Theissen: "Nick konnte es selbst nicht erklären"

  • 11. Mai 2006 - 21:43 Uhr

    BMW Motorsport Direktor Mario Theissen über die Formschwäche von Nick Heidfeld, den Motorwechsel bei Jacques Villeneuve und vieles mehr


    (F1Total.com) - Frage: "Mario, welche Probleme konntet ihr am Nürburgring feststellen und eventuell vor diesem Rennen schon aussortieren?"
    Mario Theissen: "Was die Performance des Autos angeht, kann man natürlich wirklich nichts tun. Das gesamte Material kam auf direktem Wege vom Nürburgring hierher. Natürlich haben wir in Hinwil eine Rennanalyse gemacht, die Autos angeschaut und vermessen und daraus gewisse Schlüsse gezogen, was das Setup angeht - und natürlich auch hinsichtlich der Reifenwahl. Das haben wir jetzt umgesetzt. Morgen schauen wir, was daraus wird."


    Frage: "Es gibt Probleme mit dem Motor von Jacques Villeneuve. Was war da los?"
    Theissen: "Beim Packen - genauer gesagt bei der Transportvorbereitung - passierte uns mit Jacques' Motor ein Fehler. Er wurde dabei wahrscheinlich beschädigt. Das aktuelle Reglement lässt es nicht zu, so einen Motor zu öffnen, um zu klären, ob wirklich ein Schaden vorliegt. Wir mussten in der Situation entscheiden, den Motor zu Hause zu lassen und Jacques einen neuen zu geben. Das heißt natürlich dann auch, dass er zehn Startplätze zurück muss."

    Theissen hofft auf Normalform von Heidfeld


    Frage: "Was nehmt ihr euch für dieses Wochenende vor?"
    Theissen: "Zunächst geht es darum, dass Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) wieder zu seiner Normalform aufläuft. Da bin ich optimistisch. Er hat am Nürburgring und in Imola einfach nicht sein volles Potenzial umgesetzt, aber ich glaube, dass ihm das hier wieder gelingen wird. Bei Jacques müssen wir sehen, was von einem hinteren Startplatz möglich ist. Wir haben darin ja Erfahrung - und wir haben auch bei anderen gesehen, dass da durchaus etwas geht. Diesmal sind wir an der Reihe."


    Frage: "Wie kommen Probleme wie die von Nick Heidfeld, der in den vergangenen Rennen eine schlechte Balance hatte, zustande?"
    Theissen: "Mir konnte es Nick selbst nicht erklären. Wir haben dafür keine sachliche und objektive Ursache gefunden, aber der Mensch ist eben keine Maschine. Wir legen großen Wert darauf, dass für ihn hier alles optimal vorbereitet ist. Er wird sich selbst auch konzentrieren - und dann gehört das hoffentlich der Vergangenheit an."


    Frage: "Kann es sein, dass er in seiner Rolle als Teamleader zu sehr verkrampft?"
    Theissen: "Das kann ich nicht feststellen. Auf mich macht Nick nach wie vor einen konzentrierten, aber auch selbstsicheren Eindruck. Ich sehe ihn nicht verkrampfen."


    Frage: "Glaubst du, dass sich das Problem von selbst lösen wird?"
    Theissen: "Wir werden sehen. Ich gehe davon aus, dass das eine vorübergehende Formschwäche war. Vielleicht sind auch irgendwelche technischen Ursachen da, die wir nur nicht erkennen können. Mit neuem Material, das er hier zur Verfügung hat, werden wir sehen, wo er steht."

    V8-Motor war anfangs für BMW ein Thema


    Frage: "Mit dem Rennen in Barcelona neigt sich das erste Saisondrittel dem Ende zu. Wie sieht deine Zwischenbilanz aus und wo siehst du noch die größten Probleme?"
    Theissen: "Wenn man über die Zuverlässigkeit redet, dann waren bei allen großen Herstellern natürlich die V8-Motoren ein Thema. Die Rennreife war erkennbar noch nicht da, war aber auch aufgrund der kurzen Entwicklungszeit noch nicht möglich. Alle entwickelten praktisch in die Saison hinein, was sich hier und da in weißen Rauchzeichen äußerte. Das sollte allmählich unter Kontrolle sein."


    "Das zweite Thema ist für mich, dass sechs, sieben, acht Teams so eng zusammen liegen, wie es in der Formel 1 noch nie der Fall war. Das sorgt für ein spannendes Qualifying, denn keiner kann sich derzeit sicher sein, beide Autos ins dritte Qualifying zu bringen - selbst Spitzenreiter hat es da schon erwischt. Das bedeutet für Samstag volle Konzentration auf den zweiten Durchgang, um die Autos unter die ersten Zehn zu bringen. Diese Situation erwarte ich über die ganze Saison. Das zeigt auf der einen Seite, wie schwer es ist, nach vorne zu kommen, auf der anderen Seite ist es natürlich für die Zuschauer eine tolle Sache - extrem spannend."


    Frage: "Wie siehst du den Zweikampf an der Spitze im Moment?"
    Theissen: "In den letzten zwei Rennen waren da zwei in etwa gleichauf, nämlich Ferrari und Renault, Michael Schumacher und Fernando Alonso. Ich gehe davon aus, dass hier in Spanien der Blaue, also Fernando, bei seinem Heimrennen die Nase vorne haben wird."