Beiträge von Volker Dehs

    Hallo, ein frohes neues Jahr an alle. Was mich an der neuen Aufmachung stört, ist, dass man nicht auf einen Klick die neuesten Beiträge abrufen kann, wie es früher möglich war, sondern die ganze Liste nach den Daten durchgehen muss. Letzteres ist natürlich auch innerhalb kurzer Zeit möglich, aber gegenüber dem alten System ist es doch umständlicher und somit ein Rückschritt. Oder sollte mir da etwas entgangen sein? Für mich ist es jedenfalls ein Anlass, seltener reinzuschauen.

    Hallo Phileas, die ganze Liste wäre etwas lang, aber im Buch enthalten sind 22 Gedichte, 10 Artikel (u.a. der über E.A. Poe), 3 Erzählungen (u.a. 10 Stunden auf Jagd, Eine ideale Stadt), 10 Vorträge, 6 Interviews und 5 Briefe). Leider wird das Buch selten angeboten, aber bisweilen hat man bei ebay Glück. Beste Grüße

    Die Diogenes-Übersetzung hat übrigens einen entscheidenden Fehler.


    Verne hat den Roman - durchaus experimentell für seine Verhältnisse - durchgängig im Präsens geschrieben, was ein charakteristisches Stilmerkmal dieses Textes ist und vermutlich das erste Mal in der Literaturgeschichte so verwirklicht wurde (Charles Dickens hat das Prinzip schon in "Bleakhouse" angewandt, aber nur über längere Abschnitte hinweg) .


    Die Übersetzerinnen von Diogenes haben alles schön brav in die Vergangenheitsform übertragen. Die Hartleben-Überdetzung ist da allemal näher dran am Original.

    Lange erwartet, endlich erschienen: der Sammelband HOHLWELTEN, herausgegeben von Hartmut Fischer und Gerd Schubert. Detaillierte Infos hier:


    http://www.lob.de/cgi-bin/work…e=viewone&titnr=256566283


    Speziell zu Jules Verne enthalten:
    eine Collage von Jessica Vogel zur "Reise zum Mittelpunkt der Erde" (S. 356-357)
    und von mir "Erdschichten, Textschichten. Jules Vernes literarische Wanderung ins Innere der Erde" (S. 138-161), in dem es um Jules Vernes populärwissenschaftliche und belletristische Quellen für den selben Titel geht.


    Ich hatte mich 2005 anlässlich meiner Übersetzung des Romans bei Artemis & Winkler bzw. dtv in das kuriose Thema hineingearbeitet und bin überzeugt, dass den Herausgebern mit diesem Buch im deutschen Sprachraum ein wirkliches Standardwerk gelungen ist, zu dem es bislang keine Alternative gibt. Das Buch beschert einem nicht nur einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Themas, sondern macht diese auch immer wieder an einzelnen Autoren (neben Verne Casanova, Theodor Storm, Bulwer-Lytton, Arno Schmidt u.a.) nachvollziehbar.


    Besonders interessant und überzeugend finde ich die Darstellungen der deutschen Spezialwege (siehe die Artikel von Meike Peinemann und Karlheinz Weißmann), die kritisch deren esoterische und völkisch-nationalsozialistische Aspekte diskutieren. Ich betone das Wort "kritisch", denn bisher stand dem deutschsprachigen Publikum nur eine Übersetzung des englischen Buches "Arktos" von Joscelyn Goswin zur Verfügung, das ich persönlich unsäglich finde, weil es ständig mit einem Bein im esoterischen Sumpf steckt und - für Laien kaum nachvollziehbar - Fakten, Hypothesen und Fantasie vermischt und die politischen Probleme verharmlost.


    Das Buch gibt sicher Anlass zu Diskussionen, und die ist es wert.

    Eine Promotion gilt erst dann als realisiert, wenn die damit verbundene Dissertation auch tatsächlich veröffentlicht ist. Da der Interessentenkreis naturgemäß sehr eingeschränkt ist, haben sich von jeher bestimmte Verlage auf die Herausgabe von Doktorarbeiten spezialisiert (Winter, Springer, Peter Lang usw.) und die Preise sind schon immer ausgesprochen hoch gewesen.


    Ich denke, die Autoren sind selber nicht sehr glücklich damit, denn einmal erhalten sie kaum Honorar (oder müssen sich im Gegenteil noch finanziell selbst daran beteiligen) und dann trägt ein hoher Preis natürlich nicht zur weiten Verbreitung bei.


