Theissen: "Zu den vorderen Drei braucht es noch etwas"

  • 11. Juni 2006 - 21:07 Uhr

    BMW Motorsport Direktor Mario Theissen analysiert im Interview die Situation seines Teams und blickt voraus auf die beiden Nordamerikarennen


    (F1Total.com) - Frage: "Herr Theissen, das war doch eine starke Leistung, beide Autos aus eigener Kraft in die Punkte zu bekommen, nicht wahr?"
    Mario Theissen: "Ja. Das ist uns zum ersten Mal gelungen, was natürlich sehr erfreulich ist. Wir waren hier schon das ganze Wochenende hindurch das viertstärkste Team - und die Plätze sieben und acht reflektieren genau die Punkte, die dazugehören. Die fuhren wir aus eigener Kraft ein, denn vor uns fiel niemand aus. Das ist ein ordentlicher Schritt nach vorne und eine tolle Basis für die zweite Saisonhälfte und die Nordamerikarennen."


    Frage: "Nick Heidfeld ist nicht ganz zufrieden, weil er ohne die Probleme beim Boxenstopp Sechster geworden wäre. Sehen Sie das auch so oder schauen Sie darüber hinweg?"
    Theissen: "Absolut sehe ich das auch so. Nick hatte - nicht zum ersten Mal in diesem Jahr - einen Superstart. Er holte sich sofort den sechsten Platz und konnte den auch halten. Mit einem regulären Boxenstopp wäre er auch Sechster geblieben, aber leider trat dann ein Technikdefekt ein. Ein Sensor fiel aus, wodurch er den ersten Gang nicht einlegen konnte. Dadurch verlor er fünf Sekunden und die sechste Position. So etwas passiert eben in einem Rennen."

    Villeneuve gewann eine Position gegen Rosberg


    "Auf der anderen Seite hatte Jacques (Villeneuve; Anm. d. Red.) einen exzellenten zweiten Boxenstopp, womit er sich an Nico Rosberg vorbeiarbeiten konnte. Damit stehen wir insgesamt wieder da, wo wir hingehören."


    Frage: "Warum war das Auto an diesem Wochenende plötzlich so viel stärker?"
    Theissen: "Es gab einige Verbesserungen in der Aerodynamik und auch auf der Antriebsseite. Wir merkten schon beim Test in Barcelona, dass das anschlägt, denn dort war Robert (Kubica; Anm. d. Red.) sehr schnell unterwegs. Außerdem liegt uns die Strecke hier. Schnelle Strecken kommen dem Auto entgegen. Hier gibt es viele schnelle Kurven. Das hat sicher auch dazu beigetragen."


    Frage: "Honda hat jetzt 29 Punkte, ihr BMW Sauber F1 Team nach diesem starken Rennen 17. Muss man den vierten Platz bei den Konstrukteuren als neues Ziel definieren?"
    Theissen: "Das Ziel ist natürlich immer das Team vor, nicht hinter uns, das ist klar. Hier waren wir stärker als Honda. Wir waren das viertstärkste Team. Man muss aber erst die nächsten Rennen abwarten, ob das dort auch so sein wird."


    Frage: "Können Sie in diesem Jahr noch zu den drei Topteams aufschließen oder zumindest näher herankommen?"
    Theissen: "Herankommen vielleicht, aber aufschließen sicher nicht. Da muss man realistisch bleiben. Wir sind im ersten Jahr einer zweijährigen Aufbauphase, konnten uns als Team schon von Platz acht auf Platz fünf vorarbeiten - und diese Position heute auch noch festigen. Wir waren hier das viertstärkste Team, aber zu den vorderen Drei braucht es schon noch etwas: eine Menge Arbeit. Die werden wir reinstecken!"


    Frage: "Wie geht es jetzt weiter? Steht vor den Nordamerikarennen noch ein Test an?"
    Theissen: "Ja. Wir testen nächste Woche, aber parallel bereiten wir natürlich schon das Rennequipment für den Transport nach Nordamerika vor. Wir haben dort zwei Folgerennen - Montréal und Indianapolis - im Abstand von nur einer Woche. Da wird die ganze Mannschaft drüben bleiben."

    Schnelle Kurse liegen dem BMW Sauber F1.06


    Frage: "Wie liegen diese beiden Strecken Ihrem Auto?"
    Theissen: "Ich hoffe gut! Wir konnten im ersten Saisondrittel sehen, dass unser Auto auf schnellen Strecken gut ist. Das wurde hier in Silverstone besonders deutlich. Montréal gehört ebenfalls zu den schnellen Strecken. Indy ist eine Kombination aus einem langsamen Infield und einem sehr schnellen Oval. Ich hoffe schon, dass wir dort genauso gut aussehen werden."


    Frage: "Sind Sie eigentlich überrascht davon, wie souverän Renault heute wieder gewonnen hat?"
    Theissen: "Es war schon eine klare Aussage, dass Renault derzeit das stärkste Team ist und das schnellste Auto hat. Fernando Alonso macht in diesen Situationen auch keine Fehler. Er ist damit natürlich auch in diesem Jahr der Topfavorit auf den Titel."


    Frage: "Ist da für die Konkurrenz überhaupt noch etwas zu machen?"
    Theissen: "Klar, es ist immer was zu machen. Es liegt noch mehr als die Hälfte der Saison vor uns. Da kann alles Mögliche passieren. Darauf muss die Konkurrenz lauern. Aus eigener Kraft an Alonso vorbeizufahren, wird aber schwierig."