Widerspruch für Merkels Atomplädoyer

  • "Kernenergie ersetzt kein Benzin"


    Angesichts des Stopps russischer Öllieferungen nach Mitteleuropa hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einseitigen Liefer-Abhängigkeiten gewarnt und Debatte um den Atomausstieg neu angefacht. Im ARD-Morgenmagazin sagte Merkel, Deutschland brauche einen umfangreichen und ausgewogenen Energiemix. Es sei klug, sich nicht einseitig von Lieferanten abhängig zu machen. Deshalb müsse man sich natürlich auch überlegen, was für Folgen es habe, wenn Atomkraftwerke abgeschaltet würden.


    Auch CSU-Chef Edmund Stoiber stellte den beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie erneut in Frage. Trotz des Widerstandes der SPD müsse die große Koalition darüber diskutieren, ob es zu vertreten sei, aus der Atomenergie in den nächsten Jahren auszusteigen. Die Energie-Streitigkeiten zwischen Russland und seinen westlichen Nachbarländern zeigten auch, dass Deutschland "in keine zu große einseitige Abhängigkeit" von russischen Energielieferungen geraten dürfe.


    Ramsauer: Atomenergie als Brückenbauerin


    CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer warf der früheren rot-grünen Bundesregierung vor, die Abhängigkeit von Energieeinfuhren vergrößert zu haben. Atomenergie sei "als Brückenbauer nötig, bis wir mit anderen Energiearten so weit sind", sagte er. CDU-Vizechefin Katherina Reiche plädierte für einen breiten Energiemix mit einem höheren Anteil erneuerbarer Energien. So sollte bis 2020 der Anteil regenerativer Energien an der Stromerzeugung auf mindestens 20 bis 25 Prozent und an der Wärmebereitstellung auf 10 bis 15 Prozent erhöht und in der Zwischenzeit der Atomausstieg überprüft werden.


    Widerspruch vom Koalitionspartner


    Widerspruch kam aus den Reihen des Koalitionspartners SPD: Der Anteil der Stromerzeugung durch Öl liege in der Bundesrepublik unter 1,7 Prozent, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller. Bei Öllieferungen sehe er deshalb keinen Bezug zum Strom.


    Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Kelber kritisierte, der Union gehe es nur um Ideologie: "Wer die Lieferengpässe bei Öl heranzieht, um die Kernenergie zu propagieren, ist nicht in der Lage, das Thema Energieversorgung intellektuell zu erfassen", sagte er der "Berliner Zeitung". Benzin könne man nicht durch Atomenergie ersetzen.


    Ähnlich äußerte sich der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Jürgen Trittin: "Mit Uran kann man keine Häuser und Fabriken beheizen und keine Autos betanken", sagte der ehemalige Umweltminister.


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    Stand: 09.01.2007 14:41 Uhr
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