Werden Michelin die Partner langsam zu viel?

  • 20. Juli 2005 - 16:37 Uhr
    (F1Total.com) - Im Gegensatz zu Konkurrent Bridgestone, der mit Ferrari nur ein Spitzenteam neben den Nachzüglern Jordan-Toyota und Minardi-Cosworth ausrüstet, beliefert Michelin in der Formel 1 gleich sieben Partner mit Pneus. Offenbar wollen die Franzosen aber keine weitere Verschärfung dieses unausgewogenen Verhältnisses.


    Gerüchten zufolge hat ein achtes Team bei Michelin um einen Vertrag für 2006 angefragt, wobei unklar ist, um wen es sich dabei handeln könnte: Ferrari pflegt mit Bridgestone die engste Verbindung überhaupt, wenngleich dieses Jahr der Erfolg fehlt, und Minardi-Cosworth hat das Pneufabrikat erst vor der Saison 2003 gewechselt. Die logischste Variante wäre daher Jordan-Toyota beziehungsweise Midland, denn das Team aus Silverstone will 2006 in völlig neuer Aufstellung an den Start gehen.


    Noch profitiert Michelin von den vielen Partnerteams


    Michelin ist prinzipiell erfreut über jeden Partner, den man Bridgestone abluchsen kann, weil dieser Zuspruch ja so zu deuten ist, dass das eigene Produkt gegenüber dem des Konkurrenten bevorzugt wird. Allerdings fürchten die Herren in Clermont-Ferrand, dass man sich mit acht zu zwei Teams doch ein wenig übernehmen könnte. Schon jetzt ist man mit sieben Teams auf einem hohen Kapazitätsniveau, wobei man davon durch die Vielzahl an Daten bei den Tests natürlich auch profitiert.


    "Die Formel 1 muss das technologische Aushängeschild bleiben, das sie zurzeit darstellt, und allen engagierten Herstellern und technischen Partnern weiterhin die Gelegenheit geben, sich miteinander zu messen", sagte Vorstandsvorsitzender Edouard Michelin. "Zugleich soll der Grand-Prix-Sport den Fans eine tolle Show bieten und Innovationen für die Serienfertigung anstoßen. Vor diesem Hintergrund müssen die Reifenhersteller weiterhin in der Lage sein, ihren Beitrag zu den Leistungen der Teams, die sie unterstützen, klar aufzuzeigen. Das beinhaltet, dass mindestens zwei Hersteller in der Formel 1 engagiert sein sollten, wenn nicht mehr."


    Außerdem spricht das Sportliche Reglement der FIA gegen eine weitere Umverteilung von Bridgestone in Richtung Michelin: "Jeder Reifenhersteller muss bereit sein, 60 Prozent der gemeldeten Teams unter üblichen kommerziellen Bedingungen auszurüsten, wenn dies angefragt wird", heißt es in Artikel 73b für den Fall, dass insgesamt zwei Reifenhersteller gleichzeitig in der Formel 1 engagiert sind. Dies entspricht nach aktuellem Stand lediglich sechs Partnern.


    Dupasquier: Red Bull könnte bei Michelin bleiben


    Andererseits könnte Michelin insofern entlastet werden, als Red Bull seit einigen Wochen aufgrund der Motorenkooperation mit Ferrari über einen Wechsel zu Bridgestone nachdenkt. Gegenüber 'FORMEL aktuell' wurde dies aber von Michelin-Sportchef Pierre Dupasquier dementiert: "Meines Erachtens planen sie nicht, zu Bridgestone zu wechseln", so der Franzose. Das Thema sei aber sehr wohl angesprochen worden.


    Sollte Michelin wider Erwarten 2006 mit acht Teams an den Start gehen, wäre dies trotz des Skandals von Indianapolis ein eindeutiges Lebenszeichen für die Zeit des Einheitsreifens, die vermutlich von der FIA demnächst eingeläutet wird. Momentan gilt in Branchenkreisen zwar Bridgestone als Favorit auf das künftige Formel-1-Monopol, doch wenn Michelin fast alle Teams an sich binden kann, wäre es nur logisch, sie auch als einzigen Reifenhersteller in der Königsklasse zu behalten.

