Zeit des Umbruchs für öffentlich-rechtliches Fernsehen

  • Mainz - Lange Zeit war das bewegte Bild eine Domäne des Fernsehens. Heute steht das Handy-TV in den Startlöchern, flimmern Bilder auf Nachrichtenportalen von Zeitungshäusern im Internet.


    Hat das klassische Fernsehen in diesem Umfeld überhaupt noch eine Chance, wahr genommen zu werden? Oder können die geänderten Rahmenbedingungen gar zu einer Renaissance des Fernsehens führen?


    "Wir sind mittendrin in einem Transformationsprozess", sagte ZDF-Intendant Markus Schächter am Dienstag in Mainz. Zusammen mit seinem Kollegen vom Saarländischen Rundfunk, dem derzeitigen ARD-Vorsitzenden Fritz Raff, debattierte er auf einer Podiumsdiskussion mit den Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, Kurt Beck (SPD) und Günther Oettinger (CDU), über den "Öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der digitalen Welt".

    Angst mache ihm dieser Prozess nicht, fügte Schächter hinzu. Vielmehr biete die Digitalisierung eine Chance, die jüngeren Zuschauer zu finden, die mit dem klassischen Fernsehen nicht mehr erreicht werden. Von Seiten der Politik bekam Schächter Unterstützung zugesichert. Es müsse alles getan werden, damit die
    öffentlich-rechtlichen Anstalten "nicht bei Seite geschoben werden", sagte Oettinger.


    Doch bisher fehlte es den Sendern vor allem an den finanziellen Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer Online-Aktivitäten. Denn ARD und ZDF werden durch den achten Rundfunkänderungsstaatsvertrag dazu verpflichtet, nicht mehr als 0,75 Prozent ihres Gesamtbudgets für Online-Aktivitäten zu verwenden. Doch diese Beschränkung könnte bald fallen, wenn es nach dem Willen der an der Diskussion beteiligten Ministerpräsidenten geht. Oettinger forderte, künftig sollten "die
    Anstalten selbst entscheiden, wohin sie investieren". Auch Beck sieht die Abschaffung der 0,75-Prozent-Deckelung als notwendig an. Darüber gebe es "offensichtlich einen politischen Konsens".


    Die Intendanten dürfte das freuen. Denn das zusätzliche Geld können ARD und ZDF nach eigenen Angaben gut gebrauchen. Das ZDF möchte ab der zweiten Jahreshälfte 50 Prozent seines Programms im Internet zur Verfügung stellen. Eine Woche soll es dort kostenlos abrufbar sein. Auch die ARD plant nach den Worten Raffs für den Herbst Video-on-demand-Angebote im Netz.


    Quelle: digitalfernsehen.de