    Seit der Existenz des Internets besteht zwar die Option, dass man seinen Text so gut wie umsonst ins Netz stellen kann, aber diese Möglichkeit wird von einigen Fakultäten noch nicht anerkannt.


    Selbstverständlich gibt es - gerade in den Geisteswissenschaften - so manches, auf das man gut verzichten kann oder was rundweg überflüssig ist, aber im vorliegenden Fall scheint mir eine interessante Lücke gefüllt zu werden, denn das Thema ist - soweit ich weiß - selbst in Frankreich in diesem Umfang noch nicht untersucht worden.


    Also, mit Verhökern einer Mogelpackung kann hier nicht die Rede sein (um Andreas' Kritik mal zugespitzt zu formulieren); aber der Ärger über den hohen Preis, der bleibt natürlich!!

    Also, so unangemessen ich derartige Maßnahmen aus der Sicht des Literaturwissenschaftlers finde, umso erstaunter bin ich wieder, wie langlebig sich die Vernes Romanen zu Grunde liegenden Strukturen auch heute noch erweisen. Das können wenige Schriftsteller für sich in Anspruch nehmen. Kapitän Nemo und die Gefahren unter See werden ja seit den 1990er Jahren auch bei der Angsttherapie bei Kindern eingesetzt. Es gibt sogar eine Veröffentlichung darzu: Ulrike Petermann: Die Kapitän-Nemo-Geschichten. Geschichten gegen Angst und Stress (Freiburg:Herder 2001)

    Naja, das Anagramm Ragz / Graz ist ein "Minimalpaar" und lag nahe, weil Verne bei seinen Wortspielen meist auf große Ökonomie beschränkt war (vergleiche etwa Nadar / Ardan oder Munbar / Barnum). In einem anderen postumen Roman, "Schöne Blaue Donau" (in Michels Fassung "Der Donaupilot") stammt die Hauptfigur aber aus dem Dörfchen Racz Becse an der Theiss, einem Zufluss der Donau, und es liegt - wörtlich - natürlich nahe, zumal der Roman in zeitlicher Nähe entstanden ist, dass Verne sich bei Ragz an Racz erinnert hat.


    Was das "Mäandern" des Flusses angeht, ist das meines Erachtens eine klare Anspielung auf Amiens, deren Altstadt bei der Kathedrale - da wo das arme Volk in hygienisch unzumutbaren Verhältnissen wohnte - ein "kleines Venedig" bildete (siehe Vernes Beschreibung in "Eíne ideale Stadt"). Heute sind die meisten dieser Kanäle trocken gelegt. Was das Lesen vielleicht ebenfalls anregt: im Haus des Dr. Roderich beschreibt Verne das Haus in der Rue Charles-Dubois, in dem er von 1882 bis 1900 wohnte - sicherlich mit den üblichen Freiheiten, schließlich handelt es sich nicht um eine Autobiografie.


    All diese Bemerkungen stehen aber in keinem Gegensatz zu Andreas' interessanter Identifizierung, was die geografische Lage der Fantastiestadt betrifft.

    Schon bekannt, dass sich Jules Verne selbst auch zum Hörbuch geäußert hat? Zumindest zu den angeblichen Vorteilen des vorgelesenen Buches über das gelesene, und zwar nach einem Vortrag in Amiens um die Jahrhundertwende. Eine Zeitung hat Vernes kurze Äußerung überliefert. Ich muss mal in meinen Aufzeichnungen nachschauen und gebe dann den Originaltext und die Überetzung wieder.


    Ob das die Diskussion voranbringt, ist natürlich fraglich, aber immerhin ein kleiner joke.

    Als renommierten Verne-Kenner würde ich Franz Rottensteiner nicht bezeichenen (und das würde er sicher auch nicht von sich selbst behaupten), wohl aber ist er einer der weltweit (!) anerkanntesten Kenner der SF überhaupt. Aus dieser Perspektive würde ich einen interessanten Kommentar zu Vernes Roman erwarten, auch wenn ich mal vermute, dass der nicht uneingeschränkt positiv ausfallen dürfte.


