Windows Vista für Privatkunden

  • Microsofts Fenster mit Aussicht


    Vista - so heißt das lang erwartete neue Windows-Betriebssystem, das Microsoft ab Dienstag auch für Privatkunden auf den Markt bringt. Vista heißt übersetzt aber auch Aussicht. Und die ist für Platzhirsch Microsoft ungewohnt durchwachsen. Ist der Hoffnungsträger ein Auslaufmodell? Zeit für eine "Vista" auf die Strategie des Marktführers.


    Von Patrick Döcke, [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6346772_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]tagesschau.de[/URL]


    Die Zeiten von 1995, als der Softwaregigant aus Redmond die Massen dazu brachte, für sein neues Betriebssystem Windows 95 vor Ladentüren zu kampieren, sind definitiv vorbei. Wenn Microsoft am Dienstag Windows Vista für Privatkunden auf den Markt bringt, wird es wohl keine Aufläufe vor den Läden mehr geben.


    Auch wenn sich der Softwaregigant aus Redmond fünf Jahre Zeit gelassen hat mit dem Nachfolger von Windows XP, mehrmals wurde der Start wegen Problemen verschoben. Dabei ist die Software für Microsofts Geschäftserfolg von entscheidender Bedeutung: Branchenexperten schätzen, dass Windows und das Büropaket Office mehr als die Hälfte des Umsatzes (gut 23 von 44 Milliarden Dollar) und fast 90 Prozent des Gewinns ausmachen. Doch Microsofts Machtstellung, die auf der Dominanz in der Welt der Betriebssysteme fußt, bröckelt. Einige Marktbeobachter sprechen bereits davon, dass das Unternehmen den Zenith seiner Vorherrschaft erreicht hat.


    "Never change a running system"


    Ursache eins dafür ist, dass Microsoft mit einer neuen Windows-Version immer gegen sich selbst antritt. Für die klassischen Aufgaben bietet dem über die Jahre zur Genügsamkeit erzogenen Microsoft-Nutzer schon das aktuelle Windows XP praktisch alles, was er braucht. Noch heute arbeiten einige wie als späte Rache an Microsoft sogar mit dem mehr als elf Jahre alten Windows 95. Einzig die Verbesserung der notorisch löchrigen Sicherheit lockt viele Benutzer zum Update. Denn dieses Vorhaben, so urteilt die Fachpresse vorab, sei Microsoft mit Vista gelungen.


    Ein Betriebssystem an sich ist einfach nicht mehr aufregend und sexy (Apple-Jünger sehen das sicher anders, Beschwerde-Mails bitte an die übliche Adresse). Doch kommt mit einem neuen PC meist auch die aktuelle Windows-Version ins Haus.


    Wer braucht noch Windows?


    Generell verliert das Betriebssystem zunehmend an Bedeutung, was zu den Ursachen zwei und drei für Microsofts Problem führt: Was machen die Computernutzer und wie machen sie es? Zum einen setzen sich in der PC-Welt immer häufiger offene Standards durch, ein Ergebnis der erfolgreichen Open-Source-Bewegung. Das alternative Betriebssystem Linux hat immer noch nicht den Stand erreicht, dass technisch unerfahrene Nutzer es problemfrei einsetzen könnten. Aber der Erfolg des Firefox-Browsers zeigt, dass Open-Source-Software auch anders sein kann. Zudem wollen Gerüchte nicht verstummen, dass mit Google der aktuelle König Midas der Computerwelt an einem eigenen, auf Linux basierendem Betriebssystem arbeitet.


    Zum anderen werden viele Angebote und Programme inzwischen online genutzt und sind damit rechnerunabhängig. Vorreiter waren die E-Mail-Dienste. Inzwischen gibt es Flickr für das Fotoalbum, Videos werden über YouTube angeschaut und verbreitet, MySpace ersetzt das Chat-Programm, auch Tabellenkalkulation ist online mit Googles Angebot möglich. Die Mitte der neunziger Jahre entworfene Vision des Netzwerk-Computers, der jegliche Software bei Bedarf aus dem Netz zieht und dort auch seine Daten speichert, wird zunehmend Wirklichkeit.


