Posts by Volker Dehs

    Zweimal jährlich ist korrekt. Covid und eigene Gesundheitsprobleme hatten dazu geführt, dass sich für das Bulletin de la Société Jules Verne ein Rückstand von mehr als einem halben Jahr eingestellt hat, der angesichts der Vorbereitung der Nummern schwer aufzuholen war und ist. Ende 22 hatte ich meinen Rückzug als Chefredakteur für Anfang 24 angekündigt, aber eine Tandem-Lösung als meine Nachfolge hat sich als nicht praktikabel erwiesen.

    Aus diesem Grunde habe ich mich im Oktober 24 entschieden und angeboten, die beiden Nummern für das Jahr 24 doch noch zu stemmen, ich bereite also noch eine letzte Nummer vor, die im November 24 hätte erscheinen sollen und wohl Mitte 2025 erscheinen kann.

    Ab 2025 hat Agnès Marcetteau-Paul die Chefredaktion und die Leitung der Nummern 210folgende übernommen. Die beiden Nummern 209 und 210 bereiten wir gleichzeitig vor, in der Hoffnung, dass sich der Rückstand dadurch verringen möge. Mal schauen... Vielleicht erscheint die Nr. 210 sogar vor der Nr. 209, das wäre doch mal originell!

    Verniana hat zufälligerweise zeitgleich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, Krankheit und Personalnotstand. Zur Zeit sieht es so aus, als ob Verniana am Leben erhalten werden könne und dass auf eine Mehrjahresausgabe (2022-26) hingearbeitet wird.

    Es handelt sich um die römisch-katholische Kirche, über dessen Verbot die frz. Zeitungen ebenfalls genüsslich-ironisch berichteten, ebenso über das persische Verbot, das "Reise um den Mond" für unzumutbar hielt, weil sich Verne dort in unbotsmäßiger Weise über Mohammeds in der Luft schwebenden Sarg lustig gemacht habe. Ich weiß nicht, wann Vernes Indizierung wieder gestrichen wurde.

    Beanstandungen von Vertretern der katholischen Kirche hat es schon seit Mitte der 1870er Jahre gegeben - völlig zu Unrecht, wie Meiko bereits erwähnt hatte. Aber die römisch-katholische Kirche erwartete die Anrufung Gottes etc. auf jeder Seite wohl mehrmals, und dafür gab es in Frankreich auch einen willfährigen Verleger: Mame in Tours, der ein vergleichbares Angebot wie Hetzel fuhr, nur eben entgegengesetzter ideologischer Richtung.

    Das übernächste Bulletin der Société Jules Verne (ca. Juni 2025) wird übrigens einen Brief Jules Vernes enthalten, in dem er auf einen bekannten Journalisten reagierte, der sich seinerseits über eine entsprechende Klage eines jesuitischen Priesters lustig macht - und den Verne paradoxerweise in Schutz nimmt...

    Hallo Poldi, vielen Dank. Habe gerade bemerkt, dass ich mich letztes Jahr gar nicht für die Glückwünsche bedankt habe - das sei hiermit nachgeholt! Dafür, dass man geboren worden ist, kann man ja nix, und das ist wohl eine der wenigen Sachen, für die man dennoch Komplimente bekommt!!! Für mich begann der Tag mit einem Radiointerview des SWR, natürlich nicht wegen meines Jubiläums, sondern wegen JVs 120. Sterbetag! Damit habe ich wohl für heute mein Jules-Verne-Soll erfüllt... Wie ich mitbekommen habe, werden auch noch ein paar andere Autoren interviewt, und die Ausstrahlung erfolgt dann wohl zum 24. März. Schon lustig, diese Datumsfixiertheit!

    "Ist der Ort angegeben? Das Datum steht in N23. Die Ortsangabe könnte ich noch ergänzen in dem Biblio-Eintrag für den Brief."

    Sorry wegen der verpäteten Antwort. Von dem Brief bzw. der Abbildung im Katalog habe ich nur eine handschriftliche Abschrift, nichts was man hochladen könnte. Aber geschrieben wurde er in Amiens, wie zu der Zeit auch nicht anders zu erwarten:

    "Amiens, 9 mai 1890"

    "Kurzgeschichte" ist gut...

    Übrigens wurden die Illustrationen zu dem Roman mit künstlicher Intelligenz angefertigt. Meine Meinung nach treffen sie die düstere Atmosphäre sehr gut, hinterlassen aber zumindest bei mir ein zwiespältiges Gefühl.

