Formel-1-Action am Fuße der Nürburg

  • 03. Mai 2006 - 12:16 Uhr

    Am kommenden Wochenende gastiert die Formel 1 erstmals in dieser Saison in Deutschland - Vorschau auf den Grand Prix von Europa


    (F1Total.com) - Nach der Rückkehr der Formel 1 nach Europa und dem Rennen in Imola liegt die nächste Station des Formel-1-Zirkus' in etwas ruhigeren Gefilden, dafür aber an einem der traditionsreichsten und ältesten Orte des internationalen Rennsports. Auf dem Nürburgring, der "grünen Hölle", werden bereits seit 1927 Rennen gefahren, auch wenn Namen wie Kesselchen, Fuchsröhre, Bergwerk, Pflanzgarten und Karussell im Grand-Prix-Sport seit 1976 der Vergangenheit angehören und heute nur noch wagemutige Tourenwagen im Renntempo um den Traditionskurs jagen.


    Nur noch einen Formel-1-Piloten gibt es im Fahrerfeld, der die Nordschleife noch aus der Perspektive eines Rennwagens kennt: Michael Schumacher. Der sechsfache Formel-1-Weltmeister ist dort vor seiner Formel-1-Karriere in Mercedes-Sportwagen um Siege und Punkte gefahren. Inzwischen ist aber auch ihm der neue Grand-Prix-Kurs geläufiger. Zahlreiche Formel-1-Piloten fahren aber gerne privat auf der Nordschleife, um den Mythos hautnah zu erleben.


    Trotz aller Tradition und meist spannender Rennen, die zumeist durch das wechselhafte Eifelwetter verursacht werden, ist der Grand Prix von Europa aber im Grunde nur etwas für eingefleischte Motorsportfans, denn rund um die Strecke ist am Nürburgring recht wenig los. Rund 60 Kilometer nordwestlich von Koblenz gelegen, ist dieser Landstrich mitten in der Eifel recht verschlafen.

    Sehenswürdigkeiten


    Die romanische Basilika machte die Benediktiner-Abtei in Maria Laach weltweit bekannt. Die Abtei wurde 1093 gegründet, im gleichen Jahr begann der Bau der Kirche, die 1156 geweiht wurde. Von der Ruine der im 12. Jahrhundert erbauten Nürburg, die dem Ring seinen Namen gab, hat man bei schönem Wetter einen prächtigen Blick auf die Rennstrecke und die Eifellandschaft.


    Am Nürburgring verdient die Erlebniswelt einen Besuch. Hier wird unter anderem die Geschichte der Rennstrecke mit zahlreichen Exponaten und Filmen lebendig. Daneben gibt es viel Unterhaltung rund um die Themen Automobil, Motorsport und Mobilität. Seit 2003 gibt es am Eingang auch eine lebensgroße Statue von Juan Manuel Fangio zu sehen, die sich bestens für ein Erinnerungsfoto eignet, da man sich in den Formel-1-Flitzer aus Bronze reinsetzen kann.

    Essen und Trinken


    Die 'Pistenklause' im Kirchweg 4 in Nürburg gehört der ehemaligen Rennfahrerin Ursula Schmitz und ist die wohl einzige absolute "In-Kneipe" der Gegend. Bilder an den Wänden zeugen davon, dass ein Besuch hier auch für Rennfahrer ein absolutes Muss ist. Im Gasthof 'Zum Wilden Schwein' auf der Hauptstrasse in Nürburg speisten in den 30er-Jahren die Grand-Prix-Fahrer. Die bleiben zwar heute meist in ihrem Domizil 'Dorint Hotel' an der Strecke, das Essen im 'Wilden Schwein' kann sich aber durchaus immer noch sehen lassen.


    Daneben kann man auch noch zwischen einigen anderen Lokalen wählen, wie dem 'Fuchsröhre' und dem 'Paddock', beide ebenfalls auf der Hauptstraße, und dem 'Schnitzelhaus', der 'Burgstube' oder dem 'Zur Burg' am Burgplatz. Damit sind die Möglichkeiten, sich den Magen zu füllen, in Nürburg selbst aber schon ausgeschöpft.


