100 Millionen Keime pro Gramm Fleisch

  • Verdorbenes Fleisch in NRW nachgewiesen


    Im Skandal um verdorbenes Geflügelfleisch aus Niedersachsen sind in NRW erste ungenießbare Lieferungen nachgewiesen worden. Betroffen ist ein Döner-Hersteller in Hagen. Ob eine Gesundheitsgefährdung bestanden hat, ist noch unklar.


    Drei von fünf Proben aus einem Hagener Großbetrieb zur Döner-Herstellung seien deutlich verdorben gewesen, sagte die Sprecherin des Düsseldorfer Verbraucherministeriums, Carolin König, am Dienstag (08.11.05). Die anderen Proben hätten Anzeichen dafür gezeigt. Zur Gesundheitsgefahr könne noch nichts gesagt werden. Der Leiter des zuständigen Veterinäruntersuchungsamtes in Arnsberg, Franz Holling, berichtete, dass in den Hagener Proben pro Gramm Fleisch bis zu 100 Millionen Keime gezählt worden seien. "Bei einer Million sieht man dem Fleisch schon an, dass es nicht in Ordnung ist", so Holling. Bei dem Hagener Döner-Hersteller waren mehr als 1,2 Tonnen Fleisch aus Niedersachsen beschlagnahmt worden.


    Die Untersuchungsergebnisse von insgesamt rund 1,2 Tonnen Geflügelfleisch, das in Solingen und Mönchengladbach sichergestellt wurde, stehen noch aus. Laut Lieferschein sollen auch 3,3 Tonnen Fleisch aus dem Betrieb im niedersächsischen Lastrup (Landkreis Cloppenburg) an eine Duisburger Firma geschickt worden sein. Nach Angaben von König wurde diese Lieferung in Duisburg jedoch noch nicht gefunden.


    Lieferungen an Betriebe in ganz NRW


    350 Kilogramm Putenfleisch, die verdorben sein könnten, sind von einem Solinger Fleischgroßhändler an Metzgereien und Restaurants in ganz NRW ausgeliefert worden. 650 Kilo hatte der Händler am 19. Oktober von einem niedersächsischen Betrieb bekommen und sofort damit begonnen, die Ware an seine Kunden auszuliefern. Als die Polizei und das Ordnungsamt am Freitag (04.11.05) das Fleisch beschlagnahmen wollten, waren von der Lieferung nur noch 300 Kilo übrig.


    Am Montag (07.11.05) entnahm das Solinger Veterinäramt Proben von dem sichergestellten Fleisch. Die Untersuchungen sollen darüber Klarheit schaffen, ob das Fleisch aufgespritzt wurde, um ihm mehr Gewicht zu geben, erklärte Amtstierarzt Ernst-Otto Muhs auf Anfrage von wdr.de. Außerdem wird untersucht, ob die Ware verdorben war. Ergebnisse gibt es nach Angaben des Staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes in Krefeld frühestens am Donnerstag.


    Niedersächsischer Betrieb als Verursacher


    Dagegen gibt es schon erste Ergebnisse zu Proben, die das Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen genommen hat. "Sieben von 20 Proben waren eindeutig verdorben, das Fleisch war nicht essbar", gab ein Ministeriumssprecher am Montag bekannt. "Wer das Fleisch gegessen hätte, dem wäre übel geworden, er hätte sich erbrochen." Bei vier weiteren Proben war das Fleisch ranzig. Insgesamt werden 65 Proben untersucht. Das endgültige Ergebnis steht noch aus.


    Entwarnung gaben die Behörden in Dortmund. Eine Lieferung von 300 Kilogramm Putenhälsen, die an den Dortmunder Zoo gingen, erwies sich nach Angaben des Düsseldorfer Verbraucherschutzministeriums als unbedenklich. Verursacher des neuen Fleischskandals soll ein Geflügelvermarkter aus dem niedersächsischen Lastrup sein. Er steht im Verdacht, große Mengen verdorbenes Geflügelfleisch ausgeliefert zu haben. Der Anwalt der verdächtigen Firma wies alle Vorwürfe zurück: "Es ist kein verdorbenes Fleisch in den Handel gelangt." Das bei seinem Mandanten beschlagnahmte Hähnchen- und Putenfleisch habe nicht ausgeliefert, sondern vernichtet werden sollen.


    Quelle: www.wdr.de