Unter diesem Motto geht ab morgen bei 3sat musikalisch die Post ab. Wer einen Videorekorder sein eigen nennt und sich für feine Musik interessiert, wird hier bestimmt das eine oder andere Mal fündig werden.
Insgesamt 24 Konzerte bzw. längere Konzertausschnitte werden ab 7:00 Uhr morgens übertragen; dazu gehören sowohl die "älteren Semester" wie auch die "Jungspunde", die hier mal zeigen dürfen, wo Bartl den Hammer hängen hat ... oder so ähnlich
Es spielen auf:
7:00 - Chicago
seit 1966 auf den Brettern, die die Welt bedeuten, aktiv. Bekannt geworden durch ihre ungewöhnliche Albenbenennungen (bis heute konsequent durchnumeriert) und ihre Balladen "If You Leave Me Now", "Hard To Say I'm Sorry" und "You're The Inspiration", die leider nicht mal halbwegs das komplette Potential dieser Gruppe zeigen. Frontmann Peter Cetera machte später noch mit "Glory Of Love" auf sich aufmerksam.
Der Mitschnitt zeigt die Gruppe im Rahmen der amerikanischen Konzertreihe "Soundstage" anno Juni 2003. Natürlich in Stereo. Und im 16:9-Format.
8:00 - Michael McDonald
Lust auf ... Soul, gepaart mit Rock- und Popelementen? Dann ist Michael McDonald nicht die schlechteste Wahl. Seit Mitte der 60er Jahren treibt er als Songwriter und Sänger sein Unwesen; auch, wenn seine Schreibes- und Sangespartner meistens größere Namen hatten als er selbst (Steely Dan, Bonnie Riatt, Toto, Donna Summer, Cristopher Cross, Carly Simon, Kenny Loggins, Joni Mitchell, Patti LaBelle etc.), war der Grammy-Preisträger immer auch auf eigene Rechnung aktiv. Längst hat sich der Mann mit der warmen und wandlungsfähigen Stimme unter Country-, Pop-, Jazz- und Soulhörern, -produzenten und -musikern sein Publikum zusammengespielt - und so wundert es keinen, wenn er auf seinen Konzerten den einen oder anderen prominenten Trumpf aus dem Ärmel zieht.
Anno 2003 unterstützten ihn auf der Bühne seine langjährigen Mitstreiter The Doobie Brothers sowie Ashford & Simpson.
8:45 - Concert for George
Am 29. November 2001 starb George Harrison in Los Angeles an den Folgen eines Hirntumors. Während viele in ihm bis zuletzt den in sich ruhenden Mann an der Beatles-Gitarre sahen, wird ihm das jedoch keinesfalls gerecht. Immerhin sorgte er dafür, daß in der Rock- und Popmusik auf einmal ein Platz für die indische Sitar wurde. Er wurde zum Vorreiter für die psychedelische Bewegung. Bis zuletzt war "Hare Krishna" für ihn mehr als nur eine Modeerscheinung. Harrison stand als Songwriter bei den Beatles zwar stets im Schatten des übermächtigen Duos Lennon / McCartney, aber wenn mal was von ihm kam, hatte das Hand und Fuß - "While My Guitar Gently Weeps", "Here Comes The Sun" oder "Something" gehören zum Besten, was die Beatles aufgenommen haben und auch später sorgte er mit "When We Was Fab", "My Sweet Lord" oder "I Got My Mind Set On You" für Charthits. Er organisierte 1972 das "Concert For Bangladesh", um Geld für die dortigen Überschwemmungsopfer zu sammeln. Er hatte seine eigene Filmfirma, ohne die z. B. die Filmkarriere der Monty Pythons sehr schnell beendet gewesen wäre. Gemeinsam mit Tom Petty, Bob Dylan, Roy Orbison und Jeff Lynne (E. L. O.) war er unter dem Namen "Travelling Wilburys" aktiv und, und, und.
Ein Jahr nach seinem Tod fanden sich seine Freunde und Kollegen zusammen, um sich ein letztes Mal vor ihm zu verbeugen. Darunter: Paul McCartney, Ringo Starr, Tom Petty, "der fünfte Beatle" Sir George Martin, der Studio-Pianist der Beatles Bill Preston, Sitar-Spieler Ravi Shankars Tochter Anoushka, Jeff Lynne sowie Eric Clapton, dem George Harrison selbst dann noch freundschaftlich verbunden blieb, nachdem ihm Mr. "Slowhand" die Frau ausgespannt hatte.
