kein Gedicht aber wo anderes past's nicht

  • Ballonfahrt


    Diese Geschichte ist eigentlich eine Dialogübung, die wir mal im Englischunterricht gemacht haben. ( inzwischen schon fast drei Jahre her)
    In dieser Aufgabe ging es darum, dass wir uns als berühmte Persönlichkeiten vorstellen sollten, die in einem löchrigen Heißluftballon sitzen. Um die Anderen zu retten müsste sich einer opfern und aus dem Ballon springen, damit er auf eine Insel treiben kann. Wir sollten nun argumentieren, warum wir nicht springen dürfen.
    Sehr grausame Situation, es hat sich aber widererwarten teilweise ein sehr witziges Szenario ergeben, das ich Euch nicht vorenthalten kann.





    Exklusiv für diesen Bericht wurden die Gespräche der Akteure ins Deutsche übertragen.
    Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind beabsichtigt und wurden schamlos pointiert.
    Was die Personen zu dieser wahnwitzigen Idee getrieben hat, gemeinsam in einen Ballon zu steigen, sei dahingestellt. Wie in den meisten kulturellen Ergüssen unserer heutigen Zeit, stellt sich diese Problematik nicht wirklich. Anders formuliert wenn interessiert es schon, wenn es nur endlich zur Sache kommen möchte.




    die Akteure (in Reihenfolge der Sitze):


    · Prinz William
    (Genau, der süßeste Versuchung, seit.. ähm.., seit der Erfindung von Prinzen)
    · Roy Morrison
    · Madonna
    · George W. Bush
    (Genau der; bedarf keiner weiteren Erklärungen)
    · J.K. Rowling
    (Wie ich auf die gekommen bin? dass war die einzige berühmte Persönlichkeit die mir sofort eingefallen ist, die nicht schon tot ist, und bei der ich mir vorstellen kann, dass nicht allzu viele an einem baldigen Ableben interessiert wären (zumindest nicht bis das letzte HP Band rausgekommen ist))
    · Nelson Mandela
    (Braucht doch auch keine Erklärung, wer das ist, oder? Wenn nicht, schämt euch!)
    · Tony Blair
    (Ja, genau der)
    · Maradona
    (seines Zeichens gelegentlich Fußballspieler, wenn er nicht gerade unter Drogen steht oder in lecken Heißluftballons abhängt)
    · Jimmi Hendrix
    (jawohl, Woodstock und so ein Zeug)


    (Wie ihr bemerkt habt, ziemlich viele professionelle Vollzeitkiffer an Bord. Das kann ja heiter werden.)


    Prinz W.:
    Hallo, ich bin Prinz William. Ich darf auf keinen Fall springen. Erstens bin ich noch so jung und habe noch mein ganzes Leben vor mir. Und schließlich bin ich Prinz und später einmal der König des britischen Empire. Ihr seht also, ich kann nicht springen, weil ich total wichtig bin, für die Zukunft eines ganzen Volkes.


    Bush:
    Na toll, wen interessiert’s? Ich bin wichtig für die Zukunft der Welt.


    Morrison:
    Ich darf nicht springen, ich bin Roy Morrison, ein berühmter Sänger. Durch meine Lieder gebe ich den Menschen die Kraft, ihr Leben zu meistern, welches oftmals mindestens genau so beschissen ist wie meines.


    Mandela:
    Berühmt? Also ich kenne dich nicht.


    Madonna:
    Ich bin Madonna und wirklich eine berühmte Sängerin. Oder wer wagt es mich nicht zu kennen? Ich kann auf keinen Fall springen, weil ich einfach Madonna bin und darüber hinaus noch eine Mutter. Durch meine Lieder habe ich viel für das Lebensgefühl der Menschen getan und werde das Leben auch weiterhin lebenswert machen . Ihr seht also, ich habe bisher die triftigsten Gründe nicht zu springen.


    Bush:
    Ist o.k. du kannst ja meinetwegen bleiben. Ihr kennt mich alle, ich bin George W. Bush und das neben mir ist mein nukleares Aktenköfferchen. Der Inhalt dieses Koffers ist sehr gefährlich und wird in den heimischen Forschungslaboren erwartet. Sollte er dort nicht rechtzeitig eintreffen oder in andere Hände geraten, öffnet er sich und der radioaktive Inhalt verstrahlt die ganze Welt. Wie ihr seht, habe ich eine höhere Intention, ich muss die Welt retten und kann mich deshalb nicht für euch opfern.


    Rowling:
    Ich bin J.K. Rowling. Ich hoffe doch, dass mich jemand kennt. Ich bin die Autorin von Harry Potter und ich muss unbedingt weiterleben, weil auf der ganzen Welt Millionen, wenn nicht sogar Milliarden von Lesern auf meine Fortsetzungen warten. Die wären alle ganz doll traurig, wenn nicht sogar höchst deprimiert, was bis zu einem Massenselbstmord führen könnte, wenn ich nicht mehr da bin.


