Beiträge von Andreas

    Ich hoffe, ihr habt den Anhänger mit den Comics und dem sonstigen Lesestoff gründlich gepackt! Auch von uns die Wünsche für einen guten Urlaub!

    Am 29. Oktober 2015 postete ich hier auf diesem Forum zu diesem Thema:

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    Um es gleich vorab zu sagen: Es war ein rundherum gelungener Abend.


    Aber mal der Reihe nach.


    In Vorbereitung hatte ich mich natürlich zur Thematik belesen. Da die Autoren ihre Ausarbeitung unter dem Titel „Drei Reisen durch das Unmögliche“ nannten und da es ein Konglomerat aus verschiedenen „Anleihen“ von Verne Romanen sein sollte, war es für mich ein logischer Schluss, dass es sich um eine moderne Umsetzung des Theaterstückes „Voyage à travers l’impossible“ (Reise durch das Unmögliche) handeln musste. Siehe: http://www.j-verne.de/verne89.html


    Das war ein Trugschluss, denn „illustriert“ wurden fast ausschließlich die Mondromane mit einigen Einschlüssen der Grundideen anderer Verne-typischen Zutaten wie Reiselust, Bewegung und Fantasie. Vielleicht ist die mögliche namentliche Irreführung auch der Grund, warum die Macher jetzt die Veranstaltung unter „Jules Verne Voyages“ titeln.


    Die Vorstellung wurde eingeleitet durch ein „Vorwort“ von Rocco Helmchen, einen der Kreativen der Präsentation, der auch danach die Zeit fand, sich mit den Besuchern zu unterhalten. Die Auftrennung der Geschichte in drei Teil-Episoden, jede mit der Handschrift des jeweiligen Urhebers, stellt für den unvorbereiteten Besucher eine gewisse Herausforderung dar – denn rein gestalterisch ist die Vorführung trotz der versuchten Übergänge inhomogen.


    Die Einleitung als Ausflug in die Geschichte der Erdbildung im astronomischen Bezug und der erste Akt als Beschreibung der Vorbereitung des Mondfluges a la Jules Verne mit dem Gunclub und dem Aktiven des ersten Aktes: Kapitän Nicholl, sprach mich besonders positiv an. Rocco erläuterte mir vorab, dass er bewusst auf die Nutzung originalen Illustrationen im Holzstich-Ambiente verzichtet hatte, eine Einstreuung einiger fantasieanregender Bilder der Mondromane hätte mir aber gut gefallen. Der Medienkünstler entschied sich stattdessen als optische Untermalung einige Szenen aus dem 1905er Melies-Film „Die Reise zum Mond“ zu nutzen. Dies passt gut in das Gesamtkonzept, verwirrte aber einige Besucher neben mir, die die Szenen nicht zuordnen konnten. Als sehr angenehm empfand ich die begleitende Stimme der bildgewaltigen Domprojektion mit Zitaten aus dem Mondromanen, die gleichzeitig die visionäre Sichtweise Verne dem Publikum nahe brachte.


    Der zweite Akt, der sich der Person des Barbicaine widmet, stellt diesen als modernen Globalplayer der Industrie dar, gepaart mit dem Anspruch der Beglückung der Menschheit durch seine unternehmerischen Visionen, die aber ursächlich nur durch Gewinnmaximierung getrieben sind. Die Idee ist belastbar und passfähig, stellt aber aus meiner Sicht in der Umsetzung einen Stilbruch im gestalterischen Konzept dar. Großeingeblendete Darsteller sind nun mal nicht optimal für diese Art der Kuppelprojektion geeignet.


    Die Person des Michel Ardan ist das Thema des dritten Aktes. Dieser hat die Rolle eines Philosophen eingenommen und der Besucher wird wie in Traumsequenzen durch die fiktive Vorstellungswelt Michels geführt. In ihr erlebt er Fantasiewelten, begegnet ihm zwischen Erde, Himmel und Meer, sieht wie im Traum eine Tänzerin … um dann wieder zurück zum eigentlichen Idee des Mondfluges zu kommen.


