Neunter Spieltag in der DEL

  • Ausgerechnet in der größten Krise seit seinem Amtsantritt geht Meistertrainer Pierre Pagé bei den Eisbären Berlin auf Schmusekurs. Statt nach dem 1:3 gegen den ERC Ingolstadt, der sechsten Niederlage in Folge in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), wie in den vergangenen Wochen loszupoltern und Verstärkungen aus dem Ausland zu fordern, stellte sich der 58-Jährige demonstrativ hinter sein Team und gab erstmals eigene Fehler zu.


    „Das Wichtigste ist jetzt, dass ich die Spieler mental aufbaue. Ich werde mit jedem Einzelnen sprechen und ihn stärken“, sagte der Kanadier nach der längsten Negativserie seit Oktober 2000. Mit der neu auferlegten Zurückhaltung will Pagé zusätzlichen Druck auf seine stark verunsicherten Spieler vermeiden, die gegen Ingolstadt vor den Augen von Bundestrainer Uwe Krupp bereits nach desolaten 17 Minuten mit 0:3 zurückgelegen hatten. Stattdessen übte der Perfektionist Pagé Selbstkritik.


    So kreidete er sich selbst das missglückte Saisondebüt des erst 19 Jahre alten Torhüters Sebastian Stefaniszin an, der bei den zwei Gegentreffern von Matt Higgins (11. und 17.) gepatzt hatte. „Es war mein Fehler, ihn zu nominieren. Er hat gesagt, dass er bereit sei. Aber das war er nicht. Das hätte ich erkennen müssen“, sagte Pagé, der seit viereinhalb Jahren an der Eisbären-Bande steht.


    Doch auch wenn Pagé es nicht mehr laut fordert, sein Wunsch nach Neuverpflichtungen wird mit jeder Niederlage größer. Nicht nur auf der Torhüterposition besteht auf Grund der zweitmeisten Gegentreffer der Liga dringender Handlungsbedarf. Der momentane Kader scheint angesichts von elf Spielern unter 23 Jahren sowie prominenter Abgänge wie Micki DuPont oder Derrick Walser den gehobenen Ansprüchen nicht gewachsen zu sein. „Ich suche weltweit fieberhaft nach Spielern. Aber momentan ist niemand auf dem Markt, der uns weiterhilft“, sagte Manager Peter John Lee.


    Der Kanadier hofft, ähnlich wie im Vorjahr Ende Oktober die fünf noch freien Ausländerstellen mit NHL-Spielern besetzen zu können, die bei ihren Klubs durch den Rost gefallen sind. Doch in der Mannschaft wachsen die Zweifel, ob dies dann nicht schon zu spät ist. „Man muss sich Sorgen machen, weil die anderen Teams langsam davonziehen“, sagte Kapitän Steve Walker.


    Ingolstadts Trainer Ron Kennedy jedenfalls hatte sich den dritten Sieg hintereinander in der Hauptstadt schwieriger vorgestellt. „Wir haben auswärts schon besser gespielt als heute“, gab Kennedy zu. Doch spätestens der Blick auf die Tabelle, in der der ERC einen Sprung auf Platz drei machte, versöhnte Kennedy für die spielerisch schwache letzten zwei Drittel seines Teams.


    Unterdessen erlebten die Füchse Duisburg beim 2:11 gegen die Kölner Haie den Tiefpunkt ihrer nun schon sieben Spiele andauernden Niederlagenserie. „Ich entschuldige mich offiziell bei den Fans, dass wir uns so haben abschlachten lassen“, gab Füchse-Coach Didi Hegen ratlos von sich. Er habe sich hinter der Bande geschämt für den indiskutablen Auftritt des Tabellenschlusslichtes. Doch persönliche Konsequenzen schloss der Ex-Nationalspieler trotz der höchsten DEL-Niederlage der Füchse vorerst aus: „Ich denke nicht an Rücktritt, sondern werde weiter kämpfen.“


    In Köln hielt sich derweil der Jubel über den höchsten Auswärtssieg seit 16 Jahren angesichts der geringen Gegenwehr in Grenzen. „Das Ergebnis sollte man nicht überbewerten“, sagte Trainer Doug Mason. Seinem Kollegen Hegen wünschte er viel Glück, denn: „Wir Trainer haben in solchen Situationen immer die Arschkarte.“


    In souveräner Manier behauptete DEL-Rekordmeister Adler Mannheim durch das 6:2 gegen die Krefeld Pinguine die Tabellenführung. Mit acht Siegen aus zehn Spielen und 24 Punkten sitzen die Adler weiter unangefochten auf dem Gipfel.


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    Quelle: www.del.org