    Der PC ist tot, lang lebe Microsoft


    Ist Microsoft also zum Untergang verdammt? Abwarten. Windows Vista markiert den Vollzug eines Kurswechsels in Redmond, wo jahrzehntelang der PC das Zentrum des Universums gebildet hatte. "Wir sind gerade am Ende vom Anfang des Internet-Zyklus angelangt", erläuterte Microsofts Chefforscher Craig Mundi im September im "Focus" die neue Strategie, die mit alten Traditionen bricht. "Wir schaffen zurzeit eine neue, spannende Plattform, die aus vielen Geräten besteht, die sich zu einem globalen Netz verbinden. Und die benötigt Programme, damit sie den Menschen nützt. Die Software wandert vom einzelnen PC auf eine höhere Ebene." Das werde die bestimmende Technik für die nächsten zehn bis 15 Jahre, ist Mundi sicher, und zwar für alle Technologieunternehmen.


    Wenn man nicht alles selber macht...


    Microsofts erster Bruch mit Traditionen erfolgte ausgelöst durch die Erkenntnis, dass sich PCs schlecht in die Hosentasche stecken lassen. Aufgeschreckt vom Erfolg der Pocketcomputer und Smartphones entstanden die Minivarianten Windows CE und Windows Mobile, um im Boom-Markt mitzumischen. Der zweite, wesentlich größere Bruch war die Entscheidung, selbst in die Hardware-Produktion einzusteigen - auch wenn dies bislang nur Kosten verursacht hat. Wieder waren Erfolge der Konkurrenz der Auslöser.


    Sony scheffelte mit seinen Playstation-Spielekonsolen Millionen und drohte dem PC in der Zukunft die Rolle als digitale Schaltzentrale abspenstig zu machen. Gleichzeitig rollte Apple mit seiner Kombination aus iPod und iTunes den digitalen Musikmarkt auf und veranlasste immer häufiger Windows-Anwender zum Umstieg auf einen Mac-Rechner.


    Microsofts Antworten waren der MP3-Player Zune samt eigenem Online-Musikvertrieb sowie die Spielekonsole Xbox. Während der erst im vergangenen Jahr eingeführte Zune sich noch bewähren muss, ist die Xbox recht erfolgreich. Sie spielt in ihrer aktuellen Variante Xbox 360 auch eine zentrale Rolle in der neuen, stark auf digitalen Lifestyle ausgerichteten Konzernstrategie. Ergänzt durch eine Set-Top-Box soll die Konsole den Einstieg ins Internet-Fernsehen (IPTV) ermöglichen und Microsoft endlich den Weg in die Wohnzimmer ebnen.


    Willkommen in der Familie


    Das vernetzte digitale Heim, das Firmenchef Gates schon seit Jahren propagiert, soll künftig durch das so genannte Windows Live Network Wirklichkeit werden, das alle Komponenten miteinander verbindet: den PC, die Xbox mit HD-DVD-Player und TV-Set-Top-Box, das Handy, den PDA, den Zune und einen Medienserver für das ganze Haus. Der soll Mitte des Jahres unter dem Namen Windows Home Server auf den Markt kommen und auch ganz automatisch für Sicherheitskopien aller Daten sorgen. Entgegen früherer Gepflogenheiten sollen dabei auch Macs und Linux-Rechner eingebunden werden können, unter dem Motto: "Mache deine Feinde zu deinen Freunden".


