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    In der 127 Folge des Gruselkabinetts verbindet Marc Gruppe zwei Erzählungen von Edgar Allan Poe. Die Kombination finde ich geschickt, so scheint es garnicht abwegig, dass Mr. Valdemar kurz vor seinem Tod dem Doktor ein Geständnis ablegt und von seiner Tat berichtet, die unter dem Titel „Das verräterische Herz“ bekannt ist. Die Rahmenhandlung stellt der bevorstehende Tod von Mr. Valdemar, den Dr. Pelham nutzen möchte, um Lücken in der Erforschung des Magnetismus durch ein neues Experiment zu schließen: Die Hypnose vor Eintritt des Todes. Die große Frage, was mit dem Hypnotisierten nach dem Eintritt des Todes durch die Schwindsucht passiert, beschäftigt den Hörer und die Protagonisten. Mr. Valemar erhofft sich, auf diese Weise sein Leben zu verlängern…


    Die beiden Erzählungen aus der Feder von Edgar Allan Poe werden gut erzählt. Besonders der Fall Valdemar gefällt mir, da auf diesen mehr Zeit aufgewandt wird. Das verräterische Herz wird relativ schnell abgehakt: Ich vermisse hier den Grusel durch eine zeitintensivere Inszenierung des persönlich empfundenen Grauens des Täters. Das fand ich schon beim Disney-Trickfilm (den gibt es glaube ich nur auf Englisch und ähnelt einem Hörbuch mit Bildmaterial) wahnsinnig packend und spannend – und bei anderen Hörbüchern ebenfalls. Bei der vorliegenden Vertonung wird weniger Wert auf das Grauen, als auf die geistige Zurechnungsfähigkeit des Erzählenden gelegt. Damit ergibt sich eine schöne Kontrastation zu der Selbstwahrnehmung. Mit 68 Minuten handelt es sich um ein längeres Hörspiel und so kann ich nachvollziehen, warum das verräterische Herz etwas kürzer gehalten wurde.


    Beim verräterischen Herz ist, wie in Folge 126, Peter Weis zu hören. Dieses Mal in einer ganz anderen Rolle. Seine Stimme klingt gleich ganz anders – faszinierend! Er leiht seiner Stimme einem liebenswerten alten Mann. Eine tolle Besetzung! Ebenso weiß Louis Friedemann Thiele als junger Valdemar zu überzeugen. Er ist eine ideale Besetzung, harmoniert er doch exzellent mit Rolf Berg, der den sterbenden Mr. Valdemar spricht. Eine faszinierend gute Leistung. In der Rahmenhandlung spielt das Grauen eine größere Rolle. Was mich jedoch mehr beschäftigte als ein wohliger Schauer (das mag besonders an meiner Vorkenntnis der Geschichte liegen, die ich schon häufig gehört habe), war der Ekel, den ich empfand. Das hatte ich bisher bei keiner Vertonung! Es ist somit äußerst gut gelungen, den sterbenden und den toten Mr. Valdemar akustisch darzustellen.


    Die Sprecher überzeugen auf ganzer Linie. Dagmar von Kurmin hat eine etwas undankbare Rolle als – für mich – nervige Pflegerin. Amüsant fand ich, dass ebenfalls im Hörspiel die Namen aller anwesenden Personen genannt wurden, es aber bei der Pflegerin schlichtweg „die Pflegerin“ hieß. Das wirkt etwas respektlos.
    Helmut Wikelmanns Stimme passt gut zu einem Hypnotiseur, da er mit seiner kräftigen Stimme in mein Bild passt, in dem Magnetismus auf die Menschen einen besonderen Reiz ausübte – ich musste an E.T.A. Hoffmans „Der Magnetiseur“ denken. Tom Raczko ist in diesem Hörspiel nicht als Sohn einer Spanierin zu hören, sondern als junger Arzt, der mit Unglaube und Schrecken den Ereignissen folgt. Die Musikuntermalung und Geräusche bilden erneut eine perfekte Symbiose, sodass ein wunderbar atmosphärisches Hörerlebnis entsteht.


    Fazit
    Ein gelungenes Hörspiel nach zwei Erzählungen Edgar Allan Poes, bei dem mich mehr der Ekel im Griff hielt als der Grusel. Es war jederzeit interessant dem Geschehen zu folgen. – Bis zum bitteren Ende.

    „Kalte Luft“ – mit diesen Worten beginnt dieses Hörspiel. Der Protagonist, James Russel, beginnt zu erzählen, wie es dazu kam, dass für ihn kalte Luft das ist, was für andere schlechte Gerüche sind. Das ist verwunderlich, aber am Ende zeigt sich, dass er unheimliche Erinnerungen mit kalter Luft verbindet. Wobei Gerüche auch dazugehören. Der Unterschied: Kalte Luft begegnet den meisten häufiger als diese speziellen unangenehmen Gerüche…


    James Russel sucht eine günstige Bleibe. Er wird in einem alten prunkvollen Gebäude fündig. Einen Haken muss es aber geben! Ist es wirklich die Straßenbahn, die das ganze Haus erzittern lässt, die die günstige Miete rechtfertigt? Oder ist da mehr?
    Nach drei Wochen tropft Ammoniak in sein Zimmer. Das ist nicht das erste Mal, wie Russel von seiner Vermieterin erfährt. Der alte über ihm wohnende Arzt Doktor Munoz soll schon öfter ungeschickt gewesen sein, und eine seiner Chemikalien verschüttet haben. Als sich Russel unter akuten Herzleiden zur Wohnung des Doktors schleppt, hilft er ihm. In der Folge besucht er ihn öfter und sein Herzleiden verschwindet…


    Dieses Kammerspiel ist ein hervorragendes Hörspiel. Die Sprecher leisten hervorragende Arbeit. Besonders Peter Weis ist hervorzuheben. Eine ideale Besetzung für den alten Mann, der sowohl freundlich und liebenswert scheint, auf der anderen Seite aber geradezu aggressiv den Tod verabscheut, sodass der Hörer mehr hinter der Fassade vermutet – als ohnehin schon, weil es doch ein Hörspiel des Gruselkabinetts ist und die Apparaturen des Doktors doch reichlich wunderlich sind. Dank seiner warmen Stimme kann dem etwas unheimlichen Doktor viel Sympathie entgegengebracht werden. Bis sein Ende nahe zu sein scheint, er in Todesfurcht um sein Leben kämpfen lässt und letztendlich dem Hörer Gewissheit über das gibt, was er bisher nur vermutete. Dazu gesellt sich Timmo Niesner als freundlicher James Russel, der den Arzt häufig besucht und zusammen mit dem Hörer immer besser kennenlernt. Neben der Darstellung des freundlichen und fürsorglichen James, gelingt es Timmo Niesner ebenso bravourös als Erzähler durch das Hörspiel zu leiten. In kleineren Rollen sind Monica Bielenstein und Tom Raczko zu hören. Sie sprechen für mich als Laien ausreichend mit einem spanischen Akzent, um die Herkunft der Figuren auditiv zu belegen.