Royal Albert Hall, 2002
10:00 Uhr - Willie Nelson & Friends
Wer sich Willie Nelson als wettergegerbten Country-Sänger vorstellt, der ständig nur "On The Road Again" vor sich hin dudelt, wird sich hier eines Besseren belehren lassen müssen, denn Willie Nelson war in so vielen Bereichen aktiv, daß er vermutlich selbst den Überblick schon verloren hat. Jazz? Kein Thema! Rock? Immer wieder gerne! Pop? Nur zu! Reggae? Aber immer! Folk? Kommt sofort! Auch für Duette ist der Mann immer wieder gerne zu haben, und dabei spielt es keine Rolle, ob am anderen Mikro ein Enrique Iglesias oder eine Sinéad O'Connor steht. Vor allem ist aber wichtig - er hat Spaß an der Sache ... und trotzdem merkt man sofort, daß er sein Herzblut in jeden einzelnen Song legt, der ihm über den Weg läuft.
Klar, daß sich so jemand auch einige Freunde im Musikgeschäft gemacht hat. Und diese Freunde hat er allesamt mitgebracht. Also - einschalten und miterleben, wie hinter dem unscheinbaren "& Friends" Namen auftauchen wie Bob Dylan, Nils Lofgren, Carole King, Kid Rock, Keith Richards oder Jim Keltner. Für Leute, die sich gerne überraschen lassen und auch gerne bereit sind, das Country-Image des Sängers über Bord zu werfen genau das Richtige.
Live mitgeschnitten vor wenigen Monaten in Los Angeles.
11:00 - Cat Stevens
Muß man ihn noch vorstellen, den Multiinstrumentalist mit der weichen Stimme und dem sicheren Gespür für echte Klassiker? "Morning Has Broken", "Lady D'Arbanville", "Sad Lisa", "Father And Son" , "Matthew And Son", "Wild World" ... die Liste seiner Hits ist lang - und das, obwohl seine Karriere nur wenige Jahre umfaßte - zwischen 1967 und 1978 kam er zu Weltruhm und selbst, als ihm keine Singlehits mehr gelingen wollten, legte er durchdachte und sehr interessante Alben vor, die noch heute ihresgleichen suchen. Danach beendete er seine Sangeskarriere, konvertierte zum Islam, nannte sich "Yusuf Islam" und machte vor allem durch seine gelegentlichen öffentlichen Äußerungen auf sich aufmerksam, die nicht immer nach dem Geschmack der Öffentlichkeit waren (und sind). Seine letzten Studioaufnahmen machte er mit "A Is For Allah" für Kinder, um ihnen den Islam näher zu bringen. Live-Aufnahmen von ihm haben Seltenheitswert, so überrascht es, daß in diesem Jahr eine DVD seiner "Majikat Earth Tour" aus dem Jahr 1976 erschienen ist. Ausschnitte dieses Konzerts nun also auf 3sat.
12:00 - Johnny Cash
Am 12. September 2003 starb Country-Ikone Johnny Cash in Nashville. In den 50er Jahren gefeiert, in den 60er Jahren verehrt, in den 70er Jahren fast legendär, in den 80ern zum alten Eisen abgestempelt und in den 90ern noch mal allen gezeigt, wie man's richtig macht. Und das alles, obwohl er eigentlich nur ein Gospel-Album aufnehmen wollte. Zwischen den ersten Plänen dazu und der letztendlichen Umsetzung lagen allerdings fünfzig Jahre, in denen Johnny Cash als "Man in black" mit seinen selbstgebauten (natürlich schwarzen) Gitarren seinen Ruf als unumstrittener "King of Country Music" festigte.