    À propos künstliche Intelligenz:

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    Hallo miteinander, in der Diskussion um die Kryptogramm-Entzifferung geht einiges durcheinander, vermutlich aufgrund von Zimmermanns missverständlicher Informationen.

    1) Der zweite Band der Jangada musste nicht aufgrund der Entzifferung gekürzt werden. Die Sommaire-Affäre (S. war der Name des pfiffigen Studenten, der vorzeitig und nach 3-monatigen Versuchen die Lösung fand) fällt in die Monate Ende September bis Oktober 1881, da war der zweite Band schon im Druck und als Vorabdruck bereits zur Hälfte veröffentlicht.

    2) Grund der tatsächlich erfolgten Kürzungen waren Änderungen im ersten Band, die auf Kritik von Hetzel zurückgingen, der meinte, dass das Kryptogramm zuviel Platz im Roman einnehme. Wie Zimmermann auf die Zahl von 250 gekürzten Seiten (Manuskript? Kleinoktavausgabe? Großoktavausgabe?) kommt, ist mir ein Rätsel. Einen Beleg dafür kenne ich nicht.

    3) Sommaire selbst hat seine Entdeckung nicht an die Öffentlichkeit gegeben (und ein entsprechender Brief an eine Zeitung ist auch nicht bekannt), sondern sich schriftlich an Verleger Hetzel gewandt, während sein Studienkollege d'Ocagne an Verne geschrieben hat. Verne vermutete zunächst eine Indiskretion bei der Drucklegung des Romans, war aber dann von Sommaires Kombinationstalent überrascht, was ein an d'Ocagne gerichteter Brief bezeugt, der in dessen Buch als Faksimile abgedruckt worden ist.

    Das Kryptogramm und die Versuche seiner Entzifferung stehen ja im Mittelpunkt des Romans, und des öfteren ist darauf hingewiesen worden, dass der Roman als Hommage an Edgar Allan Poe gedacht worden sei. Allerdings scheint mir zum Verständnis unerlässlich, dass alle Kombinationsversuche zur Entzifferung im Roman scheitern, sich die Anwendung von Logik und Rationalität als vergeblich erweist und die Lösung schlussendlich nur durch einen Zufall (Verne schreibt von der "Vorsehung" oder eine "göttliche Fügung") erfolgt. Das hat natürlich ideologische Konsequenzen...

    Eine Auflistung dieser Dokumente wird Bestandteil meines (auf Französisch erscheinendes) Werkverzeichnisses sein, an dem ich seit vielen Jahren arbeite, das aber wohl nicht vor 2027 fertig sein und zugänglich gemacht werden wird, weil es noch nicht vollständig ist und noch einiges nachgeprüft werden muss.

    Bei dem, was du als "öffentliche Briefe" bezeichnest, unterscheide ich zwischen:

    - eigenen Briefen, die Verne auf eigene Initiative veröffentlicht hat oder hat veröffentlichen lassen

    - erhaltenen Briefe von Korrespondenten, die Verne auf eigene Initiative veröffentlicht hat oder hat veröffentlichen lassen

    - von Jules Verne geschriebene Briefe, die von Anderen (zu seinen Lebzeiten oder postum) ohne sein Zutun veröffentlicht worden sind.

    Ich halte es für sinnvoll, nur vollständige Briefe in diese Listen aufzunehmen, bei Auszügen, die etwa in Biografien oder anderen Publikationen zitiert werden, käme man kaum zu Potte (wie man in Norddeutschland sagt).

    Interessant ist der Fall eines von dir signalisierten Briefes zu Mathias Sandorf, die der Empfänger 1885 in deutscher Übersetzung hat veröffentlichen lassen; dieser fällt in die dritte Kategorie, für die es nur wenige derartige Beispiele gibt.

    Auf jeden Fall ist ein Verzeichnis der Briefe immer nur provisorisch, man wird niemals sicher sein, alles identifiziert zu haben.

    Hallo Stahlelefant, da du mich direkt ansprichst, will ich gleich mal antworten.

    Die Behauptung ist in mehrfacher Hinsicht falsch: 1875 war Verne noch kein Ratsmitglied, sondern erst zwischen 1888 und 1904, und während dieser Zeit hat er sich an den Debatten - zumindest bis 1899, danach nur noch selten - rege beteiligt, sei's durch Rechenschaftsberichte über das städtisch subventionierte Theater, sei's durch Wortbeiträge, die allesamt im städtischen Protokoll abgedruckt, aber nur in Auszügen neu veröffentlicht worden sind.