    Der Soundtrack dieses Hörspiels ist etwas moderner angehaucht und begleitet das ganze Hörspiel wunderbar eindringend und zugleich in einigen Phasen beruhigend. Es war eine Wohltat, der Musik zusammen mit dem Gesagten zu lauschen. Die Geräusche ergänzen das Hörspiel jeweils im passenden Moment und sorgten bei mir für eine großartige Immersion.


    Fazit
    Dieses Hörspiel hat mich regelrecht gefesselt. Das liegt zum einen an den tollen Sprechern, Geräuschen und der Musik, zum anderen an der Erzählung selbst, die in sich stimmig ist und es exzellent beherrscht nicht zu viel zu verraten und übereindeutig zu sein, sodass genug Luft für die eigene Fantasie bleibt, sich der Hörer aber trotzdem niemals verloren fühlt und sehr genau weiß, beziehungsweise sich vorzustellen vermag, was passiert ist. Grandios!

    Auch bei dieser Sherlock Holmes Folge geht es beschaulich zu: Das Hörspiel beginnt mit einer langen Erzählung Sherlock Holmes. Sein Freund Doktor Watson lauscht eifrig. Richtige Hörspieleinschübe folgen erst später. Es bleibt durchgängig interessant. Ich schätze die ruhige Erzählart. Das gibt genug Raum und Ruhe, um eine wohltuende Atmosphäre, wie beim Lesen eines Sherlock Holmes Romans oder Kurzgeschichte, entstehen zu lassen. Es bleibt trotz der Erzählungen des Geschehenen durch verschiedene Personen ein Hörspiel, weil es Zuhörer gibt, die sich dazu äußern und nicht zuletzt wegen der Einschübe, in denen der Hörer statt der Erzählung zu lauschen direkt die jeweilige Szene mithört.


    An dem Fall gefällt mir besonders, dass Sherlock Holmes Ermittlung für ein Happy End nicht notwendig ist, aber dadurch dem Hörer die gesamten Zusammenhänge erklärt werden.


    Gut gefallen hat mir die Kontinuität der Sprecher. Wiggins hat den gleichen Jungen als Sprecher wie zuletzt. Holmes klingt für mich immer noch etwas wie im letzten Hörspiel, bei dem er kränklich war. Vielleicht ist die Stimme einfach gealtert. Amüsant war es wieder Margery Mapleton dabei zu haben, die erneut Mrs. Hudson vertritt. Insgesamt eine tolle Sprecherauswahl, die überzeugt.


    Das Cover-Motiv von Ertugrul Edirne ist sehr schön geworden. Mir gefällt besonders die Darstellung des buckligen Mannes, mit dem Holzkasten auf dem Rücken. Die Szene gibt es auch so im Hörspiel: Der bucklige trifft auf zwei Frauen, von denen er eine wiedererkennt. Die andere ist schockiert und findet den buckligen Mann abstoßend. Dieses Zusammentreffen ist für Sherlock Holmes entscheidend, um den Fall aufzulösen.


    Fazit
    Ein weiteres grundsolides Sherlock Holmes Hörspiel. Die Tragik der Auflösung wird stimmungsvoll erzählt und rundet das Hörspiel ab. Klasse!

    Weiter geht es mit Umsetzungen von H.G. Wells. Dieses Mal ist das Thema: Zeitreisen! Ähnlich wie bei den vorherigen Wells-Hörspielen im Gruselkabinett kann es bei solchen wissenschaftlichen Themen unheimlich zugehen. Nicht zuletzt sind Experimente und Dergleichen bei Horror-Geschichten ein so beliebtes Thema…


    Die Sprecher sind allesamt toll! Annina Braunmiller-Jest schafft es mit ihrer unbefangenen Darstellung von „Weena“ die zukünftige Erdgeschichte zum Leben zu erwecken. Dank ihr und den Schilderungen des Zeitreisenden entsteht eine Vision der Zukunft vor den Augen des Hörers. Ulkig finde ich die Rollenbezeichnung: „Der Zeitreisende“. Wie eingangs in der Geschichte erwähnt, nutzt der Erzähler der Rahmenhandlung zur Vereinfachung diesen Namen. Ob es sich um eine bekannte Persönlichkeit handeln sollte? Mir gefällt es, wie sich alle (genau genommen zwei Personen, die Haushälterin zählt nicht zu den Eingeweihten) beim Zeitreisenden treffen, der seine Gegenüber überzeugen möchte, dass Zeitreisen möglich sind, indem er ihnen ein funktionsfähiges Modell einer Zeitmaschine vorführt. Wenig später will er mit dem großen Exemplar seine erste Zeitreise antreten. Ob das gut geht?


    Die Geschichte hat mich an „Der Drachenspiegel“ (von Abraham Merritt) erinnert, da dort ebenfalls in eine „andere Welt“ gereist wird. In diesem Fall ist es die Zukunft, die aber arg anders ist, als gedacht. Faszinierend und unheimlich. Ob der Zeitreisende in seine Zeit zurückkehren wird?


    Das Cover zeigt die düstere Zukunft, in der sich der Zeitreisende erstmal zurechtfinden muss, bzw. deren Schrecken erkennen. Es ist interessant den Darstellungen zu folgen und über die dortige Gesellschaft und deren Auswirkungen nachzudenken.


    Wie gewohnt ist die technische Seite einwandfrei: Das Klangerlebnis erzeugt eine tolle Atmosphäre. Es bleibt spannend und interessant der Handlung zu folgen. Das Hören macht Spaß. Wobei ich das Hörspiel lieber am Tag gehört habe als vor dem Zubettgehen…


    Fazit
    Ein tolles Hörspiel. Schön ruhig und atmosphärisch umgesetzt. Faszinierend und unheimlich. Gewohnt romantische Kost mit schaurigen Elementen. Prima!

    Die vorliegende Folge „Das Musgrave-Ritual“ und „Die Gloria Scott“ sind für mich die besten Hörspielumsetzungen einer Sherlock Holmes-Geschichte von Sir Arthur Conan Doyle, die ich bisher gehört habe. Meine Überraschung über die Vertonung einiger Szenen zeigte sich in solch großer Begeisterung, dass ich mich tagelang darüber freute und ungewöhnlicherweise die Hörspiele direkt öfters hörte. Normalerweise verspüre ich bei Krimis nichts das Verlangen, das selbe gleich nochmal zu hören. Mir bekannte Geschichten wiederhole ich (zum Vergnügen) nur nach einer recht langen Pause von vielen Monaten.


