er stellt seine gesamte Arbeit und seine Werte in Frage und er ist sich nicht sicher ob er mit der Heilung Alans überhaupt das Richtige tut. Wie Alan zuvor, hat er sich somit seine eigene Hölle erschaffen, aus der er selbst keinen Ausweg zu finden vermag.


    Letzteres wird ihm allerdings erst bewußt, nachdem er Alan dazu gebracht hat, die Erlebnisse jener verhängnisvollen Nacht nochmal zu durchleben.


    Und damit wären wir dann bei der wohl berüchtigsten Szene des Stücks, die Anfang des Jahres, wie oben erwähnt, der Boulevardpresse gute Quoten beschert haben dürfte.
    Daß diese Szene allerdings essentiell für die gesamte Handlung, ja sogar das Schlüsselelement ist, das war damals weniger von Interesse. Jill (Joanna Christie) ist eine junge Dame, die für den Stallbesitzer Dalton arbeitet und Alan einen Wochenendjob dort verschafft hat. Gleichzeitig hat sie sich allerdings auch in ihn verguckt und nachdem das erste Date der beiden, mit ihrer brillianten Idee eines Pornokinobesuchs, äußerst peinlich für sie, Alan und dessen Vater endet, bringt sie Alan dazu, ihr in die Ställe zu folgen. Was dort passiert, ist eigentlich ganz normal, sie mag ihn, er mag sie, aber das Problem ist halt auch da: Die Pferde! Alan hat sich seit seiner Kindheit einen eigenen, sehr grausamen Gott erdacht, den er in jedem Pferd sieht und er hat sich derart dort hinein gesteigert, daß er nicht einmal vor Selbstgeißelung zurückschreckt. Und natürlich muss der Versuch, hier vor den Augen seines Gottes selbigem „untreu“ zu werden -der innigste Wunsch Alans bisher war immer gewesen, eins zu werden mit „seinem“ Gott- in einer Katastrophe enden. Was dann auch passiert, denn Alan kann „es“ nicht tun („I couldn't see her. (...) Only him! (...) Every time I kissed her, he was in the way. (...) When I touched her, I felt him.“ - „And he? What does he say?“ - „"Mine. You're mine. I am yours, and you are mine. I see you. I see you always. Everywhere. Forever. Kiss anyone, and I will see. Lie with anyone, and I will see. "And you will fail, Alan. Forever and ever you will fail. You will see me, and you will fail. The Lord thy God is a jealous God.") und das ist der Moment, in dem es es passiert. In einem letzten verzweifelten Versuch sich von dieser von ihm selbst erschaffenen Monstrosität zu befreien, nimmt er den Pferden das Augenlicht, bricht danach jedoch zusammen.


    Diese Szene ist verstörend, brilliant, großartig, ergreifend und bewegend gleichermaßen. Hatte Radcliffe während des Stückes bereits einige schwierige Szenen schon beinahe beängstigend überzeugend gespielt, sei es der wiederkehrende Alptraum, die Selbstgeißelung oder die regelmäßigen nächtlichen Ausritte, die für Alan zu einem religiösen wie sexuellen Höhepunkt werden, ist es gerade diese Szene, in der man die gesamte Verzweiflung dieses Charakters begreift, gespielt mit einer wunderbar punktgenauen Dasrstellung, die einen absolut fesselt und ergreift. Wer von Alans Zusammenbruch nicht berührt ist, kann sich jedenfalls getrost „Emotionaler Eisklotz“ auf die Stirn tätowieren lassen! Besser geht es einfach nicht.



    War Equus nun die richtige Wahl, um zu zeigen, daß man eben nicht nur „Harry Potter“ ist? Definitiv. Radcliffes Alan ist soweit entfernt von Harry Potter wie Abraham van Helsing von Dr. Hannibal Lecter. Mit dieser Rolle hat er überragend bewiesen, daß er Mimik, Körpersprache und Stimme gezielt einzusetzen vermag, eine schlicht gänzlich überzeugende Darstellung extremer Charaktere beherrscht und dies alles ohne Overacting schafft, was ihm zurecht stehende Ovationen einbrachte.
    Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, daß wir hier das Debüt eines wirklich großartigen Schauspielers miterlebten – abseits von Harry Potter.


