Haftstrafen im Osnabrücker Prozess um Internet-Betrug

  • Im bislang größten deutschen Prozess wegen Internetkriminalität hat das Landgericht Osnabrück am Mittwoch mehrjährige Haftstrafen verhängt. Ein Angeklagter wurde wegen bandenmäßigen Betrugs und Computerbetrugs zu vier Jahren Gefängnis, ein weiterer zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die zwei Männer im Alter von 31 und 35 Jahren von Juli 2002 bis September 2003 illegale Einwahlprogramme zu teuren 0190-Nummern verwendet und damit insgesamt zwölf Millionen Euro ergaunert haben. Möglicherweise werden Staatsanwaltschaft und Verteidigung das Urteil vom Bundesgerichtshof überprüfen lassen. Ursprünglich waren vier Männer angeklagt. Zwei von ihnen wurden schon im Juni dieses Jahres zu Bewährungsstrafen verurteilt.


    Verteidigung forderte Freispruch


    Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Der Anklagebehörde sei weder der Nachweis des Betrugs noch des Computerbetrugs gelungen, sagte Rechtsanwalt Ferdinand Dahlmanns. Auch sei die von der Staatsanwaltschaft vorgetragene Schadenssumme nicht einleuchtend. Bisher hätten sich bei den Ermittlern lediglich knapp 300 Menschen gemeldet, die einen Schaden von rund 50.000 Euro geltend gemacht hätten. Die Staatanwaltschaft hatte für die Angeklagten sechs beziehungsweise viereinhalb Jahre Haft gefordert und gleichzeitig einen "erweiterten Verfall" in Höhe von sieben Millionen Euro und 750.000 Millionen Euro beantragt.


    Dialer auf Rechner der Internetnutzer installiert


    Die beiden Angeklagten sollen ein Interneteinwählprogramm entwickelt haben, einen so genannten Dialer. Dieser installierte sich auf dem Rechner der Internetnutzer, nachdem sie überwiegend Erotikseiten angeklickt hatten. Das Programm aktivierte für die Dauer der Internetnutzung eine teure 0190er-Nummer. Die Nutzer bemerkten davon jedoch nichts, da sich das Programm automatisch löschte, ohne Spuren zu hinterlassen. Durch den Dialer entstanden extrem hohe Telefonkosten. Nach Angaben des Vorsitzenden Richters Dieter Temming sind mindestens 100.000 Surfer betrogen worden.


    Stand: 20.12.2006 14:50
    Quelle: [URL=http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID3428496,00.html]ndr[/URL]