    Aus einem gewöhnlichen einleitenden Erzähleranteil Dr. Watsons entsteht überraschenderweise ein Dialog mit Mrs. Hudson, die sich in Dr. Watsons Erzählung einmischt. Das ist eine verblüffend gut funktionierende Möglichkeit, dem Hörspiel etwas mehr Schwung zu verleihen und den Einstieg lebendiger zu gestalten. Diese frischen Ideen tun der Sherlock Holmes Serie sehr gut und üben einen großen Reiz auf mich aus. Ich hoffe auf eine Fortsetzung dieses Trends.


    Wie im vorherigen Hörspiel, bietet die Darstellung des früheren Falls durch einen jüngeren Sprecher (Julian Tennstedt) die Chance, dem Hörspiel eine andere Dynamik zu geben. Besonders, da Sherlock Holmes (Joachim Tennstedt) Dr. Watson die vergangenen Ereignisse erzählt und somit der ältere Sherlock Holmes auch als Erzähler fungiert – anstelle von Dr. Watson.


    Julian Tennstedt spricht die Rolle seines Vaters Joachim Tennstedt in jungen Jahren sehr gut. Regina Lemnitz und Detlef Bierstedt bilden einen schönen Kontrast und es ist amüsant anzuhören, wie aus einem Erzählerpart sich allmählich ein ausgewachsener Dialog entwickelt. Alle mitwirkenden Sprecher überzeugen und erleichtern es dem Hörer, die jeweilige Motivation der Figur zu verstehen. Dies ist besonders beim zweiten Hören interessant.


    Fazit
    Erneut bin ich begeistert von einem Sherlock Holmes Hörspiel. Die Umsetzung ist großartig. Es bietet sich an, diese Folge zusammen mit Folge 26 zu hören. „Die Gloria Scott“ gefällt mir persönlich noch besser, was in der für mich interessanteren Geschichte begründet liegt.

    Die vorliegende Folge „Die Gloria Scott“ und „Das Musgrave-Ritual“ sind für mich die besten Hörspieladaptionen einer Sherlock Holmes-Geschichte von Sir Arthur Conan Doyle, die ich bisher gehört habe. Meine Überraschung über die Umsetzung einiger Szenen zeigte sich in solch großer Begeisterung, dass ich mich tagelang darüber freute und ungewöhnlicherweise die Hörspiele direkt öfter hörte. Normalerweise verspüre ich bei Krimis nichts das Verlangen, das selbe gleich nochmal zu hören. Sherlock Holmes nach Doyles Geschichten haben immer den Nachteil, dass mir der Plot bereits bekannt ist. Und mir bekannte Geschichten wiederhole ich (zum Vergnügen) nur nach einem mir angenehmen, im Regelfall sehr langen, Abstand.


    An dieser Folge hat mich besonders die famose Idee überzeugt, den jungen Sherlock Holmes mit einem anderen Sprecher zu besetzten: dem realen Sohn des Stammsprechers Sherlock Holmes. Beides sind ganz hervorragende Sprecher. Viel faszinierender ist für mich die sich ergebene Dynamik. Julian Tennstedt als junger Sherlock und Dirk Petrick (Victor Trevor) als Sherlocks Freund harmonieren sehr schön. Ähnlich wie das Gespannt Watson-Holmes.
    Jochen Schröder spricht den herzkranken Mr. Trevor ganz hervorragend: Ich war bei seinem Anfall wahrlich besorgt und betroffen von seinen Schilderungen und seiner Vergangenheit.


    Mit den Rückblicken geht Titania Medien ausgezeichnet vor: Sie werden nicht einfach erzählt, sondern bilden ein eigenes Hörspielerlebnis, mit dem vorherigen als Rahmenhandlung. Diese konsequente Umsetzung verdient ein großes Lob. Mir erscheinen die neueren Sherlock-Veröffentlichungen Titania Mediens deutlich hörspiellastiger. Dies gefällt mir.


    Fazit
    Ich bin schwer beeindruckt von diesem Hörspiel, da es mit drei geschachtelten Rückblicken verschiedene Zeitebenen besonders anschaulich präsentiert, viel Dynamik entwickelt und es dazu versteht, eine oft doch eher trist und traurig vertonte Geschichte unglaublich packend zu inszenieren. Erzählweise und Sprechern sein Dank.

    Der Angestellte des Börsenmaklers – so gut habe ich die Geschichte noch nicht in Hörspielform gehört. Oder anders ausgedrückt: Diese Vertonung gefällt mir unheimlich gut. Das liegt an den besonders gelungenen Dialogen mit Arthur Pinner. Das Bewerbungsgespräch Hycrofts mit diesem, um Angestellter eines Börsenmaklers zu werden, hat es mir besonders angetan. Matthias Lühn – ebenfalls großartig als „Der Kapitän der Polestar“ im Gruselkabinett zu hören – leistet famose Arbeit. Dazu gesellt sich Florian Jahr als Sherlocks Klient Hycroft, der eine passende junge Stimme hat, die perfekt das Bild des (noch etwas unerfahrenen) Berufsanfängers vervollständigt.


    Das Hörspiel besticht – wie auch andere Vertonungen – durch seine Leichtigkeit in der Erzählweise und den hervorragenden Stammsprechern, die großartig harmonieren. Hinzu gesellen sich bekannte Melodien und eine gediegene Geräuschkulisse. Zusätzlich zum Punkt der vielen bereits bekannten Geschichte, gesellen sich so viele bekannte Elemente in dieser Produktion zueinander, dass sich der Hörer augenblicklich heimisch fühlen und entspannt Lauschen kann.


    Fazit
    Ein Wohlfühl-Hörspiel: ideal zum Abschalten nach einem anstrengenden Tag und herrlich entspannend, wenn an einem gemütlichen Ort gelauscht wird.

    Zwei verzweifelte Menschen, ein Rätsel. Sherlock Holmes ist außer sich, da er einen Klienten verpasste, weil er auf Drängen von Dr. Watson spazieren ging und somit nicht in der Baker Street auf einen – lang ersehnten – neuen Fall warten konnte. Mrs. Hudson schildert einen möglichen neuen Klienten in einer Weise, die viele Parallelen zu Holmes verzweifelter Suche nach etwas (im Falle Holmes etwas Interessantes – ein Rätsel) aufweist. Zum Glück weiß Dr. Watson seinen Freund zu beruhigen, der völlig außer sich vor Empörung nicht zu Hause gewesen zu sein und damit einen Klienten, der vor Dringlichkeit kaum eine halbe Stunde zu warten imstande war, womöglich verloren zu haben. Holmes Chronist weißt ihn auf eine Pfeife hin, die der neue Klient hinterlassen hat. Anhand dieser deduziert Sherlock Erstaunliches und kurz darauf taucht Jack Grant Munro auf, der verzweifelte Klient: Seine Frau verhält sich reichlich seltsam seitdem das Nachbarhaus wieder bewohnt ist. Jack selbst sieht dort ein unheimliches gelbes Gesicht. Alarmiert bittet er Sherlock Holmes sich der Sache anzunehmen, um seine Ehe zu retten.