    Partystimmung herrscht in den Bierzelten und an den Formel-1-Ständen, natürlich aber auch an der Hotelbar im 'Dorint Hotel' am Ring, wo man auch schon mal ein paar Fahrern und Promis begegnen kann. Wer etwas weiter fahren will, kann nach Adenau, besser aber noch nach Bad Neuenahr ins Spielcasino in der Felix-Rütten-Straße 1 weiterreisen. Das Restaurant ist einsame Spitze und bietet Klassiker der internationalen Küche und regionale Spezialitäten. Dazu gibt es die 'Casino Bar' und die 'Roulette Bar', die sich beide sicher nicht vor Bars in den großen Metropolen der Welt verstecken brauchen.

    Tipps für das Abendprogramm


    Das etwa eine Stunde entfernte Trier ist auch nicht gerade die Party-Hochburg Deutschlands. Wer weiß, wo er hingehen muss, kann dort aber durchaus auch auf seine Kosten kommen. Keine Angst vor Höhe und Seilbahnen dürfen Besucher des 'Weisshauses' haben - der Aufwand lohnt sich. Man hat einen wunderschönen Blick über Trier. Im 'Palais Kesselstadt', Liebfrauenstr. 10, ist eine gut gefüllte Brieftasche unbedingt vonnöten, aber den besonderen Luxus, in einem Barockschloss fürstlich zu speisen, gönnt man sich schließlich nicht jeden Tag.


    Den Magen gut gefüllt geht man dann am besten ins 'Café Liebe' in der Saarstraße oder in die 'Mephisto Bar', Kallenfelsstr. 3. Das 'Astarix', Karl-Marx-Str. 11, sticht durch seine günstigen Preise hervor und im 'Flagranti' am Viehmarkt 13 gibt es das eine oder andere hübsche Mädchen zu sehen. Überhaupt gibt es rund um den Viehmarkt jede Menge Kneipen, in denen man sich die Nächte um die Ohren schlagen kann. Das 'La Vazza' in der Dietrichstr. 3 und das 'Café Bley', Simeonstr. 19, genügen auch den gehobeneren Ansprüchen.

    Die Eifel und die Region rund um den Nürburgring


    Bäder-, Wein- und Wanderland nennt sich die Region Ahr. Die 75 Jahre alte Nordschleife und der 1984 eröffnete Grand-Prix-Kurs sind das international bekannte Aushängeschild der Region, die jährlich über 300.000 Urlauber anlockt - neben den über eine Million Besuchern der Veranstaltungen auf der Rennstrecke.


    Vor einer Million Jahre begann in der Eifel die Aktivität hunderter Vulkane, aus deren erloschenen Kratern Seen - Maare genannt - entstanden sind, die heute die Landschaft prägen. Das größte Maar ist der Laacher See bei Maria Laach mit einer Fläche von 325 Hektar und einer Tiefe von 53 Metern. Es entstand vor 100.000 Jahren bei einer ungeheuren Gasexplosion in einem Doppelkrater, deren Spuren im französischen Grenoble ebenso wie auf der Insel Rügen zu finden waren.


    Erste Anzeichen der Besiedlung der Eifel stammen aus der Steinzeit. Später hinterließen Kelten, Römer und Germanen hier ihre Spuren. Neben dem Tourismus, dessen Förderung mit ein Grund für den Bau des alten wie des neuen Nürburgrings war, ist der Weinanbau besonders im Ahrtal ein Wirtschaftsfaktor der Region. Durchschnittlich 1.420 Sonnenstunden im Jahr verwöhnen die Trauben, die an den steilen Hängen wachsen. Unter den 13 Weinanbaugebieten nimmt das Ahrtal von der Fläche her Rang zehn ein, Kenner schwärmen allerdings vom Rotweinparadies an der Ahr.

    Der neue Formel-1-Kurs


    Der neue Nürburgring liegt südlich von Köln in direkter Nachbarschaft zur geschichtsträchtigen alten Strecke, jenes hügeligen Kurvenlabyrinths, das als Nordschleife bekannt ist und zu seiner Zeit als Formel-1-Kurs unglaubliche 22,83 Kilometer lang war. Die Formel 1 fuhr auf der wohl schwierigsten und auch gefährlichsten Rennstrecke der Welt letztmals 1976. Nach dem schweren Feuerunfall Niki Laudas wurde die Strecke aus Sicherheitsgründen aus dem Grand-Prix-Kalender gestrichen.


