Beiträge von Volker Dehs

    Vielleicht ist es doch umgekehrt gewesen... Nachdem ich die wesentlichen großen Pariser Tageszeitungen durchgegangen bin, habe ich keine Wiedergabe des Briefes vor dem 9. Januar 1891 gefunden. Es ist ja eigentlich logisch, dass die Veröffentlichung von Vernes Brief auf den Empfänger zurückgeht, und nicht auf Verne (der die Antwort des Deutschen bereits im Jahr zuvor herausgegeben hatte). Da der Text seines Briefes in der deutschen Zeitung auch auf Französisch erfolgte, ist es durchaus möglich, dass die frz. Zeitungen just darauf angesprungen sind und abgeschrieben haben. Ein Hinweis ist die Veröffentlichung des Briefes in der Zeitung Petit Journal vom 9. 1., in dem die Wiedergabe des Briefes auf den Korrespondenten der Zeitung mit Hinweis auf "Berlin, 8. Januar" bezogen wird. Mal schauen, ob die Wiedergabe in der Danziger Zeitung die erste ist oder es eventuell noch einen früheren Abdruck gibt... Dass der Brief zuerst in einer deutschsprachigen Zeitung erschienen ist, damit hätte ich nun nicht gerechnet!

    Norbert: dass Vernes Brief in der Danziger Zeitung zwei Tage vor dem ersten bislang bekannten Abdruck von Vernes Brief in einer frz. Zeitung (Le Progrès de la Somme, Amiens, 9. 1. 1891) erschienen ist, kann man als Hinweis darauf werten, dass der Brief zuvor bereits in einer überregionalen frz. Zeitung abgedruckt worden ist, auf die sich die deutschen Übersetzungen beziehen und die es noch zu identifizieren gilt. Die Zeitungen haben damals gewohnheitsgemäß voneinander abgeschrieben, was die Anzahl der Nachdrucke erklärt.

    Ausschließen kann man schon mal als Quelle Le Temps, wo am 11. 1. 91 "nur" eine Zusammenfassung des Briefes erschienen ist.

    Auch ich danke für die schnelle Antwort! Ich denke, dass die Übersetzung der Listen der Unterseebewohneri einen Gutteil der Übersetzungsarbeit beansprucht haben, da sie häufig nur durch Konsultation (und vorheriger Identifikation) von Vernes Quellen möglichst ist und sich in Vernes Original eine Menge Transkriptionsfehler eingeschlichen haben. Mit Googlen ist es da in vielen Fällen nicht getan. Ironischerweise sind diese rechercheaufwändigen Passagen gleichzeitig diejenige, die von den meisten Leseri - vermutlich damals wie heutzutage - nur allzu gern übersprungen werden. Zu Unrecht, wie ich meine, aber spannungstragend sind sie nun warhaftig nicht!

    Auf jeden Fall scheint mir die Ausgabe interessant, um registriert zu werden, auch wenn ich der Meinung bin, dass es anstrenger und aufwändiger ist, eine alte Übersetzung inhaltlich und stilitisch zu renovieren, als ganz neu zu übersetzen.

    Könnte mir jemand vielleicht Titel und Seitenzahlen (von... bis...) des Nachworts der neuen Ausgabe nennen, damit ich die Ausgabe in meine alljährlich erscheinende Verne-Bibliografie des Bulletin de la Société Jules Verne aufnehmen kann ? Herzlichen Dank im voraus. Ist der Text selbst mit Anmerkungen versehen?

    Richtig, es handelt sich um eine auf knapp zwei Stunden zusammengekochte Fassung. Ich habe zwar an dem angeführten Kolloquium (über die politischen Aspekte bei Jules und Michel Verne) teilgenommen, hatte aber leider die Kinovorführung knapp verpasst...

    Ohne Werbung in eigener Sache machen zu wollen (am Verkaufserlös der Bücher bin ich eh nicht beteiligt): Exemplare sind - falls Interesse besteht - nach meiner Erfahrung günstiger direkt bei der Bibliothek Wetzlar zu erwerben als im Online-Handel. Prüfung kann natürlich trotzdem hilfreich sein. Mit 16 € ist das dicke Büchlein aber wirklich nicht zu teuer.


    Auch wenn seit der Veröffentlichung 23 Jahre vergangen sind und viele neue Publikationen nicht berücksichtigt werden konnten, gibt das Buch immer noch einen guten und zum Teil kommentierten Überblick über das, was über JV veröffentlicht worden ist und wo man es in öffentlichen Bibliotheken einsehen kann. Vieles "Altes" ist immer noch aktuell und zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Viele neue Publikation sind gerade deshalb peinlich, weil sie das bereits Veröffentlichte nicht kennen und meinen, das Rad immer wieder neu erfinden zu müssen.