    Das Hörspiel ist mit 47 Minuten etwas kürzer ausgefallen, was mir gut gefällt, da es dadurch perfekt in ein einstündiges Zeitfenster passt, wobei etwas Puffer bleibt und dadurch alles ganz entspannt angegangen werden kann.


    Die Geschichte wird abwechslungsreich erzählt. Anstelle des vorlagentypischen Stils alles Sherlock Holmes nur zu berichten (was natürlich ist, aber etwas Dröge bei einem Hörspiel, das keine inszenierte Lesung sein will), gibt es kurze Hörspielszenen, die das gesagte verdeutlichen. Es wird auch deshalb zu keinem Zeitpunkt langweilig. Diese Hörspielszenen sind ungemein hilfreich, um die verschiedenen Personen dem Hörer näher zu bringen, damit er zum Beispiel Sympathien langsam aufbauen kann, um schließlich Empathie zu empfinden. Das ist mit dem herzlichen Ende wahrlich schön gelungen.


    Joachim Tennstedt klang zu Beginn hörbar geschafft, so empört war Sherlock. Da hört er sich gleich ein paar Jahre älter an. Aber zum Glück beruhigt sich Holmes wieder und alles ist beim Alten. Eine schöne Leistung. Detlef Bierstedt und Regina Lemnitz sind gewohnt erstklassig in ihren Stammrollen. Johannes Raspe als verzweifelter Klient überzeugt ebenfalls jederzeit. Sein Zusammenspiel mit Melanie Hinze (Effie Grant Munro) ist sehr schön anzuhören. Melanie Hinze schafft es in ihrer Rolle jederzeit auszudrücken, wie sehr sie darunter leidet, ihrem Mann die Wahrheit verschweigen zu müssen und kann damit sicherlich Sympathie bei der Hörerschaft sammeln. Die übrigen Sprecher passen zu ihren Rollen.


    Von den vielen Illustrationen, die ich schon zu dieser Geschichte gesehen habe, gefällt mir diese besonders gut, weil es das gelbe Gesicht und das Haus zusammen zeigt. Die Maske erinnert mich an einen Totenkopf. Das belustigt mich, da ich sehr von Aiga Raschs Darstellung geprägt bin.


    Fazit
    Ein schöner und etwas ungewöhnlicher Fall des berühmten Sherlock Holmes in Form eines wahrlich atmosphärischen Hörspiels aufbereitet.

    Das Pferd „Silberblesse“ gilt als Favorit bei einem in wenigen Tagen stattfindenden Wettkampf. Nun entrüsten sich die Zeitungen über dessen verschwinden. Der Trainer wurde tot aufgefunden, der Stallbursche betäubt. Es gibt wilde Spekulationen. Als es zur Verwunderung des Meisterdetektivs keine rasche Aufklärung des Falles gibt, bemüht sich Sherlock Holmes selbst an den Tatort …


    Dieser Fall brilliert mit zügigen korrekten Schlüssen Sherlocks, die jeder sehr gut nachvollziehen können dürfte. Die Auflösung des Todesfalls finde ich innovativ. Da ist schon viel Feingefühl notwendig, um eine Gefahrensituation so schnell zu erkennen und eine gute Kombinationsgabe gepaart mit Fantasie, um aus den Indizien das Geschehen rekonstruieren zu können. Holmes Arroganz bei seinem Vorgehen ist herrlich mitzuerleben, da er durch seine zurückhaltende Art (bezüglich seiner Schlussfolgerungen und Beobachtungen) jeden verwirrt: Die Erwartungen erfüllt er keinesfalls. Sherlock Holmes hat eben bereits genug gesehen, um anhand der Indizien schließen zu können, wo er weitere finden müsste, die seine Theorie stützen. Und da er von sich überzeugt ist, braucht er keine Zeit verschwenden, indem er sich Orte oder Dinge anschaut, die ihm in den Ermittlungen keinen Fortschritt bringen dürften. So macht der Fall richtig Laune, zumal er großartig erzählt ist. Von den hervorragend aufgelegten und ausgewählten Sprechern abgesehen und der tollen Geräusch- und Musikkulisse ebenfalls, ist es gerade die Art, wie die Geschichte erzählt wird: gekonnt! Kurze Hörspielrückblenden verdeutlichen das Gesagte und machen das Hörspiel wahrlich lebendig. Sehr schön!


    Fazit
    Ein großartiges Hörspiel des Meisterdetektivs: Kurzweilig und mit Situationskomik. Gekonnt!

    Mit der Geschichte eines Unsichtbaren bin ich das erste Mal durch einen Film konfrontiert worden. In diesem unternahm ein Wissenschaftler ein Selbstversuch, bevor seinem Projekt das Geld entzogen wird - und wurde unsichtbar. Zum Leid seiner Kollegen änderte sich mit der Zeit sein Wesen, sodass es sich letztendlich um einen Action-Horror-Film handelt. Der Film orientiert sich bestimmt an H. G. Wells Roman…


    Ein unheimlicher Mann namens Griffin (herrlich unsympathisch und brutal von Simon Böer verkörpert) trifft völlig vermummt – selbst sein Gesicht ist verborgen – in einem Gasthof ein. Er will dort während der Winterzeit verweilen und wichtige Experimente durchführen. Das Ehepaar des Gasthofes freut sich über die Einnahmen in der schwierigen Winterzeit und lässt dem Gast deshalb viele Freiheiten. Griffin tritt so selbstbewusst und herrisch in Erscheinung, dass es nicht viele wagen, ihm zu widersprechen. Er ist ein unheimlicher Mensch, scheinbar ein Wissenschaftler, der das Ergebnis eines Experiments versucht zu reproduzieren, da durch ein Unglück die Unterlagen mit den Ergebnissen seiner Forschung verloren gingen. Im Verlauf der Zeit geschehen immer mehr ungewöhnliche Dinge in Iping, dem Ort in dem der gruselige Griffin gastiert. Schon bald ist er nicht mehr willkommen…


    Mir fällt es geradezu schwer nicht zu viel von der Geschichte zu verraten. Sie ist überaus interessant inszeniert. Es werden auch (nahezu) alle sich ergebenen offenen Fragen geklärt: u.a. die Herkunft des Unsichtbaren und seine Beweggründe. Schade finde ich, dass die Entwicklung der sich ändernden Persönlichkeit nicht ausführlicher begleitet wird. So finde ich aufgrund der gemächlichen atmosphärischen Inszenierung das Ende immer noch etwas merkwürdig (daher das „nahezu“), bei dem der Unsichtbare meint, nun die Weltherrschaft anstreben zu müssen. Da sehe ich nur noch Wahnsinn – mir fehlt eine schlüssige Motivation für dieses Ziel. Für die ursprüngliche Forschung (unsichtbar werden) gibt es eine so schöne. Die Entwicklung Griffins wird gut aufgezeigt. Der letzte Schritt zum völligen Wahnsinn ist leider etwas unmotiviert – das null-acht-fünfzehn-Motiv („das Serum hat Schuld“) frustriert mich. Das fand ich dann doch etwas plump. Schade – die vielen Szenenwechsel im zweiten Teil, die die Vergangenheit beleuchten und erzählen wie es zu all dem kommen konnte und was tatsächlich geschah, sind ausgezeichnete Hörspielkost und spannend zu verfolgen. Es geht so weit, dass dem späteren Bösewicht Sympathie entgegengebracht werden kann. Simon Böer schafft es hervorragend, in den verschiedenen Szenen den richtigen Ton zu treffen. Auch die vielen weiteren Sprecher leisten hervorragende Arbeit.


