Hamilton: "Wann es passieren wird, weiß ich nicht"

  • 25. Mai 2007 - 17:28 Uhr

    Interview: Warum Lewis Hamilton wegen Diamanten gerade in Monaco gewinnen möchte und was er von Michael Schumachers Rekorden hält


    (Motorsport-Total.com) - Er ist der Shooting-Star der Formel 1: Lewis Hamilton führt nach vier Rennen völlig überraschend die Weltmeisterschaft an und gilt in Monaco nach seinen atemberaubenden Vorstellungen in den Trainings am Donnerstag - trotz des Unfalls in der Sainte Devote - als Geheimfavorit. Darüber und über vieles mehr sprach er am Rande eines Medientermins für McLaren-Mercedes-Sponsor Steinmetz, der einen Sieg des 22-Jährigen übrigens mit Diamanten feiern würde...


    Frage: "Lewis, kam es überraschend für dich, zu erfahren, dass du hier in Monaco einen mit Diamanten besetzten Helm fahren wirst?"
    Lewis Hamilton: "In all den Jahren habe ich schon viele McLaren-Fahrer mit Steinmetz-Diamanten auf ihren Helmen fahren gesehen. Ich bin schon ganz aufgeregt, meinen ersten Monaco-Grand-Prix zu bestreiten, und mit Diamanten auf dem Helm ist es ein ganz besonderes Gefühl!"

    Hamilton wünscht sich ein Auto aus Diamanten


    Frage: "Deine Trophäensammlung ist schon recht ordentlich. Ist dir bewusst, dass du ein von Diamanten überzogenes Auto von Steinmetz bekommen würdest, falls du hier gewinnen solltest?"
    Hamilton: "Ja. Das wäre eine großartige Anerkennung und eine erstaunliche Bereicherung für meine Trophäensammlung. Die neuen Pokale sind ziemlich schön, aber das Diamantenauto von Steinmetz wäre der Hammer!"


    Frage: "In Monaco gehören Glitter und Glamour einfach dazu. Wie wirst du die Aktivitäten abseits der Strecke in diesem Jahr genießen?"
    Hamilton: "Wenn du als Rennfahrer nach Monaco kommst, hast du eigentlich keine Zeit für die Dinge, die sich neben der Rennstrecke abspielen. Monaco ist die mental anspruchsvollste Strecke der Welt - und weil es ein Stadtkurs ist, hat man keinen Platz für Fehler. Ich werde früh ins Bett gehen, die Abende mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen und sicherstellen, dass ich so erholt wie möglich bin."


    Frage: "Erfolg und Ruhm sind für dich sehr schnell gekommen. Wie gehst du damit um und wie trennst du Privat- und Geschäftsleben?"
    Hamilton: "Es ist eine gewaltige Herausforderung, ein Formel-1-Auto zu fahren. Es ist aber auch schwierig, mein Formel-1-Leben von meinem anderen Leben zu trennen. Im Moment versuche ich einfach, alles so zu machen wie in der Vergangenheit auch. Ich will entspannt bleiben, viel Zeit mit Familie und Freunden verbringen und mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Im Moment gelingt mir das ganz gut, aber es wird immer schwieriger. Je erfolgreicher man wird, desto schwieriger wird es. Aber solange ich meine Familie bei mir habe, ist es okay."


    Frage: "Dein Alter und deine Leistungen sprechen für dich. Nimmst du schon die Rekorde von Michael Schumacher ins Visier?"
    Hamilton: "Nein. Es ist wichtig, nicht zu weit nach vorne zu schauen, sondern alles Schritt für Schritt zu nehmen. Ich bin gerade erst in die Formel 1 zu kommen - und da will ich erst einmal bleiben. Im Moment läuft es gut und ich weiß, dass ich Großes erreichen kann, wenn ich diese Form halte und so weitermache. Michael hat Großes erreicht, er ist phänomenal. Ich glaube nicht, dass viele andere Fahrer seine Erfolge hätten erreichen können, daher erwarte auch ich nicht, dass ich das schaffen werde, aber irgendwann muss es schon mein Ziel werden."

    McLaren war immer schon Hamiltons Traum


    Frage: "Wie alt warst du, als dir bewusst wurde, dass du Interesse am Motorsport hast? Und gab es irgendeinen Formel-1-Fahrer, der dir als Vorbild diente?"
    Hamilton: "Ich begann mit dem Formel-1-Schauen, als ich fünf oder sechs Jahre alt war. Ich verbrachte die Wochenenden mit meinem Dad in seinem Haus, da haben wir uns immer die Grands Prix angeschaut. Die zwei roten und weißen McLarens waren die besten Autos, sie sahen am attraktivsten aus und hatten die besten Fahrer - Alain Prost und Ayrton Senna. Mir war Ayrton immer lieber, denn er war ein phänomenaler Fahrer und es ist schade, dass er so früh von uns gehen musste. Ich bedaure, dass ich ihn nie getroffen habe. 1995, als ich Kartmeister wurde, traf ich bei einer Gala alle berühmten Formel-1-Fahrer, aber für Ayrton war es da schon zu spät."


    Frage: "Hast du Alain Prost getroffen?"
    Hamilton: "Ich denke, ich habe schon fast alle früheren Formel-1-Fahrer einmal getroffen, zumindest die der letzten zehn oder 15 Jahre. Da hatte ich großes Glück, was das angeht."


    Frage: "Sicher wünschst du dir den ersten Sieg, Jackie Stewart hat dafür acht Rennen gebraucht. Monaco ist eine Lotterie, die Startaufstellung ist sehr entscheidend. Legst du es hier auf den Sieg an oder kannst du noch geduldig warten?"
    Hamilton: "Man muss sich zügeln. Man kann nicht kommen und gleich gewinnen. Man muss es Schritt für Schritt angehen. Ich befinde mich auf einer steilen Lernkurve. Ich hatte das Glück, bei allen vier Rennen auf dem Podium zu stehen, und daran werde ich weiter arbeiten. Ich war schon Zweiter und Dritter, jetzt muss dann ein Sieg kommen. Wann es passieren wird, weiß ich aber nicht. Ich denke, Monaco ist eines meiner besten Rennen. Ich habe hier eine sehr gute Statistik und sehe keinen Grund, warum ich die Ferraris nicht schlagen sollte. Unterm Strich geht es aber darum, Punkte zu sammeln. Wenn ich nicht gewinnen kann, dann werde ich versuchen, so viele Punkte wie möglich zu sammeln."


    Frage: "Es gibt in diesem Jahr vier Fahrer, die Weltmeister werden können. Wie schätzt du deine Konkurrenten ein?"
    Hamilton: "Wie gesagt, es gibt viele starke Fahrer in der Formel 1. Im Moment ist Ferrari vielleicht im Vorteil. Ich denke, wir haben großartige Arbeit geleistet, den Rückstand auf sie zu verkürzen, und BMW arbeitet auch sehr hart. Ich würde daher sogar sagen, dass es sechs Fahrer im Titelrennen gibt, aber vier haben die besten Chancen. Wenn wir hier nicht ausscheiden, dann sollten wir unsere Führung in beiden Meisterschaften verteidigen können."