    Besonderes Lob verdienen allerdings auch Richard Griffiths (u.a. bekannt als „Onkel Vernon“ in den Harry Potter Filmen), Will Kemp (u.a. in „Mindhunters“), Jenny Agutter und Joanna Christie, die allesamt einen nicht minder brillianten Job ablegten.


    Bleibt für mich als Fazit eines der faszinierendsten, bewegendsten, ergreifendsten, emotional aufwühlendsten Erlebnisse überhaupt – brillaint inszeniert von Thea Sharrock und ebenso brilliant gespielt von einem erstklassigen Ensemble.
    Von 5 Sternen vergebe ich 7.


    Post Scriptum:
    Bleibt zu hoffen, daß die kommenden Regisseure der Potter-Filme Radcliffe nicht einschränken, sondern das Potential nutzen. Wer nämlich jetzt noch behauptet, er könne nicht schauspielen, der hält auch Al Pacino und Konsorten für B-Darsteller in C-Filmen.



    Zu den Fotos:
    Leider war es nicht gestattet, Fotos der Bühne zu machen. Fotos von der Aufführung an sich hab ich mir, wie eigentlich jeder respektvolle Mensch, verkniffen.

    Guten Morgen zusammen,


    das freundliche "Hallo" passt ja eigentlich auch heute wieder, denn die letzten Monate hab ich mich leider etwas rar machen müssen, da beruflich und privat (inkl. des ohrkanus) erstmal andere Dinge im Vordergrund standen. Aber ich gelobe "Besserung" und werd wieder regelmäßiger hereinschauen :)

    Die deutsche Version hole ich mir nur der Komplettheit halber.
    Gelesen wird die Englische.


    Passt aber gut, denn dann können die redlichen Eltern, die Film 5 boykottieren werden, ihren Kleinen ja Buch 7 schenken - kommt ja recht zeitnah zusammen mit dem Film raus. Und da können wieder Folter, Blut etc. drin sein - hauptsache, keine der Hauptfiguren -erst recht nicht Harry!- läuft nackich durch die Gegend :lach:

    Hallo Skunk,


    danke für den Hinweis. 'Trainspotting' fand ich als Film, ebenso wie 'Fight Club', schlicht atemberaubend. Werde mir das Hörbuch wohl in Bälde bei meiner "Haus- und Hof"-Buchhandlung bestellen.

    Fight Club
    [Blockierte Grafik: http://www.tv-movie.de/uploads/pics/Titel1_180x160.jpg]


    Gelesen von Tobias Meister
    nach dem Roman von Chuck Palahniuk.


    4 CDs
    Spieldauer: 295 Minuten


    Preis: ca. 10 EUR


    Random House Audio
    Vertrieb: Edel Distribution GmbH


    erschienen in der Reihe TV Movie Kopfkino



    ___________________ R E Z E N S I O N ___________________


    Die erste Regel lautet: Man verliert kein Wort über den Fight Club.
    Die zweite Regel lautet: Man verliert KEIN Wort über den Fight Club!
    Die dritte Regel lautet: Gehört wird ohne Hemd und ohne Schuhe und die CDs dauern so lange, wie sie dauern müssen.
    Ich traf Tyler Durden im Zug nach Mülheim...



    'Fight Club' ist einer jener seltenen Filme, die über ihr Entstehungsjahr oder -jahrzehnt Bestand haben. Einer jener Filme, die sich in die Filmgeschichte eingebrannt haben. Mit seiner schonungslosen, harten, dreckigen und düsteren Optik inszenierte seiner Zeit David Fincher nicht nur einen brillianten Thriller, sondern gleichzeitig auch knallharte Gesellschaftskritik und Psychogramm gleichermaßen.


    Nun liegt mit "Fight Club" der erste Teil der schlichtweg begrüßenswerten TV Movie Kopfkino-Hörbuchreihe vor - angepriesen als "Schlag in die Magengrube". Und in der Tat: Das Hörbuch ist genau dies!