    Wolfgangs Bibliografie(n) sind veröffentlicht worden und ihrerseits zumindest in meiner Bibliografie verzeichnet. Die sollte man natürlich als Interessierter in Sachen Verne kennen und benutzen:


    VD: Bibliographischer Führer durch die Jules-Verne-Forschung 1872-2001. Schriftenreihe und Materialisen der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, 2002, S. 36-37


    Wolfgangs Bibliografien sind erschienen in Loseblattsammlungen des (inzwischen wohl nicht mehr existenten) Corian Verlags Heinrich Wimmer, verfügbar in zahlreichen Bibliotheken, die in meine Bibliografie aufgelistet sind

    Das sind wirklich coole Beispiele! Ich trage mich schon seit längerem mit dem Gedanken, mal einen Text zu den Covers moderner Verne-Ausgaben zu schreiben, der über die Feststellungen hinausgeht, dass viele Ausgaben von In 80 Tagen den notorischen, aber im Buch inexistenten Ballon abbilden (zunächst bei Artemis&Winkler ebenfalls geplant, aber dann im letzten Moment korrigiert!), 20.000 Meilen die Disney-Nautilus im Kampf mit den bis zum Absurden immer größer werdenden Kalmaren oder Octopussen und Mittelpunkt der Erde den Kampf von Plesio- und Ichthyosaurus, die bisweilen unfreiwillig komische Interpretation zeigen.

    Die Print-on-demand-Euphorie treibt zugegebenermaßen die abstrusesten Blüten. Mein Lieblingsbeispiel war eine amerikanische oder englische Ausgabe des Chancellor, auf dessen Cover ein Porträt von Kanzler Bismarck prangte (aber leider habe ich mir nicht das Bild gesichert). Das könnte man natürlich noch mit dem Konterfei von Angela Merkel oder Olaf Scholz toppen...

    Interessant, dass sich an dem Ranking über die Jahre hinweg nur wenig ändert. Allerdings solte man die Zahlen nicht absolut, sondern nur als Tendenz nehmen, und das aus zwei Gründen:

    - die Aktualität des ausgwerteten Standes der verschiedenen Länder ist sehr unterschiedlich, liegt bei einigen schon viele Jahre zurück, zeigt also keinen zeitlichen Gleichstand an

    - die Anzahl der Übersetzungen sagt natürlich nichts über die Qualität der Übersetzungen bzw. Bearbeitungen aus, die in den meisten Fällen eher mangelhaft sein dürfte, auch wenn die Zahl der vollständigen und kommentierten Ausgaben in einigen Ländern (F, USA/GB, D, Es) objektiv zugenommen hat.

    Insgesamt aber ein Hinweis auf Vernes ungebrochene Popularität!

    Meines Wissens gibt es nur zwei Bände, dann aber noch eine weitere Edition dieser beiden im Schuber, wobei ein Band ein anderes Cover verpasst bekommen hat. Sehr schön, wie ich finde, viele Aspekte von Vernes Leben und Werk werden abgedeckt, und alles ist wunderbar illustriert. Allerdings ist das kein Comic (ich glaube, das gibt es unter fast demselben Titel), sondern Sekundärliteratur, zu denen ich zwei Beiträge geliefert habe, einen zur Eissphinx und den anderen zum Theater, wenn ich mich recht entsinne. Wenn man ein günstiges Angebot abbekommt und ein wenig Spanisch lesen kann, ist das sehr zu empfehlen.

    naja, wenn es sich um ein Original (wie angekündigt: Unikat) handelt, dann ist der Preis nicht überhöht. Fragt sich immer noch, ob sich dafür ein Käufer findet.

    Ansichtssache. Den Namen unübersetzt zu lassen, dazu hatte sich seinerzeit die Hartleben-Übertragung entschieden. Das Problem dabei ist nur, dass des Französisch unkundige Leseri die Bedeutung des Wortes dann nicht unmittelbar begreifen. Ich finde, das Problem geht auf Verne selbst zurück, der dem von Amerika aus agierenden Apparat einen französischen Namen gegeben hat - es sei denn, er wollte damit zu verstehen geben, der dazugehörige Erfinder sei Franzose, aber das passt eigentlich nicht zu den beiden Robur-Romanen.


    Hinzukommt, dass es für das Wort kein wirkliches Äquivalent im Deutschen gibt, "Schrecken", "Entsetzen" vielleicht, aber beides ist nicht so toll. "Horror" setzt meines Erachtens aber einen falschen Akzen, insofern hätte ich - als kleineres Übel - "Terror" gewählt. Eigentlich ist das ein gutes Beispiel dafür, dass Übersetzungen, selbst wenn sie sich um Authentizität bemühen, immer nur eine ungefähre Vorstellung vom Original geben können.

