Microsoft bläst zum Angriff auf den iPod

  • "Zune" soll Apple Konkurrenz machen


    Für Microsoft beginnt heute eine neue Ära: In den USA bringt der Software-Gigant seinen digitalen Player "Zune" in die Läden, startet gleichzeitig einen eigenen Download-Dienst - "Zune Marketplace". Die Besonderheit: Was die User bei anderen Diensten gekauft haben, können sie auf einem "Zune" nicht abspielen. Das Ganze ist als Generalangriff auf Apple gedacht, dessen iPod und iTunes bislang den Markt beherrschen.


    Von Christian Radler, [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6093560_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html]tagesschau.de[/URL]


    Mit dem "Zune" versucht Microsoft im Medienabspieler-Bereich das zu wiederholen, was nach 2001 mit der X-Box im Spielkonsolenmarkt gelang: das Eindringen in einen eigentlich gut aufgeteilten Markt. Nur dass der erklärte Hauptgegner diesmal nicht Sony (Playstation) heißt sondern Apple (iPod).


    Dabei ähnelt der "Zune" dem iPod Video verblüffend. Zentrales Bedienelement ist auch hier ein runder Knopf, der bündig in das Gehäuse eingelassen ist. Indes kupfert Microsoft nicht nur beim Design ab: Auch das Geschäftsmodell - Hardware und Software zwingend vom selben Hersteller - ähnelt verblüffend dem von Apple. Wie der iPod spielt Microsofts Player neben Musik Fotos und Videos ab. Nicht abspielbar sind nach den bisher vorliegenden Informationen Hörbücher und Podcasts. Anders als beim iPod ist in den "Zune" ein UKW-Radio eingebaut.


    Zitat

    Was ist neu am "Zune"?:
    "Zunes" erlauben ihren Besitzern den Austausch von Songs und Fotos (keine Videos) über eine drahtlose Datenverbindung (Reichweite: zehn Meter). Diese von Microsoft "social" genannte Tauschoption ist die eigentliche Neuerung.
    Allerdings dürfen Songs, die man auf diese Weise erhalten hat, nur drei Mal in einem Zeitraum von maximal drei Tagen abgespielt werden. Danach verschwindet die Datei; übrig bleibt nur der Hinweis, dass der Song im "Zune Marketplace" gekauft werden kann.


    "PlaysForSure" - wie lange noch?


    Im gleichen Atemzug mit seinem "Zune"-Angriff auf Apple bremst Microsoft das Engagement für andere Verschlüsselungsstandards, wie das von Microsoft selbst durchgedrückte "PlaysForSure" (findet sich unter anderem im "Media Player").


    Das dürfte vor allem die bisherigen Hardware-Partner Microsofts verstimmen, die sich der "PlaysForSure"-Allianz angeschlossen hatten. Denn die Besitzer der iPod-Konkurrenten aus dem Hause iRiver, Samsung oder Creative (siehe Bild rechts) könnten bald Probleme bekommen, legal Musik für ihre Player im Netz zu kaufen. "PlaysForSure" war aber auch Garant für Firmen wie Napster, einen bescheidenen aber stabilen Anteil am großen Geschäft mit Download-Inhalten im Netz zu halten.


    Was wohl aus "PlaysForSure" wird, wenn Microsoft einen konkurrierenden Standard im "Zune Marketplace" anbietet? Konzernchef Steve Ballmer verspricht momentan noch, dass die bisherigen Standards erst einmal von Microsoft unterstützt werden. Wie lange, ist aber nicht gesagt.


    Musicload muss sich warm anziehen


    In Deutschland sind es Firmen wie Musicload (eine Tochter der Telekom), die sich zumindest auf neue Konkurrenz einstellen müssen, sobald Microsoft den "Zune" hier in die Läden bringt. Noch ist es aber nicht soweit: Microsoft testet im Weihnachtsgeschäft zunächst den nordamerikanischen Markt.


    Farben "wie in der Sowjetunion"


    In der US-Presse fiel der Vergleich zwischen dem Original und dem "iPod-Killer" aus Redmond zu Lasten des Neulings aus: Schwerer sei dieser, dicker und vor allem habe der Akku eine kürzere Laufzeit. Dem "Newsweek"-Technikexperten Steven Levy fiel außerdem die Gehäusefarbe negativ auf. Das Dunkelbraun erinnere ihn an die Sowjetunion, schrieb Levy. Gut, die Gehäusefarben Weiß und Schwarz sind auch im Angebot.


    "Zune" verschweigt seine Herkunft


    Bis zum Geschäftsjahr 2008 darf der "Zune" erst einmal Verluste einfahren, danach soll das Produkt kostendeckend sein, am besten natürlich Gewinn abwerfen. Auch bei der ersten X-Box hatte Microsoft viel Zeit und mutmaßlich Unsummen zugeschossen, bevor sich das Geschäft im Konsolenbereich einigermaßen rentierte.


    Ab dem ersten Gerät will Microsoft allerdings den weltgrößten Musikverlag, Universal, an den Erlösen aus dem Verkauf der "Zunes" beteiligen. Wie hoch dieser Anteil ausfällt, teilte Microsoft nicht mit. Einen markanten Unterschied gibt es noch zur X-Box: Der Konzernname "Microsoft" soll auf dem "Zune" nicht auftauchen.