NANCY – Feyenoord Rotterdam und seine idiotischen Fans: Dem holländischen Traditionsverein droht nach den Ausschreitungen in Nancy der Europacup-Rauswurf.
Zwei Verfahren hat die Uefa gegen den 14-fachen Holland-Champion eingeleitet. Vor einer Woche gabs schon Ausschreitungen beim 0:0 gegen die Blackburn Rovers, am Donnerstag nun die schrecklichen Szenen beim 0:3 in Nancy. Feyenoords Finanzdirektor Onno Jacobs: «Ich habe richtig Angst vor dem Urteil.»
Zu Recht: Nicht nur ein Ausschluss droht, sondern gar eine mehrjährige Sperre, zumal der Verein wegen früherer Vorfälle unter Bewährung steht. «Es ist nicht sicher, dass der Klub diesen Skandal überlebt», wird ein «hochrangiges Vorstandsmitglied» zitiert.
Die Skandalnacht von Nancy begann bereits am Mittag: 500 bis 600 Hooligans randalierten im Zentrum von Nancy. Ein Polizist wurde dabei verletzt. Tränengas. Fünf Verhaftungen.
Am Abend sorgten dann die aufs Feld stürmenden Idioten für einen 40-minütigen Unterbruch. Sitze wurden aus der Verankerung gerissen und den Rasen geworfen. Die Hooligans versuchten, die Absperrung zu den gegnerischen Fans niederzureissen. Durch den Einsatz von Tränengas hatte die Polizei die Lage im Marcel-Picot-Stadion unter Kontrolle bringen und die Randalierer evakuieren können.
Mit einer Mischung aus Demut und Gegenoffensive reagierten die Feyenoord-Verantwortlichen auf die bitteren Vorfälle. «Wir schämen uns kaputt für diese Wahnsinnigen. Was diese Menschen tun, hat nichts mit Fussball zu tun. Das sind keine Fans», meinte Finanzchef Jacobs, warf der Polizei aber falsches Handeln vor: «Warum hat sie diese überhaupt ins Stadion gelassen und nicht gleich ins Gefängnis gesteckt? Das ist ein trauriger und imageschädigender Abend für Feyenoord. Aber auch für Nancy.»
Jacobs verwies darauf, dass die Krawalle nicht von den 1200 registrierten niederländischen Anhängern ausgingen, die sich über den Verein ihre Tickets besorgt hätten. «Diese Randalierer kommen nicht, um sich ein Fussballspiel anzusehen», so der Feyenoord-Finanzchef über die Hooligans: «Sie haben in den Heimat Stadionverbot, und wir haben die Verantwortlichen gebeten, ihnen den Kauf von Karten auf dem freien Markt nicht zu erlauben. Hätte man sich daran gehalten, wäre das alles nicht passiert.»
Was kann man dagegen tun? Jacobs: «Holland braucht unbedingt ein Fussballgesetz und eine Meldepflicht wie in England. Dann hätten die meisten Gewalttäter gar nicht erst die Grenze überqueren können. Feyenoord kann dieses Problem nicht alleine lösen.»
Henk Kesler, Direktor des holländischen Fussball-Verbandes: «Gewalttäter müssen in Zukunft knallhart angepackt werden. Die Politik und die Vereinsführungen müssen zu ihrer Verantwortung stehen.» Feyenoord-Coach Erwin Koeman wurde von den Medien nach der Partie gar die Frage gestellt, ob er diesen Verein überhaupt noch trainieren wolle. «Ich habe befürchtet, dass solche Dinge passieren können», antwortete der Europameister von 1988 sichtlich betroffen: «Aber 95 Prozent der Fans sind in Ordnung. Und auch sie sind Opfer der Hooligans.»