    Prinz W.:
    Ja genau! Ich warte schon ewig auf die Weiterführung, wann kommt die denn endlich?


    Bush:
    Also, ich lese nicht und ich kenne dich nicht. Du bist doch sicher nur eine Kinderbuchautorin. Aber auf der Insel gibt es aber keine Kinder. Du siehst also, du bist die erste auf die ich verzichten kann.


    Rowling:
    Moment mal, ich war noch gar nicht fertig! Außerdem bin ich Mutter und nun schon wieder schwanger. Ihr wollt doch nicht mein Kind zu einer Waise machen und ein ungeborenes Kind auf dem Gewissen haben.


    Bush:
    Da kennst du mich aber schlecht. Ich habe schon so viele andere Sachen auf dem Gewissen. Ach ja, Vater bin ich auch noch, sogar von zwei Kindern. Ihr seht also, -Weltrettung und Familienvater-, ich habe die gewichtigsten Argumente.


    Mandela:
    Weltrettung, dass ist der beste Witz, den ich je gehört habe. Wir würden die Welt retten, wenn wir dich aus dem Ballon werfen.


    Rowling:
    Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Wir würden der Welt sogar einen großen Gefallen tun!


    Bush:
    Ihr vergesst wohl mein kleines nukleares Aktenköfferchen.


    Mandela:
    Ich kann nicht springen, weil ich wichtig für den Frieden in Afrika bin. Ich bin schließlich Friedensnobelpreisträger. Wenn ich nicht mehr da wäre, würden wieder viele Bürgerkriege in den südlichen afrikanischen Staaten aufflammen. Ihr seht, mein Überleben ist wichtig für den Frieden der Welt.


    Blair:
    Ich bin auch wichtig, ich bin auch wichtig. Ich bin der Premierminister von Großbritannien. Und sehr wichtig für die Zukunft meines Volkes.


    Mandela:
    Wer kennt dich nicht. Aber gerade deshalb können wir auf dich verzichten.


    Prinz W.:
    Genau. Schließlich herrscht in unserem Land auch noch die Monarchie und da bist du sehr schnell austauschbar. Wenn nicht sogar ein verzichtbares Detail. Wie ein Rädchen im Getriebe, dass schnell ausgewechselt werden kann.


    Blair:
    Aha, und du ja nicht? Wir haben noch deinen Bruder, der deine Stelle einnehmen kann. Soviel zum Thema Austauschbarkeit.


    Madonna:
    Irgendwie hat der Prinz aber doch recht. Und außerdem sieht er besser aus als du.


    Blair:
    Bush!!! Freund!!! Hilf mir doch bitte. Ich bin doch dein treuer Gefolgsmann. Du musst ein Wort für mich einlegen.


    Bush:
    Äh, warum? Kennen wir uns? Jeder ist sich selbst der Nächste.


    Blair:
    Aber ich bin doch dein Freund. Ich unterstütze dich dabei, dass du in Europa Fuß fassen kannst. Ich halte dir den Rücken frei und bin der Einzige, der dich unterstützt.


    Bush:
    Also, ich finde sicher auch einen anderen der mir die Stiefel lecken kann. Mit Geld lässt sich so vieles regeln.


    Rowling:
    Wir würden viel für den Frieden in der Welt tun, wenn wir beide aus dem Ballon werfen.


    Maradona:
    Hallo erst mal. Ich bin Maradona, ein hochbezahlter Fußballprofi. Ich muss weiterleben, weil der Fußball so vielen Leuten etwas gibt. Er schafft es die Menschen der ganzen Welt zu vereinigen und stiftet Frieden.


    Bush:
    Fußball? Wird bei uns nicht gespielt. Meiner Meinung nach bist du auch eher für Drogen als für Fußball bekannt. Außerdem gibt es auf der Insel keinen Ball mit dem du spielen könntest.


    Maradona:
    Ach, aus irgendwas wird sich schon ein Ball basteln lassen.


    Bush:
    Und zuletzt, wo stiftet der Fußball Frieden.


    Maradona:
    Na, überall in der Welt sind die Menschen begeistert über Fußball und wenn sie das spielen, haben sie schon mal eine Gemeinsamkeit. Und vielleicht, eines Tages, hören sie sogar auf sich zu bekriegen und tragen ihre Streitigkeiten lieber durch ein Fußballspiel aus.


    alle Briten: Yeahhh!!! Halleluja!!!!!!!!!


    Rowling:
    Du vergisst, das Amerikaner weder zur Welt, noch zu den Menschen zählen. Da müssen schon stärkere Argumente aufgefahren werden.


