Evita. Was für ein Name. Dabei denkt man an das Musical von Andrew Lloyd Webber, eine Frau von Welt, argentinisches Rumpsteak. Seit Neuestem kommt einem dabei auch Dieter Bohlen in den Sinn.
In der neusten Auflage seiner allseits beliebten Castingshow trat vor kurzem eine junge Dame auf, schätzungsweise Anfang dreißig, dunkelblond, upgepusht und aufgerüscht: Sigrid. Und Sigrid hatte sich vorsichtshalber schon einen Künstlernamen zugelegt: Evita.
Da sie nicht von gestern war, hatte Evita für Dieter als Beweis ihres Talents ein Zeugnis mitgebracht, das sie als „staatlich geprüfte Musikerin“ auswies. „Ich habe Ähnlichkeit mit Madonna von der Stimmfarbe“, sagte sie und stimmte La Isla Bonita an. Auf der schönen Insel wurde dank ihrer genialen Intonation Milch zu Butter, Wein zu Essig und Glas zu Scherben. Anlass für Dieter, Evita ein neues Zeugnis auszustellen: Ausdruck, Töne treffen und Performance – sechs. Durchgefallen. Das Urteil der Jury: „Das Einzige, was du wirklich hast, ist ein Rad ab.“ Damit war Evita die erste Frau, der öffentlich eine Vollklatsche attestiert wurde.
Das ist Fernsehen für die Generation Doof: flach, simpel, hämisch und voller Lacher, die man auch ohne Teleobjektiv erkennt. Brauchen wir wirklich solche Sendungen?
Offenbar ja. Dieter Bohlen & Co. sind mediale Wunderkerzen: Wenn sich regelmäßig über fünf Millionen Zuschauer über die Dämlichkeit anderer Menschen besinnungslos lachen, ist das nach allen marktwirtschaftlichen Regeln genug Beweis, dass solches Fernsehen gewollt ist und glücklich macht. Es ist ein Goldesel für Produzenten, eine Legefabrik für hoffnungslose Talente und eine Berieselungsanlage für den gemeinen Zuschauer.
Und seien wir mal ehrlich: Ein anspruchsvolleres Fernsehprogramm würde nur schwer in das Leben der meisten von uns passen. Den ganzen Tag malochen und abends noch den Kopf anstrengen? Da machen wir lieber das Licht im Oberstübchen aus und die Glotze an.
Denn nur durch Doof-TV kommen wir nicht in die Verlegenheit, unser Sofakartoffeldasein in Frage stellen zu müssen. Dann können wir uns beruhigt zurücklehnen und bei The next Uri Geller „staunen, statt begreifen“ wie DER SPIEGEL schreibt. Denn das Leben bleibt geheimnisvoller und interessanter, wenn wir nicht verstehen, sondern einfach mit offenem Mund dasitzen und uns abfüllen lassen.
Hoffen wir also, dass sich Indiana Jones dieses Jahr in seinem vierten Kinofilm nicht auf die „Jagd nach dem verlorenen Bildungsauftrag“ macht. Und beten wir, dass niemand auf die Idee kommt, jemals wieder Intellektuellengeseiber wie Frontal oder ZAK zu produzieren.