    Ich glaube, ich begehe keinen Vertrauensbruch, wenn ich verrate, dass Jürgen auch ein interessantes Buch über Jules Verne (bzw. einen Aspekt seines - also Jürgens - Fachgebietes) geschrieben hat, das längst hätte erscheinen können, aber wohl immer noch in der Warteschleife des Verlages hängt. Möge derselbe (also der Verlag) sich endlich einen Ruck geben!

    Tja, schade nur, dass dieses schöne Werk von Offenbach REIN GAR NIX mit Jules Vernes entsprechenden Romanen zu tun hat (allenfalls mit ein paar Illustrationen der Originalausgabe von Von der Erde zum Mond).


    Wer diese Opéra-bouffe in ungekürzter Fassung kennenlernen möchte, für den gibt es seit 2022 eine hervorragende Einspielung in 2 CDs mit Begleitbuch, das ich nur empfehlen kann: Palezzetto Bru Zane - Centre de musique romantique francaise. Nicht ganz billig, aber in jeder Hinsicht lohnenswert!!

    Herr der Welt gehört in der Tat zu den drei oder vier Titeln, die 1991 als Neuübersetzungen für die Ausgabe des Deutschen Bücherbundes angefertigt wurden. Bei den anderen Titel handelt es sich um

    - Kapitän Hatteras (Üb. Xénia Redenbach)

    - Schwarz-Indien (Hans Hütt). Dazu kommt wohl noch Ein Kapitän von 15 Jahren, den ich aber nicht habe

    Alle anderen Titel sind Lizenzausgaben des Diogenes-Verlags oder (ich glaube Sandorf, Geheimnisvolle Insel, Kurier und Keraban) mehr oder weniger gekürzte Altbearbeitungen des Bücherbundes.


    Die Werkausgabe von Metzler/Weltbild gibt zwar an, dass die Romane dem Text von Hartleben entsprechen und nur der neuen Rechtschreibung angepasst wurden, gehen aber in der Textbearbeitung weit darüber hinaus. Man vergleiche nur die Textpassagen über Isaac Hakhabut in der Reise um die Sonnenwelt, aber auch die Textformulierung insgesamt.

    Das ist bei Hartleben nicht anders als bei Hetzel und erfolgte aus drucktechnischen Gründen: immer am Anfang und am Ende einer Lieferung bzw. eines Druckbogens. Deshalb liegen sich dort immer zwei Illus gegenüber.

    Ja, die Quellenangabe von Stahlelefant ist richtig, und der französische Text im BSJV entspricht im Großen und Ganzen meiner Einleitung zur amerikanischen Erstausgabe. ich hatte damals die Kommentierung übernommen, weil andere vorher kontaktierte Autoren abgelehnt hatten, ein Nachwort zu schreiben, weil sie mit dem Roman nichts anfangen konnten.
    Für mich eine gewisse Herausforderung, denn ich muss sagen, dass ich den Roman auch zu den schwächsten von Verne zähle - daran hat sich bis heute nicht viel geändert -, aber wenn man sich intensiv mit den verschiedenen Aspekten von Entstehungshintergund, thematischer Verarbeitung usw. auseinandersetzt (was ja Voraussetzung für die Abfassung eines Nachwortes ist) stößt man immer auf Punkte, die das Werk - immer vor dem Hintergrund des gesamten Schaffens von Verne - bemerkenswert machen, auch wenn diese Aspekte dem heutigen Publikum nicht automatisch bewusst sind. Darauf hinzuweisen, dafür ist dann ja das genannte NACHwort da.

    Auf jeden Fall würde ich immer raten, dieses Nachwort bzw. den frz. Artikel erst NACH der Lektüre des Romans zu lesen (soweit diese denn durchgehalten werden konnte) und sich lieber ein eigenes Urteil über den Roman zu bilden. Da können die Meinungen - je nach Geschmack - schon gehörig auseinander gehen.Was mich betrifft, gehört der Roman jedenfalls nicht zu denen, die ich im Laufe meines Lebens noch ein viertes Mal lesen werde... Dreimal, das muss reichen!

    Bei dem Bild von Andreas handelt es sich übrigens um den Zettelkasten, in dem Hetzel junior (nach 1900) auf vorgedruckten Karten, die handschriftlich auszufüllen waren, seinen Bücherbestand inventarisierte.


    Ob Verne einen vergleichbaren Zettelkasten hatte, halte ich für fraglich. Was von seinen Notizen übrig geblieben ist, sind Papierstücke unterschiedlichsten Formats, und unklar ist ebenfalls, ob sich die vor Journalisten genannte Zahl von "20.000" auf die Zettel oder - wahrscheinlicher - die Anzahl der darauf notierten Notizen bezieht. Siehe die Übersicht in der letzten "Nautilus" Nr. 42, S. 4-19.