    Zum Thema passend hier ein sehr lesenswerter Artikel, der unlängst erschienen ist und auf den - soweit ich weiß - noch icht hingewiesen wurde:


    Günter Dammann:
    Unsichtbarkeit und Terror. Zu einem Motiv der technischen Zukunft bei H.G. Wells, J. Verne und im Roman der Weimarer Republik (H. Dominik und R. Siodmak
    in: Literatur für Leser, 30. Jahrgang, Nr. 4/2007, S. 213-239


    Dass das Vorwort (das ich selber noch nicht gelesen habe) dem Text vorausgeht, ist aus dramaturgischen Gründen natürlich unsinnig und nur marktpolitisch nachvollziehbar: Mit zukräftigen Namen wie Schätzing und Rottensteiner versucht der Verlag das Buch auch für ein Zielpublikum interessant zu machen, das nicht von sich aus auf einen Verne zugreifen würde, ob in Originalfassung oder nicht.


    Aber man kann es ja auch positiv sehen: Dadurch dass das Leserinteresse nicht mehr von vornherein auf die Schlusspointe fokussiert wird, kann man aufmerksamer verfolgen, wie Verne das Thema umsetzt, wo seine Originalität liegt und wo seine Schwächen zum Vorschein kommen.


    Wer Lust hat, kann das Buch ja mit Michels Fassung vergleichen, das am billigsten in der Pawlak-Ausgabe zu finden ist, oder auch mit H.G. Well's'"Der Unsichtbare", ein Roman, den ich nur empfehlen kann!!

    Der Zusammenhang ist eher indirekt. Die Kuratorin Pamela Kort, die sich, zunächst über ihre Mitarbeiter, dann persönlich, mit uns in Verbindung gesetzt hat, fragt in der Ausstellung nach, wie Vernes Werke, zum Teil über die Illustrationen, auf Künstler wie Arnold Böcklin gewirkt haben, die sich mit Darwins Theorie auseinandersetzten. Verdeutlicht wird das an den beiden Romanen "Reise zum Mittelpunkt der Erde" und "Zwanzigtausend Meilen unter den Meeren" und Vernes Quellen.


    Leider konnte ich nicht zur Eröffnung am 4. Februar, will aber auf jeden Fall versuchen, das irgendwann nachzuholen, vielleicht im April.


    Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, in dem auch ein Beitrag von Pamela Kort über Verne enthalten ist. Aber auch den habe ich mir noch nicht beorgen können.

    In Frankreich ist eine neue Gesellschaft gegründet worden, die sich dem Schriftsteller, Politiker und Sportenthusiasten Paschal Grousset (1844-1909) widmen will: die Société Grousset-Laurie-Daryl, kurz S.G.D.L. Unter diesen verschiedenen Namen hat der gute Mann unter anderem drei Bücher verfasst, die Jules Verne später, wie bekannt, zu "Die 500 Millionen der Begum", "Der Südstern" und "L'Épave du Cynthia" umgearbeitet hat.


    Eine Biografie über diesen äußerst interessanten Charakter, der in Deutschland völlig unbekannt geblieben und wohl nur wegen Jules Verne im Gedächtnis geblieben ist, ist zur Zeit von Xavier Noel in Arbeit (der auch Präsident der Gesellschaft ist), die während eines Kolloquiums zum 100. Todestag von Grousset in Grisolles (Frankreich) vom 10.-12. April vorgestellt wird.


    Wer Interesse hat der Gesellschaft beizutreten (es wird eine regelmäßig erscheinende Zeitschrift geben, die "Spiridon"; der jährliche Mitgliedsbeitrag liegt bei 25 Euro) kann sich an folgende Adresse wenden:


    societegrousset@voila.fr


    Voilà!

    In der vorliegenden Ausgabe noch nicht, aber es bleibt abzuwarten, ob entsprechende Veröffentlichungen in der nächsten Nr. erfolgen, zumal ich meine Mitarbeit am Bulletin de la Sociéte Jules Verne erst einmal beendet habe und vermutlich entsprechende Beiträge der Verniana zukommen lassen werde.

    Soeben ist der erste Jahresband der neuen Zeitschrift über Jules Verne erschienen, die von Zvi Har'El noch kurz vor seinem Tod im Februar 2008 angeregt wurde:


    www.verniana.org


    Die Beiträge sind auf Englisch und Französisch, es können aber auch Beiträge in anderen Sprachen veröffentlicht werden. Die formalen Voraussetzungen dafür sind unter demselben Link abrufbar. Dies ist der Anfang, aber ich denke, das Projekt hat eine gute Zukunft.