Bundespräsident ehrte Nationalmannschaft

  • WM-Finale auf Schloss Bellevue


    Von Frank Menke


    Es war ein bisschen wie zu seligen WM-Zeiten. Als der deutsche Mannschaftsbus am Berliner Schloss Bellevue vorfuhr, brandete Beifall der rund 300 wartenden Fans auf. Sichtlich stolz winkten die deutschen WM-Helden zurück, bevor ihnen der Bundespräsident das Silberne Lorbeerblatt verlieh.


    Vor der Feierstunde im Amtssitz von Horst Köhler am Montag (14.08.06) legte sich erst einmal das Blechbläser-Quintett des Luftwaffenmusikcorps ins Zeug. Und zwar so sehr, dass Gerald Asamoah sich augenzwinkernd erkundigte, ob er die zünftigen Stücke auf seinen i-Pod laden könne. Dann hatte der Bundespräsident das Wort. Er ließ noch einmal die deutschen WM-Höhepunkte Revue passieren und zollte der Mannschaft seinen Respekt dafür, dass sie "ein gutes Bild von Deutschland in alle Welt getragen habe". Mit großen Ohren dürften die Vertreter des DFB-Präsidiums Köhlers Hinweis vernommen haben, dass "Jürgen Klinsmann gegen viele Widerstände in zwei Jahren etwas geschafft hat, das niemand für möglich gehalten hat."


    Auch menschlich bewährt


    Ein wenig verlegen ob der Lobeshymne und wie Konfirmanden im dunklen Anzug lauschten Schweinsteiger & Co. den Worten des ersten Mannes im Staate. "Im ganzen Land war sichtbar", so Köhler weiter, "was Teamgeist bedeuten und bewirken kann." Die Mannschaft habe sich "auch menschlich bewährt."


    Schweinsteiger: "Ich bin sehr stolz"


    Dann schritt der Bundespräsident gemeinsam mit Bundessportminister Wolfgang Schäuble zur Tat und verlieh jedem WM-Spieler das Silberne Lorbeerblatt. Es ist die höchste Auszeichnung für einen deutschen Sportler und wird seit 1950 verliehen. "Ich bin sehr stolz. Das bedeutet mir sehr viel. Ich hoffe, dass wir mit dieser jungen Mannschaft in Zukunft noch mehrere Ehrungen erhalten", freute sich Bastian Schweinsteiger. "Eine unglaublich große Ehre. Das hat diese erfolgreiche WM noch einmal abgerundet", entfuhr es Christoph Metzelder.


    Auf die Frage, ob nicht auch die deutschen Fans eine Auszeichnung verdient hätten, sagte Schäuble: "Natürlich. Aber die müsste repräsentativ an den ersten Mann im Staate verliehen werden. Und Horst Köhler kann sich ja schlecht selbst auszeichnen."


    Huth sitzt in London fest


    Insgesamt kamen nur 19 der 23 deutschen WM-Helden zur Feierstunde ins Schloss Bellevue. Robert Huth wurde nach den vereitelten Terroranschlägen in London von den verschärften Sicherheitsmaßnahmen gestoppt. Ihm konnte niemand die rechtzeitige Ankunft in Berlin garantieren. Abgesagt hatten auch die Verletzten Sebastian Kehl und Michael Ballack. Jürgen Klinsmann hatte schon früh angekündigt, das Feld seinem Nachfolger Löw zu überlassen. Oliver Kahn, der seine Karriere als Nationaltorhüter beendet hat, fehlte mit dem Hinweis, dass "in Zukunft bei Nationalmannschafts-Ereignissen die jüngeren Spieler im Blickpunkt stehen sollen". Der Bundespräsident vergaß ihn dennoch nicht: "Kahn hat seine Rolle vorbildlich getragen. Seine Geste gegenüber Jens Lehmann wird uns in Erinnerung bleiben."


    Zwanziger hält Ball flach


    Neben der Mannschaft nahmen auch die DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger sowie Klinsmann-Nachfolger Joachim Löw und Team-Manager Oliver Bierhoff an der Feierstunde teil. Nach dem offiziellen Teil bemühte sich Zwanziger, den Schwelbrand zwischen den Verantwortlichen der Nationalmannschaft und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer herunterzuspielen. Sammer hatte schon während der WM und im Alleingang Erich Rutemöller zum U21-Trainer und Horst Hrubesch zum U18-Coach beordert. Zwanziger: "Dieser Vorgang wird überbewertet, das ist nichts Besonderes." Dass Joachim Löw und Oliver Bierhoff das genauso sehen, darf bezweifelt werden.


    Quelle: ARD