    Bei Titania Medien ist man atmosphärische Hörspiele gewohnt und genau das erhält man. Ein wirklicher Ausrutscher ist bisher ausgeblieben, nur Folgen, die ich lieber höre, einige die ich seltener höre und dann sind da die Highlights. Diese Folge werde ich wohl seltener hören, aufgrund meines persönlichen Empfindens bei der Handlung und sicherlich auch wegen der Länge. Wahrscheinlich werde ich eher öfter nur den ersten Teil hören. Dieser kann nämlich auch sehr gut alleine gehört werden, sofern ein offenes Ende nicht als störend empfunden wird oder es eben noch in Erinnerung ist. Bei diesem Zweiteiler hätten die Folgen auch gut einzeln verkauft werden können.


    Fazit
    Ein solider Zweiteiler: Wunderbar atmosphärisch mit großartigen Sprechern umgesetzt. Während mir der erste Teil sehr gut gefällt, mag ich den zweiten, der alles erklärt und auflöst nicht besonders, da ich mit dem dargebotenen Wahnsinn wenig anfangen kann, nachdem zuvor alles so schön verständlich war. Dieser Kontrast, sicherlich gewollt und aus der Vorlage übernommen, stört mich, hat jedoch den Vorteil, dass ich lieber darüber nachdenke, wie ich die Geschichte enden lassen würde – nach dem ersten Teil oder eben der Hälfte des zweiten Teils.

    H.G. Wells muss bei seinen Studien der Naturwissenschaften fasziniert gewesen sein. In der letzten Folge liegt der Fokus mehr auf der Chemie („Der Unsichtbare“), wohingegen sich in dieser („Die Insel des Dr. Moreau“) die Thematik mehr auf die Biologie konzentriert. Dr. Moreau schafft Tiere auf seine einsame Insel. Ein Schiffbrüchiger schließt sich dem Doktor an, ohne dessen genaue Forschungen an den Tieren zu kennen. Froh, dem Tod entkommen zu sein, braucht er einige Zeit, um die unheimlichen Dinge auf der Insel zu bemerken…


    Diese Folge gefällt mir viel besser als „Der Unsichtbare“ desselben Autoren. Das liegt an der etwas freundlicheren Grundsituation (der Protagonist ist dieses Mal ein Guter und wird herrlich von Louis Friedemann Thiele gesprochen – zwischen angenehmer Naivität und Schrecken ist alles dabei). Der Protagonist ist schnell die gute Seele der Insel, die positiv einzugreifen versucht. So entwickeln sich interessante Gespräche zwischen Dr. Moreau, den Lutz Riedel so herrlich facettenreich darstellt. Ich mag es, wenn der „Böse“ nicht wirklich „böse“ ist, sondern sich schlichtweg seines moralisch verwerflichen Tuns nicht bewusst ist – ja, geradezu keinen Sinn dafür hat. Hinzu kommen die vielen Sprecher, die anderen Inselbewohnern ausdruckstark eine Stimme geben – oder eben beim Intro den vielen Seefahrern. Neben den großartigen Sprechern sorgt jedoch auch die Geräuschkulisse und musikalische Untermalung für eine großartige Atmosphäre.


    Das Gruselkabinett wiederholt sich musikalisch mit ausgewählten Klängen, sodass sich der Hörer – besonders gerne bei der Einleitung einer Geschichte – gleich heimisch fühlen kann. Ich sitze dann immer gedanklich am offenen Kamin, wobei mir der Erzähler eine schaurige Geschichte erzählt.


    Das Cover mit seinen kräftigen Farben ist sehr ausdrucksstark und schafft den Spagat der Darstellung des zunächst angenommenen idyllischen Friedens auf einer abgeschiedenen Insel mit dem im Verborgenen stattfindenden Horror.


    Fazit
    Ein tolles Hörspiel mit gut aufgelegten Sprechern und einer Handlung, die dem Hauptdarsteller viel Sympathie entgegenbringen lässt, sodass mit diesem gehofft und gebangt wird. Tatsächlich stirbt die Hoffnung dem unheimlichen Treiben auf der Insel ein Ende setzen zu können oder ihm wenigstens zu entkommen zuletzt. Klasse gemacht!

    „Der Junker von Reigate“ ist ein solides Sherlock-Holmes-Hörspiel. Joachim Tennstedt klingt merklich geschwächt und krank. Zugleich schafft er es, Sherlock Holmes Widerwillen sich zu erholen anstelle interessante Fälle zu lösen, und dessen Schauspielkunst darzustellen, sodass der Hörer, der Holmes schon gut kennt, trotzdem eine Ahnung beschleicht, dass nicht alles so zu schein scheint, wie es offenbart wird. Dies animiert zum Miträtseln, was in diesem Fall auch keine große Herausforderung darstellt – wie Sherlock Holmes sicherlich zustimmt, zumal er im Verlauf des Hörspiels nur die Beweise für seine Schlussfolgerungen sammeln musste. Das geschieht amüsant und durchweg angenehm. Das Tempo des Hörspiels und die (geringe) Komplexität machen es zum idealen Begleiter für unterwegs. Zum Genießen ziehe ich die letzten drei Folgen dieser Reihe vor, die sehr stark sind, sodass diese Kurzgeschichte – sicherlich auch aufgrund des Formats der Vorlage – keine Konkurrenz darstellen kann.


    Fazit
    Ein grundsolides Hörspiel mit großartigen Sprechern, Musik- und Geräuschkulisse. Gewohntes Titania-Medien-Niveau. Kritisiert werden kann allenthalben die literarische Vorlage, die sehr gut vertont wurde.