Nachdem er selbst nicht unbedingt ein Unschuldsengel war (Drogenmißbrauch, Schmuggel, Brandstiftung), aber dennoch mit vergleichsweise milden Strafen davon kam (sieben Knastaufenthalte für jeweils wenige Stunden, maximal einen Tag; einmal wegen Blumenpflückens in einer öffentlichen Anlage!), entschloß er sich mehrmals, freiwillig hinter Gitter zu gehen, um dort Konzerte zu spielen. Mehrere Live-Alben entstanden vor verurteilten Kriminellen - und Johnny Cash machte keinen Hehl daraus, für wen sein Herz schlug, wenn er sich nicht um die knasteigene Zensur kümmerte oder die Wärter wegen ihrer Pumpguns auf die Schippe nahm.
Wer wissen will, wie ein solches Konzert aussah - hier hat er die Gelegenheit; denn die Auswahl von 3sat fiel auf das Konzert, das 1976 in den Mauern des Tennessee State Prison zu Nashville mitgeschnitten wurde. Gemeinsam mit dem Komiker Foster Brooks (Tip: Englischkenntnisse einpacken!), Linda Ronstadt sowie Roy Clark kann man sich hier hinter Gittern begeben und die Atmosphäre zumindest für 45 Minuten hautnah miterleben.
12:45 - Shania Twain
"American Dream", so könnte man die Karriere von Shania Twain wohl bezeichnen. 1965 in Kanada geboren, eine Kindheit in Armut, erste Auftritte mit acht Jahren in Bars und Kneipen, erste Band, Arbeit als Sekretärin, Tod der Eltern bei einem Autounfall, Ersatzmutter für ihre jüngeren Geschwister, Musical-Auftritte, 1993 dann endlich das Debütalbum, das sich ganz anständig verkauft (100.000 mal), 1995 das zweite Album, mit dem sie sich endgültig einen festen Platz in der amerikanischen Countryszene ersingt - 12 Millionen verkaufte Exemplare sprechen eine sehr, sehr deutliche Sprache. In den nachfolgenden Jahren macht sie sich langsam daran, auch den europäischen Markt zu erobern. Dies gelingt ihr 1997 mit ihren Singles "That Don't Impress Me Much" und "Man! I Feel Like A Woman" und den speziell auf die europäischen Sehgewohnheiten zugeschnittenen Videos. Ab da kann man von einer Karriere reden, die mal mehr mal weniger steil nach oben führt. Auch ihr letztes Album "Up!" setzte einige Maßstäbe. Zwar scheint bis heute in ihrer Musik der Country-Ursprung durch, aber durch geschickte Arrangements, neue Ideen und eingängige Melodien hat sie sich ein sehr treues Publikum sowohl bei den Country- wie auch den Pophörern erspielt.
Und wer wissen will, wie ein Publikum aussieht, das im wahrsten Sinne des Wortes "aus dem Häuschen" gerät, kann sich bei diesem Open-Air (;-) )-Mitschnitt aus dem Jahr 2003 davon überzeugen.
13:45 - Avril Lavigne
Als "Skatepunk" bezeichnet die gerade 20jährige Avril Lavigne ihre Musik. Da kann man geteilter Meinung sein. Ihre Musik ist ambitioniert, rockig, aber garantiert nicht punkig. Vielleicht brauchte sie aber auch nur einen Aufhänger, um sich auch verbal ganz eindeutig von Popsternchen wie Britney Spears oder Christine Aguilera abzusetzen. Ihr Debütalbum "Let's Go" und die erste Singleauskopplung "Complicated" lassen die Leute auf der ganzen Welt aufhören - und prompt ist ein Star geboren. Ein ziemlich eigenwilliger Star. Mittlerweile hat sie bewiesen, daß sie kein Management haben will, das ihr vorschreibt, wie sie zu sein hat. Meistens gibt sie sich schlecht gelaunt und eher schweigsam, streckt gern schon mal statt einer Antwort ihren Stinkefinger in die Kamera und zieht über das Bühnenoutfit von Britney Spears her. Mit ihrem zweiten Album "Under My Skin" bewies Avril Lavigne, daß man mit ihr auf jeden Fall noch zu rechnen hat.
Wer sich von ihren Live-Qualitäten anno 2003 überzeugen will, hat hier Gelegenheit dazu.
