Coole Silberpfeile feiern Doppelsieg in Malaysia

  • 08. April 2007 - 10:39 Uhr

    Dank eines Traumstarts gewann Fernando Alonso die Hitzeschlacht von Malaysia vor Hamilton und Räikkönen - Heidfeld Vierter, Rosberg nach starker Leistung out


    (Motorsport-Total.com) - Der heißeste Grand Prix des Jahres war mit maximal 34 Grad Außentemperatur und 59 Prozent Luftfeuchtigkeit nicht ganz so heiß wie von vielen Fahrern befürchtet, doch was den recht zahlreich erschienenen Fans auf den Tribünen an Rennaction geboten wurde, war dafür umso feuriger. Und auch mit dem Resultat war nicht unbedingt zu rechnen.


    Schlussendlich sicherte sich nach 56 anspruchsvollen Runden Fernando Alonso seinen ersten Sieg für McLaren-Mercedes - und das ausgerechnet vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton, der auch nach mehr als anderthalb Stunden noch einen extrem fitten Eindruck machte. Die Ferraris, bisher an diesem Wochenende das Maß aller Dinge, mussten hingegen mit den Positionen drei und fünf einen unerwarteten Rückschlag hinnehmen.

    Vorentscheidung fiel bereits am Start


    Die Vorentscheidung fiel bereits am Start, als Alonso vom zweiten Platz hervorragend wegkam, innen später als Polesetter Felipe Massa (Ferrari) bremste und damit in Führung ging. Hamilton büßte von der Linie weg zunächst einige Meter ein, zeigte dann aber wie schon in Australien seine Abgebrühtheit und überrumpelte zunächst Kimi Räikkönen (Ferrari) und dann auch noch Massa - und zwar außen in der schwierigen Schneckenkurve!


    McLaren-Mercedes nutzte somit die einzig realistische Chance, die an und für sich schnelleren Ferraris auszustechen, weil Hamilton seinen zweiten Platz in den ersten Runden so leidenschaftlich verteidigte, dass sich Alonso vorne rasch absetzen konnte. Der amtierende Doppelweltmeister geriet nie wirklich in Gefahr, hatte schon nach sieben Runden sieben Sekunden Vorsprung und musste im weiteren Verlauf des Rennens nur souverän sein Programm abspulen.


    Was Hamilton dahinter abzog, war jedoch wieder einmal vom Feinsten: Nach dem Supermanöver am Start hielt er sich Massa sensationell vom Leib - trotz des überragenden Ferrari-Topspeeds. In der vierten Runde war Massa am GP2-Champion sogar schon einmal vorbei, doch Hamilton zog in der engen Rechtskurve im Mittelsektor clever nach innen, während sein Gegner nach außen driftete, und setzte somit einen erstklassigen Konter in die Tat um.

    Hamilton mit der Klasse eines Weltmeisters


    Nur zwei Runden später probierte es der immer ungeduldiger werdende Massa an gleicher Stelle noch einmal, doch Hamilton blieb wieder cool, bremste auf der allerletzten Rille - und verleitete den Ferrari-Piloten zu einem Fahrfehler. Massa rutschte in die Botanik, verlor zwei Positionen gegen Räikkönen und Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), während Hamilton eiskalt auf der Ideallinie blieb und wieder Rang zwei einnahm.


    Damit war das anfängliche Ferrari-Feuerwerk auch schon erschöpft, denn Massa konnte Heidfeld in der Folge nicht mehr wirklich unter Druck setzen, während Räikkönen auch nur im Windschatten mitfahren, aber nicht attackieren konnte. Die vorderen Positionen waren von da an eigentlich bezogen, auch die Boxenstopps brachten keine Verschiebungen mehr - wobei zu erwähnen ist, dass Ferrari im ersten Stint kaum länger draußen bleiben konnte als der Rest.


    Am hinteren Ende des Feldes musste sich Adrian Sutil (Spyker-Ferrari) nach einer Berührung mit einem Honda-Piloten leider schon in der ersten Runde aus dem Rennen verabschieden, während Ralf Schumacher (Toyota) einige Positionen verlor und auf Rang 13 abrutschte. Heidfeld und Nico Rosberg (Williams-Toyota) fielen hingegen nicht zurück und fuhren einen starken Grand Prix ohne den geringsten Fehler.

    Wurz mit sagenhaften Überholmanövern


    Einer der Racer des Nachmittags war zumindest bis zum zweiten Boxenstopp Alexander Wurz, denn der Williams-Toyota-Pilot arbeitete sich mit zahlreichen Überholmanövern bis auf Rang neun nach vorne - an WM-Punkten schrammte er am Ende um 17,9 Sekunden vorbei. Die Szene des Tages besorgte ebenfalls der 33-Jährige, als er in der 13. Runde außen an David Coulthard (Red-Bull-Renault) vorbeiging, der allerdings zu jenem Zeitpunkt ein schweres Auto hatte.