    Der berühmte erste Fall, bei dem sich Dr. Watson und Sherlock Holmes kennenlernen und gleichsam zusammenziehen, endlich auch von Titania Medien! Die Aufteilung auf zwei CDs und eine Laufzeitangabe von 117 Minuten lassen viel Platz. – Ich war sehr gespannt, da meine letzte Betrachtung des Falls eine Interpretation der BBC-TV-Serie mit Benedict Cumberbatch war, die mir überaus gut gefallen hat. Titania Medien ist klassischer orientiert und bleibt nah an der Vorlage, ohne eine 1-zu-1 Kopie zu sein. Die Nähe zu den Vorlagen brachte meiner Meinung nach in der Vergangenheit Schwächen zum Vorschein, wie beispielsweise Deduktionen, die auf Vorurteilen beruhen, die wahrscheinlich festen Meinungen zu Conan Doyles Schaffenszeit entsprachen. Beim vorliegenden Werk ist mir derlei nicht besonders aufgefallen. Das Hörspiel ist rund und ich habe es seit dem Erscheinen bereits vier Mal gehört – der Länge zum Trotz – weil es mir so gut gefällt. Die letzten Holmes-Veröffentlichung Titania Mediens trafen meinen Geschmack sehr. Ich hoffe das hält an.


    Der Conan Doyles Roman ist in zwei Teile aufgeteilt, von dem mir bisher nur der erste bekannt war: Das Kennenlernen Holmes und Watsons sowie die Klärung des Falls, den Holmes eine „Studie in Scharlachrot“ nennt. Der zweite Teil brachte mich regelrecht ins Staunen: Er handelt von einer Mormonengruppe, die die Reste einer Familie vor dem Tod rettet – unter der Bedingung, dass sie sich der Glaubensgemeinschaft anschließen. Besonders interessant ist die Tatsache, dass die Familie bei der Besiedelung Amerikas Glück hat und zu Wohlstand kommt, woraufhin Druck auf den Familienvater ausgeübt wird. Er soll endlich seine Tochter verheiraten und muss sich immer wieder verteidigen, warum er als Witwer noch nicht erneut eine Frau ehelichte. Die dort praktizierte Polygamie mag heute auf Unverständnis stoßen. Die packenden Schilderungen der Geschehnisse – die aus der Retroperspektive berichtet werden („Hörspiele im Hörspiel“ gefallen mir immer bei Titania Medien, da sie eine hübsche Abwechslung darstellen) – regen zum Nachdenken an und bieten aus der Perspektive einer monogam geprägten Gesellschaft viel Potential, um die Ergebnisse als schrecklicher zu empfinden, als die objektiv betrachtet bereits sind.


    Während des fast zweistündigen Hörspiels sind 18 Sprecher zu hören, die ausnahmslos in ihren Rollen überzeugen. Von den Hauptsprechern ist man nichts Anderes gewohnt, doch es ist überaus schön anzuhören, wie Dr. Watson seiner depressiven Stimmung entflieht und fröhlicher wird, denn als frohen Gesellschafter ist er aus den meisten Fällen bekannt. Sherlock Holmes Wutausbrüche sind ebenfalls einprägsam inszeniert, ebenso wie die Trauer von Mrs Hudson. Die humorvollen Untertöne, Trauer, Schmerz, drohende Gefahren – all dies wird ausgezeichnet vom Sprecherensemble, der dezenten Musik- und Geräuschkulisse zum Ausdruck gebracht.


    Fazit
    Das Hörspiel liefert einen interessanten Einblick in vergangene Zeiten, wie sie sich Sir Arthur Conan Doyle erdachte. Marc Gruppe lieferte ein hervorragendes Hörspielbuch mit vielen unterhaltsamen und humorvollen Stellen ab. Zusammen mit den sehr gut aufgelegten Sprechern ist es ein exzellentes Hörspiel, das ich jedem Sherlock Holmes und Detektivromanfan wärmstens empfehlen kann.

    Erst nachdem sich die CD aufgehört hat zu drehen, lese ich den Klappentext eines Hörspiels von Titania Medien. Denn bei Titania Medien kann ich blind zugreifen. Bisher wurde ich nie enttäuscht. In letzter Zeit fallen mir die kurzen Klappentexte auf, die meistens herrlich wenig vom Inhalt verraten, dafür jedoch ebenfalls oft kein besonderes Interesse bei mir wecken. So ist es auch hier. Wobei mich die eigenwillige – altdeutsche – Schreibweise schon häufig irritierte. In diesem Fall stolpere ich über die falsche Deklination des Wortes Bibliothek.
    Mr. Garrett arbeitet in einer der berühmtesten Bibliotheken des Landes. Eines Tages taucht ein alter Mann auf und fragt erregt nach einem bestimmten Buch. Als William Garret das Buch für den erschöpften Mann sucht, ist es bereits entliehen. John Eldred, so heißt der alte Mann, ist entsetzt und lässt im Folgenden nichts unversucht, um an das gewünschte Buch zu gelangen. Während seiner Arbeit in der Bibliothek erblickt Mr. Garret Grausiges, in Folge dessen er für eine Woche nicht mehr in der Bibliothek verweilt. Wird Mr. Eldred das Buch entleihen können? Welches Geheimnis verbirgt es?


    Das gruselige Covermotiv passt hervorragend zum Inhalt und gibt sehr gut die Atmosphäre des Hörspiels wieder. Die Sprecher, Musikeinlagen und Geräusche lassen das Hörspiel zu einem Genuss werden. Die Krux ist einmal mehr der Inhalt. Titania Medien holt produktionsmäßig das Beste heraus, doch der Inhalt ist für mich nichts Besonderes. Es ist eine romantische Geschichte mit unheimliches Elementen, die jedoch nie aufgeklärt werden oder mir besonders logisch in seinem Ursprung zu sein scheinen – von simpler Boshaftigkeit abgesehen. Insgesamt ist das Hörspiel für mich sehr gut, aber nicht ausgezeichnet. Sehr gut deshalb, weil mich die Atmosphäre so begeistert und ich mich im Hörspiel selig verlieren kann.

    Dreizehn Sprecher bzw. Schauspieler listet das Inlay auf. Reinhard Scheunemann führt mit seiner angenehmen Stimme durch das Hörspiel. Ich hoffe auf ein baldiges Wiederhören. Constantin von Jascheroff ist erneut großartig in einer weiteren Rolle im Gruselkabinett. Bernd Rumpf spielt vorzüglich den alten John Eldred. Seine Verzweiflung, Erregung, Erschöpfung, ja alle seine Gemütszustände sind wunderbar herausgearbeitet. Den genialen Gegenpart stellt Lutz Mackensy als eingesessener, mürrischer Bibliothekar dar. Wunderbar! Herma Koehn und Cathlen Gawlich geben ein schönes Mutter-Tochter-Gespann ab. In weitere Rollen sind die Stimmen von Rainer Gerlach, Hans Bayer, Pascal Breuer, Sabina Trooger, Anja Krause und Marc Gruppe zu hören. Eine besondere Freude war Judy Winters kurzer Auftritt als Haushälterin. Sie und Regina Lemnitz sind für mich die Stimmen, mit denen ich starke Frauenpersönlichkeiten verbinde, die in einem Angestelltenverhältnis sein mögen, sich aber psychisch nie unterkriegen lassen. Spannend fände ich ein Aufeinandertreffen der beiden Stimmen in einem Hörspiel.


