Montoyas neue Herausforderung

  • 13. Juli 2006 - 15:26 Uhr

    Juan-Pablo Montoya selbst erwartet keinen einfachen Wechsel in ein NASCAR-Auto, Paul Tracy und Bryan Herta aber warnen vor einem Schock


    (F1Total.com) - Juan-Pablo Montoyas Ausstieg aus der Formel 1 kam vergleichsweise wenig überraschend. Dass er aber künftig als NASCAR-Pilot aktiv sein wird, konnte in dieser Form dann doch nicht erwartet werden. Doch der Umstieg vom Formel-1-Boliden in ein Nextel-Cup- oder Busch-Series-Auto ist alles andere als einfach, Montoya ist immerhin nicht der erste Formel-Fahrer, der dies versucht.


    Sogar ein Ex-Formel-1-Fahrer kann ein Lied davon singen, dass eine gute Reputation im Formel-Sport in der NASCAR nicht hilft. Christian Fittipaldi, von 1992 bis 1994 in der Formel 1, versuchte sich nach seiner Zeit in der CART-Serie in der NASCAR und ging dabei gründlich im großen Feld unter. In seiner ersten Saison sprang nicht einmal ein Top-Ten-Ergebnis heraus.


    Paul Tracy hatte einen Wechsel zur NASCAR bereits geplant, fuhr Testfahrten und lernte dabei, dass es mit Formel-Sport nicht vergleichbar ist. "Der Wechsel wird schwer, denn durch alle Formel-Klassen hinweg hast du gelernt, schneller auf eine Kurve zuzukommen, härter zu bremsen, schneller einzulenken und früher wieder auf das Gas zu steigen", so der Kanadier in der 'Autosport'. "Dann sitzt man im NASCAR und muss bezüglich der Kurvengeschwindigkeiten und der Bremsleistung wieder auf Formel-Ford-Niveau zurück."


    Purer Speed und Reaktionsschnelligkeit - wofür Montoya bekannt ist - würden sich in der NASCAR ohnehin nicht auszahlen. "Er hat gute Reaktionen, schnelle Hände. Er fährt nach Instinkt, aber ein NASCAR belohnt das nicht. Es belohnt Finesse, und er ist ja nicht gerade als raffinierter Fahrer bekannt, oder?", so Tracy weiter.


    Hinzu würden Eigenarten kommen, die auch dem Kanadier das Leben schwer gemacht haben, zum Beispiel das chronische Untersteuern. "Sie nennen es 'tightness' (so viel wie Enge oder Straffheit; Anm. d. Red.) - das hört man immer wieder: 'Mein Auto ist zu 'tight', es lenkt nicht ein.'" Das würde zu völlig anderen Arbeitsweisen führen. So tanke man im Qualifying sogar auf und lade Ballast zu, um die Gewichtsverteilung so zu ändern, damit das Untersteuern abnimmt.


    Mit dem Team von Chip Ganassi, das momentan in der NASCAR aber auch keine Bäume ausreißt, hat Montoya jedoch eine schlagkräftige Truppe im Rücken, die ihn unterstützen wird. Der Anziehungskraft NASCAR können sich unterdessen immer weniger Fahrer entziehen. TJ Patrick, Vater von IndyCar-Racerin Danica Patrick, sah sich bereits in der Serie um.


    Auch Bryan Herta, derzeit wieder mal mit einem IndyCar-Cockpit gesegnet, testete unlängst ein NASCAR-Auto. Einen sofortigen Wechsel wolle er nicht anstreben, aber für die Zukunft vorbauen. Montoyas Entscheidung aber findet auch er mutig. "Er setzt seine Reputation ein", erklärte er dem 'Enquirer'. "Es gibt keine Erfolgsgarantien. Die Autos sind anders, die Strecken auch. Einige können sich schneller daran anpassen als andere."