    Vor seinem letzten Stopp sah es schon so aus, als würde Wurz sogar noch in die Punkte vorstoßen können, doch mit den harten Reifen - praktisch das gesamte Feld wählte für die ersten beiden Stints weiche und erst dann harte Bridgestones - verlor er deutlich an Konkurrenzfähigkeit. Immerhin konnte er sich in der Schlussphase Mark Webber (Red-Bull-Renault) vom Leib halten, der ihn mit weichen Pneus phasenweise arg unter Druck setzte.

    Starke Leistung von Rosberg unbelohnt


    Teamkollege Rosberg, der über weite Strecken hinter den vier Topautos die schnellsten Rundenzeiten fuhr, war zu jenem Zeitpunkt bereits ausgeschieden, musste seinen FW29 mit zu wenig Hydraulikdruck neben der Strecke abstellen. Dies ist insofern besonders bitter, als er ansonsten für Platz sechs drei weitere WM-Punkte mitgenommen hätte. So rutschte sein GP2-Konkurrent von 2005, Heikki Kovalainen (Renault), erstmals in die Top 8.


    Vorne fuhr Alonso seinen Sieg ungefährdet nach Hause, Hamilton wurde 0,7 Sekunden vor Räikkönen Zweiter, obwohl er am Ende nichts mehr riskierte und seine zehn Sekunden Guthaben auf ein Minimum zusammenschrumpfen ließ. Heidfeld verteidigte Platz vier mit einigen starken Runden in der Schlussphase vor Massa, während die beiden Italiener Giancarlo Fisichella (Renault) und Jarno Trulli (Toyota) mit fehlerfreien Leistungen Sechster und Siebenter wurden.

    Farbloser Schumacher nicht in den Top 10


    Schumacher rollte schlussendlich überrundet als 15. über die Ziellinie, verlor wertvolle Sekunden, als er gegen Rennmitte zwischen den auch heute wieder viel zu langsamen Hondas feststeckte. Ähnliches Pech hatte Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team), in der Anfangsphase noch Sechster, der Handlingprobleme hatte, mit einem frühen Boxenstopp weit zurückfiel und nach einem Dreher nur 18. und Letzter wurde.


    Neben den beiden deutschen Ausfällen von Rosberg und Sutil sahen nur zwei weitere Piloten die Zielflagge nicht, nämlich Coulthard, der sich aufgrund von Bremsproblemen unwohl fühlte und sicherheitshalber aussteigen musste, und Christijan Albers (Spyker-Ferrari). Letzterer hatte Getriebeprobleme, die zu einer Überhitzung führten, was wiederum die Boxengasse seines Teams ordentlich verqualmte.


    Was das heutige Rennen für den weiteren Verlauf der Weltmeisterschaft bedeutet, ist noch unklar, allerdings scheint McLaren-Mercedes - für die Silberpfeile war es übrigens der erste Doppelsieg seit dem WM-Finale 2005 in Brasilien, als Juan Pablo Montoya vor Räikkönen gewann - tatsächlich auf Ferrari aufgeholt zu haben. Räikkönen/Massa konnten ihr Potenzial allerdings nicht wie erwartet entfalten, gelten also weiterhin als das Maß aller Dinge.

    Alonso an der Spitze des WM-Klassements


    Alonso übernahm mit seinem ersten Sieg für das neue Team gleichzeitig die WM-Führung, hat jetzt 18 Punkte gegen 16 von Räikkönen, 14 von Hamilton und zehn von Heidfeld. Massa hat sieben Zähler. Auch bei den Konstrukteuren liegt McLaren-Mercedes nach zwei von 17 Rennen an der Spitze, 32 Punkte stehen derzeit für die Mannen von Ron Dennis und Norbert Haug zu Buche. Ferrari hält bei 23, das BMW Sauber F1 Team bei zehn.


    Weltmeisterlich war aber aus Alonso-Sicht nicht nur das Resultat, sondern auch das Bewältigen der einzigen Krisensituation im Rennen: Als beim ersten Boxenstopp der Funk nicht funktionierte, war er auf die Signaltafeln seiner Crew angewiesen - und auf Kommunikation mit Händen und Füßen. Toter Funk scheint 2007 ohnehin ein gutes Omen zu sein, denn Auftaktsieger Räikkönen hatte vor drei Wochen in Australien ähnliche Probleme...