    Chuck Palahniuk verfasste mit "Fight Club" einen Roman, der direkt, dreckig, hart und ehrlich der Gesellschaft regelrecht die Anarchie ins Gesicht kotzt! Wer sich über die überdeutliche Wortwahl wundert: Sie ist angemessen. Palahniuk geht es nicht um Schönes, nicht um gehobenes Niveau, es geht ihm schlicht und einfach nur darum, einen der besten Romane der letzten Jahre zu verfassen, der sich -wie auch schon Bret Easton Ellis- nicht um gesellschaftliche Verklemmtheiten, Normen und Regeln schert, sondern einen Sturm der Anarchie entfesselt, dem man sich nicht entziehen kann.
    Tyler Durden. Robert Paulson. Du hast meine Mutter gekocht. Ich bin so ZEN! Nichts ist statisch - alles zerbricht. Weltraumaffen. Worte, die man so schnell nicht mehr aus dem Ohr kriegen wird, denn Palahniuk versteht es geradezu meisterlich stilistische Elemente wie übergreifende Wiederholungen und Variationen, Simultanschaltung von Vergangenem und Gegenwärtigen, sowie nahezu schon lyrischer Gewalt zu einem Erlebnis zu verknüpfen, das weit über das normale Erzählen hinausgeht. "Fight Club" ist inhaltlich, wie auch vom Stil her brilliant.



    Und diese Brillianz findet sich in der Erzählkunst von Tobias Meister wieder, der selbst Tyler Durden im Film synchron gesprochen hat. Dachte ich anfangs noch, Meister ist gut, keine Frage - aber im Film hat Andreas Fröhlich den größeren Monologanteil als namenloser Hauptcharakter. Wieso also...? Spätestens nach der ersten (akkustischen) Begegnung mit Tyler Durden wirft man diese Frage über Board. Meister IST Durden. Er LEBT diese Anarchie voll aus, er SPIELT und er rotzt dem Hörer diese Kaltschnäuzigkeit, diese (fragwürdige) Autorität geradewegs entgegen. Perfekt. Auf den Punkt.
    Dabei versteht Tobias Meister es während der sarkastisch-zynischen Passagen gekonnt mit einem gewissen, jedoch nicht unpassenden Humor zu kokettieren, während in den harten Passagen der raue Ton die Oberhand hält. Daß er zudem noch den eigenwilligen Schreibstil Palahniuks zu einem gelungenen Audiotrip werden lässt, ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.



    Bleibt als Fazit:
    Uph! Das hat gesessen. Ein Hörbuch, wie man es wohl nur selten zu hören bekommt. Hier wurde ein brilliant geschriebener, stilistisch sehr abgefahrener Anarcho-Hammer dank Tobias Meisters wortwörtlich meisterlicher Lese- bzw. Spielkunst zu einer 4CD langen Tour de Force, die man kaum unterbrechen mag. Schlichtweg brilliant - oder eben als treffendes Wortspiel: Ein Meisterstück!

    Talent Scout, so so.
    Da wird er sicher einen tighten Zeitplan haben. Aber die werden sicher ein Audit wegen der Basics angesetzt haben um ein Downsizing und somit ein Zuschneiden auf Schumacher zu adressieren.
    Mal monitoren, wie die Milestones ausfallen. Hoffen wir, daß dies aber die Solution ist und kein bloßer Workaround. :harhar:

    Hallo zusammen,


    ich werde meine satirischen Einwürfe zu TKKG wohl mal ein wenig "in Serie" zu bringen.


    Sie werden also geöffent: Die geheimen Akten aus Napur City.



    [Blockierte Grafik: http://www.hoerspiele.tv/rsc/AkteT/making_off/logo.jpg]


    Akte T: Die geheimen Akten aus Napur City


    Darin wird in satirischen Episoden alles durch den Kakao gezogen, was TKKG derweil so "liebenswert" macht - und nicht nur TKKG...





    Hier wird es nach und nach die einzelnen Tracks der ersten Akte T zum Runterladen geben.