  • 21. Juli 2005 - 09:58 Uhr
    (F1Total.com) - Michelin stellte mit einem offiziellen Statement erneut klar, dass ein Einheitsreifen in der Formel 1 nicht im Sinne der Franzosen wäre. "Die Formel 1 muss das technologische Aushängeschild bleiben, das sie zurzeit darstellt", so Vorstandsvorsitzender Edouard Michelin. "Vor diesem Hintergrund müssen die Reifenhersteller weiterhin in der Lage sein, ihren Beitrag zu den Leistungen der Teams, die sie unterstützen, klar aufzuzeigen. Das beinhaltet, dass mindestens zwei Hersteller in der Formel 1 engagiert sein sollten, wenn nicht mehr."


    Doch es könnte weit mehr hinter diesen Worten stecken. Michelin rüstet derzeit sieben Formel-1-Teams aus, Konkurrent Bridgestone nur drei. Während seit dem Abschluss des neuen Motorendeals für 2006 mit Ferrari das Team Red Bull Racing als Wechselkandidat angesehen wird, könnte auch ein derzeitiges Bridgestone-Team im kommenden Jahr auf Michelin-Reifen rollen. Ist das Bekenntnis zur Konkurrenz in der Formel 1 aber eine Vorbereitung darauf, dass die Franzosen 2006 weniger als sieben Teams ausrüsten?


    Die Chance zum Wechsel wäre für sechs der sieben Rennställe gegeben. "Im Moment haben wir nur mit Sauber einen Vertrag, an den anderen wird noch gearbeitet", erklärte Michelins Direktor der Formel-1-Aktivitäten, Neil Shorrock, gegenüber 'Autosport-Atlas'. Renault und McLaren-Mercedes, die momentan stärksten Teams der Formel 1, werden wohl weiter mit Michelin arbeiten, ebenso BAR-Honda.


    WilliamsF1 und Toyota 2006 mit Bridgestone?


    Ein Fragezeichen steht hinter Red Bull Racing, aber auch andere Teams könnten zur japanischen Konkurrenz überlaufen: Das WilliamsF1 Team möchte eine Entscheidung erst treffen, wenn die Motorenfrage gelöst ist. Toyota wiederum gab unumwunden zu, dass sie auch mit Bridgestone verhandeln. Zur japanischen Automobilfirma würden japanische Reifen sicher gut passen. Doch WilliamsF1 und Toyota waren jene Teams, die Michelin um eine Rückkehr in die Formel 1 baten.


    "Wir schauen uns unsere Möglichkeiten für 2006 an", erklärte ein Toyota-Sprecher gegenüber 'Autosport-Atlas'. "Sowohl Bridgestone als auch Michelin sind wichtig für Toyota. Alle Diskussionen, die in der Vergangenheit stattfanden, betrafen auch das Formel-1-Projekt. Für 2006 haben wir aber noch keine Entscheidung getroffen."


    Für Bridgestone wiederum wäre ein weiteres Top-Team, welches einen großen Teil der Testfahrten mittragen könnte, Gold wert. Bisher muss sich Ferrari alleine um die Weiterentwicklung der Reifen kümmern, bei Jordan und Minardi fehlt es diesbezüglich an den nötigen Kapazitäten. Um im Wettbewerb gegen Michelin bestehen zu können, wäre ein weiteres Partnerteam immer willkommen.


    "Es wäre sicher vorteilhaft für uns, ein Top-Team an Bord zu haben", so eine Sprecherin von Bridgestone. "Es ist kein Geheimnis, dass es keine leichte Herausforderung für uns war, mit nur einem Team, welches die Ressourcen besitzt, um die nötigen Daten zu sammeln, zusammenzuarbeiten. Wir würden gerne auch mit anderen Teams reden. Wenn sie es auch wollen, so steht unsere Tür immer offen."