Vettel: "Habe das Pedal einfach unten gelassen"

  • 06. Oktober 2006 - 08:58 Uhr

    Mit 301 km/h war Sebastian Vettel am ersten Tag in Suzuka Schnellster in der 130R - Zufriedenheit über Platz sechs beim BMW Sauber F1 Team Piloten


    (F1Total.com/Premiere) - Sebastian Vettel fuhr heute in Suzuka zwar nicht Freitagsbestzeit, dennoch lieferte er wieder eine tadellose Leistung ab, wenn man bedenkt, dass er die schwierige Strecke vor diesem Wochenende nicht kannte und es auch noch regnete. Unterm Strich wurde der BMW Sauber F1 Team Pilot mit 0,575 Sekunden Rückstand. Anschließend traf er sich im Fahrerlager mit 'F1Total.com'.


    Frage: "Sebastian, du bist heute mal nicht Tagesschnellster, hattest aber den höchsten Topspeed in der R130. Bist du zufrieden mit dem Tag?"
    Sebastian Vettel: "Das mit der Kurve wusste ich nicht! Ich habe da einfach das Pedal unten gelassen. Zunächst mal ist es eine fantastische Strecke. Es ist immer ein bisschen komisch, wenn man das erste Mal auf einer Strecke fährt, wenn sie nass ist, aber im Endeffekt hat es geholfen, weil man wirklich einschätzen konnte, was in der Kurve los ist. Mit den Slicks war es später fantastisch, es hat Riesenspaß gemacht!"

    Alonso stand Vettel am Ende im Weg


    "Körperlich ist die Strecke unheimlich anstrengend - da muss man aufpassen, dass man das aushält. Sonst ist die Strecke aber absolut fantastisch, sie macht Riesenspaß. Zum Schluss war es trocken, so dass wir Informationen sammeln konnten - das, was halt ging. Am Anfang konnte man auf halbnasser Strecke nur ein bisschen Runden sammeln. Auf meiner schnellsten Runde hatte ich Verkehr, da war mir der Herr Weltmeister im Weg, aber er hat mich schon brav vorbeigelassen. Es ist auch sehr angenehm, denn es ist ein Miteinander. In den Nachwuchsserien ist es oft so, dass die Fahrer versuchen, sich gegenseitig die Runden kaputtzumachen, aber hier respektiert man sich. Er war dann nichtsdestotrotz vor mir, aber ich kann heute ganz glücklich sein."


    Frage: "Und sonst?"
    Vettel: "Letzen Endes können wir zufrieden sein. Neben Macao, was aber ein Straßenkurs ist, ist Suzuka die beste Rennstrecke. Im Formel-1-Auto macht es verdammt viel Spaß. Die S-Kurven bergauf sind fantastisch. Man fliegt da im Prinzip nur so durch, die Bremse wird nicht wirklich benutzt. Man spielt einfach mit dem Gas und balanciert das Auto. Das macht Riesenspaß. Und dann hört es nicht auf, es geht im Prinzip immer weiter. Man freut sich immer auf die nächste Kurve. Vielleicht ist das jetzt auch nur, weil ich im Formel-1-Auto fahre, aber es ist eine gigantische Strecke."


    "Ansonsten können wir soweit zufrieden sein. Die erste halbe oder Dreiviertelstunde des Trainings war noch feucht. Es hat zwar schon stellenweise aufgerissen, aber es war immer ein Wechsel, weil man teilweise mit den Intermediates besser unterwegs war als mit Slicks. In der letzten Viertelstunde war es dann im Prinzip komplett trocken und es war wichtig, dass wir da noch einmal etwas für das Wochenende mitnehmen konnten. Es hat mich dann auch gewundert, weil als ich rausfuhr, war es komplett bedeckt, und später hat es dann richtig aufgerissen. Ich hatte noch das Regenvisier auf und das hat ein bisschen geblendet. Ich glaube, das Wetter hält sich jetzt so, es bleibt schön. Daher war es wichtig, dass wir noch etwas im Trockenen gefahren sind."

    Vettel fuhr heute zum ersten Mal im Regen


    Frage: "Du musstest die schwierige Strecke hier heute Morgen im Regen kennen lernen. Wie schwierig war das?"
    Vettel: "Das war verdammt schwierig, denn ich bin ja in der Formel 1 noch nie im Regen gefahren. Es ist schon nicht so leicht. Gestern bin ich die Strecke zu Fuß abgelaufen, aber da hat sie mir direkt gefallen, denn sie sieht wie eine richtige Rennstrecke aus und nicht wie ein Flughafen. Natürlich sind andere Strecken auch trickreich - man merkt, dass Kurven dabei sind, wo man die kleinen und entscheidenden Fehler machen kann -, aber hier bekommt man einfach das ganze Umfeld und das ganze Flair mit. Rechts und links neben der Strecke ist es einfach grün, man sieht die Leute nah an der Strecke - das macht schon viel mehr Spaß."


    Frage: "Was ist für deine Teamkollegen bei diesen Bedingungen drin?"
    Vettel: "Das muss man abwarten. Das Ergebnis ist jetzt schwer einzuschätzen. Wir wissen, was wir gemacht haben, aber generell sollte der Trend von Monza und Shanghai weitergehen. Das angestrebte Ziel wird wieder das letzte Qualifying sein, im Rennen wollen wir dann mit beiden Autos in den Punkten sein. Ich glaube, das sollte machbar sein. Aber die Strecke ist sehr anspruchsvoll für die Fahrer, Autos und Motor. Es ist jetzt schwer einzuschätzen."


    Frage: "Ist die Formel 1 hier in Asien für dich ein einziges Abenteuer oder wird das alles schon zu harter Arbeit?"
    Vettel: "Harte Arbeit ist es nicht, denn es macht mir Spaß und es ist ein Abenteuer. Ob wir jetzt in Asien, in Europa oder in Amerika fahren, ist aber egal. Das ganze Flair bekommt man eher neben der Strecke mit. Im Auto selbst ist man schon konzentriert bei der Arbeit."

    Nur ein Kurzbesuch zu Hause in Heppenheim


    Frage: "Wegen der Doppelbelastung Formel 1/Formel 3 sitzt du in den nächsten Wochen viel im Flieger. Kommst du überhaupt noch nach Hause?"
    Vettel: "Ein, zwei Tage zwischendrin, um die Wäsche zu waschen und den Koffer neu zu packen und die ganzen Mitbringsel zu entladen. Fürs Einkaufen ist schon Zeit. Ich hatte Montag, Dienstag und Mittwoch frei und war in Tokio. Da kann man schon ein bisschen was sehen. Man bekommt schon etwas davon mit, wo man gerade ist."


    Frage: "Wann geht es für dich wieder in den Flieger?"
    Vettel: "Ich bleibe noch hier, fliege am Sonntag zurück. Dann geht es weiter nach Le Mans, dann Brasilien und dann das Saisonfinale der Formel 3 in Hockenheim."


    Frage: "Wie viele Autogramme hast du schon an die japanischen Fans geschrieben?"
    Vettel: "Weiß ich nicht, aber ich habe auch viele Hände danach geschüttelt. Jeder möchte hier einem die Hand geben. Aber ich muss sagen, mir gefällt es hier sehr gut. Ich vermisse natürlich mein Zuhause, aber die Leute hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ich fühle mich wohl."