    Hier also der Anfang:



    Akte T: Die geheimen Akten aus Napur City
    Episode 1: Zombies aus der Bahnhofsmission



    Inhalt:
    Kommissar Glocke testet einen neuartigen Kampfstoff gegen gefährliche Randgruppen, in dem er die Bahnhofsmission am Lerchenpark mit Raketen beschießt, in welcher sich ein gesuchter Terrorist befindet. Doch der Kampfstoff hat eine Nebenwirkung: Er verwandelt die Infizierten in gefährliche Zombies. Doch Glocke gibt so schnell nicht auf: Er schaltet seine schnelle Eingreiftruppe ein, und die schalten sofort um auf ihren Geheimcode G.E.W.A.L.T. und sagen der Zombiebrut den Kampf an.
    Als die Untoten jedoch einen Hunger ganz anderer Art entwickeln, muss Pjotr Carstenov schnell handeln... Sergej Sauowliczs Schokolade steht auf dem Spiel - und Olga wird auch entführt...



    Download Akte T: Die geheimen Akten aus Napur City (1)
    [Blockierte Grafik: http://www.hoerspiel-freunde.d…pisode1/speaker-green.gifTrack 01: Glockes Plan



    Viel Spaß beim Hören :)


    PS: Ist latürnich just for fun und nicht ernst gemeint ;)

    Fröhliche Weihnachten der Kuscheltiere, ähm,
    Friedhof der Kuscheltiere, meinte ich.


    Habe mich bislang immer um diesen wohl berühmtesten Roman Stephen Kings gedrückt, weil ich mir immer so ein Zombie-Abschlacht-Kram drunter vorgestellt habe...
    ...bis ich mir das Hörspiel vor ein paar Wochen zulegte. 3 CDs, eine sehr gute Umsetzung eines meinerseits zu Unrecht gemiedenen Werkes: Stephen Kings "Friedhof der Kuscheltiere" bietet eher subtilen Horror, denn bluttriefende Metzelorgien und teilweise hatte das Ganze schon etwas von Poe.


    Sprecher, Musik und die dezenten, aber auf den Punkt genau eingesetzten Geräuscheffekte lassen eine ganz eigene, fast eigenartige, hypnotische Atmopshäre entstehen und ich kann nur jedem, der nicht 30 hl Blut pro Sekunde braucht, sich dieses Werk anzuhören.

    Statt wieder einen längeren Text zu verfassen, habe ich mich diesmal entschlossen, eine leicht zynische Satire zweier meiner derzeitigen Lieblings-Aufreger zu erstellen. Es geht sowohl um die Themen "TKKG und Gewalt/Unglaubwürdigkeit", als auch um das populistische Gebaren um die allseits verpönten Killerspiele, sowie einige Vorurteile gegen diese...


    <sarkasmus>


    Willkommen in Napur City!


    Schlüpfe in die Haut von Kampfbettler Herbert und bahne dir in der "Stadt der Gewalt" deinen Weg an die Spitze der Macht!


    Nach Jahren im Bau, die er unschuldig wegen Kommissar Glockner absitzen musste, kennt Kampfbettler Herbert nur noch ein Ziel: Die Stadt zu beherrschen und jeden in ihr! Schlage dich als Herbert durch mördermäßig viele Missionen, reiße die Macht immer mehr an dich. Doch SIE machen es dir nicht zu leicht: Kommissar Emil Glockner und seine Rekruten des Terrors, die Abseits der Gesetze agieren und vornehmlich Jagd auf Penner, Punker und Proleten machen. Können Sie dir das Wasser reichen? Oder gelingt es dir, selbst die Killerkampfmaschine Tim auf die Bretter zu schicken?



    Non-Stop Violence!!!
    Tim macht es vor: Erst prügeln, dann fragen! Schlag zurück: Festige deinen schlechten Ruf mit Fäusten, Brechstangen, Revolvern, abgesägten Schrotflinten, MPs, Maschinengewehren, Flammenwerfern, Granaten, Kettensägen, Äxten, Flammenwerfern und Katzenköpfen! Die Umwelt ist dank der RealLife™-Engine extrem realistisch dargestellt: Gebäude, Autos, Passanten, Rentner, Kinder und Haustiere können brutalst gemeuchelt und verstümmelt werden - und das schon ab 12 Jahren (Empfehlung der Verpeilten Freigabe-Orga für Killerspiele, VFK). Sinnlose Gewalt und Gegengewalt in einer völlig neuen Dimension.