    Die Sache mit dem Hochhaus ist Quatsch, es sei denn, man zählt darunter eine Kirche, für deren Fassadenneuausrichtung Verne tatsächlich einmal aktiv geworden und gegen die Mehrheit des Rats argumentiert oder auch polemisiert hat.

    Auf jeden Fall sehr interessant, was du alles so ausgräbst!

    Dieses Buch ist auf jeden Fall die Standardausgabe der zur Zeit seines Erscheinens (1997) bekannten Interviews. Gut kommentiert und zuverlässige Textwiedergabe. Einziger Schwachpunkt: es unterscheidet nicht zwischen authentischen und mehr oder weniger offensichtlich recycleten, also plagiierten Texten.

    Seitdem sind weitere wiedergefundene Interviews im Bulletin de la Société Jules Verne und in Verniana veröffentlicht worden.

    Eine spanische Ausgabe (Entrevistas con Jules Verne, hrsg. von Ariel Pérez Rodríguez, Ediciones Paganel, 2018) ist vollständiger und kritischer gegenüber den Fälschungen, aber eben - auf Spanisch.

    Ich glaube, es handelt sich hierum (bin selbst erst vor kurzem drauf gestoßen):

    Jules Verne Forum - Google Groups

    Was die ungarische Plattform angeht, so habe ich mich trotz persönlicher Anfrage dort (bislang noch) nicht registrieren lassen. Weltweit gehen die Berne betreffenden Aktivitäten eher zurück, da halte ich es für nützlicher, sie zu bündeln, statt in mehrere Foren aufzufasern. Das erinnert mich an Frankreich, wo es zeitweise drei Organisationen zu JV gab: die Sociéte Jules Verne, das Centre International Jules Verne und den Club Verne in Amiens. Von allen dreien existiert nur noch die erste und die zweite pro forma.

    Ja, das kann ich nur bestätigen, allerdings betrifft diese Feststellung die vom frz. Verleger autorisierten Übersetzungen, der seinen Handelspartnern nach Vertragsabschluss die Druckfahnen zukommen ließ, z.T. bevor sie von Verne endgültig korrigiert worden waren.

    Bei den Übersetzungen aus dem Musée handelt es sich aber wohl um Raubdrucke, darauf verweist schon die Tatsache, dass die Autorennamen unterdrückt oder frei geändert worden sind.

    Bei dieser Gelegenheit meine Hochachtung an alle Fleißige, die die inzwischen digitalisierten Ausgaben alter Zeitschriften durchforsten. Angesichts der Tatsache, dass längst noch nicht alle Publikationen in diesem Zustand zugänglich und einsehbar sind, und vor dem Hintergrund, dass im 19. Jh. alle Zeitungen und Zeitschriften einander kopierten, bleibt mit Sicherheit noch viel zu entdecken. Insofern ist die "erste" Verne-Übersetzung immer noch ein vorläufiges Ergebnis.

    Hallo Poldi. Ja, das wird immer wieder behauptet, stimmt aber nicht, es gibt keinerlei Übereinstimmungen bei Personen, Reisemitteln und Reiseetappen oder Ereignissen, nur beim Titel. Ich vermute, dass Méliès das Stück 1882/3 im Theater gesehen hat, aber wohl nur der paradoxe Titel (versteht den eigentlich jemand? Also ich nicht) im Gedächtnis hängen geblieben ist.

    Einen Parallelfall bildet ja sein vorausgegangener Film Die Reise zum Mond (mit dem die Reise durch das Unmögliche viele strukturelle und inhaltliche Parallelen ausweist), der immer wieder als Verne-Verfilmung bezeichnet wird, aber viel stärker auf Offenbachs gleichnamiger Operette von 1875 zurückgeht, die selber mit Vernes Romanen nichts weiter zu tun hat, als dass sich die Bühnenbildner an Illustrationen aus den Hetzel-Ausgaben orientiert haben. Die kennt nur kaum einer der heutigen Kommentatori, die statt dessen lieber auf den naheliegenden Verne zurückgreifen.