    "Nicht immer Windows, aber Hauptsache Microsoft"


    Nicht zuletzt sollen auch diese in das große Microsoft-Universum geholt werden, um eine der größten Vorteile einer Marktmacht ausspielen zu können: Wer die Zugangswege kontrolliert, kann auch die Inhalte gezielter vertreiben. In der unübersichtlichen digitalen Welt mit hunderten TV-Kanälen und Online-Marktplätzen ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor. Der Erfolg dieser Netzwerk-Strategie wird ganz massiv davon abhängen, wie stark die Kunden sich auf die Pläne aus Redmond einlassen. Zumal die Konkurrenz nicht schläft. So hat Apple gerade eine eigene Mediabox vorgestellt und lockt inzwischen mit Rechnern, auf denen neben dem viel gelobten Betriebssystem Mac OS auch Windows läuft. Zudem haben digitale Videorecorder wie Tivo in den USA schon seit Jahren eine treue Kundschaft.


    Abwarten ist also angesagt. Zum Beispiel bei der Installation von Windows Vista. Und danach vielleicht bei einer guten Partie Schach. Das ist nämlich eines der neuen Spiele in Vista - und damit wirklich mal eine Innovation nach Jahrzehnten Solitär und Minesweeper.


    * Was kann Windows Vista wirklich? [wdr].
    * Gewinneinbruch bei Microsoft [boerse].
    * [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6145514_REF1_NAV_BAB,00.html]Soviel kosten die Vista-Upgrades.[/URL]Stand: 28.01.2007 22:33 Uhr

  • Ab Dienstag (30. Januar) können auch Privatanwender das neue Betriebssystem „Windows Vista“ kaufen. Aber für wen ist diese Anschaffung wirklich sinnvoll? SWR3.onliner Martin Pittelkow beantwortet die wichtigsten Fragen:


    Sollte ich Windows Vista jetzt gleich kaufen?


    Wer jetzt ein System mit Windows XP oder Windows 2000 hat und damit glücklich ist, sollte mit dem Kauf von Windows Vista warten, bis er einen neuen Rechner braucht. In Vista ist so viel anders, dass man sich wirklich umgewöhnen muss. Und das lohnt sich für gut funktionierende Systeme einfach noch nicht, denn so revolutionär ist Vista auch nicht. Wer allerdings noch mit Windows 98 oder gar 95 arbeitet, sollte dringend über einen Wechsel zu Vista nachdenken, denn Windows 95 und 98 sind nicht nur veraltet, sondern auch ziemlich unsicher. Dann sollte man sich aber auch gleich Gedanken über einen neuen Rechner machen: Vista braucht viel Speicher, einen schnellen Prozessor und eine gute Grafikkarte.

    Wie lange kann ich noch mit meinem alten System weiterarbeiten?


    Ganz einfach: So lange, bis es nicht mehr geht. Windows XP wird von Microsoft zum Beispiel noch bis 2009 gepflegt und unterstützt. Spätestens dann wird’s sowieso Zeit für einen neuen Computer, und bei dem ist dann wahrscheinlich automatisch ein Vista dabei. Die beste Zeit zum Wechseln ist also dann, wenn man sich einen neuen Rechner kauft.


    Es gibt viele Versionen von Vista. Wenn ich jetzt schon wechseln will – welche Version sollte ich da verwenden?


    Es gibt tatsächlich dutzende von Versionen. Zwei davon dürften die interessantesten sein. Zum einen für diejenigen, die ihren Rechner ganz normal zu Hause nutzen, zum Beispiel zum Surfen und zum Texte schreiben: Die Version heißt ganz exakt „Home Premium OEM“ für rund 110 Euro. Für die technisch Anspruchsvolleren, die ihr System komplett ausreizen wollen, gibt’s auch eine Empfehlung: Diese Version heißt exakt „Ultimate OEM“ und kostet rund 250 Euro. Beide Versionen sind übrigens ohne Handbuch und ohne technische Unterstützung. Wer die unbedingt braucht, zahlt den doppelten bis dreifachen Preis.


    Quelle: swr3.de


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    Also ich finde die Begeisterung und den Ansturm auf Vista schon erstaunlich :D