    Fazit
    Ein Meisterwerk des atmosphärischen Hörspiels mit einer soliden Geschichte der Schauer-Romantik.

    Die Gouvernante Violet Hunter bekommt ein verlockendes Angebot. Ein ungewöhnlich gut bezahlter Arbeitsplatz, dessen großzügige Vergütung sicherlich den besonderen Wünschen des Arbeitgebers geschuldet ist: Um die Stelle annehmen zu dürfen, soll sich Miss Hunter von ihren langen Haaren trennen und mit einem bestimmten Kleid an vorgegebene Stellen setzen. Das Angebot ist sehr verlockend, doch hadert Miss Hunter – sich von ihren Haaren zu treffen fällt ihr schwer. Darum bittet sie Sherlock Holmes um Rat…


    Anfänglich verhält sich Sherlock Holmes (Joachim Tennstedt) zum Leidwesen von Dr. Watson (Detlef Bierstedt) und Mrs. Hudson (Regina Lemnitz) unmöglich und äußert sich unziemlich über seine künftige Klientin. Doch dies ändert sich rasch, als er die aufgeweckte Violet Hunter (Reinhilt Schneider) ein wenig kennenlernt. Regina Lemnitz Auftritt ist kurz und gekonnt. Das bewährte Sprecherduo spielt mit Reinhilt Schneider großartig zusammen. Mein Dank an die Regie und die Sprecher! Neben den Hauptsprechern wissen ebenfalls Doris Gallert als Arbeitsvermittlerin für Miss Hunter sowie Helmut Krauss und Ulrike Möckel als Mr. und Mrs. Rucastle zu gefallen. Helmut Krauss hat mir besonders zu Beginn gut gefallen. Am Ende wirkten seine Auftritte auf mich teilweise weniger passend. Vielleicht bin ich durch die vorherigen Tracks in meiner Vorstellung, wie bei bestimmten überraschenden Situationen Jephro Rucastle Sätze zu betonen hat, etwas voreingenommen.
    Kaspar Eichel hat einen kurzen Auftritt als betrunkener Mr. Toller und Dorothea Walda überzeugt als seine für die Handlung wichtigere Frau.


    Der Fall ist einfach gestrickt und daher Sherlocks auf Indizien basierende Deduktion einfach nachzuvollziehen. Es gibt jedoch kleine Überraschungen sowie Watsons abschließende Worte, die die Geschichte zügig abschließen.


    Das Hörspiel lebt von den großartigen Sprechern, der lieblichen und gemütlichen Atmosphäre, die den Hörer in eine andere romantisch-überzeichnete fiktive Vergangenheit entführt. Dies ist natürlich auch der wunderbaren Untermalung mit passenden Geräuschen und Musikstücken zu verdanken.


    Beim Cover fällt mir besonders der Rot-Blau-Kontrast ins Auge. Die roten Buchenblätter faszinieren mich. Deshalb gefällt mir das Cover – und auch, weil es eine Schlüsselszene darstellt.


    Fazit
    Ein weiteres gelungenes Sherlock Holmes Hörspiel aus dem Hause Titania Medien. Gewohnt atmosphärisch ruhig und ohne in bombastischen Actionszenen zu verfallen, versteht es auch dieses Hörspiel die Aufmerksamkeit des Hörers über die gesamte Laufzeit von etwas mehr als 60 Minuten zu erhalten.

    Oh, wie ich es liebe, mit einem guten Gefühl blind Hörspiele zu erwerben, überzeugt davon, keinesfalls enttäuscht zu werden. So ergeht es mir mit den Hörspielen von Titania Medien. Der unsagbare Vorteil: bis auf den Titel weiß ich nichts vor dem ersten Hören über das Hörspiel. Vielleicht habe ich mir das Cover noch genauer angesehen. Dahingegen prüfe ich sonst mir unbekannte Hörspiele vor dem Kauf sehr genau: Ich lese meist sogar noch die Meinungen anderer Personen, um Fehlkäufe zu vermeiden. Das verrät selbstverständlich einiges über den Inhalt des Hörspiels und entsprechend eingeengt sind dann die eigenen Gedanken während des Hörens.


    Das vorliegende Abenteuer von Sherlock Holmes war mir bisher unbekannt. Entsprechend hatte ich beim Hören des Intros, bei dem der Bankier Holder aus seinem Privatvermögen einem scheinbaren kreditwürdigen Kunden Bargeld im Tausch gegen eine angeblich wertvolle Beryll-Krone leiht, ein schlechtes Gefühl. Hier muss das Verbrechen doch seinen Anfang nehmen, oder nicht? Anschließend erzählt der dem Nervenzusammenbruch nahe Bankier Sherlock Holmes, dass er aus Sicherheitsgründen den Pfand statt im Banktresor, lieber in seinem Schreibtisch zu Hause verfahrt hat. Spätestens hier war klar, dass Holmes wohl einen Diebstahl aufklären muss, doch das Motiv war noch spannend herauszufinden. Geht es gar um Versicherungsbetrug? Soll eine wertlose Kopie der Krone für die echte gehalten werden? Der Fall entwickelte sich dann doch ganz anders als gedacht: etwas banaler. Wenigstens sind die Übeltäter bei der Auflösung bereits alle bekannt, sodass der Hörer ähnliche Vermutungen haben könnte. Da er nicht selbst vor Ort sein kann, fehlen ihm die visuellen Reize, die Holmes bei der Aufklärung helfen und Möglichkeiten ausschließen sowie bestätigen.


    Der Fall ist recht pragmatisch, nicht sonderlich abgehoben und gefällt mir insgesamt, auch wenn er mit einem Mitglied des Königshauses und einer Liebesgeschichte keine neuen Figurkonstellationen in das Holmes-Universum einführt. Alles schon bekannt, trotzdem eine schöne Komposition.


    Ich frage mich immer noch, wie die Wände von Sherlocks Wohnung beschaffen sind und ob der Bankier seinen Kopf oder ein anderes Körperteil gegen die Wand schlägt. Es ist der einzige Moment, wo ich das Geräusch nicht eindeutig zuordnen kann. Darüber hinaus empfand ich alle weiteren Geräusche und den Musikeinsatz sehr angenehm.