    Robo-Power!!!
    Next Generation Power:
    Ganz wie im großen Vorbild (Folge 82 und in der kommenden Folge): Erstelle Roboter und Cyborgs, die Angst und Schrecken in der Millionenstadt verbreiten! Setze sie für schwierige Misisonen ein: Attentate, Banküberfälle, Friedhofsbesuche.



    Do da Gangsta!!!
    Klick dich durch endlose und strunzlahme Gangsterdialoge. Authentisches Geseier, das keine Sau länger als zwei Minuten aushält!



    Aggro-Mucke der Extraklasse:
    Bitchsmacker Seibold, MC Metilini, Bo Rello, Gutbrot Bambaata, Endhärte, K.R.U.G., DJ Plasch feat. Zoppig, Die Florentine Huber Kombo, Norbert Hecker & Bitches, Züzitura MC, DJ Patelka u.v.m. sorgen für authentischen, harten Millionenstadt-Beat!



    Systemvoraussetzungen:
    BRAIN 1.0
    Sarcasm-kompatible Grafik- und Soundkarte


    </sarkasmus>

    Bilder

    • avatar_napurcity.jpg
    Zitat

    Original von Skywise


    "Alles sicher"?
    Alter Fälscher-Grundsatz: Alles, was man herstellen kann, kann man auch fälschen.


    "Nur zu eurem Besten"?
    Ehrlich gesagt weiß ich beim besten Willen nicht, wo sich da für mich persönlich auch nur annähernd so etwas wie ein Vorteil verbergen soll.


    Das Ganze ist ironisch gemeint.
    Sieh es doch mal von Otto Normalos Standpunkt aus:
    Morgens lecker Kaff, dann erstmal de Bildzeitung, da stehen kompizierte Sachen doch immer so einfach und bunt bebildert drin, daß auch Otto Normalo schnell weiß: Killerspiele sind für alle Amokläufe verantwortlich und müssen verboten werden, weil gefährlich. Und natürlich findet sich dann immer ganz un-reißerisch dargestellt dann da: "RETTER DER DEMOKRATIER FORDERT VERBOT VON KILLERSPIELEN!" - gepaart mit einem möglichst unsachlichen Bericht voller Halbwahrheiten und Scheinwissen "zum Thema".
    Und nachdem Otto dann schon büschken gearbeitet hat, geht's inner Frühstückspause los: "Do, Manni, samma: Hasse schon jelesen? De Hitler, nä, der hant ja auch so Killerspiele jespielt, hier: Kastle Wolfenstein. Da musse als Nazi rumlaufen und Frauen und Kinner abschlachten."
    Abends kommt natürlich die Bestätigung der frisch geBILDeten Propaganda; Anal21 sendet: "...berichten unabhängige Quellen, daß sowohl der Amokläufer von Bunshausen, als auch von Leergrieß Killerspiele spielten und Sauerstoff atmeten. Die konsequente Frage ist nun: Wann verbietet die Politik endlich Killerspiele und Sauerstoff?".



    Und zum Thema "Nichts ist sicher."
    Das weißt du, das weiß ich, das weiß Johnny und wohl auch der meiste Teil der Leute, die sich mal ein wenige mehr als nur zu Solitär mit dem PC spielen und schon bei der unlösbaren Aufgabe "Ändere Textfarbe in Word" zum EDV-Notruf greifen. Aber Otto Normalo? Nö: "Hier, Manni, kuck ma': Die hant jetzt 'ne sischere Ausweis jemacht. Da komm' die ganzen Islam-Terrorleute net mehr rein.".




    Noch zu "Nur zum Besten":
    Das ist natürlich auch ironisch gemeint, aber ich denke, daß ein/der Großteil der Bevölkerung diesen Verbalsmog immer noch gerne glaubt. Ist doch auch bequemer, sich nach einem harten Arbeitstag mit dem guten Gefühl ins Bett zu legen, daß der Staat alles nur und ausschließlich zum Wohl seiner Bürger tut. Und morgen früh, da lassen wir uns dann wieder unsere Meinung BILDen. Auch nett: Man muss sich dann nicht mal Gedanken machen...