TV-Tradition wie "Ohnsorg" und "Tagesschau": 50 Jahre "Schaubude"

  • Hamburg - Mitten in einem Hamburger Autosalon schlägt am 7. Dezember 1957 die Geburtsstunde für einen Dauerbrenner im deutschen Fernsehen.


    "Hier ist die Aktuelle Schaubude. Wir melden uns live aus dem gläsernen Studio in der Dammtorstraße...", sagt Moderator Werner Baecker. Noch kann er nicht ahnen, dass er den Beginn einer Kultsendung verkündet. Doch schnell wird die Sendung ein Publikumsmagnet – auch auf der Straße. Immer sonnabends werden die Autos herausgefahren, ziehen die Fernsehpioniere mit ihren Kameras und Scheinwerfern ein und drängen sich Menschentrauben vor den großen Schaufenstern. Die "Schaubude" wird zur Institution und hat noch heute ihr - wenn auch erheblich kleineres – Publikum.


    Mit einer Gala-Ausgabe feiert das NDR Fernsehen an diesem Freitag (20.15 Uhr) in Hamburg das Jubiläum. Prominente Gratulanten wollen dem Geburtstagskind des Norddeutschen Rundfunks (NDR) ihre Aufwartung machen, darunter TV-Moderator Dieter Thomas Heck, die Show-Zwillinge Alice & Ellen Kessler sowie die Ex-Tagesschau-Sprecher Dagmar Berghoff, Wilhelm Wieben und Jo Brauner.


    Dass viele Musiker wie James Last, Roger Cicero, Helmut Lotti, die Flippers, die Erste Allgemeine Verunsicherung oder die Puhdys zu Gast sein werden, liegt auf der Hand. "Viele Karrieren haben in der 'Schaubude' ihren Anfang genommen, mindestens einen Auftritt hatte nahezu jeder prominente Künstler hier", sagt Moderatorin Madeleine Wehle.


    Wehle steht seit 2002 für die "Schaubude" vor der Kamera, inzwischen mit ihrem Kollegen Ludger Abeln, anfangs mit TV-Legende Carlo von Tiedemann. Mehr als 40 Moderatoren haben die Sendung, die immer freitags (21.15 Uhr) zu sehen ist, bislang präsentiert. Bekannte TV-Größen wie Alida Gundlach, Carlheinz Hollmann, Ramona Leiß oder selbst Regisseur Jürgen Roland gehörten zu den Gastgebern, vor allem aber von Tiedemann wurde zum Gesicht der Sendung.


    18 Jahre lang (1974 – 1984, 1989 – 1990, 1997 – 2004) war er mit schnodderigen Sprüchen ihr "Zugpferd" – "ein Urgestein, das jeder kennt", sagt Wehle, die schon als Kind Schaubuden-Zuschauerin war und ihre Vorgänger um Gäste wie Romy Schneider beneidet. Stars hatten schon immer einen Stammplatz in der nach dem amerikanischen Vorbild "Today's Show" aus einem New Yorker Motorshop gestalteten Sendung. "Wir hatten sie alle", verweist Wehle auf die lange und prominente Gästeliste. Ob Sophia Loren oder Freddy Quinn, Hildegard Knef oder Mick Jagger – kaum jemand verzichtete beim Besuch in der Hansestadt auf einen Abstecher in die Show, die 1967 vom Autosalon ins TV-Studio beim NDR in Hamburg-Lokstedt gezogen war. "Es klingt doch heute fast unglaublich, dass 1964 Udo Jürgens – damals noch unbekannt – mit einem Tonband in die 'Schaubude' kam und fragte, ob er es vorspielen darf", erzählt Wehle.


    "Die Aktuelle Schaubude ist die Sendung, in der James Bond-Darsteller Sean Connery zum ersten Mal sein Toupet abnahm, Sir Peter Ustinov ein Kamel nachahmte und Prinz Frederic von Anhalt eine aufblasbare Gummipuppe vorführte", erinnert die Internetseite der Sendung an einige Highlights. Musik und Gespräche, Unterhaltung und Information – diesem Konzept ist die Redaktion bis heute treu geblieben. Die Zeiten, in denen die "Schaubude" ein Straßenfeger wie "Ohnsorg" oder "Tagesschau" war, sind jedoch längst Vergangenheit. Mitte der 80er Jahre wanderte sie vom Ersten ins Dritte. "Zwischenzeitlich gab es den Versuch, die Sendung journalistischer zu gestalten", erklärt Wehle. "Doch wir haben uns auf das bewährte Konzept besonnen: Wir wollen die Zuschauer unterhalten." (dpa)


    Quelle: digitalfernsehen.de