    Bush:
    Halt du lieber die Klappe, du musst sowieso springen.


    Jimmi:
    Gibt es jemanden der mich nicht kennt? Ich bin eine lebende Rock-Legende und darf einfach nicht aus dem Leben scheiden. Ich bin zu wichtig für die Musikwelt.


    Bush:
    Ich bin der Meinung, die Musiker können bleiben, damit ich Unterhaltung auf er Insel habe und alle anderen werden aus dem Ballon geworfen.


    Rowling:
    NEIN!!!! Ich will nicht sterben. Roy Morrison soll springen, den kenne ich nicht.


    Morrison:
    Bitte nehmt doch Rücksicht auf mein total verkorkstes Leben. Meine Frau ist an Krebs gestorben und mein Körper ist von den Drogen total zerstört. Ich verdiene doch nun wirklich euer Mitleid.


    Rowling:
    Ich finde dann sollten wir ihn von seinem Leiden erlösen und ihn loswerden.


    Morrison:
    He, so war das nicht beabsichtigt. Ihr müsst Mitleid mit mir haben.


    Rowling:
    Ohhhhhhhhhhhhhhhhh. Und jetzt lasst ihn uns rausschubsen.


    Jimmi:
    Ich muss auf jeden Fall bleiben, meine Musik vereinigt die Welt. Dadurch tue ich viel für den Weltfrieden.


    Mandela:
    Wenn es um den Weltfrieden geht, ist es das Beste, wenn wir Bush und Blair loswerden.


    Rowling:
    JAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!!!!! Ein Aufschrei der Erleichterung würde durch alle Länder hallen.


    Bush:
    Ihr vergesst mein kleines nukleares Aktenköfferchen.


    Rowling:
    Och, menno.


    Mandela:
    Bevor das alles noch in Mord und Totschlag ausartet werde ich mich opfern, aus dem Ballon springen und euch retten. (Hauptsache ich muss die anderen nicht mehr ertragen.)


    Bush:
    Danke, wir werden uns immer an dich erinnern. Wenn ich zurück bin, werde ich dir posthum die Tapferkeitsmedallie verleihen.


    Blair und P.W.: Wir auch.


    Rowling:
    Ja, wir werden deiner immer gedenken. Damit dies auch geschieht, werde ich dich in einem meiner Bücher verewigen.


    alle Sänger:
    Und wir in unseren Liedern.


    >herzliche Verabschiedung erfolgt<








    Nicht zufrieden mit dem Ende?


    Gut, daran kann man etwas machen. Gleich zu Anfang bei der Vorstellung der Situation habe ich gemeint.... aber ich will nicht zu viel vorgreifen.
    (Zugegeben, die Idee war geklaut. Aber da sieht man wieder, wie nützlich es ist Bücher zu lesen. Das kann einen in solch verzwickten Situationen möglicherweise das Leben retten. Dank an Jules Verne.)


    >Rowling ist plötzlich sehr nachdenklich<:
    Das ich da nicht früher darauf gekommen bin! Wir können uns sogar alle auf die Insel retten!


    Bush:
    Na dann raus damit du Sau.


    Rowling:
    Wir halten uns einfach in den Seilen des Ballons fest und werfen den Korb ab!


    Bush:
    Das ist eine total bescheuerte Idee. Wir können doch nicht ohne Korb....


    Mandela:
    ....Doch wir können. Das ist wirklich eine der großartigsten Ideen, die ein Mensch in dieser Situation je gedacht hat.


    Rowling:
    Wozu ist man schließlich Schriftstellerin. Es ist meine Aufgabe gute Einfälle zu haben.




    Und so landen, nachdem der Korb gekappt ist, alle glücklich und zufrieden auf der Insel, werden nach wenigen Stunden der unerträglichen Gemeinsamkeit (England hatte Amerika mal zwischenzeitlich den Krieg erklärt und umgekehrt; Bush will jetzt Todesstrafe für die Ausübung von Gesang und Fußball einführen) von einem Flugzeugträger der amerikanischen Marine aufgelesen (hatte sich auf dem Weg von New York nach Boston ein wenig in der Richtung geirrt und so einen kleinen Umweg eingeschlagen, nur so von etwa 150.000 Meilen) und nun leben alle so unglücklich und unzufrieden wie vorher.
    Aber manchmal noch, denken unsere Ballonfahrer an dieses Abenteuer zurück und erzählen mit glänzenden Augen ihren Familien davon und schwören sich nie wieder auch nur auch in die Nähe von Heißluftballons und den Anderen zu kommen.

    Lesesüchtig,
    seit dem ich Buchstaben im Kopf zu Wörtern zusammensetzten kann
    (und dafür keine Stunden mehr brauche)