Zum 100. Todestag von Wilhelm Busch
Anja Koch
Seine Geschichten von den Lausbuben Max und Moritz oder der frommen Helene sind weltweit bekannt, seine Verse haben sich in unsere Alltagssprache eingeschlichen, aber eigentlich wollte Wilhelm Busch Maler werden. Heute jährt sich sein Todestag zum 100. Mal.
Maler zu werden – das war der Kindheitstraum von Wilhelm Busch. Doch daraus sollte erst mal nichts werden: Gemäß dem Wunsch des Vaters trat der 1832 in Wiedensaahl bei Hannover geborene Wilhelm eine Ausbildung zum Maschinenbauer an und brach sie ab. Er schrieb sich in der Düsseldorfer Kunstakademie ein und wurde auch dort nicht glücklich: Die nüchtern akademische Atmosphäre enttäuschte ihn. Es ging nach Antwerpen, danach nach München – es hat eine Weile gedauert, ehe Wilhelm Busch seinen Weg fand. Und obwohl er seiner Leidenschaft, dem Zeichnen, nachging und mehrere Tausend Zeichnungen, Landschaftsbilder und Ölgemälde hinterließ, ließ er zu seinen Lebzeiten nie ein Bild von ihm ausstellen. In seiner Autobiografie von 1893 begründete er das mit seiner Bewunderung für die alten Meister: "Die großen Maler haben mich zu sehr geduckt, als dass ich's je recht gewagt hätte, mein Brot mit Malen zu verdienen wie manch anderer auch."
Das Geld kassierten andere
Dass Busch heute vor allem als Geschichtenschreiber bekannt ist, ist eher einem Zufall zu verdanken: In München entdeckte ihn der Verleger Kaspar Braun als Zeichner für die humoristische Wochenschrift "Fliegende Blätter" und den "Münchner Bilderbogen" – Blätter, die heute als Vorläufer der Comics gelten. 1865, Busch war 32 Jahre alt, schrieb und zeichnete er die Geschichten von den Lausbuben Max und Moritz. Die sind mittlerweile legendär – und in mehr als 200 Sprachen übersetzt. Dabei schrieb Busch die Geschichten anfangs nur, um den "drängenden Ernährungstrieb" zu finanzieren. Dass Max und Moritz die Welt erobern würden, ahnte Busch damals offensichtlich nicht: Für nur 1000 Gulden überließ er seinem Verleger alle Rechte an der Geschichte.
Keine Superhelden
Der Ruhm aber galt ihm und allen Erzählungen, die folgten: "Die fromme Helene", "Der Affe Fips" oder "Hans Huckebein". Dabei schuf Busch keine Supermänner, sondern Anti-Helden. Mit denen nimmt es meist ein schlimmes Ende: Max und Moritz werden "fein geschroten und in Stücken" von Gänsen gefressen, die fromme Helene geht im Suff in Flammen auf. Das Gute siegt, aber der Leser fiebert meist mit den Bösewichtern mit, weil die Guten blass und langweilig wirken. Mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt Busch seine Geschichten, aber dieser Zeigerfinger kommt daher mit einer ordentlichen Portion Ironie und Boshaftigkeit, mit der Wilhelm Busch die Schwächen und die Verlogenheit der Menschen zu Papier bringt: "Denn der Mensch als Kreatur hat von Rücksicht keine Spur", heißt es in "Julchen", Buschs humoristischer Beschreibung des Kinds, das zu schnell zur umschwärmten Frau wird.
"Für die Gesellschaft nicht genugsam dressiert"
Privat lief es für Busch wohl nicht immer so gut: Der Schriftsteller und Zeichner heiratete nie und blieb kinderlos. Dass er aufbrausend und unhöflich sein konnte, wird ihm nachgesagt, über sich selbst schrieb Busch, er sei ein Sonderling: "Für die Gesellschaft nicht genugsam dressiert, um ihre Freuden geziemend zu würdigen und behaglich genießen zu können." Einen großen Teil seiner Kindheit hatte er bei seinem Onkel, einem Pastor in Ebergötzen nahe Göttingen, verbracht. Als er 40 Jahre alt ist, zieht er zurück in die Heimat nach Wiedensahl, in das Haus seiner Schwester.
Ausstellungen erst nach seinem Tod
Der Künstler unternahm viele Reisen, unter anderem nach Italien und in die Niederlande. Dort suchte er aber selten den Kontakt zu anderen Menschen. Busch soll ein scheuer Mensch gewesen sein. Er zog sich zurück, schrieb seltener und siedelte zusammen mit seiner Schwester nach Mechtshausen am Harz um. Dort starb er 1908, im Alter von 75 Jahren, an Herzversagen. Im selben Jahr wurden zum ersten Mal Bilder von ihm ausgestellt. Selbst die eigene Biografie, so scheint es, folgte einem seiner Zitate: "Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später."
Quelle: ard.de
---------------------------------
Schade, hätte er sich vorher schon getraut was zu veröffentlichen hätte er sicher noch mehr tolle Geschichten schreiben können.