    Das 3D-Projekt zeigt, dass Verne und seine Ideen in die Gegenwart transformierbar sind, dass sie Inspiration sein können und dass es eine riesige Interpretationsbreite seines Schaffens gibt. Ich denke, dass die Art und Weise der Umsetzung bestimmt den Gefallen Vernes gefunden hätte. Den Nerv des Publikums hat es jedenfalls getroffen. Von mir „Daumen hoch“ und die Empfehlung: Vernefreunde, sucht euch ein Planetarium mit dieser Veranstaltung … lasst euch in eine neue Dimension des Erlebens entführen.


    :thumbsup:

    Das passte damals auch. Denn so alt ist das Programm schon. Als es damals erstmals aufgeführt wurde, hatte ich mit Rocco auch noch einen Einführungsvortrag und eine kleine Verne-Ausstellung vorbereitet.


    Jetzt wurde das Fulldomeprogramm offensichtlich nochmals hervorgeholt.

    Bleiben wir in diesem Roman. Ich habe in meinen Archiv schon vorhandene Scans des vollillustrierten franz. Originals vorliegen, daher gebe ich deren Seitenreferenzen an. Auf Seite 65 gibt es Illustrationen zum Hafen von Queenstown in Irland. So hieß der Ort von 1849 bis 1920 - heute heisst er Cobh. Einigen ist der alte Name vielleicht auch als einer der benannten Hafenorte der Auswanderer die sich mit der Titanic einschifften, noch in Erinnerung.

    In den "Reisestipendien" sehen wir diese Aufnahme:

    Das ist aber nur ein Bildausschnitt. Die verwendete Quellenangabe machte es mir einfach, denn das unbeschnittene Original sieht als Postkarte so aus (der linke Bildteil wurde im Buch abgeschnitten):


    Das kann man auch noch fortführen. Auf Seite 89 (siehe das Bild unten) haben wir noch eine andere Ansicht des gleichen Hafens. Mitten im Bild sehen wir zwei Linienschiffe.


    Wenn man aber die Gesamtvorlage sieht, dann bemerkt man fast so etwas wie ein kleine Flottenparade.


    Die Nutzung vorhandener Bildquellen in Form von Fotografien war nicht nur eine Möglichkeit die Authentizität der Geschichten zu erhöhen,man sparte auch erheblichen Aufwand ein - denn man musste keine Stiche anfertigen. Gerade im Spätwerk Vernes ist dies oft zu beobachten, sobald man vollillustrierte Ausgaben der Romane vor sich hat. In kleinformatige Editionen werden diese Eindrücke nicht vermittelt.

    Bleiben wir doch in diesem Roman. Weiter geht es nach Martinique, speziell in den Hafen von Saint-Pierre. Bei Hartleben auf Seite 257 sieht es so aus:



    Hier was es noch einfacher: Man hat gleich eine vielgenutzte Postkartenansicht benutzt:



    Die Inschrift auf der Karte zeigt das eigentliche Problem: Denn als in Frankreich das Buch im Juli 1903 erschien (bei Hartleben 1904), sah seit Mai 1902 die gleiche Ansicht so aus:



    Denn der große Ausbruch des Mont Pelee (im Bildhintergrund) am 7. Mai 1902 in direkter Nachbarschaft von Sant Pierre, legte einen großen Teil des Ortes in Schutt und Asche. Viele Menschen verloren ihr Leben. Offenbar konnte oder wollte Verne dies aus Zeitgründen (?) nicht mehr in seinem Manuskript ändern. In der franz. hatte man dazu wenigstens eine kleine Fußnote eingefügt.


    Die Realität mit ihrer verbundenen Tragik kann manchmal ein brutaler Autor sein ...

    Wir gehen wieder auf Reisen. DIesmal sind wir im Roman "Reisestipendien" in der Karibik unterwegs. In diesem Roman wurden bei Hetzel und bei Hartleben teilweise Fotos mit zur Illustration genutzt. In meinen Beispielen sind sie in Frankreich und im deutschsprachigen Raum identisch, daher nehme ich auf Hartleben Bezug.