    Auf der neuen Grand-Prix-Strecke drehte die Formel 1 erstmals beim Großen Preis von Europa 1984 ihre Runden, eröffnet wurde der Kurs am 12. Mai im gleichen Jahr. 1985 wurde dort bis dato zum letzten Mal ein Großer Preis von Deutschland ausgetragen. Insgesamt fanden auf dem Nürburgring 23 Große Preise von Deutschland, elf Große Preise von Europa und zwei Große Preise von Luxemburg statt.


    Eine Runde auf dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings misst nach dem Umbau des ersten Sektors im Winter 2001/2002 und nochmaligen Veränderungen im Bereich der ersten Kurve vor der Saison 2003 jetzt 5,148 Kilometer. Der Große Preis von Europa 2006 wird über 60 Runden ausgetragen, unter Berücksichtigung der versetzten Startaufstellung beträgt die Renndistanz 308,863 Kilometer.


    Die moderne Strecke besteht aus einem Mix schneller und langsamer Kurven. Seit dem Streckenumbau ist die erste Kurve ein guter Ort zum Überholen. Vor allem nach dem Start geht es hier eng zu, es kommt dort deshalb oftmals zu Unfällen. Eine wichtige Bedeutung kommt auch der letzten Schikane vor der Start- und Zielkurve zu, die insbesondere bei Regen nach einem langen Vollgasstück den Piloten die Möglichkeit gibt, den Vordermann zu überholen.

    Letzter Erfolg für einen Außenseiter auf dem Nürburgring


    Das letzte Rennen, an dessen Ende kein Auto eines Top-Teams zuerst die Linie überquerte, war auf dem Nürburgring 1999, als Johnny Herbert das Regenchaos meisterte und alle Favoriten reihenweise von der Strecke rutschten - Michael Schumacher war wegen seiner Beinverletzung nicht am Start. Für das Stewart-Team war es der erste und einzige Sieg vor Jarno Trulli im Prost und Rubens Barrichello im zweiten Stewart-Ford. Ein von Honda angetriebenes Formel-1-Auto konnte auf dem Nürburgring bisher noch nie gewinnen. Dort gaben die Japaner vor 40 Jahren ihr Formel-1-Debüt. BMW gelang 2003 der erste Sieg auf der Rennstrecke in der Eifel.


    2005:
    Der Große Preis von Europa 2005 wird als ein Pechrennen von Kimi Räikkönen in die Analen der Formel-1-Geschichte eingehen. Der Finne zog sich bei einem Überrundungsmanöver einen Bremsplatten zu, da Reifenwechsel jedoch nicht erlaubt waren, fuhr er mit starken Vibrationen weiter - bis ihm die Vorderradaufhängung brach - eingangs der letzten Runde. Fernando Alonso im Renault erbte den Sieg. Rang zwei sicherte sich Nick Heidfeld, nachdem der BMW WilliamsF1 Team Fahrer von der Pole Position aus startete. Dritter wurde Rubens Barrichello im Ferrari vor David Coulthard (Red Bull Racing), Michael Schumacher (Ferrari), Giancarlo Fisichella (Renault), Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) und Jarno Trulli (Toyota).


    2004:
    Michael Schumacher und Rubens Barrichello fahren zwar 2004 einen souveränen Doppelsieg für Ferrari ein, doch dahinter ist am Nürburgring jede Menge los: Gleich am Start berühren sich Takuma Sato (BAR-Honda), der später mit Motorschaden ausfällt, und Jarno Trulli (Renault), wodurch Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) zunächst auf Platz zwei nach vorne gespült wird. Auch die BMW WilliamsF1 Team Piloten Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher kollidieren - und "Schumi II" muss sogar aufgeben. Platz drei sichert sich am Ende des strategisch geprägten Rennens Jenson Button (BAR-Honda) vor Trulli, Fernando Alonso (Renault) und dem stark auftrumpfenden Giancarlo Fisichella (Sauber-Petronas).


