Michelin: Reifen benötigen breites Operationsfenster

  • 02. Mai 2006 - 11:12 Uhr

    Der französische Pneuhersteller will auf dem Nürburgring den vierten Saisonsieg einfahren - Wetter in der Eifel anspruchsvoller als die Strecke


    (F1Total.com) - Nach drei Siegen zu Saisonbeginn musste Michelin in Imola die erste Saisonniederlage einstecken. Dennoch war man angesichts der Leistung der Reifen anschließend zufrieden und blickt daher optimistisch auf den nun anstehenden Grand Prix von Europa auf dem Nürburgring. Auf dem Kurs in der Eifel möchte der französische Pneu-Hersteller, der fünf der bislang 13 Formel-1-Grand-Prix auf dem neuen Nürburgring gewinnen konnte, daher einen weiteren Erfolg verbuchen.


    "Aus technischer Sicht war das vergangene Rennen in Imola ermutigend und hat demonstriert, dass Michelin und seine Partner seit 2005 signifikante Fortschritte erzielt haben", berichtet Projektleiter Nick Shorrock. Die Reifen hätten auf eine schnelle Runde erneut hervorragend funktioniert, "aber wir haben auf einer herausfordernden Strecke auch deutliche Fortschritte bei der Konstanz erzielt", erklärt der Brite angesichts der Probleme der französischen Pneus beim Rennen in Imola 2005.

    Unberechenbares Wetter


    Daher blicke man nun entspannt und mit großen Erwartungen auf das zweite Rennen auf europäischem Boden, das bezüglich der Reifenwahl einige Tücken bereithält: "Traditionell ist es schwierig, für diese Strecke Reifenmischungen auszuwählen, denn das Wetter ist oft wechselhaft - und das das könnte diesmal ein noch größerer Faktor sein als in der Vergangenheit, denn das Rennen findet in diesem Jahr drei Wochen früher statt als in der vergangenen Saison."


    "Daher benötigen die Reifen ein sehr breites Fenster, in dem sie optimal funktionieren." Schließlich müssten die Reifen auch dann eine optimale Leistung erzielen, wenn die Wettervorhersagen nicht eintreffen würden. Wie frühere Saisons gezeigt hätten, könnten die Bedingungen auf der einen Seite nahe dem Nullpunkt liegen, "könnten aber auch locker die 30-Grad-Marke übersteigen", ist sich der Brite sicher.

    Michelin hat keine Angst vor Regen


    Bei nassen Bedingungen hatte Michelin in den vergangenen Jahren oftmals Rückstand auf Konkurrent Bridgestone, der in der Eifel ebenfalls immer mögliche Regen bereitet Shorrock jedoch kein Kopfzerbrechen: "Da machen wir uns keine Gedanken - die Rundenzeiten unserer Partner im Freien Training für den Australien-Grand-Prix haben gezeigt, welchen Fortschritt Michelin auf diesem Gebiet gemacht hat."


    Abgesehen von den wetterbedingten Herausforderungen und Unwägbarkeiten sei der Nürburgring jedoch keine allzu anspruchsvolle Strecke für die Reifen, auch der Verschleiß sei nicht besonders hoch. Dennoch muss man sich gewissenhaft vorbereiten, "denn die Strecke neigt dazu, Graining zu fördern". Abgesehen davon erwartet sich der Brite aufgrund der anderen Streckencharakteristik vor allem wieder mehr Überholmanöver als noch in Imola.

    Michelin-Teams spulten bereits 120.000 Testkilometer ab


    "Der Nürburgring bietet eine Menge Grip, und der Gummiabrieb ist nicht so stark", weiß auch Willy Rampf, Technischer Direktor des BMW Sauber F1 Teams, zu berichten. "Das bedeutet, dass wir eine relativ weiche Mischung verwenden werden." Das Hauptaugenmerk beim Setup des Autos liege unterdessen darauf, das auf dem Nürburgring häufig auftretende Untersteuern der Boliden zu vermeiden. Daran habe man bereits bei den Testfahrten in Silverstone gearbeitet.


    Die wichtige Rolle bezüglich der Performance der Teams, die die Reifen auch im Jahr 2006 wieder spielen, ist auch den Rennställen bewusst: "Die vergangenen beiden Rennen haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Reifen optimal nutzen zu können, um das volle Potenzial des Autos ausschöpfen zu können", berichtet Rampf weiter.


    Die Entwicklung und Verbesserung der Pneus sei daher eine wichtige Aufgabe, die man gemeinsam lösen müsse, erklärt Shorrock abschließend: "Die Produkte, die wir für den Nürburgring ausgewählt haben, sind aus endloser harter Arbeit entstanden. Bisher haben unsere sechs Partner in diesem Jahr etwa 120.000 Kilometer bei Testfahrten abgespult, und ein Teil dessen waren Reifentests."