Türkisch für Angekommene - ARD zeigt zweite Staffel von "Türkisch für Anfänger"

  • Berlin - Die Patchwork-Familie Schneider-Öztürks wird von der ARD ab Dienstag (18.50 Uhr) in die zweite Staffel von "Türkisch für Anfänger" geschickt.


    Im Grunde dreht sich alles um die Liebe: Lena (Josefine Preuß) verspricht Axel (Axel Schreiber) ewige Treue, aber eigentlich fliegt sie auf Cem (Elyas M'Barek), der Treue und Liebe uncool findet. Dann funkt noch Doris (Anna Stieblich) dazwischen und missdeutet die Indizien in Metins (Adnan Maral) Jackentasche. So sieht das Leben der Patchwork-Familie Schneider-Öztürks aus, die die ARD ab Dienstag (18.50 Uhr) in die zweite Staffel von "Türkisch für Anfänger" schickt. Themen wie Integration oder Ghettoisierung werden höchstens am Rande oder in Humor verkleidet angesprochen.


    Beispielsweise in der Figur von Cems Freund Costa (Arnel Taci). Der steckt in HipHop-Streetware, Baggy-Pants, dicke Ketten trägt und dicke Lippe riskiert er, ein harter Typ, wäre da nicht dieser Sprachfehler. Darsteller Taci ist mit der ironischen Brechung der Figur einverstanden. "Wenn man die Sendung sieht, lacht man erst mal, aber wenn man dann drüber nachdenkt, merkt man, dass das voll die ernsten Sachen sind", sagte er im ddp-Interview.


    Schauspielerkollege Elyas M'Barek, der den Macho Cem verkörpert, sieht vor allem die Unterhaltung als Hauptziel der Serie. Das Leben der Familie sei nicht unbedingt die Realität, "das soll's ja auch nicht sein, es soll einfach unterhalten", sagt er. Dass die Serie explizit auf das Thema Integration angelegt ist, glaubt er nicht.


    Das muss sie auch nicht, ist der stellvertretende Vorsitzende des RBB-Rundfunkrats, Suart Bakir, überzeugt. Bakir ist noch in der Türkei geboren und begrüßt die Sendung im Vorabendprogramm als Chance, Neugier über die Kultur der Mitmenschen zu wecken. Allerdings ist er überzeugt, dass die öffentlich-rechtlichen Sender noch mehr Anstrengungen unternehmen müssten, um Mitarbeiter mit Migrationshintergrund sowohl vor wie auch hinter der Kamera stärker einzubinden, und zwar unabhängig von der Minderheit, der sie angehören. "Die Privaten sind da voraus", sagt Bakir.


    Die ARD-Intendanten hatten im vergangenen Jahr in Schwerin bekundet, den Anteil von Mitarbeitern mit ausländischem Hintergrund erhöhen zu wollen. Der WDR verwies zugleich auf die Berufung des WDR-Fernsehredakteurs Birand Bingül zum "Tagesthemen"-Kommentator. Dem Sender zufolge bewerben sich auch zunehmend junge Menschen mit Migrationshintergrund um ein Volontariat beim WDR.


    RBB-Rundfunkratsmitglied Bakir glaubt, dass sich mit der Zeit der Anteil an Mitarbeitern mit ausländischen Wurzeln zwangsläufig von selbst erhöhen wird - so wie sich deren Anteil in allen Bereichen der Gesellschaft erhöhen wird. (ddp)


    Quelle: digitalfernsehen.de

  • Berlin - Die ARD-Serie "Türkisch für Anfänger" geht am Dienstag in die zweite Staffel. Lesen Sie ein Interview mit Drehbuchautor Bora Dagtekin über die neuen Folgen und die Wirkung der ersten Reihe bei Türken.


    Herr Dagtekin, wie kommt "Türkisch für Anfänger" bei Türken an?


    Dagtekin: Es gibt relativ viele Reaktionen, und zwar von Türken aus Deutschland als auch aus der Türkei, wo die Sendung ebenfalls ausgestrahlt wird. Für die dortigen Zuschauer ist sie womöglich sogar interessanter, weil sie zeigt, dass die Integration in Deutschland fortgeschritten ist. Es geht in der Serie ja nicht mehr darum, die Türken als Randgruppe darzustellen, sondern als Familie, in der Integration schon stattgefunden hat und deutsche wie türkische Zuschauer anspricht. Ich wollte auch nicht mehr den dritten Döhnerbuden-Verkäufer ins Fernsehen bringen, sondern Geschichten von Türken erzählen, die hier angekommen sind, die zu Deutschland gehören wie Ärzte, Anwälte, Verkäufer. In der Politik, in den Medien, in den Wissenschaften - man glaubt gar nicht, wer da alles türkische Wurzeln hat.


    Warum haben Sie sich für die leichte Varianten der Thematik entschieden?


    Dagtekin: Es gibt eine ganze Reihe von Kinomachern, die das Thema aus einer anderen Sicht behandeln, Fatih Akin zum Beispiel. Für den Vorabend haben wir eine Form gewählt, in der die Konflikte nicht so hoch gehängt werden. Das geht auch in 25 Minuten nicht anders. Harte Konflikte sind eher Kinostoff oder etwas für einen 90-Minuten-Film.


    Kritiker halten der Sendung vor, sie festige Klischees, anstatt sie zu überwinden. Können Sie solche Einwände nachvollziehen?


    Dagtekin: Nein. Die Familienserie ist per se eine Form der Unterhaltung, die nur eine leichte Betrachtung von Konflikten erlaubt. Serien wie "Six Feet Under" laufen spät am Abend, am Vorabend kann man so etwas nicht etablieren. Aber auch bei uns wird gestritten und Themen wie Rechtsradikalismus oder Probleme mit dem Glauben angesprochen.


    Was ändert sich bei den neuen Folgen?


    Dagtekin: In der zweiten Staffel sind wir ein wenig von der Sitcom-Dramaturgie abgekommen. Es gibt viele Cliff-Hanger, die die Spannung auf die nächste Folge erhöhen. Insgesamt ist die zweite Staffel ein bisschen mehr Drama, als die ersten. (ddp)


    Quelle: digitalfernsehen.de