    Besuchen wir zuerst Basse-Terre (eine Gemeinde in Guadeloupe). Bei Hartleben auf Seite 233 sieht die Ansicht so aus, wobei im franz. Original noch der Vermerk zu finden ist: par la Societe de Geographie:


    Man hätte sich aber auch eine französische Postkarte aus der Zeit kaufen können, dann hätte das Motiv in etwa so ausgesehen:

    Bei uns auch. Unsere Postfrau ist immer begeistert, was bei uns so ankommt. Aus Frankreich erhalte ich meist Briefe, die mit einer Vielzahl von alten Fr-Briefmarken beklebt sind ( die in Frankreich immer noch genutzt werden können) und die Nautilus Briefe von Bernhard sind auch immer so liebevoll beklebt und gestempelt.


    Das mir der Inhalt dann noch besonders Spaß macht, versteht sich von selbst.

    Gut, reisen wir jetzt nach Frankreich. Im Roman Clovis Dardentor werden ja mehrere Häfen im westlichen Mittelmehr angelaufen. Start ist im französischen Cette (heute: Sete). Im ersten Kapitel manöveriert das Schiff in dieser Hafenstadt an der "Molo Saint-Louis", wie in der Hartleben Edition beschrieben. Dahinter verbirgt sich die Mole mit dem Leuchtturm Saint Louis von Sete, der die Hafeneinfahrt markiert. Im Roman sieht das so aus:



    Die dt. Bildunterschrift lautete dazu: "Der Argeles" dampfte mitten in die Durchfahrt ein.". Im Original, hier eine franz. Postkarte, gelaufen 1913, sieht das so aus:


    Jedes Detail ist wiederzufinden.

    Wir waren ja schon mit dem Roman "Der Pilot von der Donau" in Wien. Reisen wir doch mal nach Regensburg. Die Widersacher unseres Helden treffen sich mitten in der Stadt. In der illustrierten Hartlebenausgabe auf Seite 73 sieht das so aus:


    Was wie ein Fantasiebild aussieht, ist historisch verbürgt. Denn eine mögliche Vorlage erschien schon im Jahre 1862 in Tour du Monde von Lancelot mit diesem Bild:



    Und schon wieder haben wir einen Beweis, dass die Realität in den Romanen ihren Niederschlag fand.

    Ich habe vom gleichen Verlag ein Jules Verne Wissensquiz geschenkt bekommen. Ist auch sehr schön gestaltet. Ich wurde selbst damit schon geprüft (!).


    Das sind die kleinen Dinge am Rande, die den Alltag abwechslungsreich machen.

    Die Aussage „ohne rechten Sinn“ und die fehlende philosophische Tiefe kann ich nicht nachvollziehen. Scheitert der Held doch an dem Konflikt und der Frage: warum kam ich die Zukunft nicht verändern, wenn ich die Vergangenheit manipuliere? Konkret: warum stirbt jedesmal seine Braut, trotz Änderung der Todesumstände?


    Ganz einfach: die Logik der Folgehandlungen lässt sich nicht manipulieren. Er hatte seine Zeitmaschine entwickelt, weil seine Braut zu Tode kam. Wenn er jetzt zurück reist um den Tod zu verhindern, dann würde er auch keine Maschine entwickeln. Er wäre sozusagen zu der Zeit gar nicht präsent.
    Doc Emerett Braun aus einem anderen Film würde dazu sagen: ooh, ein Zeitparadoxon!

    Ich war im letzten Jahr vor Ort, konnte aber nicht das Theatererlebnis besuchen. Als ich in den Höhlen die Bühne inmitten des Berges sah, konnte ich mir lebhaft das Spiel in diesem Ambiente vorstellen.
    Wer die Chance hat, eine Vorstellung unter der Erde zu besuchen , der sollte sie wahr nehmen.

