Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan

  • Deutsche Soldaten als Leichenschänder?


    Bundeswehrsoldaten haben nach einem Pressebericht in Afghanistan offensichtlich einen Toten geschändet. Die "Bild"-Zeitung berichtet, über Fotos, die den schockierenden Vorfall dokumentieren. Die Aufnahmen seien nach Aussage eines Bundeswehrangehörigen bereits im Frühjahr 2003 entstanden.


    Eines der fünf Fotos, die das Blatt veröffentlicht, zeige einen deutschen Soldaten, der mit der rechten Hand stolz einen Totenschädel hochhalte. Auf einem weiteren Foto werde ein Totenschädel auf dem Tarnscheinwerfer eines Kleinpanzers vom Typ "Wiesel" präsentiert. Ein anderes Foto zeige einen Mercedes-Jeep vom Typ "Wolf". Ein Bundeswehrsoldat spieße den Schädel an einer Spezialvorrichtung zur Durchtrennung von Stahlseilen ("cablecutter") auf. Drei Kameraden schauten dem makabren Treiben zu. Auf einem vierten Foto posierten zwei Soldaten auf der Motorhaube des Jeeps - zwischen ihren Beinen den Kabeldurchtrenner mit dem aufgepflanzten Totenschädel. Das fünfte Foto zeige einen Bundeswehrsoldaten mit entblößtem Penis in der linken Hand, der gleichzeitig den Schädel mit der rechten Hand an sein Glied heranführe.


    Angeblich auch Stabsunteroffiziere beteiligt


    Die Aufnahmen sollen nach Aussage eines Bundeswehr-Angehörigen bei einer morgendlichen Patrouillenfahrt unter dem Kommando eines Feldwebels entstanden sein, schreibt das Blatt. An dem Vorfall sollen auch zwei Stabsunteroffiziere und zwei weitere Soldaten beteiligt gewesen sein. Unklar sei die Herkunft der Gebeine. Sie könnten laut "Bild" aus einem mutmaßlichen Massengrab in der Nähe von Kabul stammen. Unbekannt sei auch, ob es sich bei dem Totenschädel um die sterblichen Überreste eines Afghanen oder möglicherweise eines russischen Soldaten gehandelt habe, der während der sowjetischen Besatzungszeit von 1980 bis 1989 gefallen sei.


    Entsetzen bei Politikern


    Verteidigungsminister Franz Josef Jung sagte, es sei klar und unmissverständlich, dass ein derartiges Verhalten von deutschen Soldaten keinesfalls geduldet werden könne. Dieses Verhalten stehe "im diametralen Gegensatz zu dem, was wir unseren Soldaten an Werten und Verhaltensweisen in Ausbildung und Erziehung mitgeben". Die Bilder erregten "Abscheu und absolutes Unverständnis". Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, würden die "erforderlichen dienstrechtlichen, disziplinarrechtlichen und gegebenenfalls auch strafrechtlichen Konsequenzen mit allem Nachdruck gezogen".


    "Solche Soldaten können wir nicht gebrauchen"


    Der Chef des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, forderte strafrechtliche Konsequenzen. Im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF sagte er: "Solche Soldaten können wir in unsreer Armee nicht gebrauchen".


    Der SPD-Obmann im Verteidigungsausschuss, Rainer Arnold, sagte in derselben Sendung, er rechne mit disziplinarrechtlichen Schritten. Der Vorfall sei inakzeptabel. Er gehe aber davon aus, dass es sich um Versäumnisse einzelner Soldaten handele. Wörtlich sagte er: "Schlechter Geschmack ist nicht strafbar, aber das verletzt das Ansehen der Bundeswehr in hohem Maße".


    Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, reagierte fassungslos: "Ich will und kann nicht glauben, was ich sehe. Es kann darauf nur eine Reaktion geben: Sofortige und schonungslose Aufklärung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln!"


    Stand: 25.10.2006 07:40 Uhr
    Quelle: [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6032964_NAV_REF1,00.html]http://www.tagesschau.de[/URL]