Warum die Entscheidung eigentlich beim ersten Stopp fiel

  • 07. Mai 2006 - 18:50 Uhr

    Ferrari-Chefstratege Ross Brawn erklärt, warum eigentlich schon der erste Boxenstopp entscheidend war und wie er Michael Schumacher zum Sieg führte


    (F1Total.com) - Als Michael Schumacher heute am Nürburgring in der 41. Runde zum zweiten Mal an die Box kam und anschließend vor Fernando Alonso wieder auf die Strecke ging, war klar, dass er den Grand Prix von Europa unter normalen Umständen gewinnen würde. Doch laut Aussage von Ferrari-Chefstratege Ross Brawn fiel die Entscheidung im Rennen schon wesentlich früher.


    "Am wichtigsten war die eine Runde, die wir im ersten Stint länger fahren konnten", analysierte der Brite. "Dadurch, dass Renault vor uns an der Box war, konnten wir sehen, wie lange sie standen, und entsprechend ein bisschen mehr Benzin nachtanken. So wussten wir, dass Michael beim zweiten Boxenstopp um zwei bis drei Runden länger draußen bleiben könnte als Fernando. Außerdem wussten wir, dass sie nur noch einen gebrauchten Reifensatz hatten. Es spielte alles zusammen."

    Beim ersten Boxenstopp legte Ferrari die Basis


    Schon nach Schumachers Service in der 18. Runde war also klar, dass die Chance auf den Sieg lebt. Um diese auch realisieren zu können, gab es jedoch eine Voraussetzung: Der Lokalmatador war gezwungen, Anschluss zu Alonso zu halten, was gar nicht so einfach war, wie es nach außen hin aussah. Zwischenzeitlich wuchs sein Rückstand auf bis zu 2,2 Sekunden an, doch kurz vor dem entscheidenden Boxenstopp konnte er diese Lücke wieder schließen.


    "Michael war da logischerweise ein bisschen schwerer unterwegs, und Fernando wäre ihm gegen Rennmitte beinahe ein bisschen davongefahren", so Brawn, der zugab, dass er sich zu dem Zeitpunkt noch keineswegs sicher war, dass sein Schützling gewinnen würde. "In dieser Phase, als Michael trotzdem dranbleiben konnte, haben wir das Rennen gewonnen. Die drei Runden vor seinem Boxenstopp waren natürlich auch hervorragend."


    Die Siegerehrung bezeichnete er anschließend als "eine der schönsten", denn: "Es war ein Rennen, in dem jeder seinen Beitrag leisten musste: die Fahrer, das Team, die Strategen und die Reifenfirma. In all diesen Dingen waren wir am besten, daher ist das ein fantastisches Resultat", freute sich der Brite. Und Teamchef Jean Todt fügte via 'RTL' an: "Wenn man gewinnt, dann muss alles stimmen, sonst klappt es nicht. Ich war von der ersten bis zur 60. Runde nervös."

    Brawn freut sich auch über Massas Podium


    Wichtig war Brawn aber auch, im Trubel um Schumacher nicht auf das zweite Auto zu vergessen, denn Felipe Massa fuhr erstmals in seiner Karriere auf das Podium eines Formel-1-Rennens: "Man darf auf Felipe nicht vergessen. Er fuhr heute fantastisch", lobte der 51-Jährige, der sich vom Brasilianer in Zukunft sogar noch ein bisschen mehr erwartet: "Es war ein fast perfektes Resultat, aber er muss irgendwann einmal auch Fernando ein paar Punkte wegnehmen."


    Zunächst geht es weiter nach Barcelona - quasi in die Höhle des spanischen Löwen. Ferrari blüht dort kein einfaches Wochenende: "Barcelona könnte angesichts unserer dortigen Testergebnisse ein besonders schwieriges Rennen werden. Renault war dort immer sehr stark, aber vielleicht verschiebt sich das ja auch ein bisschen", sagte Brawn. "Wir können die Weltmeisterschaft gewinnen - und das verleiht dem Team einen gewaltigen Motivationsschub."