    BTW: Als Sammler alter Zeitungen und Zeitschriften kann ich bei dem Angebot nur den Kopf schütteln. Einen Halbjahres- oder Jahressammelband auseinander zu reißen um dann die beschädigten Hefte einzeln für über 30 Euro zu verkaufen, dass ist schon ziemlich dreist…

    Was manche so unternehmen um an Geld zu kommen…

    Die Frage ist nicht, ob es das noch gibt - die Frage muss lauten: wurde es jemals gebaut? Denn der Artikel ist ja eine Ankündigung. Eine Art in Aussicht gestelltes Projekt.


    Da ich noch nie davon gehört habe (und in den Gründungsjahren gab es mal den Jules Verne Club Berlin), vermute ich, dass das Vorhaben nie umgesetzt wurde.

    Reisen wir noch einmal nach Schottland zurück. Im Roman "Das Grühne Leuchten / Der Grüne Strahl" lässt Verne ein kleine Reisegruppe im 15. Kapitel zu den Ruinen von Iona reisen. Beeindruckt stehen sie vor den Königsgräbern und der Kathedrale von Iona. Im Buch sieht das so aus:



    Allerdings hatte der Illustrator nur eine Touristenansicht (die oft publiziert wurde) genommen, und dort die Akteure eingefügt. Denn eine 15 Jahre später in Umlauf gebrachte britische Postkarte zeigt genau die identische Ansicht:



    So ist auch diese Illustration komplett passfähig zur damaligen Realität.

    Jetzt reisen wir an den Bosporus, die verbindende Meerenge zwischen Europa und Asien. Dorthin werden wir mit "Keraban dem Starrkopf" entführt. Keraban wollte ja, wie von uns bekannt, den Wegezoll zur Überquerung der Meerenge in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, sparen. Beim ersten Seitenwechsel des Ufers umrundete er ja das komplette Schwarze Meer, beim zweitem Male ließ er sich was anderes einfallen. Der Artist Storchi spannte vom Ortsteil Skutari ein Seil zum Leanderturm und eine zweite Verbindung von diesem zum Top-Hane-Platz. Diese Verbindung überquerte er mit Keraban in einer Art Schubkarre. Was die Geschichte und die Illustration nicht zeigen: In der Realität sind das zwei Seilschläge, bei denen einer schon 2,2 Kilometer lang ist. In der Originalillustration sieht es noch einfach aus:


    In der Mitte sehen wir den Leanderturm und rechts dahinter das eigentliche Ziel. Aus einer bestimmten Perspektive erscheint das Ganze irgendwie machbar. Hier eine Postkarte aus meiner Sammlung von 1900 (gelaufen 1904), auch hier täuscht die Perspektive:



    Aber wenn man sich etwas seitlich versetzt die Entfernung in der Realität ansieht, dann ist die Entfernung doch gewaltig. Hier ein Urlaubsschnappschuss von uns aus dem Jahre 2005:



    Jetzt erkennt man, wie weit das Ufer auf der rechten Seite noch entfernt ist. Kein Seil könnte mit einem normalen Durchhang diese Weite überspannen.

    Und trotzdem ist es Keraban geglückt. In unserer Fantasie ist es eben möglich! Viel Spaß beim Nachlesen ...

    Jetzt wechseln wir mal den Kontinent. In seiner Kurzgeschichte "Martin Paz" lässt Verne die Akteure unter anderem auch in Lima agieren. So zeigt eine Illustration die Plaza Major, an dem auch der Regierungspalast liegt, mit der Catedral de Lima, inmitten der peruanischen Hauptstadt:



    Als wir 2016 dort weilten, sah die Kathedrale so aus:



    Auch hier hatte der Illustrator offenbar eine genaue Vorlage bemüht.

    Reisen wir gleich weiter. In dem 1894 erschienenen Roman "Meister Antifer ..." lässt er seinen Helden u.a. auch in Edinburgh die Canongate bis zum Schloss hinauf gehen. Im Roman sieht das so aus (Scan einer franz. Chrototypografie):



    Hier das Motiv auf einer hand-colorierten Postkarte zwischen 1895-1900:



    Und als ich mit meiner Frau im Herbst des vorigen Jahres dort weilte, sah die Ansicht so aus:



    Ihr seht: Es passt!