Ehemalige Siemens-Mobilfunksparte vor Aus

  • 3000 Jobs bei BenQ gefährdet


    Der deutsche Handyhersteller BenQ Mobile ist finanziell am Ende. Das Unternehmen wird nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München stellen. "Jetzt ist wirklich Feuer unterm Dach", sagte der Sprecher.


    Der taiwanische Mutterkonzern BenQ, der die Handysparte von Siemens im vergangenen Jahr übernommen hat, stelle die Zahlungen an die Tochter in Deutschland ein. Das Geschäft mit Mobiltelefonen werde künftig von Asien aus fortgesetzt. Der Mutterkonzern in Taiwan bestätigte in Taipeh, dass die unprofitable deutsche Tochter Insolvenz anmelden werde. "Obwohl bei der Kostenreduzierung und den Ausgaben Fortschritte erzielt wurden, war diese sehr schmerzhafte Entscheidung wegen sich ausweitender Verluste unvermeidlich", sagte BenQ-Chef Lee.
    Jobgarantie für 3000 Beschäftigte lief im Sommer aus


    Betroffen sind die Zentrale in München mit 1400 Beschäftigten sowie die Produktionsstandorte in Bocholt und Kamp-Lintfort mit 1600 Mitarbeitern. Bei der Übernahme im Sommer vergangenen Jahres hatte BenQ eine einjährige Jobgarantie gegeben, die im Juni dieses Jahres auslief. Siemens hatte zuletzt nach eigenen Angaben mit seiner Handysparte 1,5 Millionen Euro Verlust täglich gemacht. Beim Verkauf an BenQ hatte Siemens dem taiwanischen Konzern 350 Millionen Euro überweisen müssen, damit dieser die Produktion übernahm.


    Stand: 28.09.2006 13:12 Uhr
    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5953908_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]http://www.tagesschau.de[/URL]

  • Wurde bei BenQ die Insolvenz verschleppt?


    Der Handy-Hersteller BenQ Mobile soll vor der Insolvenz finanzielle Probleme wochenlang verschleiert haben. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, aus internen Dokumenten gehe hervor, dass das Management die dramatischen Zahlungsschwierigkeiten des Unternehmens bereits Mitte August gekannt habe. Einige Verantwortliche hätten die Hoffnung bereits aufgegeben, während der taiwanische Mutterkonzern BenQ und die angeschlagene Tochter in München offiziell noch Durchhalteparolen ausgegeben hätten.


    Mutterkonzern soll weitere Zahlungen verweigert haben


    So habe BenQ-Mobile-Finanzchef David Wang am 16. August an Vorstandschef Clemens Joos geschrieben: "Wir haben null Budget mehr", berichtete das Blatt. Bereits im ersten Halbjahr habe die Sparte das gesamte Geld aufgebraucht, das der Mutterkonzern in Taiwan für das Gesamtjahr zur Verfügung gestellt habe. Die Nachricht sei sowohl an Spitzenmanager von BenQ-Mobile gegangen, unter ihnen Firmenchef Joos, als auch an die BenQ-Führung in Taiwan, wie den für das Handy-Geschäft zuständigen Vorstand Jerry Wang. Der Finanzchef aus München habe erklärt, die Liquidität könne bald erschöpft sein. Der Mutterkonzern habe mitgeteilt, dass die Vorgaben nicht mehr verhandelbar seien. Ende September, als die Insolvenz angemeldet wurde, habe das Management beteuert, es sei völlig überrascht. Damals verkündete es, man habe mit einer solchen Entscheidung nicht gerechnet.


    Siemens: Nie um Standortgarantien bemüht


    Unterdessen erklärte der Technologiekonzern Siemens, er habe sich beim Verkauf seiner Handysparte an die Taiwaner BenQ keine vertraglichen Standortgarantien geben lassen. Der Konzern habe den Asiaten viel Geld, Patente und Rechte an der Marke Siemens überlassen. Eine explizite Verankerung des Standorterhalts habe es im Gegenzug nicht gegeben. Dies sei "bei solchen Betriebsübergängen nicht üblich und entspricht nicht dem allgemeinen Geschäftsgebaren", teilte Siemens mit. Konzernchef Klaus Kleinfeld hatte nach eigenen Angaben den Taiwanern im Frühsommer 2005 den Vorzug gegeben, weil andere Interessenten die deutschen Standorte der Handysparte nicht hätten übernehmen wollen.


    Siemens reagierte mit seiner Stellungnahme auf einen Vorabbericht des ARD-Magazins "Report". Darin wird dem Konzern vorgeworfen, eine Sicherungsklausel für die deutschen Standorte der mittlerweile insolventen BenQ Mobile versäumt zu haben.


    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6072732_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]http://www.tagesschau.de[/URL]