Spuren Der AnschlÄge Vom 11. September 2001 FÜhren Ins Ruhrgebiet

  • Anschläge in Duisburg geplant?


    Von Wolfgang Buschfort


    Sechs Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gibt es zahlreiche Erkenntnisse darüber, dass Islamisten in Nordrhein-Westfalen vor den Attentaten von den Plänen wussten und dass die Todesflüge vom Ruhrgebiet aus mit organisiert wurden.


    Kind belauschte Terrorpläne


    Schlüsselfigur ist ein kleiner fünfjähriger, arabischstämmiger Junge, der am Sonntag (09.09.01), zwei Tage vor den Anschlägen, eine Koranschule im Ruhrgebiet besuchte. Der Junge, wir haben ihn Mustafa genannt, hörte im benachbarten Moscheeraum Männer über ein Flugzeug sprechen, das in ein Haus fliegen werde. Dabei werde es viele Tote geben. Er vertraute sein Wissen am 10. September seiner Kindergärtnerin an. Diese tat die Erzählung als Kinderfantasie ab, alarmierte aber die Polizei, als der Schrecken am nächsten Tag wahr wurde.


    Islamistische Kontakte des Vaters


    Die Polizei forschte anschließend im Umfeld des Jungen und seines Vaters. Was zuerst wie eine Verschwörungstheorie klang, erwies sich im Rahmen der Ermittlungen als plausibel. Denn gleich drei Visitenkarten des Vaters fanden sich in den verlassenen Wohnungen der Attentäter um Mohammed Atta. Denn die Moschee gilt als Treffpunkt radikaler Islamisten. Auch der inzwischen vom Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilte Terrorist Abu Dhees ging hier ein und aus. Wen der Junge zufällig belauscht hat, wissen die Sicherheitskräfte inzwischen zum Teil. Ein interner Bericht geht davon aus, dass der Junge tatsächlich Mitwisser belauscht hat.


    Ermittlungspanne?


    Nach Informationen, die der WDR aus Sicherheitskreisen erhielt, wurde die Kindergärtnerin, die auch Vorgesetzte als absolut glaubwürdig schildern, erst ein Jahr nach den Ereignissen vom Bundeskriminalamt vernommen, der Vater erst 2005. Zu diesem Zeitpunkt waren die Spuren, wenn es welche gab, längst verwischt.


    Vorbereitung in Duisburg


    Die US-Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass ein mauretanischer Student in Duisburg die Attentate maßgeblich vorbereitet hat. Mohamedou Ould Slahi, ein mittelloser Elektronikstudent , gründete 1998 mit 50.000 Mark Startkapital in Essen eine Tarnfirma, die den Zweck hatte, Al-Kaida-Gelder an die Flugzeugentführer zu transferieren und den E-Mail-Verkehr der Terroristen abhörsicher zu gewährleisten. Im Herbst 1999 warb er in seiner Wohnung in Duisburg mindestens zwei der Flugzeugentführer an.


    Ould Slahi im Visier der Ermittler


    Ould Slahi gilt als eine Schlüsselfigur der Al Kaida. An den Attentaten 1998 auf zwei US-Botschaften in Ostafrika soll er logistisch beteiligt gewesen sein. 1999 planten arabische Terroristen einen Anschlag auf den Flughafen von Los Angeles. Der Sprengstoff wurde auf einer Fähre an der kanadischen Grenze entdeckt. Auch diesen Anschlag soll Ould Slahi mitgeplant haben. Schon vor dem 11. September 2001 geriet er in das Visier der Ermittler. Im Sommer 2001 ging er zurück nach Mauretanien.


    Duisburger Student seit sechs Jahren auf Guantanamo


    Die mauretanische Polizei nahm den Duisburger Studenten fest, er wurde an die USA ausgeliefert. Seit Dezember 2001 sitzt er als Häftling Nummer 760 auf Guantanamo. Der WDR erfuhr aus Geheimdienstkreisen, dass Ould Slahi die ihm vorgeworfenen Taten weitgehend gestanden hat. Als Dank genießt er bessere Haftbedingungen. So darf sein Bruder, der immer noch in Duisburg wohnt, ihm einmal im Monat schreiben.


    Quelle: wdr2.de