Vettel: "Jetzt geht richtig die Post ab!"

  • 16. Januar 2007 - 13:55 Uhr

    BMW Sauber F1 Team Testfahrer Sebastian Vettel freut sich im 'F1Total.com'-Interview auf seine erste volle Saison in der Formel 1

    Dieses Interview können Sie sich hier als MP3-Audio-File anhören


    (F1Total.com) - Frage: "Sebastian, wie heiß bist du auf die neue Saison?"
    Sebastian Vettel
    : "Das ist schon was anderes - vor allem mit der Präsentation hier geht schon die Post ab sozusagen! Es ist etwas Neues für mich, und jetzt möchte man natürlich im Auto sitzen und das neue Auto fahren."


    "Es ist ein ganz besonderes Gefühl, ein im Prinzip neues Auto zu bekommen, denn normalerweise, in den anderen Serien wie der Formel 3, gibt es vielleicht alle vier Jahre ein neues Auto. Wenn man Glück hat, erwischt man mal ein Jahr, in dem es ein neues Auto gibt, aber in der Formel 1 gibt es immer neue Sachen, auch während der Saison, kleine Teile. Das macht die Formel 1 eben einfach aus. Jetzt ist dann schon Zeit, dass es losgeht."


    Frage: "Du bist von Anfang an dabei, um die neuen Teile mitzuentwickeln..."
    Vettel: "Ja, ist doch toll! Das ist wirklich fantastisch. Ich freue mich darauf. Das Team hat hart gearbeitet über den Winter. Ich war ein paar Mal dort. Es macht Spaß, zuzuschauen, und natürlich umso mehr Spaß, das Endprodukt dann in Händen zu haben und zu fahren."


    Frage: "Jahr eins nach Michael Schumacher - wie wird es?"
    Vettel: "Ich glaube, es wird gut. Spannung ist sowieso gegeben. Es hat sich viel verändert, das Fahrerkarussell hat sich sehr gedreht. Daher finde ich es gut, dass es bald losgeht, und ich denke, es wird sehr interessant."


    Frage: "Wie siehst du die Spitze? Wer wird vorne sein, wer wird vorne kämpfen?"
    Vettel: "Schwer zu sagen. Ich glaube generell, die Teams Renault, Ferrari und McLaren-Mercedes werden sehr stark sein. Jetzt müssen wir dann mal schauen, wer von denen, denn die Fahrer dort sind auch alle keine Nasenbohrer. Von daher geht es richtig zur Sache!"


    Frage: "Du wirst in Melbourne am Freitag fahren. Wie sehr freust du dich darauf?"
    Vettel: "Sehr! Es war immer mein Traum, einmal nach Australien zu kommen und zu sehen, wie es dort aussieht."


    Frage: "Dann geht es Schlag auf Schlag weiter, das heimliche Heimrennen für das Team in Malaysia und dann Bahrain..."
    Vettel: "Genau. Man ist dann sozusagen pausenlos unterwegs. Neben dem, dass ich ein paar Flugmeilen sammle, werde ich auch noch ein paar Länder sehen."

  • 16. Januar 2007 - 14:02 Uhr

    BMW Sauber F1 Testfahrer Sebastian Vettel ist mit 19 Jahren der Youngster in der Formel 1 und begeistert mit seiner Unbeschwertheit


    (F1Total.com) - Auf den ersten Blick wirkt Sebastian Vettel eher wie ein Chorknabe denn wie ein knallharter Rennfahrer. Er hat dieses unschuldige Engelsgesicht, das ihn noch jünger als seine 19 Jahre erscheinen lässt. Der Eindruck täuscht. Vettel ist schnell und entschlossen. Als er im Sommer 2006 in die Formel 1 kam, hat ihn das Fahrerlager wie eine frische Brise dankbar eingesogen.


    Er machte Geschichte als jüngster Teilnehmer eines GP-Wochenendes, als ihn das BMW Sauber F1 Team am 25. August - ein paar Wochen nach seinem 19. Geburtstag - als Freitagsfahrer vor dem Großen Preis der Türkei einsetze. Ein anderer Rekord: Noch nie hat sich jemand so schnell einen F1-Strafzettel eingehandelt wie der Heppenheimer. Es dauerte nur neun Sekunden, und schon war er dran wegen Überschreitens des Tempolimits in der Boxengasse.


