In der neuesten Nautilus wird über eine „In 80 Tagen um die Welt“- Aufführung des Dresdner Theaters Junge Generation berichtet, mit echten Elefanten auf der Bühne.
Der Lob, den diese dabei von ihren zweibeinigen Kollegen empfingen, erinnert mich sehr an die gleichgesinnte Berichterstattung zu den zeitgenössischen Premieren: So wurde „Zozo“, der bei der Uraufführung am Theater Porte-Saint-Martin in Paris debütierte (übrigens genau morgen vor 135 Jahren!), als Sensation aufgenommen: „Das Publicum und die gesammte Kritik hat den strebsamen Kunstjünger mit Beifall überschüttet “. Ähnlich war die Reaktion bei den kurz darauf folgenden Erstaufführungen in deutscher Sprache. Über die Generalprobe zur Wiener Erstaufführung am 28. März 1875 erschien in der Zeitung "Die Presse" folgende Glosse:
"Heute fand im Carltheater die Generalprobe zu dem Weltspectakel statt, welches nach Jules Verne's Roman "Reise um die Welt in achtzig Tagen" dramatisiert worden ist. [... ] Aber wo bleibt der Elephant? Das war die Frage. Als könne er die heiße Lust nicht bezwingen, schon auf den Brettern zu stehen, begann er hinter der Scene zu grunzen. Gottlob hat er eine schöne und gesunde Stimme. Aber er grunzte recht oft und übertönte die Schauspieler. [...] Endlich erscheint er auf der Bühne, ein wahres Elephantenvergnügen. Er ist noch jugendlich und sieht sehr gemüthlich drein. Auf seinem Rücken sitzt Fräulein Singer [Anm.: Darstellerin von „Aouda“]. Der Elephant schreit auf vor Vergnügen, als er die schöne Last auf dem Rücken fühlt. Er bewegt seinen Rüssel nach rückwärts, als wollte er nach den Süßigkeiten da oben greifen, der Wärter gibt ihm rasch ein Stückchen Zucker und der Elephant ist zufrieden. Also genügsam ist er auch! Mehr können wir zu seinem vorläufigen Lobe nicht sagen – er wird sich hoffentlich im Laufe der vielen Tage, an welchen er hier zu wirken berufen sein wird, ebenso ritterlich und tugendhaft benehmen wie heute.“
Wer die Artikel nachlesen möchte, man findet sie auf ANNO:
http://anno.onb.ac.at/cgi-cont…m=18741111&seite=7&zoom=2
http://anno.onb.ac.at/cgi-cont…m=18750328&seite=9&zoom=2
Wenn ihr Lust habt, noch etwas zu blättern, bei ANNO findet ihr auch die Rezension zur Wiener Erstaufführung in der „Neuen Freien Presse“ und einige hübsche Karikaturen dazu in der Sonntagszeitung „Die Bombe“.
Viele Grüße
Norbert