14:45 - Beyoncé
Anfangs waren sie die Schulmädchen, dann die Girlies, letztendlich die Divas. "Destiny's Child" wurden 1990 in Houston gegründet - zu diesem Zeitpunkt war Beyoncé Knowles gerade mal neun Jahre alt. Langsam arbeitete sich diese Formation mit ihrer Mischung aus Pop, R'n'B und Soul über diverse Nachwuchswettbewerbe nach oben, bis es 1998 endlich zu einem Plattenvertrag reichte. Das Debüt und die Single "No, No, No" schossen in den amerikanischen Charts nach oben. Bis 2001 folgen drei weitere Alben, dann bestätigen sich die Trennungsgerüchte, nachdem sich schon vorher personell einiges getan hat. Beyoncé macht als Schauspielerin im Film "Goldständer" von sich reden sowie im MTV-Film "Carmen: A Hip Hopera", zu dem sie den Titel "Work It Out" beisteuert. Sie erhält als zweite Frau überhaupt den ASCAP-Award als beste Songwriterin und stürzt sich sogleich in die Aufnahmen zu ihrem Debüt-Album "Dangerously In Love", dessen Eröffnungsstück "Crazy In Love" sich nicht nur in den Vereinigten Staaten die Charts von ganz oben betrachten darf.
Mittlerweile sind Destiny's Child wieder vereint und liefern gleich ihren nächsten Hit ab. Wer sich jedoch Beyoncé solo ansehen möchte, kann sich hier einen Konzertmitschnitt aus dem legendären Wembley Stadion aus dem Jahr 2003 zu Gemüte führen.
15:45 - Usher
"HipPop" nennt Usher sein Stilgemisch. Damit liegt er gar nicht mal so falsch, auch wenn eigentlich die Bezeichnung "Soul" hätte mit einfließen müssen. Ein bißchen eigen ist er schon, aber das muß man wohl auch sein, wenn man Leute zum Albumkauf motivieren will. Und das klappt seit 1997 und seinem Hitalbum "My Way" recht gut - nicht jedes Werk der jüngsten Zeit streicht Siebenfach-Platin ein. "You Make Me Wanna" und "Nice & Slow" heißen die Singles, die die Charts weltweit aufmischen. In der nachfolgenden Zeit ist Usher eigentlich nur noch damit beschäftigt, Preise einzusammeln und Konzerte zu geben. Gerade dort zeigt er, daß er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen will - und sehr gerne arbeitet. Seine schweißtreibenden Bühnenauftritte sind mittlerweile fast zur Legende geworden - nicht jeder Künstler schafft es, mal eben eine Breakdance-Performance in einen Song einzubauen und danach noch weiterzusingen. Zwar wurde sein drittes Album ("8701") für seine Verhältnisse dann doch etwas zu zahm, doch auf der Bühne zeigt er, was man aus diesen Stücken noch alles herausholen kann.
Beweise? Hier - ein Livemitschnitt aus dem Jahr 2002.
16:45 - Britney Spears
An ihr scheiden sich die Geister - für die einen ist sie der Inbegriff des geschickten Marketings, für andere schlicht und ergreifend das Pop-Idol des noch jungen Jahrhunderts. Bereits mit ihrem Debüt 1999 setzte sie Maßstäbe - mit Titel wie "... Baby One More Time", "Oops! I Did It Again", "Stronger", "Lucky" etc. eroberte sie jeweils die Spitze der Charts ... und das nicht nur in eigenen Landen; in Kanada schaffte sie es sogar, Elton Johns Neuaufnahme von "Candle In The Wind" nach stolzen 63 Wochen von Platz 1 zu verdrängen ... damit kann man sich schon schmücken. Trotz vieler nachfolgenden Interpretinnen, die sich optisch oder akustisch an Britney Spears orientierten, schaffte sie es bis heute, sich auf dem Thron der Teenie Queen zu halten. Mit ihren Bühnenshows und -outfits machte sie ebenso von sich reden wie mit ihren zahllosen Eskapaden und manchmal vielleicht gar nicht mal so böse gemeinten Cover-Versionen wie etwa von "(I Can't Get No) Satisfaction".
Mittlerweile also ebenso berühmt wie berüchtigt.
Nun gibt es hier die Möglichkeit, sich von ihren Live-Qualitäten zu überzeugen. Der Auftritt fand in Miami, Florida im März dieses Jahres statt, also vor der Zwangspause, die sich durch eine Verletzung ergab ... und vor zwei Hochzeiten ;).