    An jenem Freitag eroberte er die Formel 1 als Tagesschnellster im Sturm. Diejenigen, die den jungen Deutschen schon länger beobachtet hatten, waren nicht erstaunt ob dieses rasanten Aufstiegs. Seine Selbsteinschätzung über die Bedeutung dieser Rundenzeit blieb ehrlich: "Es wirkt logisch, zu denken, der schnellste Fahrer sei der beste. Aber es ist auch ein wichtiger Bestandteil des Freitagsprogramms, mit wenig Sprit und neuen Reifen zu fahren. Meine Aufgabe ist es, dem Team möglichst viele Informationen zu liefern. Wenn ich mich für topp hielte, weil ich unter diesen Bedingungen vorn war, würde ich mir etwas vormachen. Am ersten Tag war fast immer einer der Freitagsfahrer Schnellster. Das sagt eigentlich alles."

    Ein Siegertyp von Anfang an


    Seit Vettel Helm und Overall trägt, gewinnt er Rennen. 1995 holte er seinen ersten Kart-Sieg in der Bambini-Klasse in Wittgenborn. 2001 wurde er europäischer und deutscher Junior-Kart-Meister, gewann außerdem die prestigeträchtigen Kartrennen in Monaco und Paris-Bercy, und als er 2003 in den Formelsport wechselte, gehörte er gleich wieder zum Kreis der Sieger.


    Er war 15 Jahre alt, als er seine erste Saison in der Formel BMW ADAC Meisterschaft begann. Am Ende des Jahres war er 16, Sieger des Rookie-Cups und Zweiter im Gesamtklassement.


    2004, in seinem zweiten Jahr in der BMW Nachwuchsserie, holte er den Titel und stellte eine Rekordbilanz auf, die so schnell niemand überbieten wird: 18 Siege in 20 Rennen, 15 Polepositions, 16 schnellste Rennrunden, 387 von 400 möglichen Punkten. BMW erkannte sein Potenzial und nahm ihn, gemeinsam mit Red Bull, unter Vertrag. Für 2005 stand Vettels Aufstieg in die Formel 3 Euro Serie auf dem Programm.

    Zwischenstation Formel 3


    Er ergänzte seine Vita um einen weiteren Rookie-Titel und wurde Fünfter der Meisterschaft. Sechs Mal stand er auf dem Podium - am Norisring, auf dem Nürburgring, in Zandvoort, auf dem EuroSpeedway Lausitz und in Hockenheim. Am 27. September 2005 ließ ihn BMW in Jerez erstmals einen Formel-1-Rennwagen steuern. Zum Saisonende stellte er sein Talent noch beim härtesten aller F3-Rennen unter Beweis: Er wurde Dritter in Macau.


    2006 stellten sich in der Formel 3 die ersten Siege ein, Vettel gewann in Hockenheim, auf dem Nürburgring und in Barcelona. Allerdings lief in diesem Jahr nicht alles reibungslos. Er bestritt auch Läufe zur leistungsstärkeren World Series by Renault. Er gewann in Misano, hatte aber einen schweren Unfall Ende Juli in Spa. Herumfliegende Trümmerteile trennten ihm fast ein Stück seines Zeigefingers ab. Mehrere Wochen Rennpause drohten, doch Vettel stieg schon eine Woche später beim Formel-3-Masters in Zandvoort wieder ins Auto und schaffte zur Verblüffung seines Teamchefs Platz sechs.

    Angekommen in der Formel 1


    Wenig später änderte sich für Vettel eine Menge. Das BMW Sauber F1 Team hielt nach einem Freitagsfahrer Ausschau, nachdem Robert Kubica ab dem Großen Preis von Ungarn ins Renncockpit befördert worden war. Vettel erhielt eine weitere Testchance, am 5. Juli in Jerez, und nutzte sie, um BMW Motorsport Direktor Mario Theissen davon zu überzeugen, dass er nicht länger suchen müsse. Bei den verbliebenen fünf GP der Saison 2006 machte der Youngster seine Arbeit so gut, dass das Team ihn kurz vor dem Finale in Brasilien als offiziellen Test- und Ersatzfahrer für 2007 bestätigte.


    Während Vettel in Deutschland kein Unbekannter war, wussten die internationalen Formel-1-Journalisten wenig über ihn. Das änderte sich schnell. Ab seinem ersten Auftritt als Freitagsfahrer war der Abiturient Gesprächsthema im Fahrerlager. Die britischen Medien verliebten sich spätestens dann in seinen Humor, als er zugab, ein Fan der in Großbritannien populären TV Comedy "Little Britain" zu sein, die Beatles als seine Lieblingsgruppe nannte und Monty Pythons "Das Leben des Brian" zu seinem Lieblingsfilm erklärte.


    Seine selbstbewusste Art und die Fähigkeit, auch die forschendsten Fragen gestandener Journalisten zu beantworten, brachten ihm Respekt ein. Seine unerhörte Leichtigkeit machte ihn beliebt.