"Silberpfeile" kehren zu den Wurzeln zurück

  • 02. Mai 2006 - 12:42 Uhr

    Mercedes-Sportchef Norbert Haug freut sich auf das Heimspiel der "Silberpfeile" am Nürburgring und spricht über aktuelle Themen wie WM und Räikkönen


    (F1Total.com/sid) - An der Geburtsstätte der "Silberpfeile" hofft Mercedes auf die erste Sternstunde in der Formel-1-Saison 2006: "Wir sind auf Augenhöhe mit Michael Schumacher, also genauso schnell wie Ferrari. Kein Team war in den ersten vier Rennen dieses Jahres zuverlässiger als wir", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug vor dem Heimspiel am Sonntag am Nürburgring.


    Nachdem McLaren-Mercedes vor dem Grand Prix von Europa bei den Tests in Silverstone fast 1.700 Kilometer ohne Probleme zurückgelegt hat, träumt Haug vom ersten Saisonsieg und seiner Lieblingszeile: "Gold für die Silberpfeile!" Nur Renault mit Weltmeister Fernando Alonso könnte den Schwaben in der Eifel einen Streich spielen. Haug schätzt den Rückstand auf den WM-Spitzenreiter auf "drei bis fünf Zehntelsekunden", fügt aber angriffslustig hinzu: "Wir sind am Aufholen."

    Punktestand sieht freundlicher aus als vor einem Jahr


    Er habe einen schwierigen Saisonstart erwartet, meint Haug, und genau das sei eingetreten. Allerdings liege man im Fahrplan und habe sich im Vergleich zum Vorjahr erheblich verbessert. Die Rechnung des Mercedes-Sportchefs ist denkbar einfach: "2005 lag Kimi Räikkönen nach den ersten vier Rennen schon 31 Punkte hinter dem WM-Führenden zurück, jetzt sind es nur 18." Man sei zwar immer noch nicht da, wo man hin möchte, doch der Anfang sei gemacht, so Haug: "Wir sind bei der Musik."


    Relativ entspannt verfolgt er die ständigen Wechselgerüchte um Räikkönen und einen angeblichen Vorvertrag bei Ferrari. Erst in Imola habe Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo verlauten lassen, dass nichts fix sei, und genau das behauptet seit Wochen auch Räikkönen, meint der Mercedes-Sportchef: "Ich weiß, dass Kimi bei uns unter Vertrag steht, und nur das zählt für mich", erklärt Haug, der den "Iceman" auch in den kommenden Jahren im "Silberpfeil" sehen möchte.


    Räikkönen selbst blockt alle Nachfragen ab, für den Finnen zählt derzeit nur das Titelrennen. Da war der fünfte Platz zuletzt in Imola eine bittere Niederlage, zumal Teamkollege Juan-Pablo Montoya als Dritter auf dem Treppchen stand. Auf dem Nürburgring will Räikkönen zurückschlagen: "Dort können wir unsere Strategie für das Qualifying und Rennen hoffentlich besser umsetzen und ein gutes Ergebnis erzielen." Der McLaren-Mercedes-Star hat allerdings nicht die besten Erinnerungen an den Ring: Vor einem Jahr fiel er in der letzten Runde in Führung liegend aus.

    Vor 72 Jahren wurden die "Silberpfeile" geboren


    Für Haug ist das Heimspiel in der Eifel kein Rennen wie jedes andere: "Der Nürburgring ist die Geburtsstätte des 'Silberpfeils', und darauf sind wir sehr stolz." Deshalb sei es eine Verpflichtung für alle im Team, "hier zu den Besten zu gehören". Das weiß inzwischen auch Montoya: "Dieses Rennen zu gewinnen, ist für Mercedes etwas Besonderes. Ich hoffe, dass wir um den Sieg mitfahren können."


    Die Geburtsstunde der "Silberpfeile" schlug vor 72 Jahren vor dem Eifelrennen, es war zugleich der Einstand von Rennfahrerlegende Manfred von Brauchitsch. Sein Wagen war der berühmte W 25, der erste Mercedes-Benz der 750-Kilogramm-Formel (Gewicht ohne Benzin, Öl, Kühlmittel, Reifen). Das gute Stück war beim Wiegen am Abend vor dem Rennen um ein Kilogramm zu schwer - das Aus für Mercedes, an ein Abspecken war nicht zu denken.


    "Da müssen Sie sich eben einen Ihrer berühmten Tricks einfallen lassen", sagte von Brauchitsch damals zu dem legendären Rennleiter Alfred Neubauer. "Sonst sind wir die Lackierten." Lack? Das war es! Die ganze Nacht über wurde geschabt, gekratzt, geschliffen, bis nur noch das blanke Aluminium zu sehen war. Das eine Kilogramm war runter, der erste "Silberpfeil" geboren - und siegreich.