    Uli Krohm als Bankier Alexander Holder ist in diesem Hörspiel omnipräsent. Er überzeugt vollends als mit blank liegenden Nerven bei Sherlock aufschlagender Mensch, der sich am Ende seiner Existenz sieht. Später fängt er sich wieder und zeigt ganz andere Seiten. Eine spannende Darbietung.
    Das eingespielte Trio Tennstedt-Bierstedt-Lemnitz ist gewohnt erstklassig. Ich finde Joachim Tennstedts verstellte Stimme als verkleideter Herumtreiber immer wieder herrlich. Detlef Bierstedt ist stimmlich der perfekte, meist ruhige Begleiter Sherlocks, der die Fragen des Hörers stellt und eine sehr menschliche Komponente an Holmes Seite stellt. Regina Lemnitz ist für mich die resolute Mrs. Hudson, die sich inzwischen an die sich oft unmöglich vorstellenden Gäste von Mr. Holmes gewöhnt hat, sich dabei jedoch nicht nehmen lässt, wenn schon wortlos, dann aber nicht lautlos, ihre Meinung kundzutun. Herrlich!
    In weiteren Rollen sind die wunderbaren Stimmen von Jan Makino (Jan Panczak), Maria Koschny und Dietmar Wunder zu hören.


    Fazit
    Ein weiteres gelungenes Holmes-Hörspiel, bei dem Uli Krohm zu meiner Freude eine große Rolle inne hat.

    Pawel Sergejewitsch wird vom Zar ins Exil geschickt: in die Karpaten. Zunächst ist er froh, nicht ins Gefängnis zu müssen, doch schon bald erkennt er, wie schrecklich anders für ihn das entbehrungsreiche Leben in den Karpaten ist. Die größte Freude, neben seiner Tochter Olga, ist für ihn das Jagen. Er wird gewarnt, sich nicht zu weit in die Wälder vorzuwagen, da ein weißer Wolf umherstreift, vor dem selbst die sonst jeden Wolf jagenden Hunde flüchten. Dies spornt Pawel an, in ihm unbekanntes Terrain vorzudringen. Und dort macht er eine grausige Entdeckung…


    Nur fünf Sprecher sind bei diesem Hörspiel beteiligt. Und ihnen ist es zu verdanken, dass das Hörspiel so gut gelingt. Die Geschichte ist nicht übermäßig spannend oder gruselig, doch die Sprecher, Musik und Geräuschkulisse schaffen es, dass von der Geschichte über den weißen Wolf von Kostopchin ein gewisser Reiz ausgeht. Die aus vielen Romanen bekannte schroffe russische Art gepaart mit romantischen Zügen, interessanten Figuren und einer unwirklichen Landschaft erlauben es, mit Interesse der Geschichte zu folgen. Hans Bayer ist als jahrzehntelanger Diener des Pawel Sergejewitschs zu hören und übernimmt zugleich die Erzählerrolle. Dies gelingt ihm mit seiner bärtigen Stimme äußerst gut. Pascal Breuer versteht es ausgezeichnet, sowohl den liebevollen Vater Pawel Sergejewitsch zu spielen, als auch den enttäuschten, der aus persönlichen Gründen seinem Sohn wenig Liebe entgegen bringt. Durch die tolle Darstellung, kann der Hörer sich immer wieder neu positionieren: Fiebert er nun mit Pawel mit, empfindet er Mitleid oder verabscheut er ihn für sein Handeln, seine Charakterzüge? Ravina, der Gast des Hauses, der stets darauf achtet sagenhaft zu erscheinen und möglichst nichts über sich selbst preiszugeben, leiht Anja Kruse ihre Stimme. Ihr gelingt es ebenfalls mit ihrer Stimme alles zu transportieren – von eiserner Härte bis zur zärtlichen verführerischen Begegnung. Zuletzt werden als Pawels Kinder Clara Fischer und Lando Auhage in der Sprecherliste genannt. Die beiden überzeugen mich voll und ganz. Das war nicht bei allen Kindersprechern in Titania Medien Hörspielen der Fall. Gute und passende Kinderstimmen zu finden ist sicherlich eine der schwersten Aufgaben überhaupt. Lando Auhage schafft es dem Alexej etwas Zurückhaltendes zu geben, das in der Abgeschiedenheit der Karpaten auf mich unheimlich wirkt. Am Ende der Geschichte überrascht er durch seine Handlung und gibt der Geschichte eine noch bedeutungsvollere Tragik. Clara Frischer spielt das liebe Mädchen und überzeugt in jeder Szene. Mal ist sie fröhlich, dann sorgt sie sich um ihren Vater oder hat einen schrecklichen Alptraum. Ihre Darbietung – und die der anderen Sprecher – gestatten es, mühelos jeden Moment filmisch im Kopf zu projizieren.



    Fazit
    Der weiße Wolf von Kostopchin lebt von den Sprechern, Geräuschen und Musikstücken. Ohne ihre Exzellenz wäre es aufgrund der mittelmäßigen Vorlage nicht annähernd so packend und interessant dem Ganzen bis zum bitteren Ende zu folgen.

    Der adlige Junggeselle heiratet eine Amerikanerin und ist damit das Thema der Klatschpresse. Kurz nach der Hochzeit sucht er Sherlock Holmes auf, der den Fall bereits gelöst haben will, noch ehe der verstörte Adlige etwas gesagt hat. Trotzdem stellt er ihm Fragen, um seine Theorie – denn mehr kann es bisher nicht sein – zu bestätigen. Wie gewohnt lässt er sich zur Verzweiflung Dr. Watsons und des Hörers zu keiner ausführlichen Erklärung hinreißen, bevor er alle Beteiligten an einen Tisch bringt, damit sie sich selbst erklären, was er bereits deduziert hat. Nach Abschluss des Falles darf der Hörer zusammen mit Dr. Watson staunen, welche deduktiven Schlüsse der Meisterdetektiv bereits früh aus den bestehenden Fakten gezogen hat – und auch noch richtig lag!


    Der Fall ist weder sonderlich kompliziert noch originell oder spannend. Eine kurze Geschichte, wie sie eben gut in einer Zeitschrift abgedruckt sein könnte. Titania Medien versteht es jedoch die Geschichte wunderbar unterhaltsam zu erzählen. Das liegt an Marc Gruppes Adaption, den Geräuschen, der Musik und natürlich den Sprechern.


    Joachim Tennstedt, Detlef Bierstedt und Regina Lemnitz sind ein famoses Trio. Mit im Zentrum dieser Folge stehen die Beziehungen der drei untereinander. So fühlt sich Mrs. Hudson gekränkt und Dr. Watson versucht zwischen ihr und Sherlock zu vermitteln – mit Nachdruck. Das sind wunderbare Gespräche, die besonders am Ende ein wohliges Gefühl bereiten und eine große Genugtuung, da nicht nur ein weiterer Fall gelöst ist, sondern der Haussegen ebenfalls gerettet wurde.
    In weiteren Rollen überzeugen Simon Jäger, David Nathan, Bodo Wolf und Uschi Hugo. Ein schönes Ensemble. Darüber hinaus gibt es ein Wiederhören mit Inspektor Lestrade, den Lutz Reichert lebendig werden lässt.


    Fazit
    Ein unterhaltsames Hörspiel, das besonders von den Sprechern und den Eigenheiten des Trios Holmes-Watson-Hudson lebt.