    2003:
    In der Saison 2003 gelingt BMW nicht nur der erste Sieg auf dem Nürburgring in der Formel 1, sondern mit Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya auch gleich ein Doppelsieg. Rubens Barrichello kommt als Dritter im Ferrari ebenfalls auf das Podium. Die drei anderen Lokalmatadoren, Michael Schumacher, Nick Heidfeld und Heinz-Harald Frentzen, belegen die Plätze fünf, acht und neun. Kimi Räikkönen scheidet in Führung liegend mit einem Motorschaden an seinem McLaren-Mercedes aus. Michael Schumacher rutscht nach einem Überholmanöver Juan-Pablo Montoyas in der Dunlop-Kehre von der Strecke und bleibt im Kiesbett stecken. Streckenposten können den Weltmeister jedoch wieder auf die Strecke schieben.


    2002:
    Die erste Startreihe sichern sich Jahr die beiden BMW WilliamsF1 Team Piloten vor den beiden Ferraris, McLaren-Mercedes' und Renaults. Nach dem Start kommt es in der umgebauten ersten Streckenpassage am Ende der Geraden gleich zu mehreren Kollisionen. Dominiert wird das Rennen an der Spitze von Ferrari, die aufgrund eines leichten Autos und einer Zwei-Stopp-Strategie den Verfolgern auf und davon fahren können. Der Zieleinlauf sieht Rubens Barrichello, der in der ersten Runde an seinem Teamkollegen und Ralf Schumacher vorbeigegangen war, als Ersten vor Michael Schumacher und Kim Räikkönen das Rennen beenden. Ralf Schumacher kommt als Vierter vor Button und Massa ins Ziel. Heinz-Harald Frentzen (13.) und Nick Heidfeld (7.) gehen beim Heimspiel leer aus.


    2001:
    Doppelpole für die Schumacher-Brüder beim Heimrennen mit Michael Schumacher auf Pole. Beim Start drängt Schumacher seinen jüngeren Bruder hart zur Seite, um ihn am Überholen zu hindern. Ralf Schumacher erhält eine Stop-and-Go-Strafe, als er beim Herausfahren aus der Box aus Versehen die durchgezogene weiße Linie überfährt und kommt als Vierter ins Ziel. Michael Schumacher gewinnt vor Juan-Pablo Montoya im Williams BMW FW23 und David Coulthard im McLaren-Mercedes.


    2000:
    Michael Schumacher gewinnt erstmals in einem Ferrari in der Eifel, 142.000 Zuschauer sind am Sonntag vor Ort, 317.000 Fans am gesamten Wochenende bedeuten Rekord für den neuen Ring. McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard startet von Pole, doch vergibt diese am Start. Eddie Irvine im Jaguar und Ralf Schumacher im Williams BMW FW22 kollidieren und verlieren dabei ihre Heckflügel.


    1999:
    Pedro Diniz überschlägt sich mit seinem Sauber und bleibt kopfüber in der Wiese stehen, kommt aber bis auf einen gehörigen Schrecken unverletzt davon. McLaren-Mercedes-Pilot Mika Häkkinen verliert Zeit wegen einer falschen Reifenwahl bei Regen. Ferrari-Pilot Eddie Irvine kommt an die Box, während die Crew nur drei Reifen bereithält. Jordan-Mugen-Honda-Fahrer Heinz-Harald Frentzen führt, scheidet dann jedoch mit Elektronik-Problemen aus. Die Führung in einem der kuriosesten Rennen aller Zeiten erbt McLaren-Mercedes-Mann David Coulthard, der aber von der Strecke rutscht, genau wie der spätere führende Benetton-Fahrer Giancarlo Fisichella. Pechvogel Ralf Schumacher im WilliamsF1 platzt in Führung liegend ein Reifen, es gewinnt Johnny Herbert im Stewart-Ford.


    1998:
    Michael Schumacher steht zwar auf Pole Position, aber McLaren-Mercedes war mit Mika Häkkinen auf der Strecke und in der Box schneller und so tauschen die beiden WM-Konkurrenten am Ende doch noch die Plätze.


    1997:
    Der Nürburgring erhält einen Vertrag für die Ausrichtung von Formel-1-Rennen bis einschließlich 2001. Zum ersten Mal wird 1997 ein Großer Preis von Luxemburg in der Eifel ausgetragen, Jacques Villeneuve gewinnt dort sein vorerst letztes Formel-1-Rennen, Michael Schumacher scheidet nach einer Kollision mit seinem Bruder Ralf schon in der ersten Runde aus. Beide McLaren-Mercedes fallen in Führung liegend mit Motorschäden aus.