    Méliès war kein großer Leser, sondern wurde sehr viel mehr, wenn nicht ausschließlich, von Theater, Zauberei und Variété geprägt. Oder andersrum: Hätte der Film etwa den Titel "Ingenieur Maboulofs Reise ins Blaue" getragen, wäre niemand auf die Idee gekommen, einen Zusammenhang mit Jules Verne herzustellen.

    Das sieht wirklich interessant und ansprechend aus. Allerdings wage ich die Behauptung (aufgrund der Bildmotive und des Textes in den Sprechblasen), dass es sich nicht um eine Bearbeitung von Vernes Theaterstück handelt, sondern des Films gleichen Titels von Georges Méliès von 1904.

    Es war auch gar nicht meine Absicht, dir das zu unterstellen! 8o Theater, wie Kunst allgemein, ist Geschmackssache, keine Frage, und natürlich hat man das Recht, sein Missfallen dadurch zu bekunden, dass man einfach weggeht. Grundsätzlich wollte ich nur darauf hinweisen, dass die Einbindung provokanter Aspekte durchaus sinnvoll sein kann, wenn das Thema es erlaubt oder erfordert. Schade nur, wenn - wie in eurem Fall - Nebensächlichkeiten den Genuss des Ganzen eingeschränkt und schließlich beendet haben. Aber wie du schon schriebst: da gab es ja noch eine Alternativveranstaltung.

    Naja, Sex und Erotik als Selbstzweck (ohne Bezug zum Werk) oder als bloße Publikumsprovokation, das passt besser zum Theater der 1980er Jahre. Ich dachte, darüber wären wir hinweg, aber wenn das heute wieder verfängt...

    Grundsätzlich passt das orgiastische Ausufern der Lust ja durchaus zu Vernes Geschichte (und Offenbachs opéra-bouffe); auch wenn Verne es gezwungenermaßen bei Andeutungen belässt, kann man heutzutage schon deutlicher werden, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Aber ich habe die Münsteraner Aufführung nicht gesehen, und deshalb bleiben meine Ausführungen nur theoretisch.

    In Luzern ging es auch deftig zur Sache, allerdings waren die Andeutungen dort einmal mehr wesentlich wirkungsvoller als die plakative Zurschaustellung - das ist ein wesentlicher Unterschied, der im Theater immer wieder gerne übersehen wird. Provokation ist zeitgebunden, weil der Geschmack und die Sitten sich wandeln, und deshalb immer nur von eingeschränkter Wirkung.

    Dann wünsche ich euch viel Spaß!!! Trotz Bearbeitungen und weitgehender Eingriffe in die musikalische Struktur, die ja auch für diese (ehemalige DDR-) Fassung von André Müller u.a. gilt,bleibt immer noch genug von Offenbachs Geist übrig.

    Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich an einer Aufführung am Theater von Luzern teilgenommen, die auf derselben Bearbeitung beruhte, und die die Regie noch um die üblichen Offenbach-Hits und Anspielungen auf die Luzerner Stadtgeschichte "bereichert" hatte, um dem Publikum zusätzliche Schmankerl anbieten zu können. Damit kam das Stück gut an. Naja. Trotzdem aber ein schönes Erlebnis unter freiem Himmel, was fast den angekündigten Gewittern zum Opfer gefallen wäre (die gibt es ja auch für den heutigen Abend wieder). Die fanden dann erst am folgenden Tag statt, haben ganze Bahngleise aus den Fugen gespült und damit meine Rückreise nach Göttingen um einige Abenteuer bereichert, auf die ich wie bei den Offenbach-Zutaten auch gerne verzichtet hätte...

    Hallo miteinander,

    ich wollte auf dem Forum schon antworten, aber wie viele andere kann ich mich dort nicht einloggen.

    Dafür, dass Verne diese Statue persönlich gesehen hat, gibt es kein direktes Zeugnis, da er aber diese WA besucht hat (im Gegensatz zu den WAs von 1889 und 1900), ist dies sehr wahrscheinlich. Der Kopf der Freiheitsstatue war inwändig über Wendeltreppen zu erklimmen und erfreute die Besucher mit einem schönen Ausblick. Zumindest kannte Verne diese Tatsache durch Illustrationen in zeitgenössischen Zeitschriften.

    Nach meiner Überzeugung findet sich ein literarischer Niederschlag dieser Sehenswürdigkeit in Vernes Werk in den Abenteuern der Familie Raton (Kap. X u. XI), in der die Rattenfamilie das Innere der Sphinx von Romiradour hochsteigt.